Porta - Der Eingang der Villa Claudia

  • Mit freudiger Erregung und beladen mit vielen Unterlagen kam ich vor die Villa Claudia. Noch einmal strich ich meinen Bart und das Haupthaar zurecht und schaute auch, ob meine makellos gepflegte Tunika den Gegebenheiten entsprach. Aufgeregt klopfte ich an die Porta.

  • Sharif? ... Sharif! ... Platz!... hörte man plötzlich und leise eine Stimme aus dem Hintergrund die durch Sharifs Körpermaße, welche fast gänzlich die Tür ausfüllten, arg gedämpf wurde. Kurze Zeit später zwängte sich dann die, zur Stimme gehörende, Sklavin an Sharif vorbei, der immer noch wie angewurzelt da stand und sich nicht mehr rührte. Sharif? ... hallo? ... Kassandra wedelte mit der Hand vor Sharifs Augen hin und her. ... das ist Theodorus, der neue paedagogus des kleinen Lucius, weiss du nicht mehr? Nichts! ... keine Reaktion! Sharif´s Gehirn schien wieder mal nicht zu wissen, was es im Moment gerade machen sollte.


    Kalimera Theodorus... begrüßte Kassandra dann den Besucher, denn sie wusste ja von der Unterredung mit Vesuv...ähm ... neuerdings Menecrates, dass dieser der neue Lehrer des kleinen Rotzb ... ähm ... des kleinen Herrn sein sollte. Ob er ihr leid tun sollte? eigentlich fand Kassandra den alten Mann ja sehr symphatisch, aber er musste schließlich wissen, worauf er sich da einließ. Kassandra schob das Hindernis names Sharif etwas zur Seite und machte den Weg frei. Komm herein! ... leider weiss ich nicht genau, wo sich der kleine Herr gerade aufhält. Aber du kannst im Hortus auf ihn warten, er wird sicher gleich zu dir gebracht werden. Schließlich wussten ja die Bewacher des Kleinen bereits, das heute der erste Schultag war. Kassandra zumindest musste erst einmal ein ernstes Wort mit Sharif reden.

  • Kassandra hatte, gemeinsam mit zwei anderen claudischen Sklaven, die Kisten mit den Kleidern und Sachen der Patrizierin bereits vor der achten Stunde ins Atrium gebracht. Um diese Uhrzeit wirkte die Villa wie ausgestorben. Entweder schliefen die Herrschaften, weilten im Hortus oder erledigten wichtige Termine außerhalb der Villa. Draußen vor der Porta wartete bereits Eculeus der Fahrer mit der Kutsche, um Deandra an das gewünschte Ziel zu bringen. Keiner der drei Sklaven würde Fragen stellen, denn Kassandra war mittlerweile lange genug hier und als Leibsklavin von Epicharis hatte sie auch eine gewisse Weisungsbefugnis. Was die Herrschaften wünschten und befahlen wurde eben ausgeführt und mehr interessierte sie auch nicht.


    Noch einmal überprüfte Kassandra, ob die Kisten auch verschlossen sind und wandte sich dann an die beiden anderen Sklaven. "Ich hole eben die Herrin und falls jemand vorbei kommt und euch fragt was das hier soll, sagt ihr einfach die Kisten seien leer und sollen zurück in die aurelische Villa gebracht werden, verstanden?" Eine bessere Ausrede war ihr nicht eingefallen, aber es klang einigermaßen plausibel und würde weitere Diskussionen ersparen. Die beiden Sklaven nickten zum Zeichen, dass sie verstanden hatten und lehnten sich abwartend gegen die Kisten, bis Kassandra und die Herrin hier wären.

  • Fiona nickte und schaute Kassandra nach, wie sie noch einmal zurück in die Villa eilte.
    Sie würde nach langer Zeit endlich wieder einmal dieses Haus verlassen können.
    Kassandra hatte sie bislang im Unklaren gelassen, wo es genau hingehen würde. Doch das war ihr auch gleich. Sie wußte nur, daß sie Deandra, die Adoptivtochter des Herrn, begleiten sollte.
    Sie fühlte sich innerlich etwas aufgewühlt. War das Reisefieber?
    Die die Reise würde nicht allzuweit weg führen, denn sie und Minna sollten am nächsten Tag wieder in der Villa Claudia zurück sein.
    Gespannt wartete sie vor der Porta, bis sie dann endlich aufbrechen würden.

  • Auch Minna sollte die junge Claudierin auf ihrer Reise begleiten. Sonderlich viel Auskunft hatte Kassandra ihnen nicht erteilt, nur dass sie keine Fragen stellen sollten und bald wieder zur Villa zurückreisen würden. Mehr wollte sie auch nicht wissen. Aus welchen Gründen Deandra die Villa verließ und warum dies alles so heimlich geschehen musste, interessierte sie herzlich wenig.
    Doch wohin wohl die Reise führen würde? Darauf war Minna schon ein bisschen neugierig, da sie seit ihrer Ankunft in Rom die Stadt nicht mehr verlassen hatte.


    Mittlerweile war der Wagen mit den Kisten und Truhen beladen und Kassandra machte sich auf den Weg die Herrin zu holen, während Fiona und Minna draußen warteten.

  • "Sag mal Minna, weißt du schon wo es hingehen soll?" fragte sie Minna, die mit ihr am Eingang wartete.
    "Irgendwie finde ich es ja sehr aufregend. Endlich mal wieder raus! Vielleicht sogar raus aus der Stadt! Ich würde ja so gerne wieder das Meer sehen!"
    Fiona hatte keine Ahnung, ob Minna jemals das Meer gesehen hatte.
    Sie selbst liebte es, früher stundenlang am Strand spazieren zu gehen, Muscheln zu sammeln und einfach die Seele baumeln zu lassen. An warmen Tagen genoß sie gerne auch ein Bad in den brausenden Wogen. Doch das alles schien ihr wie eine Ewigkeit her zu sein.
    Dann hörte sie plötzlich Schritte.

  • Minna schüttelte den Kopf. "Ich würde auch gerne wissen, wohin die Reise geht." Auch für sie war es aufregend die Villa zu verlassen.
    "Das Meer?" Sie schaute Fiona erstaunt an. "Warst du schon mal am Meer? Mein Onkel hatte mir früher oft vom Meer erzählt. Ich würde es zu gerne einmal sehen!" Schon immer hatte sie sich gefragt, ob das Meer wirklich so war, wie es ihr Onkel immer beschrieben hatte.

  • "Unser Anwesen war nicht sehr weit weg vom Meer. Ein kurzer Ausritt mit dem Pferd und man war da. Oh, es war immer schön, dort am Strand entlang zu reiten oder einfach dort spazieren zu gehen."
    Mit einer Portion Sehnsucht in ihrem Blick schaute sie zu Minna hinüber.
    Das letzte Mal daß sie das Meer gesehen hatte, war, als man sie auf einem Schiiff in Ketten über den Kanal hinüber nach Gallien gebracht hatte. Eine schreckliche Erinnerung!

  • Als ich aus der Tür trat, zögerte ich keinen Augenblick, sondern strebte mit eiligen Schritten auf die bereitstehende Kutsche zu.


    "Du fährst zunächst zum Stadttor", wies ich den Kutscher an. "Das endgültige Ziel erfährst du während der Fahrt."


    Mit dem mich begleitenden Personal bestieg ich das Reisegefährt und lehnte mich an das Rückenpolster. Vorsichtig zogen die Pferde an...


    ... Während die Kutsche auf der gut ausgebauten Straße nach Ostia entlang zuckelte, hing ich meinen Gedanken nach. Bereits vor Jahren war ich einmal vergleichsweise nach Ostia gereist, allerdings war die damals zurückgelassene Villa die der Aurelier und die Fahrt ging Richtung Ostia, um mir eine Zukunft aufzubauen. Danach sah es heute weniger aus, aber irgendetwas Schönes würde die nahe Zukunft sicher bereithalten, man musste nur darauf vertrauen und etwas dafür tun.



    edit: Fehler ausgemerzt

  • Kassandra trat hinter der Herrin aus der Villa und prüfte nach, dass die Kisten bereits verladen waren."Minna, Fiona!..." rief Kassandra dann den beiden anderen Sklavinnen zum Zeichen zu, dass sie sich bereit zur Abreise machen sollten. Die Herrin strebte bereits der Kutsche zu und wollte ohne Verzögerung aufbrechen. "... ich wünsche euch eine gute Reise, kümmert euch um die Herrin und seid bald wieder zurück. Ich weiss nicht wohin ihr fahrt, aber passt auf euch auf." verabschiedete sie rasch aber freundlich die Beiden und winkte ihnen nach, während sie einstiegen und sich die Kutsche schließlich in Bewegung setzte.

  • Nichts ist süßer fürwahr, als Vater und Mutter zu haben,
    Sterblichen, Kyrnos, die noch heiligem Rechte getreu:
    Doch wer Achtung nicht trägt vor dem Haupt hingreisender
    Eltern,
    Solchem besteht nicht lang, Kyrnos, In Segen das Haus.
    - Theognis



    Seidige, schwarze Haare ruhen auf dem Schoße der jungen Frau, deren Fingerspitzen das Tuch der Sänfte zur Seite streichen und mit der anderen Hand zart durch den Schopf des Jungen gleitet. Verschwenderisch üppige Prunkbauten ziehen vor ihren nahezu schwarzen Augen entlang. Italien! Sie ist seit Jahren das erste Mal neuerlich in das Land ihrer Ahnen zurück gekehrt.
    Wie ein Bettelweib, dabei bin ich eine Nachfahrin der Kaiser.
    Sei nicht so, Callista, Du wirst ihn schon um Deinen Finger wickeln.
    "Mama, sind wir bald da?"
    Der Junge, geboren aus ihrem Schoße und nun auf ihren Knien ruhend, hebt sein cherubenhaftes Gesicht. Ernsthaft dunkle Augen sehen zu der jungen Frau hinauf, deren sinnlicher Mund einen eigenwilligen, schlicht trotzigen Zug offenbart. Der kalte Glanz aus den schwarzen Augen der Frau entschwindet und eine Liebe in infinitum ersetzt diese.
    "In brevi, mein Cupido!"
    Artig legt der Junge seinen Kopf wieder zurück und schließt die Augen.
    Was er wohl tut?
    Wehe er liegt in den Armen dieses Luders!
    Nackte Eifersucht erschleicht sich den Weg in das Herz der jungen Frau.
    "Herrin, wir sind angekommen!"
    Die honigsüße Altstimme ihrer Sklavin dringt bis in die Gedankenwelt der dunkelhaarigen Patrizierin. Erlöst stößt Callista einen Seufzer aus. Endlich! Zu lange währt die Reise bereits.
    "Eile zur Porta, meine Benohé, und melde mein Kommen. Mögen sie auch schon ein Bad für mich bereiten."
    Die weichen Kissen ihrer Sänfte umfangen Callista. Ruhig wartet sie ab, dass ihre Sklavin bis vor die Tür der Villa Claudia tritt, um Weg und Tor für die Patrizierin zu öffnen.


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    Erwartungsvoll bewegt sich Benohé auf die Tür der Claudier zu. Es wundert sie nicht, dass es sie ist, die das Kommen ihrer Herrin melden muss. Denn die anderen Sklaven sind nicht dazu in der Lage. Kein Klang wird jemals wieder von ihren Lippen dringen. Benohé gehört zu den wenigen Sklaven, denen die Herrin vertraut. Benohé tritt vor die Tür und hebt die Hand. Um ihren ranken, drahtigen Körper fließt eine unerhört durchscheinende Tunika und an ihren langen, feingliedrigen Armen klimpern zahllose Goldreife, die ihre Herrin ihr geschenkt hat. Das Pochen klingt sanft durch das schwere Holz und Benohé wartet mit der Geduld einer untadligen Sklavin. Erst als sich die Tür öffnet senkt sie demütig ihre langen Wimpern.
    "Möge Dich der Segen Isis' beglücken!"
    Ein ausgefallener Akzent liegt in der Stimme der Sklavin.
    "Meine Herrin, Claudia Callista, hat ihren edlen Fuß in das Land ihrer Wurzeln gesetzt und ersucht um die freundliche Aufnahme in das Haus ihrer Familie."

  • Minna kam gerade an der Porta entlang, als es sachte an der Tür klopfte. Sie schaute sich kurz um. Nanu, wo war nur dieser Kerl von Ianitor, wenn er einmal gebraucht wurde? Normalerweise war Sharif für das Öffnen der Porta zuständig, doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Wer weiß, wo sich der Kerl schon wieder herumtrieb. Sie seufzte und öffnete anschließend die Tür einen Spalt. "Salve! Willkommen in der Villa Claudia. Was kann ich für euch tun?" empfang sie die Fremden mit gespielter Freundlichkeit. Unsicher beäugte sie zunächst die junge Frau vor ihr, die offensichtlich eine Sklavin war. Dennoch hatte diese eine äußerst anmutige Haltung, wie Minna befand und was sie sehr beeindruckte. Doch als sie zu sprechen begann, stutzte Minna etwas. Ihr Akzent klang ziemlich eigenartig. Und wer war überhaupt Isis? Schließlich fiel ihr Blick auf ihre Herrin vor der Sänfte, die mit einem kleinen Jungen und einer Schar von Sklaven im Hintergrund wartete. Sie überlegte einen Moment lang, konnte ihr Gesicht jedoch nicht zuordnen Allerdings war sie auch noch nicht lange bei den Claudiern. Viel Zeit zum Nachdenken hatte sie eh nicht, die Sklavin stellte sie bereits vor. So so, eine Claudierin also? Erstaunt schaute Minna die Römerin an. Ihr war nicht bekannt gewesen, dass jemand aus der Familie erwartet wurde.


    "Ihr wollte sicher den Hausherrn sprechen, oder?" Da sie sich nicht sicher war, wartete sie einen Moment lang auf ihre Antwort, bevor sie ihr den Weg zeigen würde.

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    Nimmersatt und luzid golden. Was für eine elysische Farbe. Sie erinnert Benohé an das goldfarbene Leuchten Surijas' am Himmelsgewölbe über den Gebreiten ihrer Kindheit. Elegischer Empfindung zögert Benohé, denn schon seit Jahren hat sie sich nicht mehr an die Zeit ihrer Freiheit zurückbesonnen. Es ist nicht die erste nordische Frau, die Benohé sieht. Aber solche wunderlich bezaubernden Augen und leuchtende Mähne sind ihr noch nie dergestalt untergekommen. Gebannt vertieft sich Benohé in die Tönung dieser germanischen Augenpracht. Melodiös läuten die Armreife als ihre Hände sich vor der Tunika falten.
    "Mein Dank gilt Dir, die von Chepre beschenkt wurde."
    Es versteht sich, dass Benohé nicht erst ihre Herrin fragen muss. Sie wäre dann eine schlechte Sklavin. Nein, Benohé kennt ihre Herrin. Sie weiß sicher, was diese wünscht und hier in dem Haus zu suchen gedenkt. Aber eines macht Benohé stutzig. Die Frage nach dem Hausherrn. Ihre Herrin scheint darüber auch nicht Kenntnis zu haben, denn sonst wäre Benohé nicht ratlos.
    "Meine Herrin erbittet vorerst um Obdach, ein Bad und eine Rast. Anschließend würde sie gerne ihrem Vater einen Besuch abstatten. So er denn in diesem Haus ist."
    Die Launen ihrer Herrin würden ein Missgeschick nicht gestatten. Insofern fügt Benohé vorsorglich auch noch den Namen des Pater an.
    "Ihr Vater ist Galeo Claudius Myrtilus."



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    "Mama, darf ich aus der Sänfte aussteigen?"
    Die Stimme ihre Sohnes lässt Callista aus der Betrachtung des Kapitols aufschrecken, das wie eine Krone über der Stadt schwebt. Nero Fabius Damio, kleiner Erbe des Fabius Marullus, Sohn von Callista, weiß genau, wie er seine Mutter ansehen muss, damit sie ihm alles gewährt. Den Braven spielt er zur Perfektion, wenn er seine Mutter täuschen möchte. Und sein unschuldiger Augenaufschlag, sein drolliges und süßes Lächeln gewinnt ein weiteres Mal.
    "Sicherlich, Nero. Aber laufe nicht zu weit weg und mache Dich nicht dreckig. Wir gehen gleich in die Villa."
    Ein Fingerzeichen und ein breitschultriger Sklave folgt dem Jungen, der aus der Sänfte gleitet. Einer kleinen Hoheit gleichend schreitet der Junge an der Mauer der Villa entlang und inspiziert die Straße von Rom.


    Callista sieht zu der Sklavin und die geöffnete Tür. Sie sehnt sich nach einem warmen Bad und einem weichen Bett. Einige Stunden der Ruhe würden ihr auch gut tun. Aber ihren Vater wieder zu sehen? Sie fürchtet sich schon fast davor.

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