Casa et Taberna Petronia

  • Arria blickte ihn lange an, ehe sie sich erhob.


    "Ich würde gerne so glücklich werden, wie du es mit Mutter warst. Aber das scheint mir verwehrt zu bleiben. Ich werde mit Imperiosus rede und mich danach entscheiden", antwortete sie. Sie versteifte sich viel zu sehr auf den jungen Mann, aber er war eben ZU nett und lieb zu ihr.

  • Varus schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Sobald das Thema auf Liebe kam, redete Arria von einem einzigen Mann.
    "Arria", sagte er resignierend.
    "Es gibt tausende junge Männer. Und ich bin mir sicher, dass auch für dich einer dabei ist. Schön, du hast dich in diesen Imperiosus verliebt. Aber wenn er vergeben ist, hilft dir das nicht weiter. Aber rede ruhig mit ihm. Vielleicht wird dann einiges klarer."

  • "Die sind aber wohl auch alle vergeben... Oder ich lerne sie nie kennen", antwortete sie trotzig und ging ein wenig zur Seite. "Ich lasse dich jetzt damit in Ruhe, Vater. Verzeih, dass ich immer wieder damit anfange."

  • Arria nickte und ging kurz zu ihm, gab ihm einen Kuss auf die Wange.


    "Schlaf gut, Vater", meinte sie ruhig und lächelte ihn an, dann begab sie sich in ihr Cubiculum.


    Dort entkleidete sie sich und begab sich erst einmal ins Balneum, wo sie sich in einen bereits hergerichteten Bottich begab und im warmen Wasser entspannte. Ihre Gedanken wanderten zurück zum Strand und in die Wohnung Imperiosus. Warum hatte sie ihn nicht früher kennen gelernt? Dann hätte sie wohl eine Chance gehabt, ihn für sich zu gewinnen, aber so? Es war wohl wirklich nicht das richtige für sie, einen Mann zu suchen. Vielleicht sollte sie auch den Frauen glauben, die sie in der Therme kennengelernt hatte und aufhören, sich nach einem Mann umzusehen - aber das hatte sie ja überhaupt nicht! Imperiosus hatte doch sie angesprochen! Warum war er zum Strand gekommen? Warum hatte er sie nicht abgewiesen, wenn er doch eine andere hatte? Wollte er sie etwa doch nur ins Bett bekommen? Wollte nur mit ihr schlafen um dann eine andere zu ehelichen? Ihr Vater hatte wohl recht und sie sollte sich von ihm fern halten...


    Das Wasser wurde langsam kalt und so stieg Arria wieder hinaus und trocknete sich ab, ehe sie das Tuch um ihren Körper schlang und sich in ihr Cubiculum begab, wo sie sich ihr Nachtgewand anzog. Sie legte sich aufs Bett und starrte auf die Decke. Der Schlaf wollte sich einfach nicht einstellen, zu viele verwirrende Gedanken waren in ihrem Kopf.

  • ...ging Varus aufgebracht in der Casa umher. Er machte sich schreckliche Sorgen. Arria war zwei Tage hintereinander nicht nach Hause gekommen. Varus war schon drauf und dran, nach Ostia zu reisen und sie zu suchen. Und wenn er sie gefunden hatte, würde er sie übers Knie legen, dachte er grimmig. Nicht einmal eine Nachricht hatte sie ihm geschickt! Da war sicher etwas passiert!!
    Er machte sich große Sorgen, lief nervös in Arrias Cubiculum, fand aber auch dort keine Nachricht. Er gab ihr noch eine Stunde - dann würde er losreiten und sie suchen.

  • Knapp eine Stunde später kam ein Bote und überreichte eine Pergamentrolle, auf die mit Arrias zierlicher Schrift folgendes geschrieben stand:


    Salve, Vater!


    Bitte verzeih, dass ich dir so viele Sorgen bereite, aber sei dir sicher, dass es mir gut geht und ich in Sicherheit bin. Ich bin ein wenig durchnässt und Imperiosus war so lieb, mir etwas zum Anziehen zu geben und mich für die Nacht bei sich aufzunehmen.


    Mein Herz schlägt wie wild, ich möchte schweben.


    Ich freue mich darauf, dich morgen wieder zu sehen, ich muss dir so viel erzählen.


    Vale bene!
    Arria

  • Er hatte sich gerade reisefertig gemacht, als die Nachricht eintraf. Sie beruhigte ihn zwar, was das Wohlbefinden seiner Tochter anging - aber er war trotzdem besorgt. Sie war bei dem Mann, von dem sie ihm erzählt hatte. Aber was tat sie dort? Warum kam sie nicht nach Hause? Nur weil sie durchnässt war? Und wovon überhaupt?
    Varus ergriff das Pergament so fest, dass es zerknitterte. Dann legte er es auf seinen Schreibtisch. Hoffentlich machte Arria nichts Dummes. Er konnte es nur hoffen....

  • Am nächsten Abend kam Arria - wie versprochen - nach Hause. Im Triclinum ließ sie sich auf eine Cline sinken und wartete. Wenn ihr Vater zu Hause war, hatte er ihre Ankunft sicherlich mitbekommen. Zuvor war sie noch im Tempel der Ceres gewesen, sie hatte heute früher Schluss machen können.


    Ihre Finger verkrampften sich im Stoff ihres Gewandes. Sie erwartete ein Donnerwetter - ein RIESIGES Donnerwetter.

  • Ohja, er WAR sauer, sehr sogar. Sie seufzte und starrte auf ihre Hände, bei denen die Knöchel bereits weiß hervor traten.


    "Er... Er hat mir... seine Liebe gestanden", würgte sie hervor.

  • Arria fühlte sich erschlagen. Sie war so klein wie eine Maus, nein, so klein wie eine Ameise, als sie seine Worte vernahm. Und es schien fast, dass sie unter seinen Blicken noch weiter schrumpfte.


    "Wir waren am Strand... ich bin gestolpert und lag im Wasser... Wir hatten die Zeit vergessen", sprach sie weiter. Es stimmte zwar nicht ganz, aber immerhin so gut wie und es rückte Imperiosus nicht in ein allzu schlechtes Licht...

  • "Manchmal", antwortete sie kleinlaut. "Was wäre so schlimm daran?", fragte sie, die Antwort noch offen lassend. Sie war keine Vestalin, warum regte sich ihr Vater so sehr auf? Er hatte doch auch...

  • Arria biss die Zähne zusammen und ließ die wenigen Worte auf sich einhageln. Erst nach einer kurzen Pause antwortete sie, den Blick immer noch auf die Hände gerichtet.


    "Aber ein Mann darf es? Warum darfst du Dinge, die ich nicht darf? Ich bin keine Vestalin, Vater! Ich frage dich noch einmal, was ist so schlimm daran?"

  • "Gut", sagte Varus.
    Dann betrachtete er seine Tochter einen Moment lang. Schließlich setzte er sich neben ihr auf die Kline und streckte den Arm nach ihr aus, um sie seitlich an sich zu drücken. Er seufzte.
    "Sieh mal, Arria. Ich möchte, dass du glücklich wirst. Liebe kann einem die Sicht vernebeln, weißt du? Überstürze nichts. Es haben schon andere Männer von Liebe gesprochen und sie so überzeugend geschauspielert, dass die Frauen es geglaubt haben. Und das nur, um mit ihnen zu schlafen."
    Er war weiß Gott nicht stolz darauf, sich zu diesen Männer zu zählen...

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