Dierna und der Markt Romas

  • Sie schlenderte über den Markt von Rom - noch nie war sie hier gewesen. Und sie war schon erstaunt, dass sie es überhaupt bis auf den Markt geschafft hatte, so groß wie hier alles war. Die Römer sparten wirklich nicht mit Prunk. Und vorallem mit Größe nicht. Sie war so erstaunt, dass sie unter dem vielen Umherschauen gar das Stehlen vergessen hatte. Das Gute hier war, dass man sie nicht vermuten würde. Sie hatte Sextus nicht Bescheid gegeben, dass sie hierher gehen würde - warum auch? Er wäre nicht mitgekommen.

  • Ich hasste die Markttage. Es war einfach zu voll. Nicht nur dass man kaum sah, wo man hintrat, sondern auch der Geruch von so vielen Menschen. Aber es war Gewöhnungssache. Normalerweise ging ich nicht an solchen Tagen hier einkaufen, doch es blieb mir nichts anderes übrig. Es sei denn, ich wollte verhungern. Aus Voraussicht trug ich eine dunkle Tunika, denn ich war mir durchaus darüber im klaren, wie sie nach dem Marktbeusch aussehen würde...

  • Ich verspürte ein leichtes Knurren in meiner Magengegend. Alles Geld was ich mir bei den Duccia erarbeitet und auch 'erarbeitet' hatte, hatte ich für die Überfahrt geben müssen und selbst so hatte ich auf dem Schiff noch mitzuhelfen. Eine grauenhafte Überfahrt, aber so waren die Römer. Ich hing kurz mit den Gedanken an meiner Heimat und achtete kaum mehr auf meinem Weg, als ich mitten in der Masse war. Dabei hatte ich mich doch am Rand halten wollen. Meine Kapuze hatte ich herunter geschlagen, mit jener würde ich mehr auffallen als ohne sie.


    Erst jetzt ging mein Blick herum und ich stellte fest: Es war ein Paradies. Viele, sehr viele Bürger sahen so naiv aus. Dabei war doch gerade auf diesen Märkten vorsichtig angeboten - ich war doch sicherlich nicht die einzige Diebin der Umgebung. Und so ging es ganz schnell, meine Hand noch schneller als der Verstand, dass ich einen Geldbeutel in meinen Händen hielt. Ich hatte aus Gemania gelernt: Ich ließ ihn in den eigenen verschwinden. Beute zählen konnte ich später...

  • Da sah man es doch schon wieder, wo man sich hier befand. Schnappte sich so ein Mädchen doch tatsächlich den Geldbeutel eines Togaträgers. Ich musste grinsen. Herr 'Purpur' hatte es wohl auch nicht anders verdient, wenn nun die Armen ihm mal das Geld aus der Tasche ziehen. Doch mein Grinsen hörte schnell auf, denn diesen Dieben ging es nicht um diese Art von Gerechtigkeit. Auch mich könnte es treffen. Doch schlau wie ich war, befanden sich in meinem äußeren Geldbeutel nur ein paar Bronzestücke mit Kieselsteinen. Sollte ich die Dame mal ansprechen? Ich grabbschte sie von hinten an die Schulter.


    "Oh, geschickte Hände hast du!"

  • Erschrocken riss ich mich los und rempelte bei dieser Aktion gleich noch jemanden der mir entgegen kam an. Ich murmelte ein leises 'Entschuldigung' ehe ich mich nach jenem umsah, der mich eben angesprochen hatte. Doch ich wusste es nicht, es waren soviele..

  • Nun war ich dran angerempelt zu werden - hier stand man wirklich ungünstig. Wie so meist beruhigte ich mich erfolgreich, auch wenn es eine ziemlich dumme Situation war, in die ich da geraten bin. Langsam aber sicher machten mich diese ganzen Leute hier rasend. Wütender als geplant gab ich also eine Antwort:


    "Hier gibts keine ehrlichen Menschen."


    Gedanklich fügte ich noch an: Keinen einzigen. Das römische Volk schmückte sich mit den Orden der Ehrlichkeit und schmiedeten mehr Intrigen als der Schmied Waffen, sorgten für mehr Unruhe als eine Horde Diebe wie mir.

  • Sie hatte eine wirklich schlechte Meinungen von den Menschen. Es wäre ja nicht so, dass sie ganz unrecht hat. Es blieb einem oft nichts anderes übrig, als durch Unehrlichkeit durch das Leben zu kommen. Aber ganz so dramatisch war es nun auch nicht. Ja, ich war ein Optimist, auch wenn es die Welt nicht wahr und sie es mich spüren ließ.


    "Och, sei kein Pessimist. So schlimm ist die Menschheit nun auch nicht! Wie sieht es denn mit deinem Tageseinkommen heute so aus?"


    Sie war irgendwie aufbrausend, wenn nicht sogar frech.

  • Ich blinzelte kurz - wer war er? Vielmehr.. was wollte er? Bei seiner Lockerheit war mir ein wenig komisch. Damals in den Baracken, dieser Offizier.. Der war auch ähnlich gewesen und hatte sich nachher als einer dieser verlogenen Menschen herausgestellt.


    "Ich weiß es nicht, solange sitze ich noch nicht an dieser harten Arbeit!"


    entgegnete ich zynisch und wandte mich wieder um, damit ich mich wieder an den Rand durchkämpfen konnte. Ziehen lassen würde er mich wohl nicht so einfach, noch nicht, aber bis dahin sollten wir uns ein wenig aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Ganz in der Nähe hörte ich einen entrüsteten Ausruf:


    "Wo ist mein Geld? Elender Pöbel..."


    Ich musste schlucken. Mir war nach Lachen und zugleich nach Weinen. Und doch lehnte ich mich seelenruhig an die Wand um abzuwarten. Ich sah dem Fremden entgegen.

  • Ich musste lachen... Diese Geizhälse gönnten uns auch gar nichts... Fast hätte ich gerufen 'Da wo es hingehört!', doch ich ließ es lieber.


    "Ich denke es ist Zeit hier zu verschwinden!"


    Ich sah sie fragend an. Was sollte ich mit ihr tun? Den Moralapostel spielen? Ihre Tat war richtig, zumindest dieses eine Mal.

  • Irgendwie sah er doch nett aus. Vorallem schien es ihm wirklich nicht viel auszumachen, dass ich jemanden bestohlen hatte. Mochte er mein Opfer nicht oder warum meldete er das jetzt nicht? Ein leichtes Grinsen erschien auf meinen Lippen. Hier in Roma gefiel es mir...


    "Ich fürchte, ja. Ich denke ich sehe doch recht auffällig aus..."


    Ich beschloss ihm vorläufig zu vertrauen. Mir blieb kaum etwas anderes übrig. Ich überlegte ob ich seine Worte so deuten sollte, dass ich schnell fortlaufen sollte, oder dass wir beide gemeinsam abhauen... Fragend sah ich ihn an, ehe ich mit einem Blick auf den Dicken in der Toga, der in unsere Richtug kam, mich doch dazu entschied loszugehen.

  • Ich sah sie fragend an. Worauf wartete sie nur? Wenn der Togati noch näher kam und sie eventuell verdächtigen würde, dann müsste ich sie ausliefern.


    "Worauf wartest du? Da entlang! Durch die Gasse! Dahinten kenne ich eine Taverne!"


    Ich deutete den Weg an, der durch eine enge Gasse zwischen den Häusern hindurch führte. Dort würde der Togati eh nicht durchgehen...

  • Ich war überrascht, dass er mir nun sogar noch helfen wollte, nachdem er das alles durchgehen lassen hat. Misstrauisch runzelte ich die Stirn, doch dann folgte ich seiner Anweisung und stolperte in die enge Gasse. Da es noch nie meine Art gewesen war zu heucheln fragte ich klar heraus:


    "Warum hilfst du mir?"

  • Ich schritt ihr hinterher, denn in der engen Gasse war nur Platz für eine Person. 'Schöner Hintern' dachte ich mir. Ich musste grinsen, was sie ja nicht sehen konnte...


    "Nun, tue ich das denn?"


    Ehrlich gesagt, wusste ich selber nicht, was ich tat. Aber ich hatte Mitleid mit der Kleinen und mit dem Togati halt nicht!

  • "Es sei denn du führst mich jetzt in eine Falle wo du mich in Ruhe überwältigen kannst, mich dann irgendwo auslieferst und dir einen feixt, da du nicht nur einen weiteren Dieb gefasst hast, sondern auch noch deinen Spaß dabei."


    entgegnete ich trocken, während ich weiterging. Ich hasste enge Gassen, eben genau wegen meinen Ausführungen. Dann konnte man so schnell in die Enge getrieben werden und außer mit meinem Dolch gäbe es keinen Weg hinaus. Ich drehte mein Gesicht kurz nach hinten.

  • Ich grinste sie an.


    "Keine Sorge! Ich liefere keine kleinen Mädchen wegen so einem Kavaliersdelikt aus. Ich habe kein Mitleid mit diesem Kerl, auch wenn es genauso gut mich hätte treffen können. Aber du pickst dir wohl immer die größten Fische heraus. Doch bezweifle ich, dass du schon lange hier bist!"


    Bald hatten wir das Ende der Gasse ereicht. Ich behielt sie genau im Auge und blieb immer nah an ihr dran.

  • "Ich wünschte ich würde mir immer die etwas... 'größeren Fische' suchen. Ich hatte bei solchen bislang die Kleinsten Probleme und die größte Beute. Die kleinen L... Fische allerdings haben mich schon öfter vor die Wache bekommen!"


    schmunzelte ich. Ich hatte in weiser Voraussicht das Wort 'larve' abgebrochen, da er ebenfalls nicht zur Oberschicht zu gehören schien und ich eher auf seine Gunst als auf seine Schnüfflernase angewiesen war.


    "Ich bin seit genau gestern Abend hier!"

  • Hatte ich es mir doch gedacht! Sicher, hier in Rom traf man allerhand Gesindel aus dem ganzen Reich: Das Imperium war Rom und Rom war das Imperium. Dennoch sah man es Neulingen meist an.


    "Das habe ich mir schon so gedacht! Nur hier in Rom musst du besser aufpassen. Sicher habt ihr für eure Verbrechen hier eine gute Grundlage, docj das weiß auch die Gegenseite..."


    Ich zeigte auf ein Haus mit einem Hängeschild.


    ".. da ist die Taverne!"

  • "Wer kommt den hierher?"


    Ich sah die Taverna ziemlich überrascht an. Ja, ich hatte einen Hang für zwielichtige Tavernen, auch wenn meine Begeisterung seit einem unschönen Erlebnis in Germanien dafür nachgelesen hatte.


    "Ach und ich verbitte mir meine Lebensgrundlage als Verbrechen zu bezeichnen!"


    Zwinkerte ich ihm zu während ich mich durch die Tür stahl. Nagut, in seinen Augen mochte es ein Verbrechen sein, andere zu bestehlen, doch anders könnte ich nicht leben. Schon jetzt ists zuwenig zum leben aber zuviel zum sterben.

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