[Triclinum] Speisezimmer

Geführt von einem Soldaten der Ala betrat Macer das Speisezimmer, wo der Praefect alles für seine Ankunft hatte vorbereiten lassen.

"Danke für die Willkommensgrüße. Es ist mir eine Freude, dich schon so relativ kurz nach unserem letzten Treffen nun wieder hier treffen zu dürfen."

Macer begab sich auf den ihm zugewiesenen Platz und liess seinen Blick über die angebotenen Speisen gleiten. Genau das richtige für ein angenehmes Arbeitsessen, dachte er sich und liess sich einen Becher Wein reichen.

"Davon, dass Du eines Tages ein eigenes Kommando bekommen würdest, war ich nach unserem letzten Zusammentreffen überzeugt. Dass es so schnell ging, darfst Du den Wählern in Rom verdanken, die deinen Vorgänger Reverus gerne als Quaestor sehen wollten.

Hast Du dich trotz der Kürze der Zeit schon hier in deiner neuen Einheit eingefunden? Ich sprach kurz vor seiner Abreise nach Rom mit Reverus über den Stand der Einheit. Er klagte - wie alle Offiziere hier in Germania - vor allem über die Personalknappheit. Wie siehst Du die Lage?"

Macer erwartete nicht wirklich, dass der neue Praefect nach so kurzer Zeit schon zu einer anderen Einschätzung kommen konnte. Die Zahlen der Rekruten, die Macer mitgeteilt wurden, waren nicht sonderlich hoch. Aber immerhin müsste ihm der ehemalige Tribun der LEGIO IX ja sagen können, wann die nach dort abgeordneten Teile der Ala wieder zurückkehren würden.

"Das ist natürlich sehr schade, auch wenn ich es bereits befürchtet hatte. Ich weiss, dass ihr hier mit dem Schutz der Transporte nach Raetia und den Alltagsaufgaben bei der aktuellen Stärke praktisch schon jenseits der Belastungsgrenze arbeitet. An neue Aufgaben ist da also wohl kaum zu denken, auch wenn ich ständig Bitten um Unterstützung beim Bau von Stadtmauern oder um einen Ausbau des Limes erhalte.

Wobei ich zugeben muss, dass ich jetzt im Winter solche Maßnahmen sowieso nicht in Angriff nehmen werde. Der Limes ist nichts weiter als eine Kette von Meldetürmen und zur Kontrolle des Grenzverkehrs gedacht - es soll sich gar keiner die Illusion machen, dass wir uns damit massiv gegen die Germanen abriegeln könnten oder wollten. Für den aktiven Schutz seit ihr und die Auxiliarinfantrie zuständig."

Er nimmt einen Schluck Wein und etwas von den angebotenen Speisen. Das Thema war ihm schon ein wenig lästig. Er fand, die Provinz hätte andere Sorgen, die mindestens ähnlich wichtig wären.

"Wie sieht es bei euch im Lager aus: seit ihr schon winterfest und freut euch auf die langen Abende, an denen im Schein von Öllampen die Ausrüstung geflickt wird?"

"Ja, mit der Stadtverwaltung von Confluentes hatte ich auch ein Gespräch. Sehr aktive Leute dort, die sich um die Sicherheit der Stadt sorgen. Im Frühjahr beim Ausbau der Mauer helfen halte ich für vertretbar. Aber Patrouillen durch die Stadt? Nein. Die Ala ist eine der stärksten taktischen Einheiten, die wir hier an der Grenze haben. Sie ist für wichtigeres zuständig, als Bürgerwehr für Confluentes zu spielen. Wenn es dort innerhalb der Stadt Probleme mit der Sicherheit gibt, sollen sie das selber klären.

Was auf den Straßen drumherum passiert, da könnt ihr euch allerdings gerne einmischen. Das ist sogar eure Aufgabe."

Macer schüttelte den Kopf. "Nein, über Feindkontakte liegen mir keine Meldungen vor. Allerdings seit ihr da meistens sowieso näher dran als ich, so dass ihr mindestens zeitgleich mit mir davon erfahren solltet.

Ich habe diverse Meldungen über die Flüchtlingssituation in Raetia, die sich aber zu entspannen scheint, seitdem die lokalen Einheiten sich dem Problem angenommen zu haben. Dann die üblichen Raubüberfälle und noch die Leiche eines Senators, die in einem der Kastelle lagert, aber mehr nicht."

Er winkt einen Diener heran, der hinter seiner Liege steht und raunt ihm etwas zu. Ihm war nämlich gerade eingefallen, dass er wegen diese Sache mit dem Senator noch in Rom nachfragen wollte und es beinahe schon wieder vergessen hätte.

"Nein, auch über kleinere Überfälle wurde ich nicht unterrichtet. Die lage scheint recht ruhig zu sein. Ich nehme an, auch drüber blieb der Krieg nicht ohne Folgen und der Winter macht den Germanen genauso zu schaffen wie uns."

Er greift noch einmal nach den leckeren Speisen.

"Der Senator wurde als Publius Tiberius Maximus identifiziert. Das überrascht natürlich nicht sonderlich, denn außer ihm ist dem Senat hier in der Gegend sonst niemand abhanden gekommen. Warum die Kollegen in Rom allerdings so lange brauchen, um mir mitzuteilen, wohin die Leiche zu bringen ist, kann ich mir nicht erklären."

"Ja, plötzlich verschwunden und ebenso plötzlich ist er nun wieder aufgetaucht. Es waren angeblich Germanen, die mit ihm durch die Gegend liefen, als sie von einer patrouille überrascht wurden. Ein germanischer Speer der fliehenden Männer soll ihn getötet haben.

Aber um ehrlich zu sein halte ich nicht viel von dieser Geschichte. Die Götter mögen wissen, warum eine Horde Germanen einen gefangenen Senator durch die Gegen führen sollte - ich kann es mir nicht erklären."

Er schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Wein.

"Ich warte jetzt erst einmal auf Nachricht aus Rom und werde dann wohl bei der Abholung des Leichnams aus dem Kastell vor Ort sein."

"Nein, sicher nicht bei den Germanen!" Macer schüttelte energisch den Kopf. "Für jede Grenze, aber nicht für diese hier. Das, was uns mit der Ala II Flavia passiert ist, darf kein zweites mal geschehen!

Die afrikanische Reiterei lässt sich leider nur schwer für unsere Gegend hier begeistern, auch wenn sie ein durchaus geeignetes Mittel gegen die Germanen wäre und auch diese Ala hier ja immerhin einmal völlig aus Numidern bestand.

Bei den Galliern könnte man natürlich auch anwerben."

Macer schmunzelte und griff wieder nach etwas zu Essen.

"Bei der aktuellen Personalknappheit dafür eine Turmae zu entbehren, ist recht wagemutig, Praefect. Aber eine gezielte Werbekampagne für die Ala ist sicher dennoch angebracht.

Unsere Werber sind zwar ohnehin untermütlich in den friedlichen Provinzen unterwegs, um junge Männer für den Dienst zu werben, aber eine Verstärkung der Bemühungen ist angesichts der aktuellen Lage sicher nicht falsch."