Der Chor der Greise
Hört: ein Mährlein will ich euch erzählen,
Das ich selbst einst hörte, da ich Kind war.
Also:
's war einmal ein Jüngling, hieß Melanion;
Der zog, ein Feind des Freiens, in eine Wüste; da
Haust er in den Bergen,
Jagte da nach Hasen,
Strickte da sich Neze,
Hielt sich einen Hund,
Und aus Haß kam er nie wieder in die Heimat.
Also waren ihm die Frau'n ein Abscheu,
Und sie sind's nicht minder uns hier;
Sind wir doch tugendrein, keusch wie er.
Der Chorführer
Alte, küssen wirll ich dich -
Die Chorführerin
Dann schmeckst du keine Zwiebel mehr.
Der Chorführer
Hebe dann das Bein zum Stoß!
Die Chorführerin
Dichtes Buschwerk hast du da.
Der Chorführer
War doch auch Myronides
Buschig vorn, und dunkelhaarig
Hinten, aller Feinde Schrecken,
Wie der Held Phormion.
Der Chor der Frauen
Auch ich will ein Mährchen euch erzählen,
Zu Melanion ein Gegenstückchen.
Timon
War ein mürrisch ungesellig finstrer Mann,
Von undurchdringbaren Dornen im Gesicht umhegt,
Sprößling der Erinnys:
Dieser denn, der Timon,
Flüchtete vor Mißmuth,
Kehrte nie zurück,
Fluchte laut, fluchte viel auf die bösen Männer.
Also haßte der, euch wohl entgeltend,
Allezeit die bösen Männer;
Uns, den Frau'n, war er stets hochgesinnt.
Die Chorführerin
Willst du einen Backenstreich?
Der Chorführer
Nein, nimmermehr; mir graut davor.
Die Chorführerin
Einen Stoß von einem Bein?
Der Chorführer
Dann enthüllst du deinen Bart.
Die Chorführerin
Aber dennoch siehst du nichts;
Glatt bin ich, obschon bei Jahren;
Denn das Buschwerk hab' ich alles
An der Lamp' abgesengt.