Aufarbeitung alter Kamellen

  • „Das ist die Frage. Mir fällt außer uns beiden auf Anhieb niemand ein.“


    Spitzbübisch grinste ich. Es braute sich etwas in meinem Kopf zusammen. Und flups, meldete sich das schlechte Gewissen – ich war Patrizierin. Aber andererseits … viel zu lange war ich viel zu zahm gewesen. Kurz hob und senkte ich meine Brauen. Meine Augen begannen zu glänzen.


    „Wir zwei sollten einmal Pferde stehlen gehen. Du weißt, was ich damit meine?“
    Erwartungsvoll grinste ich Aelia an.


    „Ach ja, du wolltest ja noch etwas wissen.“ Gemütlich rutschte ich in meinem Korbstuhl nach hinten. Ich machte es spannend, schmunzelte erneut und ließ mir viiieel Zeit bei der Beantwortung der Frage.
    In Anbetracht der Tatsache, dass die Acta derart über meine Reise nach Germania berichtet hatte, dass sich jeder nach Belieben selbst etwas ausmalen konnte, kamen mir abwegige Erklärungen. Aber ich wollte Aelia ja nicht schocken, also besann ich mich.


    „Ach, sein Name fiel, als wir über talentierte Schüler der Militärakademie gesprochen haben. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, einen potentiellen Kandidaten für das Kommando der Classis Misenum zu finden. Na ja, ich hatte es kaiserverträglich ausgedrückt und Macer benannte mir drei Männer, die ich eigentlich nach meiner Rückkehr aus Germania, also jetzt, aufsuchen möchte. Da wäre einmal Caecilius Crassus und Germanicus Corvus von den Praetorianern und Vinicius Lucianus von der CU. Er muss also einen guten Eindruck auf der Akademie hinterlassen haben. Wusstest du das?“

  • Mit Pokerface 8) lehnte ich mich zurück und lächelte hintergründig.
    "Sagen wir, ich ahne es." :D


    Sfz...warum spannten manche Menschen andere nur so gern auf die Folter? Grauslig sowas :]
    Als ich dann endlich erfuhr, worum es ging nickte ich schmunzelnd.
    "Ja...er ist eben ein alter Streber." :D
    "Aber ich fürchte, für die Classis wirst du ihn nicht gewinnen können. Er hat sich erst vor kurzem dazu entschlossen, zurück zur Legion nach Germanien zu gehen."
    Ich rollte mit den Augen.
    "Als ob die Praetorianer nicht gut genug wären...pft..."

  • Streber kannte ich noch mehrere, ich musste schmunzeln. Ach, warum nicht? Intelligenz ist erotisch oder wie war das? 8) Huch, und dann kam eine umwerfende Neuigkeit. Corvus in Germanien? Da gab es nun aber zwei Legionen.


    "Oh, doch nicht etwa zu Macer? Dabei habe ich dem Legaten noch erwidert, dass ich mir bei den beiden Prätorianern wenig Hoffnungen mache, dass sie ihre Einheit wechseln. Na so was."


    So schnell konnten sich Situationen ändern. Plötzlich fiel mir die Kehrseite der Medaille auf.


    "Ach, du meine Güte, Aelia! Und was machst jetzt du?“ Mit großen Augen sah ich sie an. Ich konnte mich noch gut daran erinnern, als ich vor Monaten vor einem ähnlichem Problem stand. "Wirst du ihm folgen?“, fragte ich leise.

  • Ich nickte.


    "Doch, genau zu dem. Er war ja, bevor er zu den Praetorianern kam, bei der Legio II und nachdem sie im letzten Krieg so hohe Verluste hatte, kam wohl sein Pflichtgefühl, gekoppelt mit Heimweh, bei ihm durch."
    Sfz.
    Mit einem Schmunzeln nippte ich ein weiteres Mal an meinem Wein und legte den Kopf schief.
    "Komisch...ich hätte auch nicht gedacht, dass sich jemand freiwillig von den Praetorianer weg versetzen lässt...aber ich Depp suche mir natürlich ausgerechnet den Mann aus, der das einführt." 8)


    Grübelnd sah ich eine Weile in das rote Nass in meinem Becher, ehe ich wieder aufsah und zur Antwort ansetzte.
    "Naja...schon als er noch in Rom war habe ich ihn kaum gesehen. Und wenn nun eine ganze Provinz zwischen uns liegt...ich denke schon, dass ich auch nach Germanien gehen werde. Obwohl mir bei dem Gedanken, die Stadt, in der ich die längste Zeit meines Lebens gelebt habe, zu verlassen nicht ganz wohl ist.
    Aber du warst ja kürzlich da oben...wie ist es da?"

  • Ich musste lachen.


    „Ich hatte auch kein glücklicheres Händchen bei meiner Wahl. Zielsicher habe ich mir den Mann ausgesucht, der bereits mit seiner Legion verheiratet ist.“


    Mein Verständnis dafür hielt sich in Grenzen, was mein Augenrollen bewies.


    „Total schade, dass du vorhast zu gehen, aber ich kann es verstehen. Ich würde es genauso machen, obwohl sie es nicht verdient haben, die Männer. Nehmen die auch mal Rücksicht auf uns?“


    Einen kleinen Seufzer konnte ich nicht unterdrücken. Nun auch durstig geworden, entschied ich mich für ein Glas Wasser.


    „Hm, du fragst wie es in Germania ist. Möchtest du eine ehrliche Antwort oder eine, die sich nett anhört?“


    Ich zwinkerte Aelia zu. Germania war zu einer Abenteuerreise mutiert und ich zweifelte daran, dass ihr mein Bericht Mut machen würde.

  • Breit grinsend erwiderte ich: "Warum müssen auch ausgerechnet die Männer in Uniform so auf Frauen wirken? Furchtbar...ich hätte mir einen Priester aussuchen sollen, aber nein..."


    Theatralisch seufzend schnappte ich mir eine Olive.
    "Das Schlimme ist, die wissen das auch noch ganz genau..."
    Mit einem Happs war die Olive verschwunden.


    Ihre Antwort machte mir dann allerdings alles andere als Mut.
    "Ahje...", murmelte ich und legte die Stirn in Falten. "So schlimm also?"
    Wusste ich es doch, dass Corvus all das mit den "unergründlichen Wäldern, dem milden Sommer" und wasweißichnoch nur gesagt hatte, um mich ruhig zu stellen.
    "Aber ich glaube trotzdem, die ehrliche Antwort wäre besser, sonst bekommen ich noch einen Herzinfakt, wenn es da oben dann ganz anders ist." 8)

  • Beim Thema Priester musste ich loslachen.


    „Ich gebe zu, eine Uniform macht mehr her als ein Priestergewand, aber entscheidend ist trotzdem, was darunter steckt. Meinst du nicht? Außerdem … Ich meine mich zu erinnern, dass du sehr wohl einmal mit einem Priester zu tun hattest.“


    Wenn ich in der Vergangenheit an Aelia gedacht hatte, fiel mir sofort Sulla ein. :D


    „Du sagst es, die wissen, dass die uns damit kriegen und die wissen, dass wir uns viel gefallen lassen. Eigentlich liegt es an uns, das zu ändern. Ich habe da schon wieder eine ganz tolle Theorie.“


    In letzter Zeit sprühte ich nur so voller Theorieansätze.


    „Ich habe beobachten können, dass die nettesten Frauen, die größten Machos haben und die raffinierten Frauen mit Biestcharakter haben die Lammfrommen. Ich glaube, das eine bewirkt das andere. Ist eine Frau wie ein kleines Biest, wird der Mann zahm und zahmer. Wobei ich so einen Hanswurst niemals haben möchte, aber das sei mal dahin gestellt. Ist der Mann ein Macho, wird die Frau mehr und mehr ein Mäuschen und macht den Mann damit noch dominanter. Was sagst du zu meiner Theorie?“


    Also ich fand sie umwerfend gut und zutreffend. Nun langte ich ebenfalls in die Knabberschale, die vor Aelia stand und angelte mir ein paar Trauben heraus. Mit einer Frucht zwischen Daumen und Zeigefinger suchte ich in Bezug auf Germania die passenden Worte.


    „Germania …“, begann ich nachdenklich. „Ich habe dort merkwürdige Menschen getroffen. Damit meine ich nicht die ausgesiedelten Stadtrömer, obwohl die sich im Laufe der Zeit sicher auch anpassen. Die Leute dort sind schwer von Begriff, etwas schrullig und wenig entgegenkommend.“ Ich musste an den Sciba bei Macer denken. Der Mann hatte mich fast zur Verzweiflung gebracht. „In den Wäldern rennen exotisch große Tiere herum. Die laufen dir mal eben so über den Weg, wenn die Straße nicht frei ist, was oft vorkommt. Wenn du unterwegs bist, siehst du im Übrigen nichts außer Wäldern. Ich dachte doch tatsächlich meine Kutsche fährt im Kreis, nur weil ich - so oft ich aus dem Fenster gesehen hatte - immer wieder in dieselben Bäume erblickt hatte.“


    Ich verdrehte meine Augen. Das landschaftliche Bild war wirklich einfallslos.


    „In Germanien laufen viele Männer mit Hosen rum“. Ich bekam einen Lachanfall bei der Erinnerung daran. „Und sprechen tun die Leute von morgens bis abends nur über den harten Winter, die fehlenden Essvorräte, Schlachten gegen die Germanen, tote Soldaten, Krankheiten … tjo, was gab es noch?“


    Ein dickes Lachen erschien auf meinem Gesicht.


    „Als römische Bürgerin bist du dort eine solche Rarität, dass du postwendend in der Acta stehst, sobald du dort durch die Landen reist.“

  • Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, begann dann aber doch wieder zu schmunzeln.


    "Ach Deandra...den hatte ich gerade so erfolgreich verdrängt und dann kommst du daher und erinnerst mich wieder daran." :D


    Kichernd hörte ich mir ihre Theorie an und nickte beipflichtend. Gleichzeitig fragte ich mich allerdings auch, zu welchem Typ ich wohl gehören würde 8)
    "Ja, ich glaube da ist was dran. Also bleibt uns nur, nicht zu demütig und nicht zu biestig zu sein, dann bekommt man das perfekte Mittelmaß bei einem Mann, richtig?"
    Breit grinsend schnappte ich mir noch eine Olive, während ich in Gedanken meine Verwandten in diese Kategorien einteilte, was mir ein leises Lachen entlockte.


    Als Deandra schließlich begann, von Germanien zu erzählen konnte ich einen Seufzer nicht unterdrücken.
    "Ach herrje...na das klingt ja berauschend...andererseits...wer in Rom aufgewachsen ist, kann überall überleben." :D
    Zumindest wenn man, ohne überfallen, angespuckt oder getreten zu werden durch die Subura gehen konnte.
    "Hosen sagst du?"
    Wieder begann ich zu lachen.
    "Olympus, ich hoffe Corvus gewöhnt sich das da oben nicht an...das sieht ja wohl wirklich zu lächerlich aus." 8)


    Als sie es erwähnte, fiel mir auch der "Elch-Artikel" in der Acta wieder ein, was ein weiteres Grinsen zur Folge hatte.
    "Achja, ich erinnere mich...dann reise ich wohl am Besten inkognito." :D

  • Grübelnd überlegte ich, ob es wirklich so einfach war, das perfekte Mittelmaß zu bekommen. Ich hob ratlos meine Brauen und blies wieder einmal die Luft durch die Lippen.


    „Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Da hat der jeweilige Mann wohl noch ein Wörtchen mitzureden. Außerdem ist man selbst ja auch nicht nach Wahl änderbar. Naja, zumindest ich nicht. Ich bin, wie ich bin und ich verbiege mich auch nicht gerne.“
    Ebenfalls eine Olive naschend, bemerkte ich Aelias leises Lachen. Zu gerne hätte ich ihre Gedanken gewusst. Bei den nachfolgenden Worten musste ich mitlachen.


    „Genau, inkognito. Hätte ich die Folgen vorher gewusst, wäre ich auch derart gereist.“
    Mein Lachen verriet aber, dass es nicht ernst gemeint war. Ich hatte meinen Spaß in Germania und über den Artikel in der Acta habe ich auch gelacht.


    „Gibt es bereits Pläne für deinen Umzug? Ich könnte dich auch einmal dort besuchen kommen?“

  • "Genauso gehts mir auch.", stimmte ich schmunzelnd zu, ehe noch eine Olive in meinem Mund verschwand.


    Kurz wanderte mein Blick aus dem Fenster. Wenn es in Germanien wirklich so kalt war, wie man immer hörte, musste ich mir wohl noch einige wärmere Sachen kaufen....hm...
    Doch schnell war ich wieder im hier und jetzt und sah zu Deandra zurück.
    "Noch keine genauen, nein. Corvus wollte mir schreiben, sobald er da ist...", seufzte ich.
    Bei ihrem folgenden Vorschlag lächelte ich fröhlich.
    "Ernsthaft? Nach allem was du erzählt hast, hätte ich nicht gedacht, dass du da nochmal freiwillig hingehst.
    Ich würde mich über deinen Besuch natürlich sehr freuen." :D

  • „Ja, ernsthaft und ganz freiwillig.“ Ich lächelte zurück. Nein, eigentlich war es kichern. „Einerseits habe ich ja sonst nichts zu tun und kann es mir leisten, in der Weltgeschichte herumzureisen und andererseits hatte die letzte Reise trotz ihre Wirrnisse und Schwierigkeiten auch ihren Reiz. In Rom trifft man so schnell keinen Elch und ebenso wenig solch furchtbare Scriba. Das sind allesamt Herausforderungen, die ich zwischendurch als Würze des Lebens gerne annehme.“


    ‚Was nicht heißt, dass ich dort für länger wohnen möchte’, fügte ich in Gedanken hinzu. Ich wollte Aelia aber nicht unnötig belasten.


    „Außerdem habe ich nichts dagegen, wenn die Gerüchteküche kocht. So lange ich mich anständig benehme …“
    Ein Schmunzeln erschien auf meinem Gesicht und machte das Kauen der Olive schwierig.


    „Lässt du es mich wissen, wenn der Umzug bevorsteht und teilst mir deine neue Adresse mit?“

  • "Na, dann sehe ich mal zu, dass es in meinem neuen Heim auch ein Gästezimmer geben wird." 8)


    Sie traf nirgends solch furchtbare Scribae? Hm...sie hatte wohl Fusculus noch nie gesehen. Also grinste ich und erwiderte:
    "Oh, in der Curia Italia gibt es auch ein solches Exemplar...ich sehe es jeden Tag, ich bin sein Chef." :rolleyes:
    Kurz schauderte mir bei dem Gedanken. Naja, hautpsache der ließ sich nicht auch nach Germanien versetzen.


    "Mache ich.", versprach ich. "Hoffentlich wird es nicht eine dieser Lehmhütten..."
    Demonstrativ schüttelte ich mich, schaffte es jedoch nicht lange, die ernste Fassade aufrecht zu erhalten und begann gleich wieder zu Grinsen.

  • Nachdem ich langsam wieder Luft bekam - die Vorstellung einer Lehmhütte trieb mir vor Lachen Tränen in die Augen - wischte ich mir selbige vorsichtig mit einem seidenen Tuch fort. Zu dumm, wenn die dunkle Schminke deswegen verlaufen würde.


    „Aelia, jetzt merke ich erst, wie ich deine Sprüche vermisst habe. Oh, ich habe dort putzige Unterkünfte gesehen.“
    Ein erneuter Lachanfall unterbrach mich in der Rede. „Zunächst hielt ich sie ja für Stallungen, musste mich aber eines besseren belehren lassen. Glasscheiben kennt man nicht, ebenso wenig Bauten aus Stein. Lehm und Stroh, dazu ein bisschen weiße Farbe, wenn man gut situiert ist. Eins steht fest - meine Pferde sind luxuriöser untergebracht.“
    Bei diesem Gedanken angelangt, wurde ich ernster. „Die römischen Bürger haben sich richtige Häuser hinsetzen lassen. Notfalls könnt ihr ja ein neues bauen.“


    Mein Blick fiel auf Assindius. Nachdenklich betrachtete ich ihn.


    „Es ist ein armes Volk, Aelia, aber von ihrem Charakter her sind sie edel. Zumindest diejenigen, die ich kenne. Jener Scriba war kein Germane, sondern ein Römer, der offenbar von der Germanitis befallen war. Jener Krankheit, die gesunde und fröhliche Römer befällt, wenn sie zu lange der Heimat fern bleiben.“

  • Ich sah wohl aus wie ein Gespenst, oder zumindest kam es mir so vor, als Deandra von den Hütten zu erzählen begann. Ich riss die Augen immer weiter auf, bis sie schließlich sagte, dass römische Bürger wohl etwas besser hausten.
    Mit einem "Puha..." rutschte ich auf meinem Platz nach unten.
    Ich widerstand dem Drang, Corvus mit eingen der schlimmsten Wörter, die mir gerade einfiel zu betiteln, nahm mir aber vor, das demnächst nachzuholen.


    Germanitis...ich grinste zuerst, bis mir dann klar wurde, dass mich das wohl früher oder später auch befallen würde. Selbst in Gallien, wo es wohl etwas zivilisierter zuging, als in Germanien, hatte ich es ja nicht allzu lange ausgehalten.
    "Ooooh...ich wünschte ich wäre doch Vestalin geworden.", stöhnte ich und verdrehte die Augen.

  • "Sei mir nicht bös, Aelia, aber du bist eine der Letzten, die ich mir in diesem Amt verstellen kann."


    Schon wieder lachte ich bei der Vorstellung. Du meine Güte, viel Lachen soll schneller zu Fältchen führen. Das hatte mir meine Oma einmal erzählt. Ich bemühte mich um Ernsthaftigkeit, was nur leidlich gelang.


    "Lässt du dir hin und wieder römischen Besuch kommen oder reist selbst zeitweise an den Nabel der Welt, sollte man größtmöglich dieser furchtbaren Erkrankung vorbeugen können. Vielleicht sollte ich dies besagtem Scriba auch einmal empfehlen."


    Nun machte ich mir Vorwürfe, weil ich es damals versäumt hatte. Womöglich verlief die Krankheit tödlich und den armen Mann hatte es bis zu meinem nächsten Besuch dahingerafft.


    "Hm, es könnte sich jemand der in den Norden verschlagenen Römer annehmen und ihnen Zerstreuung bringen. Du wärst genau die Richtige dafür. Aber mal im Ernst, ich bin wirklich gespannt, wie du mit dem Umfeld dort zurecht kommst. Ist vielleicht nur eine Gewöhnungssache. Vermutlich wird viel davon abhängen, ob dir Corvus dabei hilft."


    Ich nickte Aelia aufmunternd zu und eine weitere Olive verschwand in meinem Mund.

  • Ich lachte fröhlich mit.
    "Wenn ich ehrlich bin, so gehts mir auch...die armen Vestalinnen. Nein, das kann ich ihnen wirklich nicht antun." :D


    Zustimmend nickend hörte ich Deandras "Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Germanitis", begleitet vom mittlerweile obligatorischen Lachen :D
    "Hachja...wenn bloß die Entfernung nicht so groß wäre. Andererseits...wäre Germanien näher an Rom, gäbe es das Problem der Germanitis wahrscheinlich sowieso nicht." :]


    Obwohl ich mir versuchte vorzustellen, wie das Leben in Germanien wohl werden würde, brachte ich es nicht recht fertig. Zumindest hoffte ich, dass es auf keinen Fall so war, wie ich mir das im Moment ausmalte.
    "Wenn nichts mehr hilft, komme ich eben zurück nach Rom und muss warten, bis Corvus pensioniert wird.", grinste ich.
    "Herrje, wir reden ja die Ganze Zeit nur von mir....was ist bei dir denn so los? Sind du und Sophus mittlerweile verlobt, oder ist es eher wie bei mir?" ;)

  • „Bis Corvus pensioniert ist?“ Ich prustete los. „Etwas alt für Kinder, findest du nicht? Obwohl … bei deinem Tatendrang bewerkstelligst du das sicherlich auch noch dann.“


    Einmal in der Lachphase drin, kam ich so schnell nicht wieder heraus. Nicht mal als die Rede auf Sophus kam. Auf Aelias Frage, ob es zwischen Sophus und mir ähnlich wie bei ihr war, erwiderte ich lachend:
    „Schlimmer, Aelia. Es ist schlimmer.“


    Eigentlich gar kein Grund zum Lachen, aber ich hatte mich inzwischen mit allem arrangiert. Mein Leben war aufregend und abwechslungsreich. Ich musste länger zurückrechnen, bis ich das letzte Treffen datieren konnte.

    „Zuletzt gesehen habe ich ihn vor fünf Monaten, das letzte Mal bestätigt bekommen, dass wir noch eine Beziehung haben, in einem Brief vor vier Monaten. Er hat einfach keine Zeit. Tja, so ist das eben. Er verlässt sich wohl darauf, dass ich ewig auf ihn warte. Ach, und wenn ich Geld so reichlich wie seine Versprechungen hätte, wäre ich die wohlhabendste Frau im gesamten Imperium.“
    :D


    Es dauerte, bis ich ernster wurde.
    „Ich gebe zu, manchmal habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, einem anderen nachzugeben. Ich erhalte viel Post, Liebesgedichte, echt schöne Sachen darunter. Sophus weiß das und nur, weil er so ein Ausnahmemann und zudem ein Aurelier ist, habe ich ihn bis jetzt noch nicht abgeschossen. Nach wie vor … er ist etwas Besonderes. Ich habe noch keinen getroffen, der an ihn herankommt. Gut, natürlich kenne ich nicht alle so genau .“ 'Und wenn ich sie kennen lernen will, stehe ich postwendend in der Acta', fügte ich in Gedanken hinzu.


    Ich zuckte mit der Schulter. Da gab es noch jemanden, der entsprach lange nicht meinem Stand. Trotzdem hatte er mich tief beeindruckt. Tja, und ohne, dass mich jemand beeindruckt … Nein, da verblieb ich lieber in meinem bisherigen Leben.

  • "Och, naja, vielleicht benimmt er sich ja mal derart daneben, dass sie ihn rausschmeissen...auch wenn ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen kann."
    Wirklich nicht. Verdammter überkorrekter Kerl. Naja, wer weiß wozu es gut war :D


    Mit mitfühlendem Lächeln hörte ich Deandra zu. Warum nur kam mir das irgendwie bekannt vor.
    "Achja...man könnte fast meinen, Corvus und Sophus wären Zwillinge..."
    Als mir einfiel, wie unterschiedlich mein Zwilling und ich waren, fügte ich schnell "Oder etwas in der Art." hinzu. :]
    Ein Seufzer folte.
    "Sehen wir es mal wie es ist: Die haben uns eigentlich gar nicht verdient. Und trotzdem kommen wir nicht weg von ihnen." 8)

  • „Du meinst, Corvus ist wirklich mit Sophus vergleichbar?“


    Erstaunt über diese Tatsache zog ich die Brauen nach oben. Hm, dabei dachte ich bislang, ich hätte ein Einzelstück und zudem ein ganz ausgefallenes erwischt.


    „Hm, es klingt tröstlich, wenn du sagst, es gibt noch weitere dieser überkorrekten, in ihrer Aufgabe aufgehenden Männer. Manchmal habe ich mich schon gefragt, womit ich es eigentlich verdient habe, dass mich die Götter derart bestraften. Es gibt genug Männer, die oft bei ihren Familien sind. Nun, ich möchte keine Klette als Mann, aber irgendetwas dazwischen fände ich schön.“


    Immer noch ungläubig beugte ich mich nach vorn.


    „Er ist tatsächlich ähnlich pflichtbesessen?“ Von Pflichtbewusstsein konnte man in dem Fall nicht mehr sprechen. Kopfschüttelnd lehnte ich mich zurück.


    „Langsam finde ich es höchst merkwürdig, wie viele Parallelen wir zwei aufweisen. Wir selbst sind ähnlich, unser Schicksal war ähnlich und wir erwischen beide solche Männer. Ziemlich viele Zufälle, findest du nicht? Da fällt mir gleich eine neue Theorie ein. Frauen, wie wir, ziehen Männer wie Corvus und Sophus an und umgedreht.
    Auf jeden Fall hast du Recht. Sie haben uns eigentlich nicht verdient und ja, loskommen wir von ihnen nicht. Vermutlich wissen sie das und reizen uns bis an unsere Grenzen aus.


    Wo wäre dabei deine Grenze?“
    Ich überlegte, wo meine war. Schwer zu sagen.

  • "Na, zumindest in diesem Punkt scheinen sie sich sehr ähnlich zu sein.", grinste ich. "Das letzte Mal, als ich Corvus gesehen habe, hat er mir eröffnet, dass er gedenkt nach Germanien zu gehen. Davor hat er sich ewige Zeiten nicht sehen lassen."


    Ich fuchtelte theatralisch mit den Händen umher, wie ich es einige Male in der Aufführung von griechischen Tragödien gesehen hatte.
    "Oh, welch Schicksal ist uns armen Frauen aufgebürdet. Ein Leben lang an einen Mann gefesselt, der uns weder zu schätzen weiß, noch unsere Liebe verdient hat..."
    Als Schauspielerin wäre ich glatt verhungert, also brach ich in Lachen aus.
    "Achje, ich seh schon, ich werde als wunderliches altes Weib enden." :D


    Deandras Frage brachte mich hingegen wieder ins Grübeln.
    "Hm...", murmelte ich, wie üblich, wenn ich nicht gleich eine Antwort wusste.
    "Vermutlich, wenn er in zwei Jahren sagt, er will sich nach Britannien versetzen lassen, weil da die Herausforderung größer ist." :D

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