Es war früh morgens, Nebel stieg vom Tiber auf und waberte über der Stadt. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, doch die Dämmerung lieferte genug Helligkeit.
Typhoeus stand auf der Pons Sublicius, die den Tiber überspannte.
Er sog die kalte Luft ein und wartete.
Zwei seiner Männer standen am östlichen Ufer auf der Brücke, sie passten auf, dass niemand sich niemand in Typhoeus Angelegenheiten mischte.
Dieser lehnte sich an die Brüstung der Brücke. Kurze Zeit später sah er eine Gestalt aus dem Nebel auftauchen.
Er erwartete Marius bereits. Er begrüsste ihn.
"Salve, wie läuft's?"
"Ganz gut.", antwortete ihm Marius.
"Was hat der Patron gesagt?", wollte Typhoeus wissen.
"Er... war grundsätzlich mit deiner Arbeit zufrieden, doch dass du dich an Aria rangemacht hast, ... das war zuviel des Guten."
Typhoeus stutze. Nie hatte er Marius von der Sache mit Aria erzählt... dem Patron mit Gewissheit auch nicht. Niemandem hatte er etwas davon gesagt. Und wenn... Marius würde derartiges als letzter erfahren.
Marius redete noch weiter, berichtete ihm von den Wünschen des Patrons und dessen neuen Aufträgen.
Doch Typhoeus hörte nicht zu. Er überlegte sich die möglichen Konsequenzen, die sich für ihn und einige weitere Menschen in diese Stadt ergeben würden...
Marius berichtete weiter, doch Typhoeus schnitt jähe sein Wortschwall ab.
"Marius, du warst immer ein guter Mann des Patrons, er wäre sicherlich enttäuscht, dich zu verlieren."
Marius blickte verwundert auf. Sein Erstaunen wich der Beklommenheit, die nun gleichzeitig mit panischer Angst aufkeimte. Er hatte einen Fehler gemacht.
"Sag mir, wie könnte ich deinen Verlust wieder wettmachen?"
Blutspur
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Marius brachte kein Wort heraus, die Angst lähmte ihn.
Typhoeus packte ihn und rammte seinen Körper gegen die Brüstung. Er drückte ihn mit dem Bauch nach vorne. Marius wehrte sich, doch mehr als ein ersticktes Husten brachte er nicht hervor.
Typhoeus drückte seinen Kopf über die Brüstung rüber und zog seinen Dolch.
In einem Schnellen Zug schlitzte er Marius die Kehle auf, der nun voller Panik herumzappelte, doch Typhoeus hielt ihn fest in seinem Griff.
Zehn Sekunden später, als Marius voller Verzweiflung sein Leben schwinden sah, hob ihn Typhoeus an den Beinen an und warf ihn über die Brüstung ins Tiberwasser.
Das Wasser platschte, als sein Körper auftraf. Typhoeus drehte sich um, rief seine Männer zusammen und verschwand in den Strassen Roms.
Nun, es gab noch einiges zu erledigen... -
Viele Tage waren seither vergangen als ein einsamer Fischer unweit dieser Stelle einen Kadaver treiben sah. Zuerst glaubte er an ein Tier, was sich an einem Ast eingeklemmt und jämmerlich ertrunken war. Als er jedoch näher kam, offenbarte sich der Fund als eine Leiche. Der Zustand ließ unzweifelhaft den Tod des Mannes erkennen und so überbrachte der Fischer die Kunde den Cohortes Urbanae.
Antoninus rückte mit zwei Contubernia seiner Centurie aus. Er ließ den Platz weiträumig absperren und begann mit dem Sichern der Spuren. Schnell stellte sich heraus, dass der Fundort nicht dem Tatort entsprach. Die Leiche musste hierher gespült worden sein. Vorsichtig begannen die Männer mit dem Bergen der Leiche…
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Nach dem Bergen der Leiche betrachte Antoninus zusammen mit einem Sachverständigen die Verletzungen des Opfers.
"Kehlschnitt, ganz sauber."
"So ist es. Ein Unfall kann ausgeschlossen werden."
"Selbstmord ebenfalls."
"Wir haben es mit einem Tötungsdelikt zutun. Zunächst sollten wir nachforschen, ob jemand vermisst wird. Wenn ja, dann muss es eine Gegenüberstellung geben. Vielleicht kann uns jemand das Opfer identifizieren. Haben wir den Namen, finden wir den Wohnort und das Umfeld heraus, können Feinde und Freunde erfragen und uns die Zusammenhänge, die zu der tat führten eventuell zusammentragen. Meldet sich niemand auf unsere Vermisstensuche, sollten wir eine Zeichnung desjenigen erstellen und sie in Rom aushängen. Mit etwas Glück findet sich vielleicht ein Nachbar, der uns helfen kann.
Die Leiche wird in die Castra transportiert. Sofort."
Antoninus beaufsichtigte den Abtransport und stellte derweil weitere Überlegungen an.
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Gerüchte verbreiteten sich schnell in Rom. Marcellus hatte gehört, dass die Cohortes Urbanae eine Leiche gefunden hatte. Also machte er sich auf den Weg um sich selbst ein Bild zu machen. Als er am Tatort ankam, war bereits Centurio Antoninus vor Ort. Er ging auf ihn zu und nickte grüßend mit dem Kopf.
„Centurio! Was haben wir hier?“
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Antoninus grüßte den Tribun vorschriftsmäßig.
"Eine männliche Leiche ist am Uferrand des Tibers gefunden worden. Meine Leute haben sie inzwischen geborgen. Es muss sich um ein Tötungsdelikt handeln. Der Kehlschnitt weist darauf hin."
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Macellus sah sich etwas um.
"Ist die Tat erst vor kurzem passiert?"
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"Bei dem Verwesungszustand muss die Leiche bereits einige Tage im Tiber getrieben sein. Sie ist nicht nur aufgeqollen, sie zersetzt sich im Anfangsstadium."
Der Geruch sprach außerdem eine eigene Sprache.
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Marcellus sah sich noch einmal um.
"Nachdem du hier alles unter Kontrolle hast, werde ich zurück zur Castra gehen. Vale Centurio!"
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Antoninus verabschiedete sich vom Tribun und beaufsichtigte anschließend den Abtransport der Leiche in die Castra.
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Ich kam mit Nepos am Fundort an. Inziwschen hatte ich ihm erklärt was geschehen war und all unsere Vermutungen.
Schließlich kamen wir an einer Brücke des Tibers an an der die Leiche vorbei trieb. Ich blickte nach unten in den Tiber und fragte Nepos: "Na, bereit?"
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"Also ich fasse mal zusammen: Dieser junge Mann wurde vermutlich mit einem Messer erstochen und in den Tiber geworfen... Er scheint nicht aus Rom zu stammen, denn keiner vermisst ihn, oder zumindest kommt er aus der Unterschicht, liegt doch nahe oder? Wertsachen hatte er auch nicht mehr am Leib... Klingt doch recht eindeutig nach Raubmord oder ein Mord aus Leidenschaft - bei einem echten Komplott oder Mordplan wäre die Leiche beschwert und wohl erst in Ostia angeschwemmt worden..." grübelt Nepos.
Diese Worte waren eher an sich selbst gerichtet als an Sura, nun aber wendet sich der Decimer an Sura, der als älterer Miles sein Vorgesetzter und insgesamt echter Kenner dieses Falls war: "Teilen wir uns auf, und wir gehen auf unterschiedlichen Seiten? Nach was genau soll Ausschau gehalten werden?"
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"In einem Punkt bist du verbesserungwürdig!", sagte ich. "Er ist nicht erstochen wurden sondern die Kehle wurde durchtrennt."
Als er weiter sprach kam ich auch ins Überlegen. "Das Motiv ist mir noch unbekannt. Es deutet auch von dem Gesicht her oder anderes nicht auf Adel hin. Eventuell ist es einfach ein Mensch der Ärger bereitete und so von reichen oder armen aus dem Weg geschafft wurde."Ich erklärte ihm: "Viel Hoffnung mach ich mir nicht irgend etwas eindeutiges zufinden, aber wir sollten so vorgehen:
Der Tiber fließt in diese Richtung, wir sollten gegen den Strom gehen und nach irgendwelchn kleinen dingen ausschau halten. Selbst ein Tunika fetzten an einem Baumstamm könnte ein Hinweis sein, dass er hier vorbei geschwommen wurde."
Mir viel gerade etwas auf, was mich stuzig machte: "Die Leiche war halb verwesen, aber hat denn niemand diese bemerkt. Sie war bestimmt etliche Tage im Tiber und niemand sah sie? Das heißt, Nepos sie muss wohl eher an dem Rand geschwommen sein."
Ich erklärte weiter:
"Im Übrigen sollten wir immer im Kontakt mit einander stehen. Bereit, dann los..." -
"Aber warte!" fährt Nepos noch dazwischen, "was macht dich so sicher, dass das Opfer an diesem Ufer des Tiber ermordet wurde? Und wie meinst du das mit dem 'am Rand geschwommen'? Wäre sie dann nicht eher entdeckt worden?"
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Ich fuhr kurz rum. "Ich bin mir ziemlich sicher. Die Leiche war halbverwesen als man sie fand. Sie kann gar nicht die ganze Zeit da gelegen habe. NAch meiner Information ist sie auch getrieben, das heißt mit dem Strom."
Ich zeigte auf den Rand des Tibers. "Angenommen du bist ein ganz normaler Bürger. du gehst über eine Brücke und schaust in den Tiber, wohin schaust du? An den Rand und suchst vielleicht im Gesprüpp ob dort irgendetwas rum liegt? Oder blickst du einfach nur ins Wasser?" Ich hoffte er verstand was ich meinte.
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"Ja, das habe ich verstanden, Sura!" antwortet Nepos nicht ganz wahrehitsgemäß, will aber vor dem erfahrenerem Kameraden nicht blöd dastehen.
So machen sich die beiden Miles auf den Weg. Es war das erste Mal, dass Nepos in seiner Uniform und Rüstung außerhalb der Castra unterwegs ist und ein bisschen genießt er die ehrfürchtigen Blicke der Passanten. Im langsamen Tempo, dass Außenstehende vielleicht sogar als Schlendern bezeichnen würden, gehen sie am Ostufer des Tiber entlang, beugen sich immer mal wieder über die Brüstung oder steigen schmalen Treppen herab, die zu Bootsstegen führen - ohne Erfolg...
Stunden später, mittlerweile marschierten die Soldaten schon am Westufer, hält Nepos plötzlich inne: Hinter einer Brücke führt ein steinerner Weg abermals hinab zu einem der Stege. Was diesen aber nun von all den anderen inspizierten unterscheidet, ist ein verrostetes Eisengitter, offensichtlich Ausgang eines kleinen Nebenarms der Cloca Maxima direkt hinter dem Ende des steinernen Ganges. Da der Tiber in den vergangenen Tagen Hochwasser hatte, musste dieses Gitter in den letzten Tagen wohl Unterwasser gelegen haben... Hastig eilt Nepos nun herunter, sein scharfer Blick hatte ihn nicht enttäuscht: An dem Eisengitter hängt ein etwa 15x10 cm großer, weißer Stofffetzen. "Das Opfer hatte eine weiße Tunika an, sagtest du?", fragt der Decimer, als er sich vorsichtig nach vorne lehnt und den Fetzen vom Gitter löst, "dann haben wir hier einen Hinweis!"
"Den Fetzen da brauchen wir nicht mehr als Hinweis!" antwortet Sura trocken in seinem Rücken. Nepos dreht sich verwundert um und sieht seinen Kameraden auf die naheliegende Brücke deuten: Auf der windabgwandten Seite fanden sich bei genauerem Hinsehen dunkelrote Flecken...
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"Komm mal her!", rief ich ihm zu. "Das Opfer wurde wohl die Brücke heruntergeschmissen. Hier sieht man, dass drei Tröpchen Blut liegen, komm mal!", ich wurde ungeduldig. "Bring aber den Stofffetzten trotzdem mal mit!"
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Natürlich bringt Nepos den Stofffetzen mit, schließlich hatte man stundenlang nach Hinweisen gesucht, da würde er ihn sicher nicht zurück in den Tiber werfen!
"Ja, da stimme ich dir zu, Sura! Die Strömung hat ihn aber erstmal nicht allzuweit weggerissen: Seine Tunika hat sich im Gitter verfangen und erst nach einigen Tagen ist sie gerissen und die Leiche konnte flußabwärts gefunden werden!"
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Ich beugte mich nach vorne und blickte in den Tiber. "Also war es so:", ich sprach leiser. "Aus welchen Gründen auch immer wurde ein Mann getötet, druch einen Kehlschnitt. Der Mörder schmiss ihn darauf hin in den Tiber und dabei setzt sich Blut an diesem Stein hier ab. Er ist gestürzt sosnst wäre das Blut wohl nicht gekommen. Unten verfängt er sich an dem Gitter und bleibt hängen. Niemand sieht ihn, logischer weise. Dann irgendwann reist sie und die LEiche schwimmt, wo man sie später wieder fand. Ist das so logisch?" Ich blickte Nepos an.
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"Ja, das ist ganz offensichtlich!" frohlockt Nepos aufgeregt ob der gemeinsamen Erkenntnisse. "Wahrscheinlich kennt man den armen Kerl hier in der Gegend... Wir sollten uns in der Gegend mal umhören!" schlägt der Decimer vor und erntet Zustimmung seines Kameraden.
Zwei Passanten werden auf der Stelle befragt, doch ohne Ergebnisse zu erzielen. Bald aber betreten die Beiden eine naheliegende Suppenküche im Erdgeschoss einer unscheinbaren Insula.
Zielstrebig geht Nepos auf den Inhaber hinter der Theke zu und spricht ihn streng an: "Mein Name ist Miles Marcus Decimus Nepos von der Cohortes Urbanae, dies hier ist mein Kamerad, der Miles Caius Octavius Sura... Wie ist dein Name, Civis?"
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