Arbeitszimmer | Felix, Livia

  • Eines schönen Tages, an dem ihr gesagt wurde der Hausherr befinde sich in seinem Arbeitszimmer, begibt sich Livia zu eben diesem und klopft an. Es gibt einiges unter vier Augen zu besprechen.

  • Tief in seine Arbeit versunken saß Senator Felix im Arbeitszimmer. Es klopfte an der Tür. Doch von seiner Seite - keine Reaktion.
    Konzentriert blickte er das halbfertige Kunstwerk an, das vor ihm lag. Ein Strich, zwei Striche. Er legte den Kopf schief und trat einen Schritt zurück, um es auf sich wirken zu lassen. Gerade als er eine weitere Verbesserung anbringen wollte schreckte ihn erneues Klopfen hoch. Verstohlen blickte er sich um. Hatte ihn wer beobachtet? Nein.
    Die Farben und Malwerkzeuge waren schnell versteckt, ebenso das aufgespannte Pergament - es war ja nicht das erste Mal, dass Felix im Geheimen seinen Gefühlen Ausdruck verlieh.
    Dann lümmelte er sich in seinen Korbsessel, und murmelte ein verschlafenes


    "Gääähhn. Herein?"

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  • Livia tritt ein und lächelt angesichts des verschlafenen Gesichtsausdruckes ihres Gastgebers.


    "Salve, Senator. Ich hoffe, ich störe dich nicht. Hast du ein wenig Zeit für mich?"


    Höflich wartet sie ab und überlegt insgeheim, bei was für einer langweiligen Arbeit er wohl eben eingeschlafen sein mag.

  • Verschlafen rieb ich mir die Augen. (Man wurde als schlechter Schauspieler schließlich nicht Legatus Augusti pro Praetore...) Dann gähnte ich nochmal herzhaft und entschuldigte mich sogleich dafür.


    "Diese Preislisten und Steuerbescheide... Livia... gewöhnt man sich jemals daran dabei nicht einzuschlafen?"

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  • "Ich befürchte, nein. Doch es ist nun einmal ein notwendiges Übel, dem man sich stellen muss."


    Livia schließt die Tür hinter sich und tritt näher heran.


    "Darf ich mich setzen, oder möchtest du die Arbeit zuerst beenden? In genau solch einer Angelegenheit möchte ich dich nämlich um deinen Rat bitten..."

  • Ich schob die Listen sorgsam auf einen möglichst kleinen Stapel zusammen. Sorgsam deswegen, um nicht das darunter versteckte Mal-Material ans Tageslicht zu befördern. Aber die Geste war klar.


    "Neinneinnein. Später. Morgen. Ich meine, die Arbeit kann warten."


    Dann lehnte ich mich zurück und schaute sie fragend an.


    "Wobei kann ich dir denn behilflich sein, Livia? Setz dich doch!"

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  • Livia lächelt und nimmt erfreut Platz.


    "Ich danke dir und werde mich bemühen, deine Zeit und Geduld nicht über Gebühr zu beanspruchen."


    Sie überleg kurz, sammelt ihre Gedanken und fährt dann mit ihrem eigentlichen Anliegen fort.


    "Nun, ich hörte -unter anderem von dir selbst- dass du dich außerordentlich gut mit den wirtschaftlichen Belangen auskennen sollst..."


    Unwillkürlich wandert Livias Blick kurz schmunzelnd über den Stapel Unterlagen.


    "...und nun plagt mich eine gewisse Ratlosigkeit durch dieses überaus lästige kürzlich von diesem überflüssigen Plebiszit beschlossene Gesetz. Hast du nicht einen guten Hinweis für mich, wie ich mein Geld günstig anlegen kann, ohne mit dieser Farce von einer... nun ja, lassen wir das... in Konflikt zu geraten?"


    Fragend schaut Livia ihren entfernten Verwandten an. ;)

  • Überflüssig... Farce... lästig. Was meinte sie bloß? Ah, natürlich, das konnte nur das Avitus'sche "Spenden"gesetz sein.


    "Oh, du beziehst dich auf die..."


    Ich welchselte gekonnt in einen Tonfall, der nur gelang wenn man die Mundwinkel sehr weit zurückzog und mit einem blöden Grinsen sprach.


    "... Lex Octavia Solidaritatis Patriciarum?"


    Mit etwas Mühe lockerte ich meine Gesichtsmuskulatur wieder.


    "Detailliertere Ausführungen dazu, was ich von dieser Lex halte, äh, ja, lassen wir besser. Aber vor allem eine in diesem Fall durchaus positive Eigenschaft des Gesetzes kann uns von Nutzen sein."


    Eine kunstvolle Pause sollte das Mitdenken des Gegenübers ankurbeln. Aber sie durfte nicht zu lange währen, wenn man nicht verwundert angestarrt werden wollte. :)


    "Dieses Gesetz ist eine sogenannte lex imperfecta, ein Gesetz, dem es an einem grundlegenden Element fehlt: der Strafe. Mal abgesehen von den anderen Fehlern und Ungenauigkeiten... nun ja, lassen wir das besser, das Gesetz sieht keine Ahndung bei Nichteinhaltung vor."


    Die nun folgende kunstvolle Pause sollte dem Gegenüber die Gelegenheit geben, selbst aus dem Gesagten Schlüsse zu ziehen und diese auch vorzubringen. 8)

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  • "...genau auf eben jene."


    Livia verdreht leicht die Augen und seufzt unmerklich, als er das böse Wort tatsächlich in den Mund zu nehmen gedenkt. Seinen weiteren Ausführungen lauscht sie mit ungleich höherer Aufmerksamkeit und folgt gehorsam dem sorgfältig aufgebauten Spannungsbogen. Schließlich gelangen sie zu dem Punkt, an dem erneute Wortmeldung gefragt ist.


    "Tatsächlich?" äußert Livia mit angemessenem, sorgfältig temperierten Erstaunen im Unterton.


    "Interessant. Nun, das klingt überaus plausibel. Darüber hinaus meine ich mich auch nicht an eine Passage in dem Gesetzestext zu erinnern, welche sich mit den Modalitäten des Geldeintreibens befasst. Ist dir bekannt, ob es in irgendeiner Form festgelegt ist, wie und von wem diese... Spende... eingetrieben wird? Ist am Ende damit zu rechnen, dass der Volkstribun persönlich bei den Villen der Stadt vorspricht, um die Münzen höchstselbst in Empfang zu nehmen?"


    Sie lächelt hintergründig.


    "Oder wird gar von uns Aedilen erwartet..."


    Livia gibt der Vorstellung Zeit und Raum, sich in der Gedankenwelt des zukünftigen Aedilen zu entfalten.

  • "Von uns Aedilen... nein. Ich glaube nicht das irgendjemand irgendetwas dabei dachte, als er diese Möchtegern-Lex verfasste. Es klang in den Ohren des gemeinen Volkes wahrscheinlich nur herrlich revolutionär, und fand deshalb Anklang."


    Ich seufzte. Das Unschöne an Floskeln wie "nun ja, lassen wir das" war eben, dass sie nur Floskeln waren, und niemanden - erst recht nicht ihren Urheber - davon abhielten trotzdem weiterzumachen.


    "Andererseits, liebste Livia, ich dachte wir wollten die Unmengen der übrigen Ungenauigkeiten und Fehler dieser wunderschön sinnlosen Lex nicht weiter ausführen? Sonst fürchte ich wird man uns das Abendessen hier servieren müssen..."


    Den Gedanken, gutes Essen bei einem solchen Gesprächsthema zu verschwenden, verdrängte ich so schnell wieder wie er gekommen war.


    "Etwas verspreche ich dir aber. Wenn ich als Aedilis Curulis irgendetwas mit diesem Gesetz zu tun haben werde, so wird es das Verfassen einer offiziellen Empfehlung an alle Patrizier sein, es zu ignorieren."

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  • Livia nickt nachdenklich, ein Hauch von Zweifel verbleibt jedoch in ihrer Miene.


    "Ich danke dir für die Zuversicht, die du bei mir mit deinen Worten zu säen vermagst. Dennoch frage ich mich, ob sie nicht vielleicht doch einen Weg finden werden, uns diese Vorgehensweise zu verleiden. Manchmal könnte man meinen, die Wände hätten Ohren. Ein Großteil der Senatoren ist außerdem von plebeischer Herkunft. Ist zu befürchten, dass sich hier eine Mehrheit findet, welche die Idee dieses... Gesetzes... gutheißt und sich um eine Verbesserung bemüht?"


    Auf seine letzte Bemerkung hin lächelt sie.


    "Ich bin mir sicher, dass du mein in Bälde ehemaliges Amt mit Bravour ausfüllen wirst. Gibt es diesbezüglich eigentlich noch Klärungsbedarf von deiner Seite? Ich stehe dir selbstverständlich zur Verfügung, falls ich dir bei der Einarbeitung helfen kann."

  • "Oh ja, das Gefühl kenne ich. Man spricht vertraute Worte in privater Umgebung, und bereits am nächsten Tag scheint die gesamte Urbs davon zu wissen... das ist rein psychologisch, denke ich."


    Es war unmöglich dass derartige Informationen aus meiner Villa drangen. Zu oft schon hatte ich Sklaven für geringere Verstöße verstümmelt, und in einem Haushalt sprach sich das schnell herum.


    "Klärungsbedarf, ohja. Unbedingt. :) Was muss ein Aedil überhaupt so tun?"

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  • "Was ein Aedil so tun muss? Nun, da du dich zur Wahl hast stellen lassen, wirst du dich sicher ohnehin schon informiert haben." :P


    Livia schmunzelt leicht, erbarmt sich dann aber doch noch einmal, den Arbeitsalltag kurz aus ihrer eigenen Erfahrung zusammenzufassen. Sie erzählt ihm von den vielen Anfragen nach Konzessionen für neue Betriebe, von den zahlreichen anonymen Anzeigen bezüglich der Gesetzesverstöße bei den Marktpreisen und schließlich von der vielen Arbeit, welche die Veranstaltung von öffentlichen Spielen bedeutet. Am Ende ihrer langen Rede sieht sie sich suchend, jedoch vergeblich, nach einem Glas Wasser um und lächelt ihr Gegenüber anschließend freundlich an. :]


    "Beantwortet das deine Frage in etwa? Natürlich kannst du mich auch später noch gerne jederzeit ansprechen, wenn sich noch Probleme ergeben sollten. Doch... Um noch einmal auf meine Frage von vorhin zurück zu kommen... ;) Wie schätzt du das zu erwartende Verhalten der plebeischen Senatoren ein, in Bezug auf dieses nicht perfekte Gesetz?"

  • "Och, ein wenig. :)"


    Ich hörte aufmerksam der detaillierten Ausführung zu. Schien ja echt interessant zu werden, meine neue Arbeit. Als sie geendet hatte war ich durstig und hieß einen Sklaven, Wein und Wasser herbeizuschaffen.


    "Ich werde darauf zurückkommen, so Bedarf besteht; ich danke dir. ;)"


    Der verdünnte Wein hatte mir gefehlt. Ich nahm dankbar den Becher entgegen, den der Sklave mir reichte, und nahm einen Schluck.


    "Das zu erwartende Verhalten der plebeischen Senatoren? Das ist sehr schwer einzuschätzen. Gelegentlich lassen sie sich von einer gewissen Loyalität ihrer Herkunft gegenüber lenken, meist siegt jedoch die Vernunft und Bildung, die sie dem Pöbel voraus haben..."

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  • Nachdenklich beobachtet Livia ihn beim Trinken und fasst schließlich einen Entschluss.


    "Gut. Ich danke dir. Du hast meine Sorgen ein wenig zerstreuen können. Nun möchte ich dich aber nicht weiter bei deiner Arbeit stören."


    Sie erhebt sich von ihrem Platz und schickt sich an den Raum zu verlassen.


    "Wir laufen uns sicher bald wieder über den Weg. Bis dann..."

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