Spaziergang auf dem Forum

  • Ich war ein wenig durch den Wind, vor Allem seit ich meine Herberge verlassen hatte.. Die letzten Tage waren so überstürzt und chaotisch gewesen und nun hatte ich den ersten ruhigen Moment seit meinem hektischen Aufbruch. Und fand mich in einer völlig fremden Gegend wieder: Carthago Nova. Zum Glück war der Weg zum Forum nicht so schwer zu finden und diesen prägte ich mir zuerst ein. Hier waren auch recht viele Leute, aber womit rechnete ich auch? So klein war Carthago Nova nun wirklich nicht. Ich stand am Beginn des Forums und versuchte zuerst mir einen Überblick zu verschaffen, als mich jemand anrempelte. Ich schrak auf und sah der Gestalt hinterher, die allerdings nicht erkennbar war. Sie war völlig verhüllt. 'Gruslig' ging es mir durch den Kopf und darum schwieg ich. Wer wusste schon, was für seltsame Gestalten hier herumliefen? Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Forum zu.

  • Frische Luft tat mir gut, auch wenn diese Hafenstädte immer einen Makel hatten: Einen stinkenden Fischgeruch!


    Ich trug meine Toga und hoffte, den Gestank wieder aus ihr herauszubekommen. Ich war immer noch nicht ganz über den Berg und man sah es mir an. Nicht nur, dass ich noch den Verband trug, nein ich war Leichenblass. Das Laufen war anstrengend und ich musste mich bemühen, damit das Humpeln nicht sonderlich auffiel.


    Da fiel mir noch ein Makel dieser Hafenstädte auf: Kaum ein Mensch trug hier die Toga! Nun, zum Einen gab es hier wohl kaum viele römische Bürger und zum Anderen trugen die, die es waren, die Toga wohl aus Faulheit nicht!

  • Ich hatte noch eine ganze Weile so dagestanden, als ich mich endlich auf das Forum 'wagte'. Ich schlenderte an den Ständen der Händler vorbei, wusste aber nicht Recht was ich hier wollte. Vielleicht hätte ich doch zuerst wieder zum Hafen gehen sollen. Ich hob den Blick wieder von einem Töpferstand und sah ein wenig resigniert in die Menge. Und ich sah etwas, was ich hier und vor Allem heute nicht für möglich gehalten hätte. Ich wandte kurz den Blick ab und schloss die Augen, doch als ich wieder der Richtung folgte sah ich ihn wieder. Er sah irgendwie krank aus.


    Ich begann wieder etwas zu zweifeln, wollte er mich wirklich sehen? Vielleicht sah er auch meinetwegen so fertig aus, vielleicht schlief er nicht mehr richtig. Hatte er schlechtes Gewissen? Ich wusste nicht was ich tun sollte, obwohl ich doch nur seinetwegen hier war. Ich beschloss ihm zu folgen, ehe ich ihn aus den Augen verlor. Während des Laufens konnte ich dann immer noch überlegen. Doch diese Verfolgung erwies sich bei meiner Höhe nicht als sonderlich einfach, denn ich wurde nicht selten überragt. Einmal musste ich auch 'blind' durch die Menge laufen, da das 'Zielobjekt' aus der Sicht war. Doch ich hatte ihn bald wieder und er war weitaus näher als zu Beginn der Verfolgung. Ich musterte ihn und konnte nun den eventuellen Grund seiner Blässe erkennen: Er trug einen Verband. Was war geschehen? Ich spürte wie mein Magen sich bei dem Gedanken zusammenzog, dass er angegriffen worden sein könnte. Ich begann aufzuschließen und hielt mich nun sehr dicht hinter ihm.

  • Es war irgendwie ein Trauerspiel nur sowenige Bürger in Toga zu sehen. Sicher, sie war schon etwas lästig und wenn man eine lange Toga aus viel Stoff besitzt, wie ich sie trug, dann war sie auch schwer. Aber sie war Bestandteil der römischen Tradition. Ein Symbol aus der Republik und es war ein Privileg sie zu tragen. Traurig, dass Augustus für Rom ein gesetz erlassen musste, worin es hieß, dass man nur mit Toga das Forum betreten durfte. Für mich wäre es eine Selbstverständlichkeit gewesen die Toga zu tragen. Zum Glück hatte man in Tarraco mehr Anstand, doch gab es dort auch mehr römische Bürger als hier. Hier fand man fast nur Händler und Seeleute und solche, die nicht gefunden werden wollten.


    ich bahnte mir einen Weg durch die Menge, anscheinend war heute Markttag. Hätte ich das eher gewusst, hätte ich das Forum umgangen, um zu der Verwaltung zu kommen. Ich hasste es, immer angesprochen zu werden...


    "Nein, ich will eure Waren nicht kaufen!"

  • Ich schrak auf, obwohl ich ihn aufmerksam beobachtet hatte, musste ich irgendwie in Gedanken gewesen sein. Ich versuchte mir auszumalen, was geschehen war. Nun starrte ich auf seinen Hinterkopf, als hätte er mich in diesem Tonfall angesprochen. Ich musste grinsen und warf dem Händler der gerade mich anquatschen wollte einen abweisenden Blick zu. Der Blick, mit welchem ich auch Crassus bedacht hatte. Doch ich sagte nichts, ich wollte nicht dass Metellus mich hörte. Erst einmal beobachten, ob er komplett mit geschlossenen Augen hier durch ging und vor Allem wohin.

  • Ich wollte nur schnell durch - zur Curia. Es war schon schwer genug auf die Tasche mit den Schriftrollen und den Täfelchen aufzupassen. Dann blieb ich aber doch an einem Stand stehen.


    Der Händler bot Schmuck an, Ketten, Ringe... Sogar mit Gravur. Ich zog die Kette von Helena aus der Tasche. nun hatte sie ja keine mehr!? Dem wollte ich abhelfen. Ich sah über die Auslage. Da fiel mir ein Medaillon mit dem Abbild der Iuno auf.


    Jede Frau hatte eine eigene Iuno, die auf sie aufpasste, genauso wie die Männer ihren Genius hatten. Aber es gab auch die große Iuno, die für alle da war. So passte es ganz gut und gab auch eine versteckte Botschaft an den Empfänger.


    "Hey da! Wieviel willst du für das Stück inklusive Gravur?"


    "500 Herr!"


    500??? Was für ein Wucher. Das machte mich wütend! ich würde dafür sorgen, dass er seine Konzession verliert.


    "500? Das ist der reinste Wucher! Ziehst du alle deine Kunden so über den Tisch? Dann sollte ich dem ein Ende bereiten und meinem Vater dem Proconsul davon berichten!"


    Der Kerl fing auf einmal an zu lachen. Wieso lachte er?


    "Ja und ich bin der Sohn des Kaisers!"


    Scheinbar glaubte er mir nicht! Ich war sauer! Mir reichte es und ich knallte ihm meinen Ausweis hin. Das Lachen fand ein jehes Ende. Er schluckte und sah mich an.


    "Verzeih mir, Herr! Für euch mache ich einen Sonderpreis: 150!!!"


    Das gefiel mir. Es war übertrieben günstig.


    "Nun, ich will dich aber nicht übers Ohr hauen, daher bekommst du 200 von mir. Und die Gravur soll heißen: Für die schöne Helena! In ewiger Liebe, Metellus!"


    Er sah mich kurz an und machte sich dann gleich an die Arbeit. Es dauerte nicht lange, dann war die Arbeit fertig. ich gab ihm das Geld und hielt die Kette in meinen Händen.

  • Ich hätte ihn beinahe angerempelt, so abrupt war er stehen geblieben. Ein weiteres Mal in kürzester Zeit hatte er mir einen unglaublichen Schrecken eingejagt. Ich konnte mir nur mit Mühe den Schreckensruf verkneifen. Ich ging ein wenig auf Abstand, nicht, dass er mich sah. Ich beobachtete ihn genau, auch wenn ich bei dem Lärm nicht alles verstand was sie dort handelten, sodass ich etwas näher rangehen musste. Zu meinem Ärger stellte ich fest, dass ich einmal mehr lauschte. Vor Allem was ich da belauschte. Ich war sauer auf mich selbst, dass ich gezweifelt hatte. Ich senkte meinen Blick ob des schlechten Gewissens, auch wenn dies niemand sah. Kurz sah ich noch zu ihm. Mein Blick war entschuldigend aber auch mit einem warmen Lächeln versehen. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand die Zukunft verraten und mir fiel wieder einmal das Sprichwort mit dem Lauschen ein. Ich wandte mich von ihm ab, als auch er sich wieder zum Gehen wandte. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, wusste nicht, ob ich ich es schaffen würde, überrascht dreinzuschauen. Eigentlich konnte ich nicht lügen.

  • Das Geschäft war abgeschlossen und mich interessierte der Händler nicht mehr. Ich betrachtete das gute Stück und drehte mich um. Träumte ich? Da stand sie... Helena! Sie musste es sein, wer sonst war so schön? Ich war iritiert und starrte sie mit offenem Muind an! War es ein Traum? Es musste wohl, denn was sollte sie hier machen? Ich brachte kein Wort über meine Lippen und schloß die Hand um die Kette.

  • Ich war bereits einige Schritte gegangen, ehe ich noch einmal stehenblieb und mich zu Metellus' umdrehte. Er sah zu mir, hatte mich gesehen. Ich wusste nicht ob froh oder missmutig sein, doch Erleichterung nahm mir diese Entscheidung ab. Ich drehte mich ganz zu ihm und hielt den Blickkontakt aufrecht.


    "..."


    Doch es schien mir wie ihm zu gehen. Ich konnte nicht sprechen. Völlig unerwartet fühlte ich, wie mir die Augen feucht wurden, doch ich unterdrückte die Tränen und sah ihn nur sprachlos an.

  • Ích war verblüfft und das sah man meinem Gesicht auch an. Dabei war ich doch bewusst hier, das alles war doch von mir geplant. Ich war doch hier, um ihn zu sehen. Und nun da er vor mir stand und da er mich gesehen hat, war ich genauso sprachlos wie er. Ich bedauerte jeden Gedanken der Hoffnungslosigkeit, jetzt wo ich ihn sah.


    "Ja..?"


    Doch nun musste ich lächeln. Die Geräusche um mich herum schienen zu verstummen und die Leute wurden unwichtig. Ich trat ebenfalls noch einen kleinen Schritt auf ihn zu. Ich wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. In der letzten Woche hatte ich soviele Gedanken gehegt und alles war stärker statt schwächer geworden.

  • Sie war mir so nahe. Am liebsten hätte ich den letzten Schritt gemacht und sie dann geküsst. Doch entsinnte ich mich dem Ort, wo wir uns befanden und unterließ es. Die Kette versteckte ich geschickt in meinr Tasche.


    "Helena... Was tust du hier? Ich hätte überall mit dir gerechnet, aber nicht hier! Hat mein Herz so laut nach dir geschriehen, dass du seine Rufe in Tarrco gehört hast? Oh Helena! ich habe dich so vemisst!"


    Eine Glücksträne ran meine Wange herunter. 'Metellus, reiß dich zusammen!'

  • Ich sah ihn ein wenig bestürzt an und hob meine Hand um die Träne sanft wegzuwischen. Am liebsten hätte ich sie fortgeküsst, doch das ging wohl kaum. Mir wurde warm, diese Berührung löste viele Gefühle in mir aus. Ich hatte ihn wirklich wieder vor mir.


    "Sollte der Brief von deinem Herzen kommen, dann war es jenes welches mich hierher rief."


    lächelte ich leicht. Dann sah ich kurz an ihm hinunter und ihm wieder in die Augen. Meine Stimme hatte einen besorgten Klang angenommen, als ich weiter sprach:


    "Was ist geschehen...?"


    Das 'du siehst schlecht aus' ließ ich weg. Ich wollte keine negativen Worte fallen lassen, gleich wie freundlich die Bedeutung war.

  • Ich schaute sie an. Ja, ich hatte ihr einen Brief geschickt. An den genauen Wortlaut erinnerte ich mich aber nicht mehr. Zuviel war währenddessen geschehen.


    "Woher sollten diese Worte sonst stammen, wenn nicht aus dem Herzen, welches sich so nach dir sehnte! Ja, mein ganzer Körper sehnte sich so nach dir, nach der Wärme und Liebe die du mir gabst. Nach den Gefühlen die du in mir wecktest! Doch ist das nicht der beste Ort um dies zu besprechen, liebste Helena!"


    Merkte man mir die Verletzung so an? Ich versuchte beruhigend zu wirken und strengte mich noch mehr an, mir nichts anmerken zu lassen.

    "Es ist nichts, nur ein Kratzer! Nicht der Rede wert und vor Allem kein Grund, sich Sorgen zu machen!"

  • Ich musste schlucken und fuhr mir schnell mit dem Handrücken über die Augen, um potentielle Tränen sofort loszuwerden. Warum hatte ich nicht damit gerechnet? Ich war erleichtert, dass sich Hoffnungen anstelle von Ängsten erfüllt hatten.


    "Wir könnten ans Meer gehen."


    meinte ich also nur recht kurz. Er hatte Recht, gerade hier waren Gefühlsausbrüche wie sich bei mir einer anzukündigen drohte nicht angebracht. Viel zu viele würden dies sehen. Und war nicht auch Crassus hier irgendwo? Doch um wütend zu werden, wie sonst bei diesem Gedanken, war ich zu glücklich.


    "Schaut für mich anders aus. Ein Kratzer bedarf keines Verbandes und ich hoffe du hast dich selbst schon einmal gesehen? Du bist blass und siehst wirklich nicht gut aus. Und..."


    Ich hörte auf ihm jetzt seine Ausstrahlung vorzubeten, er würde schon selbst merken, dass man mich nicht anflunkern konnte. Besonders dann nicht, wenn die Wahrheit so offensichtlich vor meinen Augen war.

  • Ans Meer? ... Wieso war ich eigentlich hier? Ach, ja! Ich wollte zur Verwaltung! Die lag nicht in Richtung des Meeres!


    "Nun, das würde ich gerne tun, Helena! Doch bin ich nicht zum Vergnügen hier, wie du weißt! Ich kann gerne meinen Besuch bei der Verwaltung verschieben. Ich glaube eh, dass die nicht sonderlich erfreut sind, wenn das Büro des Proconsuls denen so genau auf die Finger schaut. Aber das Meer... Es muss doch etwas geben, was näher liegt! Ein Park oder soetwas! wie du siehst, kann ich eh kein weiten Strecken wegen dem 'Kratzer' gehen. Also was sagst du?"


    Ich schaute mich um.

  • Ich war ein wenig enttäuscht, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Es stimmte schon, beides. Und es musste auch nicht jeder so... verrückt sein und einfach 'fortzulaufen', auch wenn bei mir zumindest Pentesilea Bescheid wusste.


    "Ja, du hast Recht. Aber damit hast du dich verraten. Nun sag schon, was geschehen ist."


    Am Meer wären wir allein gewesen, was im Park ziemlich unwahrscheinlich ist, aber bis zum Meer musste man wahrlich ein ganzes Stück laufen. Wo auch immer der Park war.


    "Und bitte keine Ausflüchte. Ich komme ohnehin dahinter."


    Auch wenn ich nicht wusste wie, doch das musste er ja nicht unbedingt erfahren.

  • Ich seufzte. Die Wahrheit würde ihr sicherlich nicht gefallen, doch anlügen konnte ich sie nicht. Hoffentlich würde sie nicht den Fehler begehen und mich mit MItleid überschütten...


    "Gut! Da alle Städte ja irgendwie ähnlich aufgebaut sind, wird der Statdpark wohl ganz in der Nähe sein!"


    So bahnte ich uns den Weg in den Stadtpark.

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