Varus räusperte sich erst eine ganze Weile, nachdem Arria geendet hatte.
"Du bist nicht dumm, Arria. Du bist mein kleines, verliebtes Mädchen. Aber dumm bist du nicht, sonst stündest du jetzt nicht hier vor mir. Ich sagte bereits, dass ich dir Vertraue. Sonst würde ich dich nicht allein und ohne jemand, der sich um dich kümmert und den ich kenne in Rom lassen. Ich schreibe gerade einen Brief an deinen Imperiosus. Ich werde ihn Turia geben, damit sie ihn überbringen kann, sobald ich fertig bin."
Casa et Taberna Petronia
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Arria nickte leicht. Gerne hätte sie erfahren, was in dem Brief stand, aber sie würde nie im Leben danach fragen.
"Ich bin töricht, Vater. Ich bringe dir nur Probleme und Sorgen und der Familia nur Schande", meinte sie leise.
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"Nein, das tust du nicht. Und ich setze volles Vertrauen in dich, dass du der Familia auch weiterhin Ehre machst, Arria. Und nun komm her und umarme deinen alten Vater", grinste er und streckte beide Arme nach ihr aus.
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Arria seufzte leicht, trat dann aber zu ihrem Vater und umarmte ihn sanft.
"Du bist nicht alt, Vater, sondern in der Blüte deiner Jahre", meinte sie mit einem leichten Lächeln. "Ich muss dir noch etwas sagen", setzte sie schließlich an und wagte es nicht, ihm in die Augen zu blicken.
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Varus lächelte und sah Arria dann fragend an. Was kam nun noch?
"Schieß los." -
Arria seufzte. JETZT würde er sicher ausrasten.
"In Ostia reden die Leute über mich", meinte sie vorsichtig.
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"Wie meinst du das?" fragte Varus, der sich schon denken konnte, wie sie das meinte...
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"Ich war doch mit Detritus am Strand und... dann mit Imperiosus", meinte sie vorsichtig.
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"Wieso sollten die Leute über dich reden, Arria? Am Strand spazieren zu gehen ist nichts Schlimmes."
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"Du weißt doch, wie gerne sich die Leute den Mund fusslig reden. Wahrscheinlich werde ich als leichtes Mädchen gehandhabt in Ostia, obwohl ich das wirklich nicht bin", meinte sie schnell und hob die hilflos die Schultern.
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"Hm. Aber ihr seid doch nur spazieren gegangen, oder?" vergewisserte er sich.
Nun ja, bald würde es sowieso nicht mehr so schlimm sein, wenn die Leute in Ostia über Arria redeten.
"Hast du eigentlich den Scriba-Posten schon an den Nagel gehängt?" -
"Mit Imperiosus saß ich auch rum und wir haben gekuschelt, aber sonst sind wir nur rumgelaufen oder haben uns unterhalten", antwortete sie ruhig und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich fahre gleich hin."
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"Hm, wenn es weiter nichts ist... Lass sie reden, Arria."
Er stand auf und holte etwas aus seiner Schublade. Das Etwas war in weiches, helles Seidenpapier gewickelt und Varus ließ es sogleich hinter seinem Rücken verschwinden. Er stellte sich vor Arria und räusperte sich.
"Nun ja, ich denke, es ist Zeit, dir zu gratulieren, Discipula Cerealis. Mache deiner Familia und mir Ehre und vergiss niemals, deine Mutter zu Ehren, die dich gebar und geliebt hätte, wäre sie nicht im Kindbett verstorben. Ich wünsche dir alles Gute, Arria."
Varus lächelte und holte dann das eingewickelte Geschenk hervor. -
Arria nickte leicht und wurde dann rot bei seinen Worten. Sie lächelte ihn an und nahm das Geschenk, legte es aber erst einmal auf den Tisch, um ihren Vater zu umarmen.
"Ich werde der Familia Ehre machen, Vater. Ganz bestimmt", versprach sie und drückte ihn an sich, dann nahm sie das Päckchen und begann, es aufzuwickeln, gespannt, was ihr Vater ihr schenken würde.
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"Es ist die Lieblingstunika deiner Mutter gewesen", sagte Varus, als Arria die hellblaue Tunika mit den kleinen Ziselierungen am Kragen in den Händen hielt. Er lächelte.
"Ich weiß, sie hätte gewollt, dass du sie bekommst." -
Arria lächelte ihren Vater an, ehe sie die Tunika an sich drückte.
"Ich... Ich werde sie schnell anziehen", meinte sie leise und gerührt, ehe sie aus dem Zimmer entschwand, sich in das ihre begab und sich umkleidete. Dann eilte sie wieder zu ihrem Vater und stellte sich lächelnd vor ihn, die Haare noch immer zu einem festen Knoten zusammengebunden.
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"Öffne dein Haar", sagte Varus leise.
Schon jetzt sah Arria aus wie die Frau, die er vor so langer Zeit verloren hatte. Der Anblick machte ihn seltsam traurig. -
Arria sah ihn fragend an, senkte dann aber den Kopf und griff nach den Nadeln, die den Knoten zusammenhielten und löste eine nach der anderen, ehe sie ihre Haare ausschüttelte und einige Male mit der Hand hindurch fuhr.
Sanft lächelte sie ihren Vater an. "So in etwa?"
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"Ja, genau so. Du siehst aus wie deine Mutter."
Varus seufzte und riss dann den Blick von Arria los.
"Sie wäre stolz gewesen, eine so hübsche Tochter zu haben." -
Arria sah ihn mittleidig an, er schien ihre Mutter wirklich sehr geliebt zu haben.
"Danke für das Kompliment", meinte Arria ein wenig verunsichert.
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