• "Probati in aciem venite!" donnerte Lucius' Stimme über den Hof und die Neulinge formierten sich in einer wie gewohnt anfangs unordentlichen Formation, die sich nach einigen Blickwechseln zu einer ganz passablen ausbildete.
    "Wir üben jetzt das Aufsitzen auf die Pferde an diesen netten Freunden aus Holz! Ich will, dass ihr das in voller Ausrüstung tut, mit dem Scutum in der einen und der Hasta in der anderen Hand! Wer glaubt, es zu beherrschen, kann einen der Eques oder mich rufen zur Überprüfung!" Er ging zu einem der Holzpferde, nahm Hasta und Scutum in die Hand und machte das Aufsitzen vor. "So muss das aussehen Männer! Also los!"

  • Vibulanus schaute erst einigen anderen Probati zu und merkte sich besonders schlimme Fehler und gute Ideen bevor er es selbst ausprobiert.
    Beim ersten Mal fiel er aber trozdem fast von dem Holzpferd, konnte sich aber noch rechtzeitig mit seiner Hasta abstützen. Einige weitere
    Durchgänge folgten und langsam bekamm Vibulanus bekamm langsam ein Gefühl dafür wie er mit dem klobigen Schild und der Hasta am besten aufsteigen konnte.

  • Brigio sah sich um und sah die mehr oder weniger erfolgreichen Versuche der anderen. "He, Decurio, kann ich es auch so machen," rief Brigio nach dem Decurio, nahm Anlauf und sprang in einem Anflug von Übermut von der Seite auf das Übungspferd.

  • Lucius schüttelte kaum merklich den Kopf. "In den Turmae herrscht Ordnung! Das heisst, dass nicht jeder einfach wie er will auf sein Pferd hopst! Wie sieht denn das aus? Normalerweise stehen alle in einer Reihe oder in Kolonne wenn der Befehl zum Aufsitzen kommt. Und in Gefahrensituationen können solche Kunststücke den Kopf kosten! Hebe dir deinen Übermut für die Zeit außerhalb des Dienstes auf!" war seine Antwort.

  • Brigio merkte, daß seine Einlage wohl nicht besonders gut beim Decurio angekommen war. Er stieg schnell wieder ab, nahm Haltung an und sagte:"Verzeih Decurio, es wird nicht mehr vorkommen."Dann wartete er bis die anderen wieder so weit waren und stieg vorschriftsmäßig auf, wie die anderen auch. Er schaute kurz zu Vibulanus, der neben ihm übte und zwinkerte ihm kurz zu. Germanische Technik zum Aufsitzen war anscheinend in der römischen Armee nicht gefragt.

  • "Das genügt!" rief Lucius irgendwann und ließ die Männer wieder am Rande des Platzes antreten. "Was ihr noch lernen müsst bevor ich euch auf die echten Tiere loslasse ist das korrekte Ziehen der Spatha, insbesondere im vollen Galopp!" Er bestieg eine der Attrappen. "Ihr müsst den Griff von der Innenseite, mit nach aussen gekehrter Handfläche, den Daumen nach unten, ergreifen und dann die Waffe aus der Scheide ziehen." Er führte es vor. "Das Zurückstecken kommt gleich danach, denn besonders das ist im Galopp kein Leichtes! Wir üben das Ziehen und Verstauen UND die später auf den echten Tieren die Handhabung! Auf gehts!"

  • Wie es der Decurio vorgemacht hatte zog nun Vibulanus sein Schwert aus der Scheide. Zwar fand Vibulanus diese Methode etwas merkwürdig,
    aber wahrscheinlich würde das beim Reiten von Vorteil sein. Dann steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und wiederholte das ganze.

  • Auch Brigio übte die Technik des Ziehens und wieder in die Scheide steckens. Die Längendifferenz im Vergleich zum Gladius machte sich vor allem beim Zurückstecken der Spatha deutlich. Es erinnerte ihn eher an die germanischen Langschwerter, wenngleich die Spatha doch deutlich schmaler war.

  • "Probati in aciem venite!" rief Lucius ein paar Stunden später. Er gab einem der Eques ein Zeichen und dieser verschwand in Richtung des Stalles. Wenig später, als die Probati wie gewohnt angetreten waren, kehrte der Mann mit einigen Stallknechten zurück. Jeder führte zwei Pferde mit sich. Männer und Tiere stellten sich in einer Reihe auf. Die Pferde waren abgezählt, für jeden Probatus stand eines zur Verfügung. Lucius hatte die Tiere selbst ausgewählt, es waren durchweg kräftige und gesunde Stuten.


    "Ich will, dass sich jeder von euch ein Pferd aussucht! Danach werdet ihr es in den Stall führen und versorgen! Sowohl die Knechte als auch die Eques können euch dazu Fragen beantworten und Hilfestellung geben! Morgen früh werdet ihr mit aufgezäumten Pferden wieder hier antreten! ABITE!"

  • Brigio merkte, wie ihn eine freudige Erregung durchströmte. Endlich richtige Pferde. Welches würde ihn auswählen? Wie auf den Pferdemärkten der vergangenen Jahre, lief er an den Pferden vorbei und hielt die flache Hand an den Hals. Die ersten beiden reagierten nicht. Das Dritte aber hob leicht den Kopf und hielt Blickkontakt auf Augenhöhe. Er sah es sich genauer an. Es war ein Grauschimmelr, nicht sehr groß aber sah zäh und kräftig aus. Die Hinterbeine waren leicht gesprenkelt. Dieses Pferd würde er auswählen. Brigio nahm die Zügel aus der Hand des Stallknechtes und führte es Richtung Stall. Die Stute hörte auf den Namen "Justitia", wie der Stallknecht sagte. Ein ungewöhnlicher Name für ein Pferd. Gemeinsam gingen sie in den Stall und begannen, das Pferd zu versorgen. Auch ein Eques war dabei, wohl um für eventuelle Fragen parat zu stehen. Brigio fragte ihn: "Wie oft werden die Pferde am Tag gefüttert und mit was?"

  • Vibulanus hatte keine Ahnung wie er sich ein Pferd heraussuchen sollte und ließ seine Blicke ersteinam über die Tiere wandern.
    Er beschloss ersteinmal die Tiere genauer anzuschauen und so ging er die Reihe entlang. Gerade als er an einem Braunen
    vorbeigegengen war und sich nun einen Fuchs an als plötzlich eine feuchte kalte Zunge über seinen Nacken schleckte. Etwas
    erschrocken fuhr Vibulanus herum und sah den Braunen an, der nun jovial wieherte. Anfangs war er etwas verärgert über
    seinen vollgesabertes Genick aber dann fing er an zu lächeln.


    "Wie heißt den der Braune hier ?" fragte er den Stallburschen der die Zügel hielt.


    "Fusca. Und sie ist Stute." antwortete der Mann Vibulanus etwas gelangweilt.


    Da war aber jemand besonders Kreativ bei der Namensvergabe, dachte sich Vibulanus und tätschelte ihren Hals.
    Sie wieherte erneut freudig und so entschied Vibulanus sie zu wählen.


    "Ich nehme sie. Wurde sie heute schon gefüttert ?"


    "Nein, aber das kannst du gerne übernehmen." sagte der Stallknecht und führte Vibulanus samt Fusca zu dem Ställen.

  • Am nächsten Morgen ging Brigio in de Stall und versorgte Justitia. Gefüttert wurden die Tiere morgens und abends, wie er von dem Eques erfahren hatte. Viele Reiter gaben ihren Pferden aber auch mal zwischendurch eine Kleinigkeit, je nach Verhältnis zu den Pferden, sagte der Stallknecht.


    Das Aufzäumen gestaltete sich schwieriger als gedacht, da er früher nur auf recht primitiven Sätteln saß. Dahingegen nahmen sich die römischen schon anspruchsvoller aus. Mit Hilfe des Stallknechtes ging es dann aber und er führte Justitia auf den Reitplatz, wo schon zwei andere Probati warteten.

  • Lucius war schon vor den Probati im Stall gewesen und hatte den Gescheckten gestriegelt und ein wenig gestreichelt während er mit ihm sprach. Als Kind hatte er oft im Stall geschlafen bei seinen Lieblingstieren. Sein Vater war überaus gut zu den Pferden der Villa, er ließ die alten nicht schlachten sondern brachte sie auf eine spezielle Weide, die westwärts vom Haupthaus vorm Wald lag. Dort konnten sie ihren Lebensabend verbringen. Lucius hatte sich überlegt, den Gescheckten irgendwann auch dorthin zu bringen wenn sie beide lange genug lebten. Der Gedanke an den Tod hatte für Lucius immernoch etwas fremdartiges, wenn er ihm in seiner Zeit als Soldat nun auch schon desöfteren begegnet war.
    Natürlich versorgte er auch seine beiden anderen Tiere, den schwarzen Laetus und die braune Diane. Beides waren gute Tiere, obwohl er sie eigentlich kaum ritt. Sie waren gut ausgebildet worden, doch hatte sich Lucius an den Gescheckten gewöhnt und bevorzugte ihn. Einen richtigen Namen hatte er ihm nach wie vor nicht gegeben.

  • Vibulanus hatte fasst den gesamten gestrigen Tag damit verbracht sich um Fusca zu kümmern. Unter der Anleitung von eines Stallburschen
    hatte er sie gestriegelt und gefüttert und sogar eine Weile mit ihr geredet. Anfangs kamm er sich dabei albern vor, doch als er sah das auch
    der Decurio mit seinem Pferd sprach, änderte sich das. Am Nachmittag hatte er sie auch zur Übung gesattelt. Danach war er mit ihr soger
    einige langsame Runden auf dem Exerzierplatz geritten, damit sie sich an ihn gewöhnen konnte. Abends hatte Vibulanus sie natürlich auch
    wieder persönlich gefüttert. An diesem Morgen kamm Vibulanus wieder in den Stall und nachdem er sie gefüttert hatte, versprach er ihr eine
    schmakhafte Belohnung wenn bei dem Training alles gut verlaufen würde. Danach sattelte er Fusca und tratt wie vom Decurio befohlen wieder an.

  • "Also Männer!" begrüßte Lucius die Probati als sie am nächsten Morgen ihre Pferde auf den Platz führten. "Heute machen wir Reiter aus euch!" Die Reaktionen der Männer waren recht unterschiedlich und Lucius deutete sie zum Teil so, dass einige der Männer offenbar nicht reiten konnten. "Ich will, dass ihr von jetzt bis Sonnenuntergang auf den Pferden sitzt bis entweder sie oder ihr nicht mehr könnt! Ihr werdet euch die Ärsche wundreiten beim Erlernen der korrekten Sitzhaltung auf einem Pferd!" Er deutete in Richtung der Wälle des Castellums. "Keiner von euch wird das Castellum verlassen bis er nicht gelernt hat, anständig im Sattel zu sitzen! Wir beginnen mit einer einfachen Übung: Dem Aufsteigen! Sobald ihr das beherrscht werdet ihr hier auf dem Platz im Kreis reiten. Mir ist egal ob im Schritt oder gleich im Galopp, solange ihr nicht runterfallt! Und wenn ihr runterfallt steigt ihr wieder auf! Los gehts!" Er stiegt auf den Gescheckten, dessen Zügel ein Eques ihm reichte und ritt einmal im Kreis um den Platz bevor er sein Tier in der Mitte zum Stehen brachte um die Probati zu beobachten. Die Eques gaben den Rekruten Hilfestellung.

  • Brigio stieg langsam und überaus sorgfältig auf. Dann ritt er im Schritt los und achtete auf irgendwelche Eigenheiten oder Mucken von Justitia, aber er konnte keine feststellen. Das Tier reagierte sofort auf den leichtesten Beindruck, so daß er kaum die Zügel zu Hilfe nehmen musste. Nach einer Weile fiel er in leichten Trab, auch das lief tadellos. Als plötzlich einer der anderen Probati kreuzte, mußte er doch hart in die Zügel greifen, um die Stute noch zum stehen zu bekommen, doch außer einem kurzen, erschrockenem Wiehern ließ sich Justitia nicht aus der Ruhe bringen. Erfreut klopfte ich der Stute den Hals. Später würde ich sie mal richtig laufen lassen.

  • Wie am gestrigen Tag stieg Vibulanus auf Fusca und schaute zu dem Eques der neben ihm gestanden hatte. Dieser nickte nur und so begann
    Vibulanus mit einem langsamen Tempo. Er hatte zwar beide Hände an den Zügeln benutze sie jedoch nur spuradisch. Nach einigen Minuten
    lenkte er Fusca in die Richtung Brigio, so dass er schließlich neben ihm ritt.


    "Das ist zwar langweilig, aber wir müssen wenigstens nicht mehr laufen." sagte er lächelnd.

  • Auch Cupidus ritt in voller Ausrüstung mit den neuen Probati und wies sie an, wenn sie Fehler machten. Einer hielt sich krampfhaft an seinem Sattel fest, ein wenig schief saß er schon auf seinem Pferd.
    Cupidus ritt an seine Seite und erklärte ihm, wie er sein Gleichgewicht halten konnte. So wie es schien, hatte er noch nicht viel Erfahrung im Umgang mit Pferden. Er würde die Anfänger am Abend in den Stallungen besuchen und sie noch näher mit ihren Pferden vertraut machen.


    Er sah Vibulanus und Brigio nebeneinander reiten. Er drängte sein Pferd zwischen die beiden. Für Privatgespräche war hier kein Platz.
    "Hört mal zu, wenn ihr hier auffallt, müsst ihr Extrarunden laufen, und das wollt ihr doch sicher nicht oder?"
    Die Blicke der beiden sagten mehr als 1000 Worte.


    "Ihr scheint ja schon ganz gut mit euren Pferden umgehen zu können. Die Zügelhilfen sind aber eigentlich nur dazu da, das Pferd abzubremsen, zum lenken benutzen wir die Schenkel und Kommandos. Diese Pferde sind so trainiert, dass sie euch das kämpfen erleichtern."
    Sein Blick wanderte von einem zum anderen. Ob sie verstanden?


    "Jetzt versucht mal, die Zügelhilfen loszulassen, damit ihr beide Hände für Parma und Hasta frei habt. Im Kampf müsst ihr eure Ausrüstung so effizient wie möglich einsetzen. Alles klar? "
    Er schaute fragend von einem zum andern.

  • Vibulanus nickte brummig und tat wie ihm geheisen. Er ließ die Zügel los und ritt nun immernoch im Kreis allerdings lenkte er Fusca
    jetzt nur mit dem Druck seiner Oberschenkel. So vergingen die nächste Zeit und Vibulanus, dem schon längere Zeit der Arsch weh tat,
    was ihn wenigestens von der qäulenden Langeweile ablenkte, hoffte dass es bald einen richtigen Ausritt geben würde. Da würde man
    nicht immer nur im Kreis laufen und den Reiter vor einem anstarren. Während er noch immer auf Fusca, mal langsam mal schneller
    im Kreis ritt, schlichen sich langsam bei ihm einige Gedanken ein: War esl eine schlechte Idee gewesen in die Ala zu einzutreten ? Sollte er, jetzt wo
    es als Probatus noch möglich war, aus der Ala austreten ?

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