Seleukos übte noch fünf mal, wie Tubero befohlen hatte, das Auf- und Absitzen. Er hatte das Empfinden, dass der erste Versuch eigentlich der beste wahr. Bei den folgenden Versuchen verfehlte er das Pferd mit der Hasta immer nur knapp, doch das würde sich wahrscheinlich mit ein wenig mehr Übung geben.
[Ausbildung] Reitplatz
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Am nächsten morgen machte sich Seleukos bereits sehr früh fertig für die angesetzte Reitübung mit voller Ausrüstung und echtem Pferd. Gestern hätte man einen Fehler beim Aufsitzen dulden können, das Holzpferd hätte keine bleibenden Schäden von einem Stoß mit der Hasta davongetragen, doch nun wurde es ernst. Nun war der Übungsgegenstand ein echtes Pferd, das wohl bei einem Stoß mit der Hasta nicht unverwundet bleibt.
Nachdem der Grieche aufgestanden war, rüstete er sich zuerst mit allem notwendigen aus, bzw. mit allem was er hatte und suchte daraufhin die Stallungen auf, um sein Pferd, Ares, abzuholen und sich mit diesem dann zum Reitplatz zu begeben. Einige Probati waren bereits anwesend, anscheinend war er nicht der einzige, der zu wissen glaubte, was Pünktlichkeit und Disziplin im Militär bedeutete.
Wie immer postierte er sich in der Reihe der anderen Probati und wartete auf den Decurio. Sein Pferd hielt er rechts, um direkt aufsteigen zu können.
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Tubero führte seinen Hengst am Zügel auf den Reitplatz, wo die Probati sich schon aufgestellt hatten.
"Guten Morgen Probati, heute wird es ernst. Ich hoffe ihr habt euch schon ein wenig mit euren tierischen Kameraden angefreundet, denn nun zeigt sich, was ihr gestern gelernt habt."
Die meisten der Männer schienen sich mit Pferden schon ein wenig auszukennen, nur zwei Männer zeigten noch Scheu vor den schnaubenden Tieren."Wir üben das Aufsitzen ohne Waffen, nur in Rüstung. Also schwingt euch hinauf, wenn ihr könnt."
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Seleukos entfernte sich zusammen mit Ares einige Meter von den anderen Probati, man konnte ja nie sicher sein. Seine Waffen legte er ab, jetzt war nur noch die schwere Rüstung ein Hindernis. Da die Verletzungsgefahr ohne Waffen für das Pferd nicht allzu groß war, packte der junge Grieche ohne Scheu die Zügel und schwang sich auf das Pferd. Ein Probati nach dem anderem tat ihm gleich bis schließlich der Großteil aufgesessen war.
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Die Pferde waren es gewohnt, stehenzubleiben, wenn ihr Reiter versuchte aufzusitzen, aber ein Probatus schaffte es auch nach mehreren Versuchen nicht, auf sein Pferd zu klettern. Scheinbar hatte er Angst vor dem Tier.
"Probatus Laribold, was glaubst du eigentlich, was du hier bei der Ala tun musst? Reiten natürlich, also reiß dich zusammen und schwing deinen Hintern auf dein Pferd. Oder muss ich dir erst Beine machen?"Die Motivation des Decurio half fast augenblicklich. Ein wenig unglücklich saß Laribold schließlich auf seinem Pferd.
"Probati, ihr sitzt nun mit euren Hintern auf dem wertvollsten Kriegsgerät der ganzen römischen Armee. Um ehrlich zu sein sind diese Pferde viel wertvoller als ihr, denn ihr seid ersetzbar.
Eure Pferde wurden bereits für die Schlacht trainiert, das heißt sie wurden an den Schlachtenlärm und das Anstürmen gegen Infanterieformationen gewöhnt.
ihr lenkt eure Tiere mit den Schenkeln, durch den unterschiedlichen Schenkeldruck bestimmt ihr Tempo und Richtung. Die Zügelhilfen werden nur zur abrupten Richtungsänderung und zum Abbremsen gebraucht. In der Schlacht werdet ihr beide Hände für die Waffen brauchen. Versucht jetzt mit euren Tieren eine Runde um den Platz zu reiten." -
Seleukos musterte Probatus Laribold, der anscheind Probleme mit dem Aufstieg auf sein Pferd hatte. Einige der anderen Probati lachten, der junge Grieche nicht. Der Tod würde die Schadenfreudigen als erstes einholen. Im Militär musste man sich auf seine Kameraden verlassen können, Einzelgänger würden sowieso nicht erfolgreich sein. Kein Soldat des ganzen Imperium Romanum würde ohne die Hilfe seiner Kameraden überleben, wenn er von allen Seiten von wilden Barbaren bedrängt werden würde.
Als Laribold es ebenfalls geschafft hatte, widmete der Grieche wieder seinem Pferd die volle Aufmerksamkeit. Eine Runde reiten sollte keine weiteren Probleme machen. Sollte zumindest nicht. Seleukos brachte Ares mit den Schenkeln zum galopiperen. Mit zunehmendem Schenkeldruck erhöhte sich die Geschwindigkeit, das kannte er alles bereits aus seiner Heimat, wo er viel mit Pferden zu tun hatte.
Einige Probati hatten bereits begonnen um den Platz zu reiten und nun schloss sich auch Seleukos an. Zumindest wollte er sich anschließen als Ares prompt stoppte und den Griechen fast zu Fall brachte. Wie wild war das Pferd nun nicht mehr unter Kontrolle zu bringen.
"Ruhig..Ruhig Ares..", flüsterte der Grieche dem Pferd ins Ohr.
Der Rappen schien sich wieder zu beruhigen, doch dem war nicht so. Erneut war das Feuer in Ares zu spüren. Abermals flüsterte Seleukos ihm ein ruhig zu bleiben und einen Moment später fing sich das Pferd wieder. Langsam erhöhte Seleukos den Schenkeldruck und galoppierte nach vorne. Einige andere Probati hatten ihre Runde bereits gedreht, da war Seleukos noch am Start. Als letzter beendete der Grieche seine Runde und postierte sich wieder in einer Reihe bei den anderen Probati. Als sich sein Blick und der des Decurios trafen, starrte er diesem ohne Scheu ins Gesicht. Wahrlich, er hatte ein Pferd mit Feuer unter den Hufen erwischt...
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Der Decurio erwiderte den Blick des jungen Mannes und nickte anerkennend. Er hatte eines der feurigsten Pferde erwischt, ein prachtvolles und starkes Tier.
Als alle Männer wieder versammelt waren, hob Tubero wieder die Stimme: "Ihr habt nun den Nachmittag Zeit, eure Pferde einzureiten. Die Anfänger kommen zu mir, der Rest kann sich schon an sein Pferd gewöhnen und es ausreiten."
Eine Gruppe mit drei Probati, alles Anfänger, sammelte sich bei Tubero, der ihnen die grundlegenden Lenkbefehle noch einmal zeigte.
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Seleukos nahm die Gelegenheit wahr, sich mit Ares noch vertrauter zu machen, schließlich wollte er nicht noch einmal so einen Wutanfall seines Pferdes erleben. In der Schlacht könnte ihm dies zum Verhängnis werden. Er drehte einige Runden und ritt dann langsam wieder Richtung Stallungen, da der Decurio, die Anfänger und die meisten Probati schon weg waren.
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Ein neuer Tag, ein neues Disaster - so lief das zumindest meistens ab wenn Neulinge dabei waren, die hohe Kunst des Reitens zu erlernen. Lucius hatte keinen Zweifel daran, dass sich daran rein garnichts geändert hatte als er am frühen Morgen, den Gescheckten am Zaunzeug führend, auf den Platz trat. Die Luft wa klar und noch kühl, doch das würde sich schon bald ändern. Lucius war gespannt, wer die neuen Rekruten waren und wie sie sich schlagen würden.
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Heute stand wieder ein Reittraining an und so fand sich Seleukos wieder früh am Reitplatz ein. Er war überrascht, als bereits ein Vorgesetzter vor Ort war...Sogar ein anderer. Naja, klar, Decurio Tubero wäre wie immer wahrscheinlich auch heute erst nach den Probati eingetroffen. Ein Rekrut nach dem anderen trudelte ein, bis schließlich alle da waren und eine stramme Reihe vor dem Decurio bilden konnten. Der junge Grieche ließ sich seine Verblüffung, was den neuen Decurio betraf nicht anmerken und wartete so wie immer mit militärischer Haltung ab. Sein Pferd, Ares, hielt er rechts an der Leine fest.
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Lucius wartete bis wirklich alle angetreten waren, dann trat er vor die Männer hin. "Guten Morgen Jungens!" rief er. "Ihr werdet ein wenig überrascht sein, dass euch heute jemand andrer in den Hintern tritt, aber das wird ab jetzt immer so sein. Ich bin Decurio Lucius Albius Decius und für eure Ausbildung zuständig! Ich kam gestern aus Barbetomagus zurück, wo ich gemeinsam mit der ersten Turma ein paar Banditen unschädlich gemacht habe. " Er ließ die Worte einen Moment wirken. "Gut. Fangen wir an. Ich will, dass ihr zunächst einmal dafür sorgt, dass sich die Tiere warmlaufen. Hat noch irgendjemand ein Problem damit, auf einem Pferd zu sitzen?"
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Ein neuer Ausbilder also. Seleukos mochte schnelle Wechsel oder Veränderungen noch nie. Aber der neue Decurio schien eigentlich auf den ersten Blick ganz sympathisch, zumindest wenn man einen drillenden Offizier noch als sympathisch erachten konnte. Auf die Frage hin, ob noch Anfänger unter den Probati wären, schüttelten natürlich alle den Kopf, obschon die drei Rekruten, mit denen Decurio Tubero bereits Einzeltraining absolviert hatte, wieder einmal schon Probleme mit dem Aufstieg auf ihr Pferd hatten.
Seleukos schwang sich auf sein Pferd und erhöhte dann leicht den Schenkeldruck, um Ares zum Laufen zu bringen. Einige andere Probati wollten sich anscheinend wieder von der Masse abheben und bildeten so eine uneinholbare Spitzengruppe, als ob dies ein Rennen sei. Der junge Grieche konnte nur den Kopf schütteln, zumal der Ausbilder ausdrücklich befohlen hatte, die Tiere voerst warmlaufen zu lassen. Naja, Seleukos' Problem war es ja nicht und so vollendete er gemächlich seine Runden bis er schließlich wieder bei Decius ankam und Stellung bezog.
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Chamiz kommt wieder beim Decurio an und hält.
"Decurio, der läuft nicht gut... er lahmt leicht auf der Hinterhand. Soll ich nachsehen?" -
"Das Pferd, das du dir aussuchst, wird höchstwahrscheinlich auch später deines bleiben." sagte Lucius ruhig. "Also würde ich sagen ja, sieh nach! Und wenn du zu wenig davon verstehst bring es wieder in den Stall und lass einen der Stallburschen nachsehen!"
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Während Seleukos und die anderen Probati dem Gespräch zwischen dem Skyther und dem Decurio lauschten, warteten sie aufmerksam, zumindest die meisten, auf weitere Befehle. Warmgelaufen waren die Pferde nun und der junge Grieche vermutete, dass jetzt noch ein paar Runden folgen würden.
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Chamiz gleitet über den Rist vom Pferd und hebt die rechte Hinterhand an. ruhig redet er auf das Pferd ein.
"Hah, da ist es." Er nimmt seinen Pugio aus der Scheide und kratzt damit im Huf herum, während er weiter auf das Pferd einredet. Dann stellt er den Huf wieder ab und führt das Pferd ein wenig auf und ab.
"Es wird wohl gehen Decurio. Ich weiß nicht wie hier die Sitten sind, aber bei uns kümmern sich die Reiter selbst um ihre Pferde. Mit eurer Erlaubnis würde ich es hier auch so halten."
Er hält sich am Sattel fest und läßt das Pferd antraben, dabei schwingt er sich aufs Pferd.
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Lucius zuckte die Schultern. Immer diese Neulinge...
Da die Gruppe wieder angetreten war galt es keine Zeit zu verschwenden.
"Heute üben wir Formationsreiten. Ich will jetzt eine saubere Zweierreihe sehen wenn ich mich im Sattel umdrehe! " Damit ritt er los und in großen Kreisen um den Platz, gefolgt von den Probati, die fieberhaft versuchten, ihre Tiere in Formation zu positionieren. Mehrere Wächter, die auf dem nahen Wall ihren vormittäglichen Dienst schoben, würden heute garantiert voll auf ihre Kosten kommen. -
Merowech war einer der Soldaten, der am heutigen Vormittag zum dienst auf dem Wall eingeteilt war. Als er die Probaten unter Decius Leitung aufsitzen sah, erinnerte er sich an seine eigene Grundausbildung zurück. Inzwischen war bereits einiges passiert.
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Auf Befehl des Decurio's wurden Zweiergruppen gebildet, die hinter ihrem Vorgesetzten ritten. Seleukos suchte sich einen Griechen, mit dem er sich bereits angefreundet hatte. Auch diesem, der auf den Namen Themistokles hörte, wurde in seiner ehemaligen Heimat Griechenland das Reiten gelehrt. Es schien als ob Seleukos mehr Kraft aufwenden musste als sein Freund, um sein feuriges Pferd, Ares, in der Formation zu halten. Der junge Grieche übte oft auch außerhalb der Trainingseinheiten mit seinem Pferd, um es disziplinierter zu machen, was sich in den letzten Tagen auch als effektiv erwies. Doch manchmal hatte Ares immer noch Momente, wo er eigentlich gehorchen wollte, aber auch seine Freiheiten genießen wollte. So auch jetzt. Ares gefiel das Formationsreiten wohl nicht, dennoch konnte ihn sein Reiter mit ein wenig Kraftaufwand im Zaum halten und dem Ausbilder folgen.
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Chamiz führt das Pferd in die Formation. Er läßt die Zügel auf den Nacken des Pferdes fallen, um seine Kleidung zu richten. *Formation reiten... Als ob es dabei im Kampf ankommt.*
Dann steigt jedoch eine Schmerzhafte Erinnerung in Form eines stechenden Schmerzes in ihm auf. Die Narbe an seiner Seite erinnerte ihn daran, daß die 'hübschen römischen Reiter' ihm bei der letzten Begegnung gerade wegen ihrer Disziplin und Ordnung eine üble Verletzung zugefügt hatten.
"Vieleicht macht es doch Sinn.", brummelt er sich in den Bart, und nimmt die Zügel wieder auf.
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