Officium| Eheregistratur

  • Auf das Klopfen folgte nur wenig später die Erlaubnis, einzutreten. Drinnen würden die beiden Frischvermählten kein Fenster vorfinden, dafür allerdings viele Öllampen, was den Raum an sich auch ein paar Grad wärmer machte als den Gang. Außerdem saß an dem mittigen Schreibtisch zwischen Wachstafeln ein Mann, der hager und mittleren Alters war. Er hatte eine beginnende Glatze, über die er sich einige dunkle Strähnen gekämmt hatte, und eine Hakennase. "Salvete. Cossus Amafanius Thyrsus, was kann ich für euch tun?"

  • Balbus öffnete die Tür und liess Vespa den Vortritt. Als dann beide eingetreten waren, ergriff er allerdings selbst wieder das Wort.


    "Salve. Ich bin Prudentius Balbus und dieses bezaubernde Wesen ist Aelia Vespa. Wir würden gerne unsere Eheschliessung eintragen lassen."

  • Brav trat Vespa ein, blieb dann in der Nöhe der Tür stehen und ließ ihren Mann dann ihr Anliegen vortragen. Als Beamter in diesem gigantischen Verwaltungsapperat hatte er da vermutlich die größere Erfahrung im Umgang mit Kollegen. Als Balbus auf sie deutete, lächelte sie kurz und nickte bestätigend und schwieg weiter. Außerdem hatte sie die letzten tage eh nicht so viel gesprochen.

  • "Aaah", machte Cossus Amafanius Thyrsus, und gleich wurde sein Lächeln ein wenig wärmer. Goldene Schimmer glitten im Schein der Öllampen über Vespas Haar.... Thrysus verlor sich einen Augenblick in diesem Anblick, seufzte schließlich leidenschaftlich und holte das Eheregister hervor - ein großes, dickes (und schweres!) Buch. "Herzlichen Glückwunsch! Nun... Woll'n doch mal sehen..." Sein dünner Finger fuhr eine Spalte entlang.


    "Ah, hier: Tiberius Prudentius Balbus et Aelia Vespa, verlobt seit dem ANTE DIEM XII KAL AUG 857. Ist das korrekt? Dann nennt mir bitte das Datum eurer Vermählung. Ich nehme an, die nuptiae fanden per usum statt, sine manu?" fragte er mehr rhetorisch denn ernsthaft. Immerhin heiratete heutzutage kaum noch jemand auf die traditionelle Art, und zudem war die überaus bezaubernde Blüte der Morgenröte dort ihm nicht als Prudentia vorgestellt worden, sodass jene Vermutung nahe lag.

  • "Ganz genau so ists gewesen,"
    bestätigte Vespa die Aussage ihres Mannes. Sie wusste nicht ob es notwendig war, aber lieber vorher bestätigen als noch einmal gefragt zu werden. Wenn dies endlich eingetragen war, dann war es also hochoffiziell und sie würden wegen diesem Anliegen keine offiziellen Stellen mehr anlaufen müssen.

  • Thrysus nickte zum Zeichen seines Verstehens und trug schwungvoll die vollzogene Ehe ins Register ein - natürlich nicht, ohne der liebreizenden Dame zuvor noch ein herzliches Lächeln zuzuwerfen. Anschließend blies er über die Tinte, damit sie trocknete, und dann schob er das Buch nach einer einhundertachtzig Grad Drehung zu den beiden hin. "Dann bestätigt mir bitte, dass es so korrekt ist", sagte er und bedachte wieder einmal die Braut mit einem erwärmenden Lächeln.

  • Auch Vespa gab natürlich diesen Eintrag mit einem Kopfnicken die Bestätigung. Viele Worte waren hier scheinbar nicht nötig, oder etwa doch?


    "Ja, es ist so richtig,"


    bestätigte sie daher noch einmal schnell mündlich. Nachdem dieser Mann sie ständig anlächelte, da fühlte sie sich schlißlich genötigt auch freundlich retour zu Lächeln. Freundlichen Menschen sollte man auch stets freundlich begegnen. Eine wichtige Lebensweisheit, die Vespa gern befolgte. Außerdem kann ein freundliches Lächeln keinen Menschen entstellen, oder?

  • "Sehr gut!" sagte Thrysus und klappte das Eheregister mit einem dumpfen Geräusch zu. Anschließend lächelte er die beiden Eheleute noch einmal an - die Dame natürlich weitaus ausgiebiger als den Herrn. "Kann ich denn sonst noch etwas für euch tun?" fragte er, was vermutlich rhetorisch war, denn was sollte man sonst in einem Ehebüro noch tun?

  • Balbus schaute für einen kurzen Moment wirklich, als würde er darüber nachdenken. Allerdings unterdrückte er dann den Drang zu fragen, ob der Beamte ihm den Schlüssel zur Staatskasse geben würde und schüttelte leicht den Kopf.


    "Nein, das war schon alles mit dem wir dich belasten wollen." sagte er. "Wir danken dir für deine Hilfe und werden dich dann auch nicht weiter in Beschlag nehmen." Er schaute kurz zu Vespa und verabschiedete sich dann mit einem freundlichen "Vale" von dem Beamten um dann gemeinsam mit seiner Frau zur Tür hinaus zugehen.

  • Die Feiern der Hochzeit waren noch nicht lange abgeklungen, als sich Varus und Stella auf den Weg machten, ihre Verbindung nun auch schriftlich festhalten zu lassen.
    Mit etwas gemischten Gefühlen betraten wir die Räumlichkeiten des Cultus Deorum und standen sogleich vor dem Officium, welches uns an eine doch weniger glückliche Situation erinnerte.
    Nachdem ich angeklopft hatte, umarmte ich Stella. "Es wird schon alles gut." Meinte ich aufmunternd, da Stella genau wie ich mit eher gemischten Gefühlen vor der Tür warteten.

  • Nach der schönen Hochzeitsfeier erschienen die Frischvermählten in der Regia des Cultus Deorum und begaben sich zum
    Officium der Eheregistratur, um ihre Verbindung rechtmäßig einzutragen.... Nun, standen Stella und Varus vor der Tür und
    Stellas Herz schien zu zerspringen vor Aufregung.
    Varus klopfte an und umarmte dann seine Frau, er flüsterte ihr aufmunternde Worte zu, die sie beruhigten, sie nickte leicht,
    seufzte und lächelte ihren Mann liebevoll an...

  • Der Archivar, der heute Dienst hatte, war ein pickliger, halber Jüngling. Er hatte seinen Dienst erst vor wenige Wochen begonnen und durfte heute zum ersten Male allein Dienst tun. Als es klopfte, schreckte er daher auf und rief mit zittriger Stimme


    "Herein!"


    Nervös versuchte er, die Akten auf seinem Tisch ein wenig ordentlicher zu machen, während er auf das Paar wartete.

  • Angespannt und voller Erwartungen was uns diesmal hinter dieser Tür erwarten würde, betraten wir nach dem "Herein!" das Officium. Wir traten auf den Beamten zu und ich gab mich erst einmal zu erkennen. "Salve..., mein Name ist Decimus Annaeus Varus und zu meiner Rechten ist meine bezaubernde Frau Furia Stella. Wir sind gekommen um die Eheschließung nun amtlich zu machen und diese eintragen zu lassen."

  • Der Scriba wirkte ziemlich verwirrt, obwohl er dies eigentlich hätte erwarten müssen. Stockend wiederholte er die Namen.


    "Annaus...Varus und Furia. Ähm, ja. Einen Moment.


    Er begann, verschiedene Akten auf seinem Tisch zu durchwühlen. Wo steckte nur diejenige, in die er diese Ehe eintragen musste? Was hatte Thrysus gesagt? Annaeus in die A-Akte und die stand...wo nur?


    "Ich hab's gleich!"


    Er erhob sich, wobei er mit den Beinen gegen den Tisch stieß und sich murmelnd entschuldigte. Dann machte er sich an einem Regal zu schaffen und zog verschiedene Papyrus-Rollen heraus, rollte sie ein Stück auf, schob sie dann doch zurück. Irgendwann schien er das richtige Dokument gefunden zu haben und nahm wieder Platz.


    Vorsichtig öffnete er das Tintenfass und holte sein Schreibgerät hervor. Einen Augenblick hielt er inne, als müsse er nachdenken. Schließlich blickte er auf.


    "Wie waren jetzt die Namen?"

  • Der Beamte war sehr eifrig. Mit einem Schmunzeln blickte ich seinem doch etwas zögerlichen Treiben hinterher. Vielleicht war er auch neu und musste sich erst einmal einarbeiten. Das wird es gewesen sein.


    Er wälzte mehrere Akten, blätterte darin und stellte sie schließlich mit einem Kopfschütteln zurück. Ich blickte Stella an und schmunzelte.


    Schließlich schien er die richtige Akte gefunden zu haben, nahm Platz und blickte uns, mit einem Schreibgerät bewaffnet an.


    "Decimus Annaeus Varus und Furia Stella." Wiederholte ich die Namen, um die es hier eigentlich ging. Endlich mal nicht so eine trockene Stimmung wie beim letzten mal, dachte ich mir, wobei mir eigentlich nur noch der Schluss der Verlobungseintragung im Gedächtnis war und dies einen doch faden Beigeschmack hatte.

  • "De Aanäääus Vaarus und Fuuriaa Steellaa."


    wiederholte er die Namen gedehnt, während er sie zeitgleich zu Papyrus brachte. Dann betrachtete er die Liste, die er vor sich hatte und legte den Kopf schief. Offensichtlich gefiel ihm sein Werk.


    Er legte die Akte wieder auf den Tisch und blickte fröhlich auf.


    "Dann ist das soweit in Ordnung. Möge Iuno eure Ehe segnen! Vale!"


    Er begann, die Rolle wieder zusammenzurollen, als ihm plötzlich etwas auffiel. Er riss die Augen auf und sah wieder zu Varus.


    "Oh, halt, Moment! Das Datum bräuchte ich auch noch!"


    Rasch rollte er die Akte wieder auf und griff nach seinem Schreibgerät, wobei es ihm gelang, auch noch das Tintenfass umzustoßen.


    "Bona Dea!"


    rief er überrascht aus und erbleichte. Rasch ließ er den Griffel fallen und griff sich die Akte, auf der nun ein kleiner schwarzer See schwamm. Nun wirkte der Scriba ziemlich ängstlich.


    "Oh Mann, wenn das Thrysus sieht..."


    murmelte er, dann schien er erst wieder zu bemerken, dass die beiden immer noch da waren. Wieder dauerte es, bis er sich entschieden hatte, was zu tun war.


    "Naja, vom Warten wird's auch nicht sauber. Mache ich erst einmal eure Ehe fertig. Also Datum und...Eheform, genau. Also per usum oder wie?"


    Er hatte das Tintenfass wieder aufgestellt und tauchte nun erneut sein Schreibgerät ein - glücklicherweise war noch ein Großteil der Tinte da. Dann begann er die Antwort aufzuschreiben.

  • Es war wirklich unterhaltsam die Eintragung, ganz entgegen meiner Befürchtungen. Der Beamte wollte auch nichts falsch machen, was ihm aber nur teilweise gelang.


    Er hatte die Akte schon fast wieder zusammengerollt, als er auf das datum zurückkam. Dabei stieß er noch das Tintenfässchen um, nun verkniff ich mir aber das Grinsen. Man wusste ja nicht, wie der Beamte reagieren würde.


    Auf die Frage des Beamten auf das datum der Hochzeit, sinnierte ich nur kurz. Schließlich war dieses großartige Ereignis eben erst.
    "Die Hochzeit fand ANTE DIEM VII ID IAN DCCCLIX A.U.C. (7.1.2009/106 n.Chr.) per usum statt."


    Das müsste meiner meinung nach aber alles gewesen sein, dachte ich mir und blickte zu dem Beamten.

  • "Ah, gut!"


    bemerkte der Scriba und machte seine Eintragungen. Dann blickte er auf.


    "Gut, das ist alles! Jetzt wünsche ich euch aber wirklich viel Glück und viele Kinder! Valete!"


    Er lächelte das Paar freundlich an, dann blickte er auf die Sauerei, die er angestellt hatte. Vielleicht sollte er irgendetwas holen, mit dem er die Tinte zumindest ein wenig von der Akte bekam. Ja, seinen Mantel!


    Er erhob sich und ging zu dem Haken, an dem sein Mantel hing, während das Paar vermutlich den Raum verließ.

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