Bestattung des Numerius

  • Nun war es also so weit. Unser Kamerad sollte nun endlich bestattet werden und ihm so der Übertritt zu seinen Ahnen nach Elysium ermöglicht werden. Die gesamte I. Centurie versammelte sich vor dem in der Mitte des Exerzierplatzes auf einer Trage aufgebahrten Leichnahm.


    Die Trage war schlicht geschmückt um der ganzen Zeremonie eine gewisse Würde zu geben. Zusätzlich zu dem üblichen Schmuck wurde dem Toten noch sein Gladius und einige Sesterzen auf die Bahre gelegt....


    ...Doch nicht nur die I. Centurie versammelte sich. Auch Milites der anderen Centurien wollten sich an der Bestattung beteiligen. So füllte sich der Exerzierplatz mehr und mehr. Ich stand nahe vor dem Leichnahm und betete zu den Göttern, vor allem aber zu Mars er möge dem Toten beistehen.


    Die Sonne weichte mittlerweile langsam aber sicher der Nacht. Doch bevor sie sich vom heutigen Tag verabschiedete warf sie noch einmal ein wunderbares Lichtspiel auf den Toten, ganz so als wolle auch sie Numerius das letzte Geleit erweisen.......

  • Während sich die Männer um den Verstorbenen versammelten, beförderten einige andere den fertigen Grabstein für den Soldaten aus der Steinmetzwerkstatt zur Gräberstraße. Auf dem einfachen Stein, den einer der Steinmetze der Legion angefertigt hatte und der aus der Sterbekasse der Einheit gezahlt wurde, war zu lesen:


    M'·HADRIANUS
    NUMERIUS·MIL
    LEG·II·GERM
    AN·XXIV·STIP
    III·H·S·E


    Sim-Off:

    Das ist die typisch römische Kurzschreibweise auf Grabsteinen und heißt in Langfassung
    "Manius Hadrianus / Numerius Mil(es) / Leg(ionis) II Germ(anicae) / An(norum) XXIV Stip(endiorum) / III H(ic) s(itus) e(st)"
    =
    Manius Hadrianus Numerius, Soldat der 2. Legion Germanica, 24 Jahre alt, 3 Dienstjahre, ruht hier.

  • Ich hatte meinen Platz in der Ersten Reihe der I. Centurie eingenommen und stand somit nahe am Leichnahm. Einige kannten Numerius besser, andere wiederum weniger. Doch dies war in diesem Augenblick egal. In diesem Moment war Numerius unser aller Kamerad. Auch jene die im Streit mit ihm lagen gaben ihm die letzte Ehre.


    Ich war nervös. Ich war derjenige seiner Centurie, der die Grabesrede halten sollte. In Gedanken ging ich immer wieder den Text durch und fragte mich warum ich diese Rede halten sollte. Doch nun gab es kein zurück mehr. Keiner kannte Numerius gut genug um von sich aus diese Rede halten zu wollen, er war ein stiller und alleinbleibender Milites gewesen, trotzdem war er unser aller Kamerad.


    Und nun würde es nicht mehr lange dauern, bis er endlich seinen Platz neben seinen Ahnen einnehmen würde.....

  • Ich stand zusammen mit den anderen Soldaten der I. Centurie in der vordersten Reihe. In Gedanken versunken, erlebte ich den Unfall erneut. Immer wieder plagte mich der Gedanke, ob man diesen tragischen Unfall nicht verhindern hätte können. Denn Numerius hatte
    uns freiwillig geholfen und wenn ich ihm gesagt hätte das er nicht helfen müsse, könnte er noch leben.


    Durch diese Gedanken gequält nahm ich war, wie sich Marius recht nervös auf seine Rede vorbereitete. Wir hatten lange gebraucht, bis wir die Person ausgewählt hatten, wer die Rede halten sollte. Aber aufgrund seiner rednerischen Überlegenheit uns gegenüber, fiel das Ergebnis recht eindeutig aus.


    " Keine Sorge, Marius, du wirst die Rede schon hinbekommen. Du hattest schon schlimmeres bestens gemeistert.", flüsterte ich Marius zu, in der Hoffnung seine Nervösität einigermassen zerstreuen zu können.


    Es würde nicht mehr lange dauern und Numerius könnte endlich über den Styx ins Elysium und zu seinen Ahnen gelangen.

  • Nun war es soweit. Es war an der Zeit eine Abschiedsrede für den Verstorbenen zu halten und dies hatte ich übernommen, obwohl mir im Moment nicht danach war vor der ganzen Legio zu sprechen. Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Ich atmete noch einmal tief durch und trat dann vor:


    "Milites der Legio II Germanica. Ich habe lange darüber nachgedacht was ich hier sagen soll, ob ich das Leben des Verstorbenen noch einmal erzählen soll, von seinen Taten als Soldat oder ähnliches. Aber ich bin zum Entschluss gekommen dies nicht zu tun. Ich denke jeder von uns hier weiß, was für ein Soldat und Mensch Numerius war. Auch wenn er ein stiller Zeitgenosse war und nur schwer neue Kontakte knöpfte, so war er doch ein pflichtbewusster und hilfsbereiter Soldat.


    Leider wurde ihm diese Hilfsbereitschaft zum Verhängnis. Er wollte wie immer seinen Kameraden zur Seite stehen und verunglückte dabei. Doch lasst uns nicht über seinen Tod sprechen und lasst uns nicht trauern. Lasst uns vielmehr hoffen, dass Numerius seinen ihm zustehenden Platz bei den Ahnen einnimmt und er mit dem Segen der Götter nach Elysium gehen kann.


    Deshalb lasst uns für Numerius beten und die Götter bitten, diesen vorbildlichen Soldaten auf seinem letzten Weg zu begleiten."


    Ich trat wieder zurück und reihte mich ein. Ich wusste nicht wie die Rede war, denn es war nicht jene die ich vorbereitet hatte. Aber ich hoffte sie war ausreichend um Numerius die letzte Ehre zu erweisen......

  • Ich lauschte andächtig der Rede von Marius mit gesenktem Haupt.
    Es ist gewiss nicht einfach einen Kameraden zu beerdigen und mir lag ein Klos im Hals.
    Nachdem Marius seine Rede beendet hatte, war ich überrascht, dass sie so kurz war. Aber trotz ihrer Kürze hielt ich sie für angemessen und versank in ein Gebet für Numeris.

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