Für den zweiten Unterrichtstag hat Aemilia einen etwas kleineren Raum am Tempel organisiert. Hier wird sie mit ihren Schülerinnen ungestört sein, ohne im Tempel selbst den Opfernden allzu sehr im Wege zu stehen. Bis die beiden jungen Frauen angekommen sind, beschäftigt sie sich noch mit einer Schriftrolle zur Göttin Iuno, mit der sie bislang ja noch garnicht so viel in Kontakt gekommen war.
Institutio|Discipulae Dianae
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Ich kam am nächsten Morgen in den Tempel und wurde in diesen Nebenraum geführt. Aemilia wartete bereits. Ich lächelte sie an."Salve, Aemilia. Hier ist die Fibel. Ich habe eine Abschrift davon angefertigt, damit ich auch ja nichts vergesse."
Ich reichte sie ihr.
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Aemilia legt ihre Lektüre rasch beiseite und schaut lächelnd zu Caesonia auf.
"Wunderbar! Hast du noch Fragen zu dem Inhalt, oder war alles gut verständlich?"
Sie nimmt die Schriftrolle entgegen und legt sie auf einem kleinen Tisch ab.
"Sind dir ansonsten noch Fragen in den Sinn gekommen, die du mir stellen möchtest?"
Aemilia grinst etwas verschmitzt.
"Ich für meinen Teil habe jedenfalls noch eine. Wie sind wir zwei denn nun verwandt. Du hast mich Tante genannt... Bist du eine Tochter von Servilia?"
Neugierig mustert sie Caesonia. -
"Nein, der Inhalt war sehr gut verständlich. Keine Fragen."Ich lächelte, sah Aemilia fragend an und setzte mich dann zu ihr.
"Ja, du bist meinte Tante, wenn ich mich nicht ganz irre. Aber ich bin nicht die Tochter von Servilia, sondern von Falco."
Ich lächelte und zog meine Schultern hoch.
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Aemilia fallen fast die Augen aus dem Kopf.
"Von Falco?"
Sekunden später klappt sie ihre Kinnlade wieder hoch und starrt Caesonia noch immer verwirrt an.
"Von Falco? Äh... Aber... Wie... Ich meine..." stottert sie vor sich hin. "Er... Also... Liliana... Und..."
Aemilia atmet tief durch, schluckt und fasst sich halbwegs wieder.
"Also... Wer ist denn dann deine Mutter?"
Sie blinzelt verwirrt und muss schließilch doch wieder grinsen.
"Meine Güte... Ja, aber die Ähnlichkeit sieht man dir an! Der alte Schwerenöter..." -
Aemilias Reaktion brachte mich zum lachen. Ich ließ ihr einen Moment Zeit, sich wieder zu sammeln und grinste sie dabei an."Nicht Liliana. Weißt du gar nicht, dass er schon einmal, also vor seiner Ehe mit Liliana, verheiratet gewesen ist? Meine Mutter starb bei meiner Geburt."
Ich lächelte und sah sie gespielt empört an, als sie sich über meinen Vater lustig machte.
"Also wirklich ... Er ist doch gar nicht so schlimm."
Und zögerlich und grinsend hinterher:
"Oder etwa doch?"
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"Natürlich ist er!" lacht Aemilia und hat nun ihre Fassung wiedererlangt.
"Du glaubst garnicht, was ich dir für Geschichten von früher erzählen könnte... Also er und die Mädchen aus der Nachbarschaft, das war ein Thema für sich..."
Sie schüttelt schmunzelnd den Kopf.
"Aelia und ich haben unsere Freundinnen regelrecht vor ihm beschützen müssen. Na sowas... Ich war wohl doch zu lange außer Landes, dass ich soetwas verpassen konnte..."Betrübt runzelt Aemilia die Stirn.
"Sie starb? Oh, das tut mir leid... Wie hieß sie denn? Bist du dann bei deinen Großeltern aufgewachsen? Oder wie kommt es, dass ich dich noch nie zu Gesicht bekommen habe?" -
Ich sah meine Tante groß an. Ich war wirklich sehr überrascht."War ja klar, dass er mir davon nichts erzählt hat."
Ich zwinkerte.
"Bei Gelegenheit musst du mir mehr über meinen Vater erzählen. Anscheinend kenne ich ihn gar nicht richtig."
Ich schüttelte ebenfalls lächelnd den Kopf.
"Aber wer ist Aelia? Und wo bist du denn gewesen?"
Ich seufzte, aber lächelte schon noch ein wenig, als Aemilia weiter nach meiner Mutter fragte.
"Ja, mir auch. Sie hieß Flacilla. Didia Flacilla. Ich weiß nicht einmal, zu welcher Gens sie vor der Ehe mit Falco gehörte. Er redet nicht viel über sie. Jedenfalls schickte er mich nach Achaia, kaum dass ich gescheit Gehen und Sprechen konnte. Dort lebte ich bei einem befreundeten Griechen und seiner Familie."
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Aemilia kichert.
"Oh, er haut mich bestimmt wenn ich dir das alles erzähle... Mal schaun, ich kann dir ja mal ein paar von den weniger schlimmen Geschichten erzählen..."
Als Caesonia sich nicht an Aelia erinnert, muss Aemilia breit grinsen.
"Aelia? Aelia ist das gleiche wie ich, nur 3 Minuten älter. Sie ist meine Zwillingsschwester und sieht eigentlich genau gleich aus, nur nicht ganz so hübsch." fügt sie augenzwinkernd hinzu.
"Allerdings hat sie sich sehr mit Falco gestritten und wurde von der Gens Germanica adoptiert. Sie ist Magistra Scriniorum von Italia. Ihr werdet euch sicher bald über den Weg laufen, auch wenn ich das konstruieren muss."
Lächelnd setzt Aemilia sich auf einen kleinen Schemel und bietet Caesonia einen weiteren an.
"Wie stellst du dir eigentlich deine Zukunft beim Cultus Deorum vor? Klar, du möchtest so bald wie möglich Iuno dienen... Aber der nächste Schritt wird ja sein, dass du entweder die Prüfung zur Popa oder die zur Commentaria machst. Gibst du einer der beiden Richtungen den Vorzug?" -
"Au ja! Ich bin schon gespannt, wer mein Vater eigentlich wirklich ist ...", sagte ich und lachte."Dann habe ich ja gleich noch eine Tante. Nein, ich bin ihr noch nicht begegnet fürchte ich. Das muss nachgeholt werden."
Ich zwinkerte. Vielleicht erfuhr ich ja auch etwas über den Streit, irgendwann einmal. Dann setzte ich mich dankend.
"Ich habe mich schon für die Prüfung zur Popa entschieden. Commentaria wäre nicht so mein Ding."
Ich rümpfte meine Nase und zwinkerte Aemilia dann zu.
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"Ich werde mal sehen, was sich machen lässt. Vielleicht kann uns die hochwichtige Frau Beamtin ja ein freies Minütchen opfern."
Aemilia grinst.
"Ja, ich war auch Popa. Bei lustigen Opfern helfen ist einfach viel spannender, als in der stickigen Bude zu sitzen und langweilige Schreibarbeit zu machen, nicht wahr?"
Sie senkt die Stimme ein wenig.
"...Aelia ist allerdings eher so eine Papyrustante..."
Nun entsinnt sich Aemilia wieder, weshalb sie eigentlich hier sind.
"Hmm... Eigentlich wollte ich ja noch warten, bis Antonia auch wieder hier ist, aber mit meinen Fragen zur Religionsfibel können wir bei dir ja schonmal anfangen."
Sie lächelt beruhigend, überlegt kurz und stellt dann ihre Frage.
"Nun... Stell dir mal vor, du möchtest Iuno ein Opfer darbringen. Was würdest du ihr opfern und wie würdest du das tun? Hast du ein Beispiel für ein kleineres und ein größeres Opfer?"
Gespannt schaut Aemilia ihre Nichte an. -
Ich nickte, lachte jedoch über die Sticheleien, die Aemilia ihrer nicht anwesende Schwester zukommen ließ."Allein die Vorstellung, mich immerzu mit Papyrusrollen zu umgeben, ist schon staubig genug ..."
Nein, Commentaria wollte ich ganz sicher nicht werden. Dann stellte meine Tante mir Fragen zu der Fibel. Früher oder später musste es ja passieren. Aber deshalb war ich ja da und so lächelte ich über meine eigenen Gedanken.
"Angenommen, eine Frau käme zu mir, um Iuno mit einem kleinen Opfer für eine unkompliziert verlaufende Schwangerschaft ihrer Schwägerin dritten Grades zu bitten, der sie das Kind gar nicht wirklich gönnt, würde ich ihr Wein, Blumen, Obst, Kuchen oder ... oder Weihrauch zur Opferung empfehlen. Mit jener Frau würde ich, bevor wir an einen Altar gehen, eine Reinigung durchnehmen. Wir würden unsere Hände waschen und ich sie mit Wasser besprengen. Dann würde ich die Gaben auf den Altar geben. Je nachdem welcher Art ihre Gaben sind, würde ich sie verbrennen, vergießen oder einfach darbringen. Ich würde sie anhalten den Kopf zu senken, während auch ich es tue und meine Hände erhoben halte, um laut die Formel aufzusagen und ihre Bitte Iuno zu überbringen. Habe ich alles gesagt, wende ich mich nach rechts hin vom Altar ab und gebe der Frau einen kleinen Teil ihrer Gaben zurück. Dann entlasse ich sie."
Ich machte eine Pause und überlegte mir, wann ein großes Opfer stattfinden könnte.
"Für ein großes Opfer empfiehlt sich sicherlich ein Tier. Sagen wir, ein Römer großen Ansehens hat daheim eine seit Stunden in den Wehen liegende Frau, um deren Leben er fürchten muss. Um ihres und um des Kindes Leben, und sie sind beide sehr wichtig für ihn. So wähle ich ein helles Tier für ihn, beachte sorgfältig alle wichtigen Kriterien, damit Iuno das Tier auch annimmt. Bringt er es, muss es gereinigt werden. Ich würde es mit Wasser bespritzen und es mit der mola salza einreiben. Mir würde am Altar vor dem Tempel ein Opferdiener beiseite stehen, der die Schlachtung übernimmt, nachdem er dem Tier mit dem Messer über den Rücken gefahren ist und meine Erlaubnis erhält. Ist das Opfertier ausgeblutet und das Gebet gesprochen, werden die Organe zum Deuten herausgenommen. Weisen sie Verletzungen auf, muss das Opfer wiederholt werden, doch sind sie in gutem, unverletztem Zustand, hat Iuno das Opfer angenommen. Aber in diesem Falle würde sich ein Mahl wohl nicht anschließen, denn der Mann würde sich vermutlich schnell wieder nach Hause begeben wollen. Sonst würde das Opfertier gekocht und verzerht werden, wenn er es wünschte. Oder man vergräbt das Tier auf dem templum."
Ich holte Luft und sah Aemilia an.
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Ich betrat das Zimmer und setzte mich leise dazu, um nicht zu stören.
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Aemilia hört aufmerksam zu. Als Caesonia geendet hat, lächelt sie und nickt zustimmend.
"Ja, sehr gut. Nur eine Anmerkung hab ich noch dazu. Die Eingeweideschau, das Prüfen ob wirklich alles in Ordnung ist, das sollte nur von einer richtigen Sacerdos gemacht werden. Die Opferung selbst, das Schlachten des Tiers, wird meist von einer Popa (Opferdienerin) gemacht. Falls es sich mal so anbieten sollte, kann das allerdings auch von einfachen Bürgern gemacht werden, die nicht Mitglied des Cultus Deorum sind."
Sie lächelt Caesonia anerkennend zu.
"Du hast dich gut mit der Theorie auseinandergesetzt und wie ich sehe auch schon Bezüge zur Praxis gezogen. Wunderbar. Ich denke, dass du deine Prüfung zur Popa bald ablegen kannst."Erfreut begrüßt sie die eintreffende Schülerin.
"Salve, Antonia! Ich habe Caesonia schon ein wenig zum Inhalt der Religionsfibel befragt. Hast du sie dir auch durchgelesen und kannst mir Fragen dazu beantworten?" -
Iuno warf ein Auge auf die neuen Schülerinnen.
Fleissig und eifrig hatten sie schon gelernt und das erfüllte die Göttin mit Freude.
Auch wenn sie vergessen hatte zu erwähnen, dass bei Opferungen für Entbindungen alle Knoten gelöst werden mussten und auch die Haare offen getragen werden. -
Ich merkte mir meine Fehler oder besser gesagt deren Korrektur meiner Tante und strahlte ganz offensichtlich, dass ich meine Prüfung nun bald würde ablegen können."Das werde ich mir merken, Aemilia. Und danke."
Da kam die andere Discipula dazu und ich begrüßte sie.
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Ich begrüsste Caesonia und Aemilia und sagte zur Sacerdos:
"Ich hoffe es. Ich habe die Schriftrolle gewissenhaft kopiert und drchgelesen."
Ich gab Ihr die Orginalschriftrolle zurück. -
Aemilia lächelt erfreut und nimmt die Schriftrolle wieder entgegen.
"Danke. Wunderbar! Gut... Hmm..."
Sie überlegt kurz, bis ihr eine Frage einfällt.
"Was musst du beachten, wenn du zu den Göttern betest? Beschreibe mir ein Beispiel für ein unblutiges Opfer mit Gebet..." -
Hmmmh, das war natürlich schwierg, schliesslich war ich hier, um das zu lernen und nicht weil ich das schon konnte. Ich versuchte mir alle Gelegenheiten in Erinnerung zu rufen, wo ich betende Priester gesehen hatte.
Nun denn ich musste wohl etwas sagen. Ich räusperte mch:
"Nuun, nehmen wir einmal an, ich bete zu der Göttin, z.B. für familiären Zusammenhalt und will Ihr Kuchen und einen Blumenkranz opfern. Ich stehe zunächst ohne die Opfergaben vor dem Altar mit der Statue und neige den Kopf. Dann erhebe ich meine Hände und spreche laut und deutlich mein Gebet:
Oh grosse Göttin Iuno, ich rufe dich an an, als Schützerin der Familie. Ich erbitte deine Segen, auf dass Gemeinsamkeit und Frieden in unserer Familie erhalten bleiben. Lass uns an deiner Güte teilhaben und gib uns Kraft und Stärke für unsere Familie.
AMEN:
Dann verbeuge ich mich tief vor der Göttin und lege feierlich die Opfergaben auf den Foculus."
sagte ich sehr unsicher und hoffte, dass ich mich nicht zu schlimm angestellt hatte. -
Ein leises Gebet am mich gerichtet?
Wer wagt es etwas von mir zu erflehen ohne mir dafür Opfergaben zu bereiten?Oh, nur eine Trockenprobe. Dann ist gut.
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