Casa Germanica - Officium Avarus

  • Ihm wurde dabei richtig schwindelig. So ganz konnte er diesen Plan nicht verstehen, die Zahlen klangen dabei vernünftig und gut errechnet.


    "Das sind imense Werte, Hadrianus, aber dein Plan sieht eine enge Zeitspanne vor, wie du dich in meinem Sinne erkenntlich zeigen willst. Ich denke ich kann beruhigt dir einen Teil aus der Truhe im Keller borgen. Ich schicke dir zwei Diener mit, sie können dir beim Tragen helfen."


    Und so war das Gespräch doch noch zum Klienten - Patron nehmen und geben gekommen. Manchmal war es eben einfacher keine Klienten zu haben. Aber so richtig tat es ihm auch nicht weh und die Idee war -zumindest wenn sie weitere Kreise zog- zukunftsträchtig.


    Avarus erhob sich, um das Ende des Gespräches zu markieren.

  • Herius reichte dem Senator die Hand und verabscheidete sich: "Danke Seantor, du bist mir eine große Hilfe und ich werde alles tun, um meine Schuld bei dir zu begleichen." Dann wurde ihm ein Sklave beigestellt, der ihn ins Atrium beglitt. Dort warteten bereits die angekündigten Diener. Für ihn sahen die eher wie Schläger aus. Da war er eigentlich ganz froh, das sie nicht ihn versohlen sollten, sondern als Eskorte dienten.


    Mit Gedanken im Gepäck, den beiden Kerlen und einer schweren Kiste verließ Herius das Anwesen des Senators und hoffte in Zukunft seine Schuld abtragen zu können, denn gegen diese beiden Klotze hatte nichtmal ein Haudegen wie er eine Chance. Zumal ihn das jugendliche Alter ebenfalls fehlte. Doch er schüttelte dieses Trauma ab und folgte der Spur zurück nach Ostia...


    "IN FUGA FOEDA MORS EST: IN VICTORIA GLORIOSA."

  • Aus dem Postkasten hatte sich der Senator einen Brief geholt, der ihn etwas überraschte. Warum in aller Namen kamen Züchter auf solche Ideen gerade im Winter. Dann wenn es schwer war, das Getier über die kalte Zeit zu bringen. Sie mit Futter am Leben und in gutem Geläuf zu halten, denn was nützten Pferde, die sich gerade noch so auf den eigenen Beinen halten konnten, wollte man sie verkaufen.


    Er seufzte kurz und nahm sich vor darauf nicht zu reagieren. Vielleicht im Frühling, wenn es auch den Rappen wieder mehr um die eigenen Laster und deren Befriedigung ging, denn dem Überlebenskampf.

  • Mit dem Essen war der Hausherr schon zeitig fertig geworden. Jetzt saß er über irgendwelchen aedilischen Dokumenten, die ihm wohl noch die letzten Haare grau werden ließen. Ohne Frage eine Ablenkung kam dabei genau recht.


    Der Sklave klopfte zweimal bis er auf ein 'Herein' die Tür aufmachte und den Gast in die Arbeitsstube des Senators ließ. Dabei stellte er ihn vor: "Herr, Caius Aelius Archias, er kommt geschäftlich..."


    Avarus hob den Kopf aus seinen Unterlagen und blickte beim Eintreten auf die rein kommenden Personen. Wartend erhoffte er sich dieses Anliegen zu erfahren.

  • Auf dem Weg durch das Haus hatte sich Caius gut umgesehen. Alles war ordentlich und hübsch anzusehen gewesen, was darauf hindeutete, dass der Senator eine Frau hatte, die sich um alles kümmerte. Als der Sklave ihn nun schnurstracks auf eine Tür zuführte, keimte die Unruhe etwas in Caius, und er versuchte, sie niederzudrücken. Dann ging die Tür auf und sie traten ein. Hinter einem schicken Schreibtisch saß der Senator und schien in Arbeit vertieft. Der Sklave stellte ihn vor.


    »Ave, Senator Germanicus. Hab Dank, dass du etwas Zeit für mich erübrigen kannst«, grüßte er zuallererst und nickte dem Mann hinter dem Schreibtisch zu.
    »Ich suche dich in deiner Funktion als legatus augusti cursu publico auf.«

  • Mit wachsamen Blick lehnte er sich zurück und horchte auf das Anliegen. Es war also von Natur aus ein Streben nach Arbeit. Avarus überlegte einen Moment wußte er nur zu gut, wie vergebens der Cursus Publicus seit Monaten um neue Verwaltungsbeamte warb. Trotzdem war er mit einem Ausflug in die Politik beschäftigt.


    "Soso, ich würde gerne erfahren, was du vom ehemaligen Legatus Augusti cursu publico möchtest."


    Fragte er dann nach und verschränkte die Arme vor dem Bauch.

  • Ehemalig. Natürlich. Caius unterdrückte den Drang, mit den Zähnen zu knirschen - das hatte er vollkommen vergessen, immerhin war Avarus inzwischen Aedil, auch wenn er vorher der Postlegat gewesen war und wohl auch nach der Amtszeit wieder sein würde. Er entschloss sich dazu, sich nicht beirren zu lassen, und überdingg das kleine Wörtchen mit der großen Wirkung einfach.


    »Senator, mein Vetter Marcus Callidus, der den amtierenden Präfekten von Ägyptus gut kennt, empfahl dich mir. Ich habe vor, selbst einige Zeit in der Provinz im Süden zu verbringen und wollte mich in die Dienste des cursus publicus stellen. Deswegen bin ich hier, ich möchte mich bei dir bewerben.«

  • Gerüchten zur Folge war das nichteinmal so sicher, ob der Vorherige auch der Nachherige sein würde. Zwar war dem Senator diese Arbeit ans Herz gewachsen, hatte sie sich trotzdem zu einer enormen Belastung seines Tagesablaufes gemausert. Zudem fühlte er sich manchmal einfach nur unterbezahlt oder überqualifiziert für derartiges Einkommen. Das war jedoch nicht alles und so verdrängte er das Gerücht und blickte den Aelier fest an.


    "Auch ich kenne beide bestens. Erstgenannten vornehmlich aus der Arbeit in der Schola und Germanicus Corvus? Nun das erklärt sich wohl von selbst." ;)


    Neugierig war er und wahrscheinlich würde Crassus es gar mögen, wenn Avarus ihm etwas Arbeit einsparte, auch wenn jener PP manchmal dazu neigte es übel zu nehmen, wenn jemand dessen Autorität untergrub. Germanicus Avarus kannte ihn aber wohl lange genug...


    "Was hast du dir denn so vorgestellt für den Cursus Publicus in Aegyptus zu leisten. Was sind deine Referenzen, außer die tatellose Abstammung?"


    ... drang der ehemalige LAcp tiefer in die Materie ein.

  • Schon mal gut, dass sich auch der Senator an Callidus erinnerte. Caius meinte, Callidus hätte gesagt, dass Avarus für die schola arbeitete, aber genau wusste er das nicht mehr. Vielmehr war ihm die Erwähnung der Beziehungen im Gedächtnis geblieben.


    »Ich habe während meines Aufenthaltes in Germanien Einblick in die Verwaltungsgrundlagen gewinnen können, als ich scriba personalis des praefectus portuensis von Brigantium war«, erzählte Caius, der sich nicht so sicher war, ob Avarus tatenlos oder tadellos meinte. :D


    »Zurück in Ravenna, wo meine Familie lebt, habe ich mich während der letzten anderthalb Jahre in der Geschäftskorrespondenz geübt. Ich stelle meine Fähigkeiten gern unter beweis, Senator, und ich bin sicher, dass ich dich und den Kaiser nicht enttäuschen werde.«


    Nun ja, zumindest würde sich Caius bemühen, kein Fiasko zu veranstalten. Aber er glaubte auch nicht daran, dass der Postdienst ungeheuer schwierig zu bewältigen sei - trotz der mangelnden Beamten, die bereit waren, für das Gehalt die Arbeit zu leisten. Aber wenigstens würde er sich einen Namen machen können, hoffte er zumindest. Und dann galt es, sich einen gescheiten Patron zu suchen, der seine Interessen durchboxen konnte. Aber damit würde er wohl warten, bis Quarto wieder zurück war.

  • Ein Aelier wie er nicht besser hätte in die Familiendynastie passen können also. Man legte Wert darauf Sprosse zu züchten, die sich ganz dem politisch motivierten Verwaltungstum widmeten. Avarus konnte das egal sein, trotzdem bemerkte er wiedermal diese Art der Geschichtsschreibung, die sich in manchen Familien durch Jahrhunderte ähnlich las. Noch konnte er mit dem jungen Mann wenig anfangen, denn weder den Hafenmeister von Brigantium kannte er noch waren die bezeichnenden Gelöbnisse auf Kaiser und Staat -oder wohl einem niederen Diener dessen- nichts ungewöhnliches.


    "Nun mal langsam. Als Scriba hast du sicherlich genügend Tabulae ausgefüllt, um dich in den Regalen des Cursus Publicus zurecht zu finden. Ansich denke ich einem Freund wie Callidus nicht diese Bitte abschlagen zu können. Einen Spross aus seiner Blutlinie Arbeit zu geben. Widersächlich regt sich dabei die Tatsache in mir, das es mir nicht zusteht derartige Zugeständnisse außerhalb des Legatenpostens zu machen..." eine kleine Pause folgte. "... aber ich kann dir ein Schreiben mitgeben, das du am Besten selbst in der Castra Praetoria vorbei bringst und zusiehst, das man dich persönlich zum Praefectus Praetorius vorläßt. Jener sollte in der Lage sein, dich in eine Position beim Cursus Publicus zu erheben, wenn er es denn als richtig erachtet."


    Mehr als dieses Angebot konnte der senator nicht tun und letztlich war es auch eine kleine Möglichkeit sich selbst mit Tatendrang auszuzeichen, wenn der Junge die nächsten Schritte in eigener Regie tat.

  • Hm, vielleicht hatte er doch etwas zu dick aufgetragen, als er gleich den Kaiser in den Mund genommen hatte... Caius kniff die Augen etwas zusammen und beobachtete den Senator, der gerade von der entfernten Verwandtschaft zum Kaiser sprach und dann - Himmelsakrament - vom praefectus praetorio redete. Caius' Augen weiteten sich etwas, als er die Anweisung hörte, dort vorzusprechen.


    »Das...das würde ich natürlich mit Vergnügen tun« , erwiderte Caius und befürchtete fast, dass dann wohl auch weiche Knie mit von der Partie sein würden. Er räusperte sich. Zu stottern war ihm peinlich.


    »Es wäre sehr freundlich von dir, wenn du mir ein solches Schreiben anfertigen könntest, Senator.«

  • Für den Senator war der Praefectus Praetorio ein Mann wie jeder Andere in gehobener Stellung. Das mag auch daran gelegen haben, das er den Mythen um diese Funktionherum keinen Glauben schenkte.


    "Ich nehme einmal an, das deine Empfehlung durch einen Aelius dazu gedacht war nicht unbedingt als Postreiter in den Cursus Publicus einzusteigen?"


    Er nahm diese Frage eher als Tatsache und rief einen Scriba herbei. Bis dieser erschien, setzte er den möglichen Titel schonmal fest.


    "Der Stationarius Posten von Alexandria ist vakant. Ich denke die Provinzbeamten von Memphis, Saïs, Naukratis, Babylon und Sebennytus werden erleichtert sein, jene Aufgaben nicht weiter verfolgen zu müssen."


    Wahrscheinlich sah das nun so aus, das der Senator in der Lage war die meisten seiner Stationsstätten aus dem 'FF' zu kennen. Vielmehr entsprach diese Erinnerung aber einem Schreiben, in welchen die Stationarii dieser aegyptischen Städte darum baten eben jene Mehraufwendung durch einen neuen Stationarius in Alexandria abgeben zu können.


    Noch immer war der Schreiber nicht da.


    "Du wirst in Alexandria auf eine völlig fremde Welt treffen, bist du dir dessen bewußt? Ohne dich verunsichern zu wollen, aber die Provinz Aegypten könnte nicht unrömischer sein."

  • »Das ist richtig, Senator«, entgegnete Caius und nickte.
    »Ich hatte schon gehofft, nicht als ganz kleines Licht anzufangen.«


    Kurz darauf, wurde ein scriba gerufen.
    »Nun ja, der Posten eines stationarius beinhaltet ja die Möglichkeit des Aufstiegs innerhalb des cursus publicus, soweit ich weiß. Daher wäre ich mit dieser Position voll und ganz zufrieden.« Immerhin hatte Caius durchaus vor, sich verdient zu machen und etwas mehr Geld herbeizuschaffen. Vielleicht sogar, um eine zukünftige Frau zu versorgen.


    »Ich war selbst noch nie dort, hörte aber aus zahlreichen Berichten, wie es sein soll. Ich persönlich sehe dies eher als Herausforderung an denn als abstoßend. Immerhin kann man erst wissen, ob einem etwas zusagt, wenn man es getestet hat, und genau das habe ich vor. Den Kontakt zu Rom werde ich zudem nicht verlieren.« Und auf immer und ewig wollte Caius auch kein Postbeamter sein.

  • "Fein, fein..." zu mehr Ausdrucksstärke kam er nicht, denn der Schreiberling kam endlich herein und platzierte sich auf seinem üblichen Schemel. Avarus diktierte ihm ein Schreiben an Crassus, was jener Scriba hinterher noch einmal fein säuberlich verfasste und danach zum Nachlesen an den Senator zurück gab. Jener drückte noch sein Siegel auf und pustete es kalt.


    Salve Crassus,


    ich schreibe dir in einer Angelegenheit des Cursus Publicus und meiner ehemaligen Funktion als Legatus Augusti cursu publico.


    Mir stellte sich ein junger Aelius vor, welcher sich um eine Anstellung bei der kaiserlichen Post bemüht. Seine Abstammung und praktikablen Referenzen haben mich in einem Gespräch in meiner Casa dazu bewogen ihm dieses Schreiben mitzugeben. Meiner Ansicht nach ist Caius Aelius Archias dazu befähigt als Stationarius von Alexandria in den Dienst des Cursus Publicus zu treten. Die letztendliche Entscheidung liegt jedoch bei dir.


    So verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,


    [Blockierte Grafik: http://www.ostheim21.de/Imperium/Sig_Avarus.gif]


    ANTE DIEM XIII KAL FEB DCCCLVIII A.U.C.


    "Hier nimm..." Avarus reichte die Schriftrolle hinüber. "Mit etwas Glück wirst du bald eine Anstellung beim Cursus Publicus haben. Kommt eben ganz drauf an, wie Caecilius Crassus gelaunt ist." Vielmehr konnte der Senator jetzt nicht tun. Sollte der junge Mann am Praefecten scheitern, stand es ihm frei nochmal in der Casa Germanica vorbei zu schauen.

  • Während der Senator seinem scriba den Brief diktierte, den man Caius mitgeben wollte, sah sich dieser etwas im Zimmer um. So hauste also ein Senator, dachte er sich. Gerade begutachtete er eines der Regale im Raum, als das Kratzen der Feder aufhörte und Caius sich wieder dem Schreiber zuwandte. Nach dem Siegeln erhielt Caius das begehrte Schriftstück.


    »Ich schulde dir Dank, Senator«, sagte Caius und neigte ehrerbietend den Kopf.
    »Falls ich dir jemals bei etwas behilflich sein kann, zögere nicht, es mich wissen zu lassen. Ich werde mein Glück dann bei Caecilius Crassus versuchen. Dir noch einen erfolgreichen Tag.«


    Caius erhob sich und deutete eine Verneigung an.

  • "Oh sieh ersteinmal zu, das du deine gestellten Aufgaben meisterst. Sollte dir jedoch in Alexandria der Praefectus Corvus oder seine Frau Aelia über den Weg laufen, richte ihnen meine besonders herzlichen Grüße aus."


    Zwar wollte der Senator jenem Verwandten und natürlich auch seiner liebreizenden Frau sowieso noch schreiben, wußte aber nicht, wer dabei schneller in Aegypten war. Der junge Aelier oder sein Brief an die Verwandten.


    "Dir auch, vale."


    Der Sklave von der Tür würde den Mann hinausführen.

  • Ein Seufzen war schon zu hören, als man ihm den Gast ankündigte. Als Aedil aber war es Tradition alle Ansuchenden auch vorzulassen. An solchen Tagen wie diesem Heutigen war das nicht leicht, denn schon vom frühen Morgen an, drängten sich viele Menschen unterschiedlichster Schichten und Bittstellungen im Hause des Avarus. Vor kurzem erst war er mit dem Letzten fertig geworden und hatte sich auf einen Resttag außer Haus gefreut. Nun gut... der Eine noch.


    "Schick ihn rein..." hörte daher der Diener und wohl auch der Mann vor der Tür.


    Der Senator hingegen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

  • Varus wartete vor dem Officium auf das er eintreten dürfe, der Diener verschwand kurz im Officium, ließ aber die Tür offen stehen.
    Als Varus das "schick ihn rein" vernahm, wartete er nicht, bis der Diener das Officium wieder verließ sondern passierte sofort die tür zum Officium von Avarus.
    Von weitem sah Varus eine Mann auf seinem Stuhl lehnen, anscheinend war Varus heute nicht sein erster Gast den er begrüßte.


    "Salve Germanicus Avarus, mein Name ist Decimus Annaeus Varus, ich bin derzeit Duumvir von Mantua und komme auch direkt von dort."


    sagte Varus schon von weitem in Richtung des Schreibtisches wo Avarus saß und näherte sich diesem.

  • Der anwesende Herr im Officium strich sich mit der Hand durch das Haar und blickte intressiert auf den Gast. Er war ihm völlig unbekannt. Auch mit der Namensnennung änderte sich das nicht. Es mochte daran liegen, das der Senator germanicus Avarus sich nicht mehr daran erinnern konnte, ob er jemals einmal in Mantua gewesen war. Doch viel intressanter war doch, was der Mann von ihm wollte.


    "Salve Decimus Annaeus Varus... setz dich doch." grüßte er also und fügte hinzu: "...was kann ich für dich tun?"

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