[Officium] Magister Scriniorum Crassus Didius Lucius

  • Das zynische Geschwafel des Mannes ignorierte Furianus geflissentlich und beobachtete weiterhin das rege Treiben aus dem Fenster, während er sprach.


    "Ja, in der Tat liegen neue Herausforderungen ja geradezu auf der Straße, blicke dich mal um. Vielleicht kannst du dich dazu legen."


    Das hatte gesessen, dachte er sich und lächelte in sich hinein.


    "Dennoch solltest du dir bewusst sein, in wessen Gegenwart du gerade sprichst, wo du gerade stehst, in welcher Stadt und Provinz du dich gerade aufhälst - wer dort über dir steht. Nämlich ich."

  • Jetzt aber stand ich auf...


    Doch wenn er Flavier dachte, er hätte mich aus der Fassung gebracht oder ich würde wie ein kleines Kind aus dem Raum rennen, dann irrte er. Mit einer Ruhe, die mich selbst erstaunte, ging ich zu dem Tisch, auf dem immer eine kleine Amphorewein stand und schenkte mir einen Becher ein.


    Eine weile sah ich den Flavier von der Seite an und trank einen Schluck bevor ich zu sprechen ansetzte.

    "Ich war in Rom, Flavier, auf der Suche nach etwas Neuen, als plötzlich eine Stimme in mir sagte : Vergiss deine Heimat nicht, kehre ihr nicht den Rücken. Und genau das tat, ich eilte zurück in diese Provinz, die meine Heimat ist und bleibt, selbst wenn der Senat sich entschlüsse, ein infantilen Narren an seine Spitze zu setzen."


    Mit Bedacht wählte ich meine Worte, wählte in den entscheidenen Passagen den Konjunktiv. Das mein Gegenüber, wie diese ganze Sippe von Flaviern nicht ungefährlich, war mir durchaus bewusst. Mittlerweile hatte ich ziemlich eine Vorstellung davon, was sie meiner Calpurnai angetan haben mussten, damit sie unsere Liebe verleugnete.

    "Nun, du bist nun Propraetor und damit steht es dir Frei, mich, der dich genauso verachtet wie du mich verachtest, einfach aus dem Amt zu jagen. Allerdings wirst du mich sicher nicht aus der Stadt oder der Provinz drängen können, es sei denn, du tötest mich. Ach nein,.."
    unterbrach ich mich mit einem Grinsen, "von eigener Hand wird das dir kaum gelingen, du würdest mich schon töten lassen."


    In diesem Momment brachte einer der Sklaven der Curia ein recht umfangreiches Schreiben. Ich nahm es mit einem Nicken entgegen, blickte kurz auf den Absender und ich es öffnete und begann zulesen, sprach ich weiter.

    "Ein kluger Mann hat einmal mir einmal gesagt, das die Art, wie ein Mann seine Erfolge auskostet, sehr viel über dessen Charakter und dessen Grösse aussagt...."


    Eigentlich wollte ich noch weiter sprechen, doch der Inhalt des Schreibens nahm mich und mehr gefangen.

  • Jetzt fing der Eindringling an, den Statthalter zu beleidigen. Wie konnte jemand nur so dumm sein und sich sein eigenes Grab schaufeln ?


    Den beiden Männern der Stadtwache reichte es nun, der eine an Dienstjahren erfahrenere ergriff das Wort.


    "So, Du Kasper, jetzt reichts. Ab in den Kerker mit Dir !"


    Er griff dabei den ehemaligen Magister Scriniorum an der Schulter und sein Kamerad unterstützte ihn dabei. Widerstand war zwecklos. Dann drehte sich der Vigil zum Statthalter


    "Proconsul, wenn Du nun erlaubst, so werden mein Kamerad und ich diesen Eindringling in Gewahrsam nehmen, daß ihm der Prozess gemacht werden kann. Ich nehme an, Du wirst selbst den Vorsitz führen wollen ?"

  • Ich ignorierte die Hand der Wache auf meiner Schulter, stattdessen las ich den Brief seeelenruhig zu Ende. Ich fragte mich zwar, welchen Grund die Wache sah, eine Mann festzunehmen, der nicht nur ein Eques war, sondern seit langen Jahren ein Mitglied des Ordo Decurio und der Provinz Curie.


    Aber, vielleicht war diese Willkür ein Zeichen der neuen Zeit, in der die Lakaien des Flaviers schalten und walten konnten, wie sie denn wollten. Oder aber diese Bauernsöhne verstanden nichts von der Feinheit der Sprache.


    Ein absolut unbekümmertes Lächeln lag auf meinem Gesicht, als ich den Brief sinken lies und mich wieder dem Flavier zuwandte.

  • So wutentbrant er auch war, er durfte es sich ebenfalls nicht anmerken lassen. Für diese Worte hätte er den Didier wirklich umbringen können, nein, umbringen lassen, denn man beschmutzte sich nicht selbst.
    Der Mann schien wirklich lebensmüde zu sein.


    "Nehmt ihn fest."


    Sagte Furianus kühl und wandte sich wieder dem Treiben auf der Straße zu.
    So dumm der Didier auch war, so mutig schien er auch in jenem Augenblick. Entweder war dem Tölpel wirklich alles egal und er lebensmüde, oder er hatte eine Garantie ungeschoren davon zu kommen. Und Furianus hätte nicht die vielen Erfahrungen mit dem Schlag von Leuten, zu denen auch der allseits beliebte Germanicus Avarus zählte, als dass er nicht gelernt hätte nichts zu überstürzen, damit dies nicht auf ihn zurück fiel. Vermutlich hatte der Didier Freunde, solche, die ihn in Rom verteidigen würden, solche, die gegen Furianus sprechen konnten, solange er sie nicht stumm machte. Und Furianus hatte nun wirklich keine Lust nur ein paar Monate Proconsul gewesen zu sein.


    "Halt, wartet noch einen Augenblick."


    Rief er den Männern zu und wandte sich an den Didier.


    "Eine interessante Lektüre, Didier, ist das deine Lebensversicherung?"


    Wäre der Mann wirklich so gerissen, wie er vermeintlich schien, hätte er es nun verneint. So oder so hätte Furianus an das Schreiben kommen können.

  • Das unbekümmerte Lächeln auf meinen Gesicht wich nicht, es wurde sogar noch etwas breiter, als der Flavier auf das Schreiben in meiner Hand anspielte. Eine Art Lebensversicherung vermutetet er also darin, scheinbar war er es einfach nicht gewohnt, das ein Mann nicht vor seinem Namen kuschte. Eine Lebensversicherung war aber für mich etwas anderes, ich brauchte keinen Brief, um mich aus dem Griff eines Vigilen zu befreien.
    Dazu reichte mir eine kleine Folge von blitzschnellen Bewegungen, in deren Folge ich einen halben Schritt weiter Vorne stand, nun ohne die Hand eines Vigilen auf meiner Schulter.


    "Warum fragst du ? Du könntest ihn dir doch Problemlos von deinen Eimerträgern geben lassen," meinte ich leicht spöttisch. "Oder fürchtest du, das sie selbst das nicht schaffen ? Hier, ich mach es dir leichter...."


    Mit einer recht übertrieben Geste legte ich den Brief auf den Tisch vor mir.

    "Du kannst ihn dir nehmen, wenn du willst...."


    Ich musterte den Flavier und mein leicht spöttisches Lächeln wandelte sich in eine warnende Ernsthaftigkeit.

    "Mein Vorschlag wäre aber, das Du ihn einfach liegen lässt und deine Eimerträger wegschickst. Denn es gibt etwas, das DU mit MIR besprechen musst."

  • "Diese Eimerträger, wie du die Vigiles nennst, könnten dich jeden Moment abstechen, strapaziere ihre Geduld nicht, solche Männer sind leicht aus der Fassung zu bringen. Wenn dir dein Leben wert ist, schweig."


    Sagte er bestimmt und voller Eindringlichkeit, ein Spiel war das schon lange nicht mehr und Furianus hätte dem Didier ob seiner Beleidigungen zu gerne einen Dolch ins Herz gerammt.
    Statt dessen nickte er leicht.


    "Dein Vorschlag also. Den lehne ich ab."


    Sogleich nahm er den Brief mit einer schnellen Bewegung vom Tisch und fing an diesen interessiert zu lesen. Dabei warf seine Stirn deutliche Falten, denn was er hier las war doch höchst eigenartig, ein Brief eines Freigelassenen an den Didier, der dazu noch der Klient des zukünftigen Schwagers war. Neuigkeiten, die Furianus nicht freundlich stimmten, dazu noch die Tatsache, dass Vitamalacus dies ausgerechnet jenem Libertus übertragen hatte die Modalitäten zu regeln - eine indirekte Zusage und doch warf der Didier einen trüben Schleier auf das Glück, welches nicht so ganz erstrahlen konnte, wie es sollte. Zumindest spürte Furianus nichts davon.
    Mit einer Geste deutete er zur Tür.


    "Männer, lasst uns kurz allein."


    Sagte er zu den Vigiles und verschränkte, nachdem die Männer das Zimmer verlassen hatten, die Arme vor der Brust.


    "Und du denkst ich falle darauf rein, Didier? Dieser Freigelassene ist nur einer von vielen, er mag dein Kollege sein, der eben jenen Augenblickes einen Brief hierher hat bringen lassen, wer sagt mir überhaupt, dass es diesen Freigelassenen überhaupt gibt?"

  • "Ein kleines Mädchen mit einem Pugo in der Hand könnte mich auch abstechen," meinte ich spöttisch, wohlwissend, das ich bei den Vigilen durchaus unbeliebt machte. Dennoch färbte die Verachtung, welche ich für den Flavier empfand, auf sie ab. "Wenn sie allerdings zu mehr taugen würden, als Eimer zu tragen, dann würden sie in einer richtigen Einheit dienst tun."


    Wie nicht anders zu erwarten, konnte der Flavier seine Neigier nicht bezwingen, obwohl er eigentlich wissen sollte, das er nur das zu lesen bekam, was er in meinen Augen zu lesen kommen durfte. Vielleicht hätte er einen kleinen Pluspunkt bekommen, hätte er das Schreiben einfach liegen gelassen.


    Genüsslich beobachtete ich, wie sich seine Stirn in Falten legten, während er den Brief las. Hätte ich die Cousine meines Patrons gekannt, dann hätte sie mir vielleicht Leid getan, das sie diesen Flavier heiraten sollte, aber ich ging davon aus, das sie nicht anders sein konnte, als Tiberia Claudia, die ich auch nicht hatte leiden können.


    Als die beiden Vigiles das Zimmer verlassen hatten, schlenderte ich gemütlich zu dem Tisch mit dem Wein darauf, schenkte mir etwas Wein nach und trank erst mal einen kleinen Schluck.


    Erst einem Moment des Schweigens, ging ich auf die letzten Worte des Flaviers ein.


    "Es steht dir frei, zu denken was du willst, Flavier."


    Langsam stellte ich das Glas ab und griff in meine Tunika, zog dabei jenen Anhang hervor, den Cato erwähnt hatte. Wiedermal hatte mir meine Gewandtheit geholfen, zu verbergen was der Flavier nicht hatte sehen sollen. Meine Geste, als ich Catos Brief auf den Tisch gelegt hatte, war nicht umsonst etwas übertrieben gewesen, sollte sie doch davon ablenken, wie Schriftrolle mit den Bedingungen und Bedenken von Quintus verschwand.


    "Du kannst diese, für mich doch recht glückliche Fügung des Schicksal auch auf Zauberei und Taschenspielertricks zurückführen. Und natürlich steht es dir frei, selbst in das ferne Partherreich zu reisen und meinen Patron zu fragen, ob denn stimmt, was in den Brief steht, den Cato an mich geschrieben hat."


    Wieder machte ich eine kleine Pause, warf während dessen einen Blick auf die Konditionen meines Patrons. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, blickte ich den Flavier an.


    "Natürlich ist fraglich, ob dich deine Sänftenträger dich soweit tragen wollen. Vielleicht täten sie uns ja allen den Gefallen und würden dich mitten im Zweistromland zurücklassen. Doch ganz abgesehen davon,..."


    Wieder setzte ich eine wohlüberlegte Pause ein.


    "...würde ich in jedenfall ein Brief an meinen Patron aufsetzen. Und ich kenne meinen Patron gut genug, das ich genau weiss, was ich schreiben muss, damit du die Heirat vergessen kannst. Und ich müsste nicht einmal lügen, es genügt, bestehende Bedenken bezüglich deines Charakters zu schüren. Oder glaubst du, er hat vergessen, das du ihm verschwiegen hast, das du nicht bei der Legion deinen Dienst beendet hast, sondern ein römischer Eimerträger warst ?"

  • "Wenn du zu mehr taugen würdest, wären die Barbaren kultivierter als wir. Ein Gegensatz, der größer nicht sein könnte, das Wort Tauglichkeit und dein Name in einem Atemzug."


    Antwortete er dennoch gefasst und ruhig, bevor er sich einer neuen Kraftprobe annehmen musste, nicht an den verlockend weichen Hals des Straßenhundes zu springen, um diesem die Luft endgültig abzuwürgen. Furianus war an einigen Passagen des didischen Geredes wirklich kurz davor.


    "Vielleicht tust du dir, Didier, selbst den Gefallen und stopfst dein Mundwerk mit anderen Worten, bevor ich mich nicht genötigt sehe es machen zu lassen - nicht schmerzfrei.
    Und glaubst du wirklich deine...Drohung könnte mich aufhalten? Glaubst du wirklich du hättest nun uneingeschränkte Macht, Macht mich zu beleidigen, Macht hier anmaßend und unverschämt zu werden - vor mir? Wenn du auch nur einen Augenblick daran gehofft hast, dass mich eine Verlobung oder später Heirat davon abhalten könnten dir nicht hier und jetzt einen Dolch in dein schmutziges Herz zu rammen, so hast du dich getäuscht. Wenn du leben willst, sprich wie ein Römer, wir sind hier an keiner Straßenecke in der Subura, du stehst hier nicht vor deiner Lupa oder deinem Sklaven, sondern vor einem Senator Roms, Didier. Noch ein falsches Wort und ich vergesse mich."


    Seine Finger zuckten dabei leicht, denn auch wenn es ihn viel Anstrengung kostete die Fassung zu bewahren und diesem...Etwas nicht etwas anzutun, war die Wut ein gewisser Energiespender, der ihm das Blut in den Kopf schiessen ließ und seine Muskeln angespannt hielt. Ein Römer ließ sich einiges Gefallen, doch sofern er Ehre besaß und einen ehrbaren Namen, so war beides unantastbar, der Didier sollte das nun verstanden haben.

  • Irgendwie war mir deutlich bewusst, das ich durchaus in Gefahr war, denn schliesslich machte ich den Flavier doch selbst für den Tod von Calpurnia verantwortlich. Aber, ich hatte schon immer die Fähigkeit besessen, in gefährlichen Situationen eine gewisse Gleichgültigkeit an den Tag zu legen, der Gefahr mit einem frechen Grinsen entgegen zu treten. Ob das nun das Erbe meines Vaters oder meiner Mutter war, konnte ich nicht sagen, ich wusste nur, das das Gefühl der Angst sich erst dann einstellte, wenn ich die Situation schon längst gemeistert hatte.


    Und so erlaubte ich es mir, dem Flavier wiedereinmal den Rücken zu zukehren, während ich erst mal wieder schwieg. Ich fragte mich, wie mein Patron darauf reagieren würde, wenn ich ihm tatsächlich genau schrieb, wie dieses Gespräch abgelaufen sei. Natürlich hatte ich den Flavier provoziert, aber er hatte sich auch leicht provozieren lassen. Und so wie er meine Entlassung zelebriert hatte, verleitete mich fast dazu noch etwas nach zu legen. Aber eigentlich genügte mir auch der Grad des Zornes, zu dem ich dem Flavier gebracht hatte.


    "Natürlich steht es dir frei, mich töten zu lassen und ich zweifle nicht daran, das du es jederzeit tun würdest. Allerdings mag ich als Sohn einer makedonischen Lupa und einer Batavers geboren sein, doch mittlerweile bin ich nicht nur römischer Bürger, sondern wurde vom Imperator auch zum Eques berufen. Und solche kann auch ein Propraetor nicht einfach töten lassen, Flavier."


    Ich drehte mich ihm wieder zu, das Lächeln auf meinem Gesicht war immer noch verschwunden.


    "Genauso wenig, wie ich dich nicht einfach töten darf. Eine wahrlich unbefriedigende Situation für uns beide, nicht war."


    "Wäre ich solcher Mann, wie es mein Patron ist, hätte ich keine andere Wahl, als ihm offen und ehrlich meine Meinung zu deinem Charakter zu schreiben. Die Folgen, die solch ein Schreiben hätte, habe ich dir geschildert."


    Wieder eine kurze Pause, meine nächsten Worte leitete ich mit einem leichten Kopfschütteln ab.


    "Aber, das bin ich nicht, auch wenn ich schon mal abgelehnt hatte, mich von Geld von Calpurnia zu trennen. Damals war ich, zugegeben etwas verblendet. Heute hingegen bin ich bereit mich umstimmen zu lassen, wenn die Konditionen stimmen."


    "10.000 Sesterzen und ein Amt, das meinem Rang als Eques angemessen ist," eröffnete ich die Verhandlung, "Sagen wir den Posten des Procurator Aquarum.

  • "Ein Ritter mehr oder weniger, nicht einmal ein Amtsinhaber, das fällt nicht auf, glaube mir."


    Sagte Furianus nun doch etwas ruhiger und gelassener, die Verkrampfung hatte sich bereits gelöst, denn der Punkt war längst nach der Aktion des Didiers überschritten worden und er wägte mittlerweile die Konsequenzen ab, die ihm bevor stünden, wenn er den Didier gleich umbringen würde, anstatt dies ein paar Hintermänner machen zu lassen.


    "Du denkst doch nicht im Ernst darüber nach, dass ein Drohbrief mich von irgend etwas abhalten könnte? Du weißt sicherlich, dass es mir an Patrizierinnen nicht mangeln wird und die Lust mich gerade an deinen Patron zu binden immer weniger wird. Schreibe ruhig deinen Brief, ich bin des Schreibens auch mächtig, wem dein Patron Glauben schenken wird, kannst du dir denken. Und gemäß dem Fall, dass er das Wort eines Straßenhundes mehr schätzen sollte als das eines Senators und Proconsuls, kann es mir auch relativ egal sein, an Töchtern mangelt es Roms Müttern nicht, doch eine gute Partie wie unsereins ist rar.
    Und nun mache ich dir mein Angebot, ich lasse dich nicht heute oder morgen töten, gebe dir großzügige drei Tage, um zu fliehen."


    Der Didier musste wirklich wirr im Kopf sein, dass er hier außer stolzen 10.000 Sesterzen noch ein erpresstes Amt erwartete. Die Sonne Hispaniens musste ihm stark auf den Kopf geschienen haben, zu stark.

  • Ich lachte, denn mehr viel mir zu dem Angebot des Flaviers nicht ein. Scheinbar war ihm das bisschen Macht, das man ihm übertragen hatte, recht schnell zu Kopf gestiegen. Vielleicht hätte ich ihn ernster genommen, wenn er ein Praetorianer gewesen wäre, aber letztlich war er nur ein kleiner Statthalter.


    Als mein Lachen verebbte, blickte ich ihn kühl an.


    "Er soll aus dem Wort eines Mannes glauben, der ihn schon einmal belogen hat ? Für jemand, der ein Politiker sein will, hast Du recht amüsante Ideen. Und wenn du jetzt, in Anbetracht eines kleinen Hindernisses, von deinem Vorhaben abrückst, wirft das ein Recht aufschlussreiches Bild darauf, welchen Wert deine Beteuerungen doch haben, schliesslich soll es dir mit dieser Albina doch so ernst sein...."


    Recht sarkastisch klangen meine Worte. Ich war nicht ein Mann, der sich einfach zurück zog. Ich war zwar zu verhandlungen bereit, aber dazu brauchte es auch ein brauchbares Gegenangebot.

  • "Wie ernst es mir ist, kannst du erfahren, Didier. Ich rate dir jedoch davon ab, denn diese Erfahrung würde deine letzte sein."


    Entgegenete Furianus kühl und lächelte ein wenig.


    "Wer spricht hier von belügen? Doch nur du. Aber das kann ich dir natürlich unmöglich zutrauen, dass gerade du dich auf die Interpretation und Auslegung von Phrasen und Worten verstehst. Das ist dann zu viel des Guten.
    Ein kleines Hinderniss bist du, da stimme ich dir zu, doch welches Licht es auf wen wirft, hast du nicht zu entscheiden, Civis. Du bist nur der Unterhändler, du hast weder das letzte noch das erste Wort in dieser Verhandlung zu führen. Also besinne dich auf deine Position und fordere das, was angemessen ist. Ich bin nicht dein Gott, der dir die herrlichsten Wünsche erfüllen kann, das kann ich sein, doch mir gefällt die Rolle des Zerstörers besser, mein kleiner Freund."


    Auch er legte eine Spur Zynismus an den Tag.

  • Bei den Worten des Flaviers konnnte ich wieder nur lachen, auch wenn es eigentlich sehre bedenklich war, wie er sich gebärdete. Sah er sich wirklich mittlerweile mit göttlicher Macht ausgestattet ? Irgendwie erinnerten mich seine Ausführungen an jene Schauergeschichten, welche einem immer wieder über manche Kaiser erzählt wurden.


    "Das du mich lieber tot sehen möchtest, Flavius, dessen bin ich mir schon lange bewusst. Du willst also das ich aus Hispania verschwinde, du sagst, dann würde mir nichts geschehen, aber deinen Worten glaube ich nicht, eher würde ich einem Parther trauen denn dir."


    Während ich zu meinem Tisch ging, öffnete ich ich die Schriftrolle im dem Anhang von Catos schreiben, begann jene Passage daraus vor zu lesen, welche meinen Worten nachdruck vermittelten.

    "....er ist ein Civilist, auch wenn er mir mal weiss machen wollte, das er ein Optio der Prima gewesen ist. Ich habe allerdings diese Lüge nicht auf eine Charakterschwäche aangesehen, sondern seiner damaligen Jugend zu gesprochen....."


    Während ich mich setzte, verschwand die Schriftrolle wieder in meiner Tunika und ich nahm eine Leere Schriftrolle hervor.


    "Nun, dann werde ich wohl den Brief schreiben und dann,.. wer weis, vielleicht sollte ich doch lieber nach Roma reisen,... zumindest eine Weile, mal sehen, wer deiner Gegner sich für das Gebaren des Propraetors interessiert."


    Und vielleicht, dachte ich mir, konnte ich da auch herausfinden, was die Flavier mit Calpurnia angestellt hatten. Bevor ich begann zu schreiben, blickte ich aber noch einmal zu Flavier hoch.

    "Würde ich allerdings in Hispania bleiben, dann hättest du mich allerdings besser im Blick,"
    meinte ich mit einen leichten Grinsen. "Du musst wissen, Ich selbst habe doch nicht mehr wirklich etwas zu verlieren, dafür hast du gesorgt. Du allerdings,.. "

  • Furianus brach in schallendes Gelächter aus - welch ein Witz.


    "Didier, du glaubst doch nicht wirklich im Ernst daran, dass ich deine Schwindeleien noch glaube? Und das zudem, was ich einmal gesagt haben sollte? Also so vergesslich bin ich nun auch wieder nicht.
    Lass dir eines gesagt sein, ich habe meinen Dienst bei den Vigiles noch nie verleugnet, nicht im Senat, nicht in der Öffentlichkeit und auch niemals vor irgend jemand anderem - also spare dir deine Lügengeschichten, sie sind hier nichts wert."


    Nun war es wieder mit dem Witz vorbei, als der Mann wirklich eine Reise nach Rom antreten wollte. Obwohl Furianus da hätte ebenfalls lachen können, nickte er ruhig.


    "Versuch es ruhig, Didier, reise nach Rom, doch opfer den Göttern genug, denn vielleicht kommst du dort nicht einmal an. Ich bin hier Statthalter und mein sogenanntes Gebaren würde ich dir nahe legen ernst zu nehmen, ich habe hier das Sagen. Wenn Matinius Agrippa seine Möglichkeiten und seine Rechte nicht in dem Maße eingesetzt hat, wie er es konnte, heißt das noch lange nicht, dass ich seinem Weg folgen muss. Du kennst sicherlich Verrus und du kennst bestimmt Tullius Cicero, nun, wer wird dein Cicero sein, wenn ich Verres bin? Überdenke deine Handlungen - noch bin ich nicht wütend."


    Ahja, nun wollte er doch in Hispania bleiben, Furianus war höchst erstaunt von dem Einlenkversuch des Didiers, hatte er ihm doch jegliche Intelligenz abgesprochen.


    "Das stimmt, ich könnte dich hier besser im Auge behalten, wobei ich es mir wiederum einfacher machen kann und dich gar nicht beobachten muss, wenn du nicht mehr unter uns weilst. Und was habe ich deiner Meinung nach zu verlieren?
    Kennst du den Ausspruch, der wie folgt lautet: Nicht in den Akten, nicht in der Welt? Nun rate mal, wer entscheidet was in den Akten Hispaniens steht und was nicht. Aber gut, ich will nicht schon in den ersten Monaten meine Hände beschmutzen und wenn du für einen angemessenen Brief an deinen Patron und damit für meine Verlobung sorgst, sorge ich für eine dir angemessene Stellung als Scriba Provincialis."

  • "Nun," meinte ich trocken, "glaube mir, oder glaube mir nicht,.. oftmals würde ich mir ja selbst nicht glauben. Aber, meinem Patron pflege ich zu glauben,.. und dem was er schreibt natürlich auch."


    Ruhig schrieb ich ein paar Zeilen weiter, doch während ich schrieb, sprach ich weiter.

    "Sei versichert, Flavius, so naiv wie du und wie du glaubst das ich bin, ich ich nicht im geringsten. Vergiss einfach nicht, das ich nicht viel zu verlieren habe. Glaubst du wirklich, das allein der Senat und die Ploitim das sagen hat ? Vergiss nicht, wie es ist, wenn ein aufgestachelter Pöbel zum Palatin rennt, um gegen den Tyrann von Hispania zu protestieren,.. "


    Glaubte dieser Flavier, ich würde ihm die Freude machen und mit fairen Mitteln kämpfen, mit Mitteln, die ihm erlauben würden, seine Position auszuspielen ? Sicher nicht,..
    Wenn er darauf anlegte, dann würde ich vor nichts zurückschrecken, so wenig wie davor zurück geschreckt hatte, gegen Calpurnia und mich vor zu gehen.


    Einen Moment schrieb ich schweigend weiter....

    "Wenn es für dich angemesen ist, einen Eques zunächst seines Posten als Magister zu entheben,.. und ihn dann `gnädig`als Scriba einzustellen,.. dann frage ich mich, ob es nicht angemessen wäre, meinen Patron zu empfehlen, das es besser wäre, dir eine Verlobung mit einer Lupa aus dem Tross der Legion zu empfehlen."


    Nein,... ein Posten mit weniger Bedeutung als mein letzter war defenitiv keine Verhandlungsbasis.

  • Furianus stieß im Zuge eines Seufzers ein kurzes Lachen aus.


    "Soso, ein Tyrann wäre ich dann schon. Interessant, wie du dir der Annahme sicher bist, dass man das Wort eines Peregrinus, nun ja, eigentlich eines Niemand, der seine Pflichten als Amtsträger und Römer missbraucht wie wohl jede Sklavin in seinem Umfeld, mehr gewichtet wird als das eines Senators Roms, eines Proconsuls, eines Mannes aus dem Geschlechte einer Kaiserdynastie. Wirklich interessant. Aber wir können dein Spiel ja spielen, mein Wort gegen das deinige."


    Wirklich amüsant, was der Mann sich hier erlaubte gar zu denken. Von Träumen konnte man also doch, auf eine äußerst sonderbare Art und Weise, leben.
    Obwohl Furianus gerade doch der Gedanke aufkeimte, nein, es war vielmehr das Interesse zu sehen, wie sich dieses Traumdenken, wie sich der Fall des Mannes noch mehr beschleunigen konnte.


    "Was für ein Amt wünscht du dir also?"


    Wirklich amüsant, Furianus wollte es mal ausprobieren, zu verlieren hatte er viel, dass er aber nichts verlieren würde, wusste er nur allzu gut. Es war doch schöner eine große Seifenblase zu zerstören als eine kleine.

  • Fast mitleidig schüttelte ich den Kopf. Würde ich diesen Mann nicht so sehr hassen, könnte er mir fast leid tun, so einfältig wie er sich gab.


    "Ach Flavius, du verstehst nichts,.... Du siehst deine Ahnen,.. und verstehst nicht, das es viele gibt, dich eben nur wegen einiger dieser Ahnen verachten. Sie mögen in deinen Augen nicht zählen,.. und du übersiehst sie,... und dennoch können sie es sein, die dir einen Dolch in Leib rammen,... oder ein vergiftetes Essen servieren.... Und ich hätte nicht einmal etwas damit zu tun."


    Dann schwieg ich, schrieb weiter, denn meine forderrung hatte ich schon genannt, auch wenn der Flavier es scheinbar schon vergessen hatte.

  • "Und es gibt ebenso viele, die in die flavischen Tempel gehen, um zu huldigen. Ich kann damit leben, denn ich bin, anders als du, ersetzbar - mein Name stirbt nicht, deiner ist jetzt schon tot."


    Antwortete Furianus lächelnd und nickte leicht.


    "Eine Lobeshymne wünsche ich mir von dir an Vitamalacus, dann sollst du von mir aus Procurator Aquarum sein."


    Welch ein Spass, Furianus würde sich diesem Mann so schnell wie nur möglich entledigen, mit dem Amt als Hintergrund konnte man viel erreichen, außerdem hatte er selbst eine Dissertation über den Wasserbau geschrieben, er war darin bewandert - anders als der Didier. Er hätte sich schon jetzt verschwörerisch die Hände gerieben, wenn es nur nicht zu offensichtlich wäre, doch ein leichtes Lächeln konnte er sich nicht verkneifen.

  • Ich legte den Griffel zur Seite und lehnte mich etwas zurück. Das Angebot des Flaviers war ein Schritt in die richtige Richtung...

    "Der Grossvater meines Patrons pflegte sich immer Lobend über deinen Ahnen Titus Flavius Vespasian zu äussern. Und das man ihn an den Tempeln ehrt, das hat er sicher verdient, gerade weil er ein treuer und uneitler Diener Roms war."


    Aber es gab noch eine Anekdote, die mir dabei einfiel.

    "Er erzählte auch einmal, wie der göttliche Caesar begründete, warum er nicht König einer erblichen Monachie sein wollte : `Der erste König mag ein Genie sein, sein Sohn hingegen nur mittelmass und sein Enkel ein sabbernder Narr.` Nun, Flavius, in dem Moment, da ich die ernnenung in der Hand habe, wird ein positiver Bericht an meinen Patron hinausgehen."


    Natürlich würde ich im Tempel der Vesta auch ein Testament hinterlegen, das mich über meinen Tod hinaus absicherte. Das würde ich bei Gelegenheit dem Flavier schon noch unter die Nase reiben.

    "Wann stellst du dir vor, soll die Verlobung von statten gehen ? Wo soll sie statt finden ? Und wie stellst du dir genauen Modalitäten der Ehe vor ?"

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