Etwas überrascht, den Optio wieder vor sich stehen zu sehen, nachdem sich dieser vor einiger Zeit nach Italia verabschiedet hatte, wartete Macer nach dem Gruß ab, was Subdolus ihm vorzutragen hatte.
Gespräch mit Herius Hadrianus Subdolus
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Selbstbewußt und mit frischer Stärke gefüllt, trat Herius an den Tisch heran.
"Heil dir Legat, ich muß gestehen es mag verwunderlich klingen, doch haben die Götter anderes im Sinn mit mir und meinem Weg. Man lehnte mich in Italien ab.
Ich kann jedoch nichts anderes, als dem Heer zu dienen und bitte hiermit nun um meine Wiedereingliederung in die Legio II Germanica Fidelis Constans und einer Aufgabe der ich mich mit vollster Kraft widmen kann."
In strammer Pose stand er da und wartete ab.
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Macer war einigermaßen verblüfft. Er hatte doch einen Brief an den Caesar geschrieben und dieser hatte auch positiv geantwortet - oder hatte er sich das nur eingebildet?
"Du siehst mich überrascht! Ich war fest davon ausgegangen, dass Du bereits gut in die LEGIO I integriert bist.
Man lehnte dich ab? Erstaunlich! Du sprachst mit dem Caesar persönlich?"
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"Ich weiß das es absurdum klingt, aber ich wurde abgelehnt.
Ich habe etwa zwei Wochen in der Kaserne zugebracht, hab mich Tag ein, Tag aus vor dem Officium in Warteposition befunden, nur wenig geschlafen und doch fühlte man sich nicht zuständig. Zwar konnte ich mir die Zeit mit einigen Offizieren vertreiben, die welche für die Übernahme in eine Cohorte zuständig waren, liefen mir nicht über den Weg. Ich kann im Umfang dieser Zeit sagen, das mir die Legion Führungslos erschienen ist. Ich meine wenn der Legat auf einer Mission ist, so muß doch wenigstens ein Vertreter bestimmt sein und selbst wenn dieser im Felde ist, braucht es einen Weiteren. Was mich erwartete war eine Truppe die weder den Einen noch den Anderen hatte und mit Verlaub ich sehe darin eine große Sicherheitslücke für die Provinz Italien."
Er überlegt kurz, ob er noch etwas anfügen soll und tut dies dann auch:
"Nachdem ich eine weitere Woche begann zu warten und den Stab verrückt zu machen schien, habe ich mich entschlossen nach Germanien zurück zu kehren. Auch wenn es gegen meine Empfindungen geht, so glaube ich doch , das es das Werk der Götter war und sie einen anderen Platz für mich vorgesehen haben."
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Macer schüttelte ungläubig den Kopf. "Unglaubliche Zustände, die Du da schilderst. Ich hatte erwartet, dass der Caesar die Legion besser führt."
Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine ehemalige Legion innerhalb so kurzer Zeit zu einem wirren Haufen geworden sein sollte.
"Ich wüsste nicht, dass die Spitze der LEGIO I auf einer Mission wäre. Und Du hast völlig Recht, selbst dann hätte deine Aufnahme innerhalb der genannten zeit trotzdem durchgeführt werden sollen."
Macer schüttelte noch einmal den Kopf und nahm sich vor, seine Besorgnis dem Kaiser mitzuteilen.
"Nun gut, nehmen wir es als Zeichen der Götter. Sie haben dich also wieder zurück zur LEGIO II geführt. Du kennst die Lage, natürlich nehmen wir dich wieder auf.
Allerdings, als Optio der Legionsreiterei - nein, das wird nicht gehen. Optio in den Mannschaftsdienstgraden oder Vexillarius bei den Reitern stände wohl zur Auswahl."
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"Die Reiterei ist zu meinem Lebensinhalt geworden. Ich weiß was ein Vexillarius leisten muß und ich weiß auch um seiner Bestimmung. Trotzdem hoffe ich darauf, das seiner Beschreibung nicht grundsätzlich entsprochen wird.
Ich war lange außer Dienst und ich muß mich beweisen, muß zeigen, das ich noch der Soldat von vor vielen Monaten bin. Wenn ihr erlaubt, würde ich dies gerne in der Legionsreiterei tun, auch wenn ich nicht garantieren kann, das Wappen für die Schlacht in brenzliger Situation abzustellen.
Ich lebe für die Kameraden, für die Legion und ich glaube meine vielen im Kampf erworbenen Auszeichnungen deuten darauf hin, das ich nicht der Mann, Soldat, Offizier bin, der seine Männer im Stich läßt, um die Fahne oben zu halten. Ein Feldzeichen ist schnell wieder aufgehoben, das Leben kämpfender Kameraden mit dem Schwert des Gegners im Leib verloren... ich bitte dies zu beachten und mich trotzdem wieder in die Reiterei einzugliedern, denn nirgends sonst erreichte ich meine größte Erfahrung, im Kampf wie in der Erfüllung für das Imperium zu stehen und zu kämpfen."
Er war wieder daheim...
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Macer hört dem Optio mit einiger Überraschung, aber auch Bewunderung zu.
"Du entscheidest dich also für die Reiterei. Aber Du bist dir nicht sicher, ob Vexillarius der richtige Posten für dich ist.
So wie Du sprichst, qualifizierst Du dich für vieles - als Soldat der Reiterei ebenso wie als Vexillarius. Es liegt an Dir, ob Du an der Seite deiner Kameraden reiten willst oder an deren Spitze..."
Er sah ihn auffordernd an - die Entscheidung über seinen zukünftigen Dienstgrad lag bei ihm.
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Da war sie nun die Schwere der Entscheidung. Sollte er bei seinen Kameraden reiten und somit im Gefecht an ihrer Seite stehen, reiten und kämpfen oder weiter vorn das Signum der Reiterei tragen. Auch das hatte etwas, auch wenn die Wahrscheinlichkeit in einem Hinterhalt getötet zu werden nahezu hundertprozentig war. Doch das wiederum lag in den Händen der Götter und diese Stelle da vorn hatte natürlich seine Ausstrahlung. Wer weiß vielleicht würde er bei guten Leistungen eine zweite Chance bekommen... auf jeden Fall wollte er nicht aufgeben und als Eques von vorn beginnen. Also wägte er noch ein wenig hin und her.
und sagte dann:
"Gut ich entscheide mich für den Vexillarius. Bei der Truppenkasse bräuchte ich aber noch eine Einweisung zur Verwaltung."
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"Eine gute Entscheidung. Ich bin mir sicher, Du wirst diese Aufgabe vorbildlich erfüllen.
Keine Sorge um die Truppenkasse, das ist leichter als man denkt. Rechnen kannst Du, nehme ich an."
Auch wenn er sich sicher war, es nicht zu vergessen, machte er sich trotzdem gewohnheitsmäßig eine Notiz, welche Einträge in der Personalakte vorzunehmen waren.
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"Ja natürlich kann ich rechnen, auch lesen und schreiben. Sowohl in Latein als auch Germanisch und Hebräisch"
Er erinnerte sich an die alten Zeiten, als sie noch als kleine Truppen über die unsichtbare Grenze ins Feindesland geschickt wurden. Eine schöne wie gefährliche Zeit, aber gerade in jenen Tagen hatte er das meiste taktische Geschick gelernt...
"Hättet ihr ein Problem damit, wenn ich mich nocheinmal für kurze Zeit aus dem Castellum entferne? Ich möchte dem ehemaligen Kommandeur Sedulus ein Opfer im hießigen Tempel des Mars darbringen.... ich hab ihm sehr viel zu verdanken und den Göttern ebenfalls." -
Macer nickte. "Die Zeit dafür gewähre ich dir gerne. Und danach meldest Du dich als Vexillarius bei Tribun Corvus, er wird dich in die Reiterei eingliedern."
Macer stand auf und erhob die Hand zum Gruß.
"Willkommen zurück in der LEGIO II."
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Auch Herius grüßte militärisch, indem er die Hand hob.
Danach drehte er sich auf dem Hacken um und verließ das Officium. Die Luft war kalt und beißend und doch entschied er sich dafür ersteinmal zum Tempel des Mars zu schreiten.
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