Casa Germanica - Atrium

  • Verus führte seine Geliebte ins Atrium, das derzeit noch recht verwaist war. "So," sagte er und deutete auf eine Marmorbank. "Willkommen in meinem Interims-Heim," scherzte er mehr schlecht als recht. "Ich freue mich wirklich, dass du hier bist. Du weißt nicht, was mir alles widerfahren ist."

  • Varena folgte Verus in das Atrium der Casa Germanica. Dies war wirklich eine sehr schöne Behausung, auch wenn sie bis heute nicht wusste, warum er eigentlich nicht in der Casa Decima logierte. Sie drehte sich einmal im Kreis um das ganze Atrium zu begutachten und schmunzelte dann. Sie erinnerte sich an das einzige Mal, als sie mit Aculeo hier in der Casa Germanica gewesen war.


    Sie ließ sich auf der Marmorbank nieder und streckte sich dann genüßlich, ehe sie zu Verus aufblickte. "Ich bin schon neugierig. Erzähl doch, was dir widerfahren ist. Hoffentlich nichts Schlechtes oder?"

  • Verus drapierte sich neben Varena. Sein Blick wurde schwerer, dennoch versuchte er seine Liebe anzublicken. Er wusste, dass er sich an Rom versündigt hatte und dabei war Salinator zu helfen, die unbegrenzte Macht zu erlangen. Doch er tat nur seinen Dienst, seinen ganz normalen Dienst und dieser verlangte eben auch Dinge zu tun, die einem selbst zuwider sind. Er war Römer und musste loyal sein. Er schluckte trocken. "Ich..." - versuchte er einen Beginn zu finden. "Ich bin Procurator a Memoria aber...das ist an bestimmte Voraussetzungen gekoppelt." Die Voraussetzungen würden Varena missfallen, denn Verus war nun mehr dem blanken Willen von Salinator ausgeliefert, denn dieser hatte die Macht über Verus Posten und nun mehr auch über seine Welt. Das, was Verus getan hatte, ein Dekret aufzusetzen, was einen Bürgerkrieg heraufbeschwören könnte, wollte er nun nicht offen ansprechen, doch belastete es ihn. Er war nun einer von Salinators Willfährigen. Auch wenn Salinator dies nie offen angesprochen hatte, war dies für Verus klar. Er hatte Salinator bewusst in die Hand gespielt.

  • Im ersten Moment war sie sicher, sich verhört zu haben. Quintilius Valerian, Calvenas Mann? Hier in Rom? Unter normalen Umständen wäre Serrana die Gänge zum Atrium vermutlich entlang gerannt, aber so schnell kam sie mit ihrem dicken Babybauch längst nicht mehr voran. Und so dauerte es eine kleine Weile, bis sie ziemlich ausser Atem endlich das Atrium erreichte und mit vor Aufregung roten Wangen sofort auf den Besucher zueilte. Ja, das war ohne Zweifel wirklich Valerian, Calvenas inniggeliebter ehemaliger Praetorianer. Obwohl sie wusste, dass es Unsinn war, glitt Serranas Blick schnell und automatisch über den restlichen Raum, in der winzigen Hoffnung, ihre beste Freundin wäre auch dort und Gundrabhan hätte ihr dessen Ankunft verschwiegen, damit die Überraschung größer war. Natürlich war Calvena nicht zu sehen, aber der kleine Stich der Enttäuschung verschwand recht schnell wieder, dafür freute sie sich viel zu sehr auf die zu erwartenden Neuigkeiten aus dem fernen Germanien.


    "Quintiliius Valerian, wie schön dich zu sehen. Was treibt dich denn nach Rom?" fragte Serrana mehr als neugierig, nachdem sie die letzten Meter zu ihrem Besucher zurückgelegt hatte.

  • Valerian brauchte gar nicht lange zu warten, bis Serrana das Atrium betrat. Er erhob sich und kam ihr nicht minder strahlnd entgegen. Sie konnte ihre Schwangerschaft wahrhaftig nicht mehr verleugnen. Ob Calvena auch bald so aussehen würde? Bestimmt. "Salve, Serrana. Ich bitte Dich, Valerian genügt, wir sind doch praktisch verwandt." Er lachte und schüttelte den Kopf. "Entschuldige, ich spanne Dich auf die Folter. Ich bin hier, um mein Examen Tertium an der Academia zu vollenden. Und natürlich läßt Calvena es sich nicht nehmen, Dir bei solch einer Gelegenheit ganz persönliche Grüße überbringen zu lassen. Und einen Brief." Er überreichte Serrana das Schriftstück, nachdem er sich vergewissert hatte, den richtigen Brief zu übergeben.




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    Iunia Serrana


    Liebe Serrana, in einigen Wochen ist es schon so weit. Hast du auch das Gefühl zu platzen? Wie dick kann man eigentlich werden? Ich fühle mich schon jetzt wie eine Kugel. Aber ich freue mich schon sehr auf mein Kind.
    Hoffentlich ist Valerian rechtzeitig zur Geburt zurück. Zum Examen Tertium muss er nach Rom. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich ihn nur zu gern begleitet hätte, aber das ist ja im Augeblick nicht möglich.
    Ich vermisse euch furchtbar, ich hab hier zwar ein paar Freundinnen, aber sie können dich und Romana und Septima und Prisca nicht ersetzen. Auch würde ich dir natürlich dabei helfen die Götter zu besänftigen. Romana hat ein furchtbar schlechtes Gewissen! Ich glaube es würde ihr gut tun, wenn du ihr einmal versicherst, dass du ihr nicht Böse bist. Sie wollte dir helfen und hat dabei einen Fehler gemacht. Nur die Götter sind unfehlbar und sie sollte sich nicht grämen.


    Die schlechten Nachrchten aus Roma scheinen nicht zu enden. Die Götter scheinen uns zu zürnen. Ich würde gern wissen, was denn im Hain der Diana vorgefallen ist? Man bekommt ja immer nur Gerüchte zu hören, doch wie nah sind diese an der Wahrheit dran? Hier in Mogontiacum geht alles seinen Gang. Der Wind bringt den ersten Schnee und es ist furchtbar kalt geworden. Und das ist erst der Anfang… Ich wäre jetzt gern Italia, da ist der Winter nicht ganz so streng.
    Ich bin mir sicher, du warst deinem ersten Schüler eine gute Lehrerin. Schön, dass der Cultus Deorum doch noch Zuwachs bekommt. Es gibt leider viel zu wenig Priester. Ambitionierte Männer und Frauen können wir gebrauchen.
    Diese Brief gebe ich Valerian mit, von daher ist er etwas kürzer, wie meine letzten Schreiben. Ich bin mir sicher, er steht dir gern Rede und Antwort, was mich angeht.
    Liebe Grüße, Calvena

  • Zuerst freute sich Varena, als Verus ihr von seinem neuen Posten erzählte, doch man musst keine Hellseherin sein um zu merken, dass da etwas nicht stimmte. Sie blickte sich um und sah keine Diener weit und breit, weswegen sie näher rückte und eindringlich flüsterte: "Was ist los, Verus? Du freust dich nicht über deine Arbeit, obwohl du nichts mehr wolltest als zurück in den Staatsdienst. Da kann doch etwas nicht stimmen..."

  • Verus überkam eine gewisse Traurigkeit. Ein Gefühl von Versagen im Angesicht seiner Prinzipien. Er machte Fehler, sehr viele Fehler und verlor sich dabei immer mehr. Neben ihm saß seine wahre Liebe und dennoch fasste er nicht den Mut offen zu sprechen. Er war kein Held, kein großer Mensch, der Rom retten würde. Er konnte ja noch nicht mal sich selbst retten. Eine Träne rann aus seinem Auge. "Ich denke nicht, dass ich der Aufgabe gewachsen bin. Es verlangt mehr von mir als ich zu tragen bereit bin," versuchte er die passenden Worte zu finden, scheiterte aber auch daran. Da die Worte zu weich, zu inhaltslos gerieten. "Ich muss Dinge tun, die gegen meine Ideale sind." Sollte er vorne beginnen? Er seufzte. "Ich habe diesen Posten dank meinem guten Freund Sedulus erhalten, doch dieser verkaufte sich dafür wohl an Salinator. Salinator erwartet nun von mir Loyalität und ich habe ihm diese Loyalität geschenkt. Er befahl mir, einige Gesetze zu streichen oder besser ein Dekret zu schreiben, um diese streichen zu lassen. Ich habe es getan. Ich habe mich nicht im Ansatz widersetzt. Diese Streichungen betreffen die Mitbestimmung des Volkes und entscheidene Stellen, die unseren Kaiser an die Vernunft binden sollten. Ich bin schuldig, wenn Rom einmal zerbricht." Er jappste und seine Augen wurden glasig, fast wässrig vor Tränenflüssigkeit.

  • Hallo, Haaallloooo reif Aculeo laut im Atrium um auf sich und seine Begleiterin aufmerksam zu machen. Vielleicht war es die falsche Tageszeit aber nein...es war hell draussen...zumindest was man bei bewölktem Himmel und Regen als hell bezeichnen konnte. Oder..nur lief im es etwas kalt dem Rücken herunter weil er auch den Gedanken hatte einen wichtigen Termin verschwitzt zu haben..recht unbefangen blickte er Roxane an..
    Such dir doch bitte ein Plätzchen einstweilen. Ich suche gleich mal in der Küche nach etwas zu Trinken...einen besonderen Wunsch?

  • Sie war nicht unglücklich darüber, dass sie dem nun stärker werdenden Regen entkamen. Auch wenn sie Regen durchaus kannte und zu schätzen wusste, aber hier war er doch irgendwie immer so kalt. Zumindest um diese Jahreszeit. Vielleicht kam er ihr auch immer nur so vor. Das konnte sie nicht genau sagen. Das Hau schien leer zu sein, zumindest wirkte es so. Das war eigenartig bei der Größe. Wo waren die Sklaven, wo die Bewohner? Aber es würde schon Alles seine Richtigkeit haben, davon ging sie jetzt erst einmal aus. Sie kannte Aculeo zwar erst ein paar Stunden, aber ein gewisses Maß an Vertrauen brachte sie ihm dennoch schon entgegen. Aus welchen Gründen auch immer.


    "Wenn Du etwas Wasser hättest, wäre das durchaus angenehm," meinte sie lächelnd und suchte sich einen Platz, der bequem genug wirkte und zugleich sie nicht dazu verleitete in ein großes Ausruhen abzudriften. "Ansonsten für mich nichts, danke schön."

  • Die Bitte nach Wasser wurde erfüllt denn wenige Minuten nachdem Aculeo Roxane im Atrium alleine gelassen hatte kam er auch schon mit einem Krug und einem Becher zurück.


    Hier bitte dabei schenkte er den Becher voll und überreichte diesen Roxane.


    Wenn du Lust hast zeige ich dir ein wenig das Haus. Und wenn du Fragen hast dann scheue dich nicht diese zu stellen...lächelnd wartete er nun bis Roxane ihren Durst gestillt hatte und eine Antwort über seinen Vorschlag zu geben

  • Gadatas hörte aus dem Atrium die Stimme seines ehemaligen Kurzzeitherren Germanicus Aculeo. Er unterhielt sich anscheinend mit einer Frau. Da Gadatas Aculeo dafür danken wollte das er ihn als Lehrer der kleinen Germanica Sabina an Senator Sedulus verschenkt hatte ging er ins Atrium und sagte:


    "Salve, Aculeo! Ich wollte mich bei dir bedanken das du mich in so einen netten Haushalt verschenkt hast. Ich bin froh das ich jetzt die kleine Sabina unterrichten darf. Ach ja. Wer ist eigentlich deine reizende Begleitung?"


    Gadatas wunderte sich. Hatte Aculeo sich gleich wieder auf den Sklavenmarkt begeben um sich selbst eine Sklain zu kaufen oder war das eine Freie? Aber was war dann ihre Beziehung zu Aculeo? Na wenn Aculeo ihm das erzählen wollte würde er das schon machen und ansonsten ging ihn das ja nichts an.

  • Überrascht fuhr Aculeo herum als er eine Stimme vernahm welche ihn persönlich ansprach. Als er sich nun dieser Stimme zuwandte wurde er Gadatas gewahr und begrüsste diesen freundlichst.


    Salve Gadatas. Es freut mich dich hier so fröhlich zu sehen. Wie ich sehe hast du auch neue Kleidung. Bin ich froh dass du mir am Markt nicht in dieser Aufmachung begegnet bist sonst wäre dein Preis um einiges höher gewesen mit einem breiten Grinsen seine Worte als Scherz unterstrich. Als Gadatas nun etwas von verschenken quasselte verzog der junge Germanicer den Mund und kniff die Augen zusammen.
    Oh bitte Gadatas. Ich will soetwas nicht hören. Ich habe dich vielleicht verschenkt aber es war eigentlich so gedacht dass ein gebildeter, inteligenter Mann, seine geistige Stärke produktiv umsetzen sollte. Bei mir wärst du sowieso geistig unterfordert gewesen.
    Aculeo fragte sich warum Gadatas wissen wollte wer die junge Frau sei welche hier im Atrium saß aber da er ein unkonventioneller Kerl war hatte er auch kein Problem damit die Frage zu beantworten.


    Die reizende Begleitung heißt Roxane irgendwie hatte er ein eigenartiges Gefühl als er selbst nun auch Roxane als reizende Begleitung benannte. Wirklich so hatte er sie noch nicht gesehen was nun nicht hieß dass sie für ihn uninteressant war und er in den letzten Stunden nicht das eine oder andere mal einen etwas abwegigen Gedanken hegte.
    Wir begegneten uns am Forum. Wie bestellt und nicht abgeholt, quasi. Da hat es sich so ergeben dass man ins Gespräch kam und in weiterer Folge auch gleich..ähh...geschäftlich überein kam. Roxane ist jetzt meine Scriba Personalis.
    Natürlich hatte er nicht vergessen Roxane Gadatas vorzustellen und machte dies auch gleich.
    Roxane, das ist Gadatas. Er ist erst seit kurzem im Haus hier und hat die Aufgabe Germanica Sabina zu unterrichten.
    Hmm..dachte er...die beiden würden sich eventuell recht gut verstehen. Zumindest könnte Gadatas viele Fragen beantworten die ich nicht beantworten kann

  • Gadatas mußte lachen als Aculeo das mit dem höheren Preis erzählte wenn er besser angezogen auf dem Sklavenmarkt verkauft worden wäre. Er sagte:


    "Ja ich habe mich auch gewundert das der Sklavenhändler noch nichtmal eine saubere Tunika hatte um mich präsentabler darzustellen. Allerdings sollten wir beide dankbar sein über diese mangelnde Geschäftstüchtigkeit. Schließlich gibt es ja auchnoch unangenehmere Möglichkeiten den Wert eines Sklaven zu steigern. Ich habe gehört das ein Eunuch dreimal soviel einbringt wie ein intakter Sklave. Da haben wir also beide Glück gehabt das du keine 1800 Sesterzen bezahlen mußtest und ich meine Familienjuwelen behalten durfte."


    Gadatas verzog das Gesicht bei dem Gedanken und meinte dann:


    "Wobei ich nicht weis wie lange dieser erfreuliche Zustand andauern wird, jetzt wo ich eine junge Dame unterricht."


    Das war jetzt ein sehr direkter Ansatz aber es war sicher besser erstmal bei Aculeo nachzufragen als gleich Sedulus darauf anzusprechen. Gadatas wollte ja wirklich wissen was Sache war, aber bei einem zu forschen Vorgehen bei Sedulus könnte er den besorgten Vater ja vieleicht erst auf die Idee bringen das ein entmannter Hauslehrer vieleicht gar keine schlechte Idee war. Aculeo schien ja eine sehr humane Einstellung zu Sklaven zu haben und da war nicht zu erwarten das er die Sache mit der Kastration sofort als tolle Idee auffassen würde. Hoffte Gadatas zumindest.


    Zu Roxane gewandt meinte er dann:


    "Es ist mir eine Freude dich kennen zu lernen. Da bin ich ja sehr froh das Aculeo einen so reizenden Ersatz für mich gefunden hat. "


    Roxane war wirklich sehr hübsch und sollte er kein Eunuch werden wäre es ja nicht verkehrt sie genauer kennen zu lernen. Nun und wenn er doch noch ein Eunuch werden sollte könnte er sich ja immer noch mit ihr anfreunden. Wenn sie eine Scriba personalis war, war sie ja sicher gebildet und würde eine gute Gesprächspartnerin abgeben.

  • Sie nahm dankbar das Wasser entgegen und bemerkte, als sie einen Schluck trank, dass sich ihnen jemand näherte, so war sie vorgewarnt, im Gegensatz zu Aculeo. Schweigend verfolgte sie das Gespräch und hob bei einigen Worten durchaus amüsiert oder sogar leicht erstaunt die Augenbraue. So so, reizend? Na das konnte ja heiter werden. Mit dem leicht amüsierten Zug um die Mundwinkel und dem Schalk in den Augen lauschte sie weiter und zog einmal kurz die Brauen zusammen. Sie hielt nicht viel vom Eunuchentum, auch wenn er bei ihnen durchaus ebenfalls recht exzessiv praktiziert wurde. Aber sie war in mancherlei Beziehung eben doch etwas anders gestrickt als normal. Dennoch kehrte ihr amüsiertes Gesicht recht schnell zurück und sie lauschte den Worten weiter, ehe sie sich - angesprochen wie sie wurde - erhob und noch einmal leicht den Kopf neigte. "Sei gegrüßt Gadatas. Es ist mir eine Freude Dich kennen zu lernen. Ob ich jedoch ein reizender oder gar adäquater Ersatz sein werde, wird sich wohl noch herausstellen müssen," schmunzelte sie leicht und blitzte auch Aculeo mit dem Schalk im Nacken an. "Darf ich fragen, von wo Du ursprünglich stammst?"

  • Roxane schien sehr witzig zu sein, so wie sie Aculeo angeschaut hatte als sie sagte das sie sich noch nicht sicher sei ein angemessener Ersatz für mich zu sein. Lachend sagte Gadatas:


    "Oh ich glaube ich habe in meinen wenigen Stunden als Scriba personalis für Aculeo nicht viel getan außer sein Geld im Buchladen auszugeben. Wenn man es also so betrachtet wirst du ihn bestimmt nicht enttäuschen im Vergleich zu mir."


    Gadatas war angenehm überrascht das sie wissen wollte wo er her stammte. Vielen war das bei einem Sklaven egal. Er antwortete:


    "Ich stamme aus Alexandria, was für einen Lehrer nun sicher nicht schlecht ist. Dort wurde ich als Sohn einer verarmten griechischen Familie geboren. Als ich zehn Jahre alt war mußten sie mich in die Sklaverei verkaufen um meinen Geschwistern etwas zu Essen kaufen zu können. Ich hatte aber großes Glück und mein Herr ließ mir eine gute Bildung zukommen und war auch sonst sehr gut zu mir. Als ich 19 Jahre alt war suchte ein Geschäftsfreund meines Herren leider einen Lehrer für seine Kinder. Er hatte ein Auge auf mich geworfen und wollte mich meinem Herren abkaufen. Der trennte sich zwar ungerne von mir, doch war das halt ein sehr guter Geschäftsfreund von ihm.


    Da mein neuer Herr auch zwei Töchter hatte beschloss er das es besser sei mich kastrieren zu lassen. Ich hatte jedoch großes Glück und zwei Tage vor meiner geplanten Kastration bekam mein Herr von einem anderen Geschäftsfreund einen gelehrten syrischen Eunuchen geschenkt. Der wurde dann der Lehrer der Kinder und mir blieb die Verschneidung erspart. Ich durfte dann in der Verwaltung meines Herren arbeiten. Leider gingen seine Geschäfte so schlecht das er zwei Jahre später pleite ging und ich mit der restlichen Konkursmasse verkauft wurde. So bin ich dann nach Rom gebracht worden wo Aculeo mich auf dem Sklavenmarkt ersteigert und dann Senator Sedulus als Lehrer für seine Tochter Sabina geschenkt hat.


    Aber ich erzähle wieder viel zu viel. Ich sollte lieber fragen woher du stammst als dich mit den nicht zu umfangreichen Reisen eines Sklaven zu langweilen."

  • Er wusste wohl durchaus das Leben mit einem Lächeln zu nehmen und sich nicht in seiner Situation zu vergrämen. Zumindest heutzutage nicht mehr. Wobei er aber auch wahrlich immer irgendwie Glück gehabt zu haben schien. Ein nicht unangenehmer Zeitgenosse, dessen Erläuterungen sie interessiert lauschte. "So kennst Du Dich gut mit Aristoteles, Aristophanes, Sophokles, Euklid, Homer, Platon und Euripides aus?" Sie war sich bewusst, dass sie einfach nur große Namen zusammenwarf in diese Frage, aber einmal davon abgesehen, dass die Griechen und ihre großen Köpfe in der Geschichte so zahlreich waren, deckte sie mit dieser Frage auch gleich einen großen Teil der möglichen Bereiche ab. Interessiert musterte sie ihn, wie weit er darin bewandert war. Auf ihrer Reise hierher hatten sie den Umweg über Alexandria gemacht, jedoch nicht über die griechischen Inseln, obwohl sie Athen durchaus gereizt hätte. "Hattest Du Gelegenheit mehr als nur die griechischen Studien in Dich aufzunehmen? Das Du des Lateinischen mächtig bist, steht wohl ausser Frage," schmunzelte sie. "Aber wie ist es mit andere Sprachen und wie groß ist Dein Wissen andere Kulturen und Gesellschaften betreffend?" Ja, man konnte merken, dass sie Feuer gefangen hatte, wie zuvor schon bei Aculeo, den sie mit Fragen bestürmt hatte, die er nur teilweise beantwortet hatte und dennoch dahingehend schon einige Antworten in ihr säte.


    "Oh," meinte sie fast leichthin, auch wenn sie innerlich sich einmal mehr auf eine schlechte Reaktion ihres Gegenübers wappnete (etwas, was sie sich sicherheitshalber angeeignet hatte und damit bisher immer am besten fuhr, denn so konnte sie über mögliche Abneigungen nicht enttäuscht sein). "Ich stamme aus Edesse, wenn ich auch in Syria geboren wurde. Meine Mutter kehrte - nachdem es sicher war, das mein Vater nicht mehr aus dem Krieg zurück käme - dann jedoch wieder zu ihrer Familie nach Edessa zurück, wo ich das sagenhafte Glück hatte wie ein Enkel und nicht wie eine Enkelin erzogen zu werden."

  • Gadatas fiel auf das sie Aculeo komplett ignorierten, aber das Gespräch mit Roxane war so interessant das er das lächelnd in Kauf nahm. Aculeo würde sich schon melden wenn er was sagen wollte.


    Roxane war wirklich eine tolle Gesprächspartnerin. Gadatas sagte:


    "Ich hatte das große Glück das mein erster Herr eine umfangreiche Privatbibliothek besaß die ich benutzen konnte und auch in die berühmte alexandrinische Bibliothek durfte ich in meiner Freizeit gehen. Darum habe ich viel gelernt und auch nicht nur über Hellas und Rom sondern auch viel über Ägypten und die Völker des Ostens. Ich kann Hieroglyphen lesen und auch Hethitisch entziffern nur sprechen kann ich dies Sprachen nicht.


    Ich lese gerne über fremde Länder und die Sitten die dort herrschen. Bis zu meiner unfreiwilligen Romreise war ich allerdings noch nie selber außerhalb von Alexandria."


    Als sie sagte das sie aus Edessa stammt wurde Gadatas ganz wehmütig.


    "Ohh, Edessa. Mein bester Freund stammt aus Edessa. Als wir beide 14 waren wurde er nach Alexandria verkauft und da man ihn auf parthische Sitte verschnitten hatte wurde er der Leibeunuch der Tochter meines Herren. Wie waren von Anfang an unzertrennlich. Leider habe ich ihn nichtmehr gesehen seit ich nach Rom verkauft wurde. Aber ich hoffe ihn irgendwann ma wieder zu treffen.


    Das ist ja sehr ungewöhnlich von deinem Großvater gewesen. Nach allem was ich über die Parther höre werden dort die Mädchen aus gutem Hause eher behütet erzogen."


    Dabei lächelte er, denn er wollte jetzt nicht andeuten das sie nicht aus einem guten Hause käme, sondern das sie irgendwie besonders war.

  • Aculeo musste innerlich lachen als er die beiden, ins Gesrpäch vertieft, sah. Er fühlte sich keineswegs zurückgesetzt wo er doch einfach Gadatas wegschicken hätte können um Roxane für sich alleine zu beanspruchen. Anscheinend hatten sich hier zwei gefunden die auf der gleichen Welle lagen und das freute den jungen Germanicer. Für ihn war es sowieso nicht über Gelehrte und was sonst noch dazugehörte zu sprechen. Es fehlte eben die nötigen Kenntnisse, was aber nicht bedauert wurde von Seitens Aculeo....
    Ausserdem hatte er noch eine Mission zu erfüllen....Serrana finden und mit Roxane bekannt machen..

  • "Ja, du hast Recht, das sind wir wirklich. Aber bleib doch bitte sitzen, ...Valerian." sagte Serrana lächelnd, nachdem sich ihr Gast erhoben hatte und machte eine entsprechende Geste zur Sitzgruppe hin. "Du bist wegen des Examens Tertium hier in Rom? Wie lange wirst du denn dann in der Stadt bleiben? Für Calvena muss es doch furchtbar schwer gewesen sein, dich ziehen zu lassen, nicht wahr? Und wie geht es ihr denn überhaupt? Verläuft ihre Schwangerschaft gut? Und gefällt es euch in Mogontiacum?" sprudelte sie eine Frage nach der anderen hinaus, nachdem sie sich ein wenig schwerfällig und begleitet von einem kleinen erleichterten Seufzer neben ihm niedergelassen hatte und biss sich gleich darauf reichlich verlegen auf die Lippe. "Oh, entschuldige bitte, ich überfalle dich einfach mit meinen Fragen und biete dir noch nicht einmal etwas zu trinken an. Etwas Wein vielleicht, Saft oder Mulsum? Oder hast du Hunger? Ich kann in der Küche Bescheid geben, daß sie uns etwas herbringen." setzte Serrana schnell nach und bemühte sich, nicht allzu sehnsüchtig auf das noch ungeöffnete Schreiben in ihrer Hand zu schauen.

  • "Nicht sehr lange", antwortete Valerian auf ihre erste Frage und nahm wieder Platz. "Einige Tage, länger nicht. Ich habe jetzt schon einen Horror vor der Rückreise, das muß ich zugeben. Aber ich kann Calvena unmöglich länger allein lassen, als unbedingt notwendig." Tatsächlich wünschte er sich, bereits wieder bei ihr zu sein. "Es geht ihr sehr gut und ihre Schwangerschaft bereitet ihr keine größeren Beschwerden. Manchmal ist sie ein wenig gereizt, aber das kann ich ihr wohl kaum übel nehmen." Er lächelte, um zu zeigen, daß es zur Zeit gar nichts gab, was er seiner Frau übel nehmen konnte.


    "Mogontiacum ist eine freundliche Stadt. Natürlich vermissen wir Rom. Naja, ich vermisse Rom. Calvena vermißt mehr ihre Freundinnen, an sich mag sie Mogontiacum, glaube ich. Ja, einen verdünnten Wein würde ich nehmen, danke. aber sonst mach Dir bitte keine Umstände. Du darfst den Brief ruhig schon mal lesen. Nur für den Fall, daß er Fragen aufwirft." Valerian schmunzelte, denn es war ihm nicht entgangen, daß sie kurz nach dem Schriftstück geschielt hatte. "Ich habe Zeit."

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