Casa et Taberna Petronia

  • "Arria", sagte Varus mit einem Ton, der verdeutlichte, dass er bald die geduld verlieren würde.
    "Du hast hier gesessen und von ihm geschwärmt, noch ehe ich überhaupt von der freien Stelle erfahren habe. Wie hätte ich es sagen können?"

  • Arria nickte und lächelte ihn tapfer an.


    "Ich hoffe, dass wir einen Weg finden. Ich möchte weder ihn noch dich verlieren und auch den Weg der Ceres gehen", antwortete sie ruhig und grinste dann schief. "Ich will zu viel, oder?"

  • Arria blickte ihn nun völlig verwirrt an. Mit seinem Pater Familias? Warum? Er hatte doch die Hochzeit abgelehnt?
    Ihre Stirn legte sich in Falten, während sie ihren Vater ansah.


    "Und warum? Ich meine... du hast die Hochzeit abgelehnt..."

  • Arria schüttelte den Kopf. Sie kam nicht mehr mit.


    "Ich verstehe nichts mehr, Vater. Einerseits stimmst du der Ehe nicht zu und andererseits willst du mit dem Pater Familias der Iulier reden? Ich meine... Imperiosus wird nicht übermäßig lange in Hispania bleiben wollen nach der Sponsalia, er hat ihr viele Aufgaben."

  • "Wenn er dich zur Frau haben will, wird er schon zeigen müssen, was er für Qualitäten hat. Du musst das nicht verstehen, Arria. Imperiosus hat um deine Hand angehalten. Das verlangt nach einem Gespräch mit seinem Pater."

  • "Aber doch nicht, wenn du sowieso ablehnst... Glaubst du nicht, dass du Imperiosus und mir unnötige Hoffnungen machst? Was ist, wenn er dir nicht gut genug ist?", fragte sie weiter. Entweder, ihr Vater würde gleich aus der Haut fahren, oder sie brachte ihn heute sicherlich noch dazu.

  • Varus sah Arria finster an.
    "Davon verstehst du nichts, Arria. Lass mich das regeln. Ich willige nicht in eine Hochzeit zwischen meiner Tochter und einem mir völlig Fremden ein. Das wirst du sicherlich verstehen. Ich kann Imperiosus auch keine Einladung zukommen lassen, wenn dir das lieber ist."

  • Nun, sie würde wohl recht behalten mit ihrer Annahme.


    "Wenn er dir so völlig fremd ist, wie kommt es, dass du mich bei ihm lässt? Ich verstehe, dass du der Heirat nicht einwilligst, Vater, aber deine Worte und dein Ton widersprechen sich in meinen Augen gerade."

  • "Ich will ihn näher kennen lernen. Freut dich das nicht? Wäre es dir lieber gewesen, wenn ich ihn sofort hinausgeworfen hätte? Wenn ich dir nicht erlaubte, die wenigen Tage bis zu deiner Abreise nach Tarraco allein hier zu verbringen? Arria, ich versuche alles, um dir dein Leben lebenswert zu machen. Dafür erwarte ich von dir Loyalität und Verständnis. Ich habe nun einmal keine Frau mehr, die mir mit dir hilft. Ich bin allein und sicherlich mache ich auch Fehler und bin in mancher Hinsicht kein guter Vater. Aber ich erwarte von dir, dass du das respektierst!"
    Varus hatte sich erhoben und war im Raum auf und ab gegangen. Seit Arria mit Männern zu tun hatte, war sie nicht mehr die gleiche. Wäre sie doch zu den Vestalinnen gegangen!

  • Arria erhob sich ebenfalls und straffte sich, ihr Gesicht glich einer Statue.


    "Natürlich, Vater", meinte sie völlig emotionslos und mit gesenktem Blick aber stolzer Haltung. Sicher freute es sie, dass er Imperiosus kennenlernen wollte, aber es war dennoch alles zu verwirrend. Er lehnte sein Werben ab - zumindest vorerst - wollte ihn aber näher kennenlernen. Einerseits hatte er Angst, dass sie schwanger wurde, andererseits war er aber bereit, sie etliche Tage mit ihm allein zu lassen. Und nun machte er ihr Vorwürfe, dass sie ihn nicht respektierte, was so einfach nicht stimmte. Aber wenn er lieber ein braves, gehorsames Töchterlein wollte, das nicht selbst dachte...

  • Arria wandte ihm leicht den Blick zu und musterte ihn kurz.


    "Zu einer Beziehung und dem drumrum gehören immer zwei, Vater, es reicht nicht, wenn du mir vertraust", antwortete sie, ohne wirklich auf seine Frage einzugehen. Sie würde es sicherlich nicht darauf anlegen, schwanger zu werden, egal, was ihr Vater sagte. So weit konnte sogar sie denken, dass es nicht besonders gut wäre, jetzt ein Kind zu bekommen, noch dazu, wo sie nicht verheiratet war.

  • Varus sah Arria an, als hätte sie ihn ins Gesicht geschlagen. Ihre Worte hießen nichts anderes, als dass sie ihm nicht vertraute. Er sah sie noch einen Moment lang betrübt an, dann verschwand er in seinem Officium, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Nun war es an Arria. Er hatte gesagt, was zu sagen war.

  • Arria ließ sich seufzend auf eine Cline fallen. Sie hatte es wohl ein wenig zu weit getrieben, aber ein Wort hatte irgendwie das andere ergeben und so hatte sie sich hinein gesteigert. Es tat ihr leid, aber wenn sie jetzt ihrem Vater folgte, würde sie nur wieder von vorne anfangen, so begab sie sich erst einmal ins Balneum, um sich zu erfrischen. Nach einem ausgiebigen kühlen Bad (ein warmes schien ihr irgendwie nicht angebracht, die Situation war schon aufgeheizt genug) und etlichen Grübeleien lief sie in ihr Zimmer, um sich hübsch zu machen. Bekleidet war sie auf dem Weg dorthin lediglich mit einem Tuch um den Körper.


    In ihrem Zimmer setzte sie sich erst einmal in einen Korbsessel und begann, ihre Haare zu kämmen, was wieder eine halbe Ewigkeit dauerte. Wie sollte sie ihrem Vater gegenüber treten? Sie wollte sich bei ihm entschuldigen, aber ob sie die richtigen Worte dafür fand?


    Als ihre Mähne endlich geordnet war, band sie sie in einem festen Knoten auf dem Hinterkopf zusammen und zog sich etwas frisches an. Noch einmal betrachtete sie sich prüfend im Spiegel, dann trat sie aus dem Zimmer und vor das Officium ihres Vaters. Sie holte tief Luft ehe sie, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, anklopfte.

  • Arria holte noch einmal tief Luft, ehe sie eintrat und die Tür hinter sich schloss. Ihre sonstige Dreistheit oder die Widerspenstigkeit von eben waren wie weggeblasen, sie stand nahe der Tür und wartete auf die Reaktion ihres Vaters.

  • Arria seufzte innerlich. Warum machte er es ihr so schwer? Mit gesenktem Blick und vor sich gefalteten Händen blieb sie dort stehen, wo sie war. In ihrem Kopf ratterte es. Welche Worte sollte sie wählen? Wie konnte sie ihn besänftigen und ihm versichern, dass er ihr vertrauen konnte?


    "Ich...", begann sie und brach wieder ab, biss sich auf die Lippen. "Verzeih mein Verhalten, Vater. Ich bin nur ein kleines, dummes, verliebtes Mädchen. Ich werde dein Handeln nicht mehr in Frage stellen, du weißt sicher, was gut für mich ist. Ich hoffe sehr, dass wir eine Lösung finden und ich bei dir, Imperiosus und Ceres sein kann. Du kannst mir vertrauen Vater, ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um eine Schwangerschaft zu verhindern, aber ich kann dir nicht versprechen, dass es nicht doch passiert."


    Immer noch mit gesenktem Blick und leicht zitternd stand sie da und wartete ab. Sie biss die Zähne zusammen und schluckte, um die Tränen zurückzudrängen. Sie musste daran denken, dass sie von hier und Imperiosus weg ziehen würde, dass er ihr nicht folgen wollte. Sie verstand ihn ja, verstand, dass er in Rom bleiben wollte, aber sie wollte bei ihm sein...

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