Nervös betrat ich zum erstenmal die Rostra. Da mir etwas frisch war, hatte ich einen Mantel über meine Schultern gelegt. Deutlich konnte man meine Schwangerschaft sehen. Sie zu kaschieren, fiel mir im Traum nicht ein. Schon fast automatisch strich ich mir über den Bauch. Dann hob ich die Hände und begann zu reden:
"Römer, Römerinnen
meine Name ist Flavia Calpurnia und ich bewerbe mich nun um das Amt des Quästors. Die meisten von euch werden mich nicht kennen. Doch alle werden meine Familie kennen, die zu den ältesten Roms gehört. Aus der Gens Flavia sind immer schon Diener des Imperiums, sogar in höchsten Positionen, hervorgegangen. Nun ist es an mir in die Fußstapfen meiner ruhmreichen Vorfahren zu treten. Zu mir gibt es nur soviel zu sagen, dass ich derzeit der Duumvir von Corduba in Hispania bin. Somit bin ich in den Verwaltungsgeschäften bewandert und werde sie ebenso im Amte des Quästors mit Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit führen, wie ich das bisher in Hispania getan habe. Als Witwe des Marcus Flavius Obscuro, von dem ich ein Kind erwarte, will ich nun, da mir mein Liebster genommen wurde, meine ganze Kraft dem Kaiser und dem Imperium widmen. Ich bitte euch, Römer und Römerinnen, mir eure Stimme zugeben und mit mir eine erfahrene Vewaltungsfrau in das Amt eines Quästors zu wählen.
Ich danke euch das ihr mir zugehört habt.
Es lebe der Kaiser."
So endete meine Rede. Meine Hände waren feucht, meine Knie zitterten etwas. Doch gerade und ohne zu Zögen, verlies ich die Rostra.