Casa Germanica - Triclinium

  • Callidus hatte sich bereits an der Pforte gewundert, dass er so passend erschienen sei. Als er nun aber das Triclinium betrat und sah, welch prächtige Speisen dort serviert worden waren, kam ihm ins Gefühl, dass er den Senator bei einem wichtigen mahl stören würde.
    Auf die Anweisung des ianitor jedoch war er nun eingetreten und grüßte Senator Germanicus Avarus.


    > Sei gegrüßt, Germanicus Avarus! Ich hoffe, ich störe dich nicht und erbitte nur einen kurzen Augenblick deiner Zeit für eine Frage, die mir gewissermaßen vom Augustus auferlegt worden ist. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Dieser Anweisung folgte Callidus sogleich und beobachtete das Werken des Senators aufmerksam, bevor er weitersprach.


    > Es geht um eine vom Augustus durchzuführende Erhebung in den ordo senatorius. Du verstehst, Germanicus Avarus, dass es dich also gewissermaßen direkt betrifft. Der Imperator Caesar Augustus bittet allerdings um Erkundigungen in dieser Sache, die ich gewillt bin einzuholen.
    Bei dem Mann, den er für eine Erhebung vorsieht, oder besser, für dessen Erhebung offenbar jemand beim princeps vorsprach, handelt es sich um Kaeso Annaeus Modestus. Ist dir der Name des Mannes ein Begriff? Hörtest du bereits von ihm? <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Er dachte einen Moment nach. Im Kurzzeitgedächtnis hatte sich dieser Name nicht eingeprägt, dann weitere geschlagene Sekunden Stille. Avarus forschte tiefer, doch auch da blieb Ebbe im Fass. Er kratzte sich am Kopf, wollte allerdings noch nicht gänzlich aufgeben.


    "Hilfst du mir auf die Sprünge, Aelius Callidus ... wo arbeitet der zur Zeit?"

  • > Selbstverständlich habe ich die Archive der Verwaltung durchforstet. Annaeus Modestus durchlief eine Ämterlaufbahn in der städtischen Verwaltung Mantuas. Dort ist er Duumvir. Octavius Detritus kennt den Mann, er war auch in die damalige Curia Italica gewählt worden und bekleidet auch seit diesen Tagen den ordo decurionum. <


    Callidus seufzte innerlich...einen besonderen Bekanntheitsgrad hatte sich der Mann aber nicht erarbeitet; da fehlte wohl noch ein wenig " Klinkenputzen".

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Nun ich muß gestehen Mantua nicht wirklich zu kennen. Ein zweimal vielleicht war ich dort." Warum auch immer vielleicht nie so genau konnte Avarus das nichteinmal sagen. 8) "Auch aus meiner Zeit in der Curia kenne ich ihn nicht. Er muß also später dort aktiv geworden sein. Wie auch immer, da kann ich dir wohl leider nicht weiterhelfen." Machte er es dann auch schön kurz, um den Aelier nicht zu verwirren.

  • > Ich danke dir für deine Auskünfte, Senator. Bevor ich jedoch dein Haus verlasse, möchte ich meine persönliche Anwesenheit nutzen dich einzuladen. Die gens Aelia wird ein Gastmahl geben, zu welchem ich mich über dein Erscheinen freuen würde. Natürlich wirst du hierzu noch Genaueres erfahren, das ich dir via Brief mitteilen werde. <


    Dieses gesagt erhob sich Callidus wieder und nickte dem Senator zu.


    > Ich danke dir für deine Zeit, Germanicus Avarus. <

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • "Die du nur sehr kurz in Anspruch genommen hast.... ich werde sehen, ob ich deiner Einladung folgen kann. Würde mich allerdings freuen, wenn es in meinen Zeitplan passt. So denn leider konnte ich dir wohl nicht all zuviel helfen. "


    Ein betretenes Gesicht folgte, aber die Sache blieb nicht zulange im Kopf des Senators. Die Züge hellten sich erneut auf.


    "Vale Marcus und mehr Glück bei anderen Senatoren." ;)

  • > Vale, Senator Avarus! Auf bald... <


    So verließ Callidus das Haus des Germanicus, wo seine Begleitung ihn draußen in Empfang nahm und mit ihm den Weg fortsetzte.

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Mittagsschlaf machte meist noch schläfriger danach. Von daher ließ Avarus sich rechtzeitig wieder wach rütteln, um dieser lustlosen, wie erschlagenen Zeit zu entgehen. Dieser kurze Schlaf war für ihn sehr angenehm und die Zeit danach besonders produktiv. Der Hausdiener, den er abgestellt hatte, auf das jener die Arbeiten vor der Casa beobachtete, meldete ihm Macer für den Nachmittag an. Natürlich würde Avarus sich Zeit nehmen, auch wenn er nicht so ganz wußte, zu welchem Thema der Senator Macer kommen wollte. Gerade solche Unwissenheiten waren es aber, die ihn immer wieder in Neugierde brennen ließen. Von daher war es selbstverständlich, das dieser Senator noch am selben Tag empfangen wurde.

  • Macer hatte schon am Vormittag dem Diener mitgeteilt, dass es kein besonders dringendes Anliegen hätte und er nahm an, dass dies so an Senator Avarus weitergegeben wurde und er ihn daher auch nicht von anderen Dingen abhalten würde. Lange stören wollte er ohnehin nicht. "Salve, Senator Avarus. Danke, dass du für meinen unangemeldeten Besuch etwas Zeit hast. Ich möchte auch gar nicht lange stören." Bevor er aber mit der Tür ins Haus fiel, wartete er dann doch erst einmal ab, wie ihn der Senatskollege begrüßte und ob er wirklich nicht ungelegen kam.

  • Nun war er ja einmal da. Avarus erhob sich flott wie ein junger Hirsch, eilte hinzu und reichte dem Senator die Hand, während er mit der Anderen auf einen Platz zeigte. "Oh du störst doch nicht. Darf ich dir einen Falerno del Massico anbieten? Ein wirklich exzellenter Tropfen." Anstandsvoll wartete er bis Senator Macer sich gesetzt hatte und platzierte sich dann auch. "Was führt dich in mein bescheidenes Haus?"

  • Zu dieser Einladung konnte Macer schlecht Nein sagen. "Gerne, aber mach' bitte wirklich keine Umstände wegen meines Besuches", betonte er noch einmal. Dann kam er zum Thema. "Es ist eine Angelegenheit der Factio, die mich zu dir führt. Zunächst einmal natürlich der Dank für die Ausrichtung der Equirria, an die vor allem die Fans von Brinno sicher noch lange denken werden. Dann wurde bei uns aber auch eine Menge Kritik laut, die ich dir gerne übermitteln möchte." Das war noch höflich ausgedrückt, denn in der Russata hatte die Wut ziemlich gekocht. "Und zwar stellten wir uns die Frage, wie es sein kann, dass in einem Lauf, der als Juniorrennen angekündigt war, Fahrer teilnehmen, die fast 30 Jahre alt sind und in einem Fall schon mehr als ein Dutzend Rennen hinter sich haben."

  • Wenigstens soweit dachten die Hausangestellten mit, das der Senator in diesem Zuge nichts weiter erwähnen mußte. Zwei Becher standen wenig später auf dem kleinen Tisch neben der Sitzgruppe, die Macer und Avarus besetzten. "Umstände? Es ist doch nur rechtens, wenn der Sklavenstaat auch etwas zu tun hat und nicht den ganzen lieben Tag der Muse fröhnt."


    Geduldig lauschte er dem wahren Besuchsgrund. Nach dem 'Honig um den Bart schmieren' kam auch das, worauf er schon etwas länger gewartet hatte. "Es ist immer die Frage, wie man Junioren sieht. Stecke ich einen Lauf nur an dem Alter fest oder sehe ich die teilnehmende Factio als Grundlage. Du meinst sicher Hermes, von der Veneta?! Es ist wahr, das er etwas älter schon ist, aber genauso war er zu diesem Zeitpunkt der Junior im Stall der Blauen. Daneben ist es natürlich auch für die blutjungen Fahrer eine Ehre mit solchen Lenkern, die sich bereits einen kleinen Namen gemacht haben, auf die Piste zu gehen und seien wir doch mal ehrlich, wie langweilig wäre das Rennen wohl verlaufen, wenn eben die sehr jungen Fahrer keinen Ansporn erhalten hätten sich mit besseren Fahrern zu messen. Wäre Brino genauso gut gefahren oder hätte ihm der Ziehwagen gefehlt?" Avarus schmunzelte und trank vom Wein.

  • Macer schüttelte den Kopf. Den Start von Hermes hatte er zwar auch nicht auf dem Plan gehabt, aber er konnte gerade noch so damit leben, zumal er von der Veneta war. "Nein, ich spreche von Helios von der Aurata. Der ist auch in seinem Rennstall kein Junior mehr und ist auch nicht vom Alter oder von der Zahl der Rennen her zu den Frischlingen zu zählen."

  • "Hm naja wenn wir Hermes starten haben lassen, ist es wohl schwer Helios nicht starten zu lassen. Im Alter ist er ja ein Jahr jünger als Hermes. Ein zweiter Grund war natürlich die freie Bahn. Ich weiß nicht, warum die Purpurea nicht einen Wagen gemeldet hat, aber nur fünf Gespanne auf die Bahn zu schicken, fand ich ebenfalls etwas mager. So mag zwar Halil Torkebal nur den undankbaren vierten Platz erreicht haben, aber er hat sich gut geschlagen. Sicher auch, weil der Anreiz da war sich mit erfahreren Wagenlenkern zu messen. In seinem Alter hat er noch große Siege vor sich. Jene wird er nicht erreichen, wenn er nur mit gleichaltrigen und damit ebenfalls nicht ganz so erfahrenen Lenkern seine Runden dreht."


    Die positiven Aspekte überwogen für Avarus einfach die angebrachten Beschwerden. Immerhin war nur das Aufstellen von jeweils zwei Fahrern im Junior und im Senior Rennen dazu gedacht wenigstens mit sechs Fahrern je Lauf für genügend Abwechslung im Hippodromos zu sorgen.

  • Macer winkte ab. "Es geht mir doch nicht darum, auf welchem Platz Halil dadurch gelandet ist. Für unsere Anhänger mag das wichtig sein, aber was den Lerneffekt betrifft sehe ich das durchaus so wie du. Er kann sich nur weiterentwickeln, wenn er gegen bessere Fahrer fährt. Aber trotzdem kann ich es nicht so stehen lassen, dass man vor einem Rennen nicht halbwegs eine Planungssicherheit habe, gegen wen meine Fahrer denn wohl antreten müssen. Wenn ein Juniorenrennen angekündigt ist, dann erwarte ich junge und unerfahrene Fahrer, sehe dass Halil einer der stärksten unter ihnen sein wird und bereite ihn entsprechend vor. Wenn er dann gegen stärkere antritt, trifft ihn das unvorbereitet und er lernt nicht so viel, als wenn er von Anfang an darauf eingestellt gewesen wäre."


    Macer war sowieso aus vielen Gründe dafür, dass Startaufstellungen rechtzeitig bekannt gegeben wurden. Aber wenn schon der Titel des Rennens irreführend war, dann war das umso ärgerlicher. Beim Seniorenrennen rechnete ja auch keiner damit, dass unerfahrene Anfänger antraten.

  • Der Hausherr drehte seinen Becher edlen Wein in der Hand. Senator Macer hatte seinen Becher nichtmal angerührt. Es war wohl noch zu früh. Wie auch immer überlegte Germanicus Avarus, was er hätte anders machen müssen, um den Princeps der Russata zufriedener zu sehen. Letztlich war das etwas, was nie möglich war, alle am Rennen beteiligten Ställe alles Recht machen zu können.


    "Mag sein, das der Name des Rennens nicht völlig identisch mit der Stärke der Fahrer gewählt war, das es dem Kreis der Organisatoren zuzuschieben ist, wenn Fahrer sich nicht richtig auf die Situationen einstellen können, kann ich dabei nicht auf mir sitzen lassen. Immerhin gelang es uns erst sehr spät überhaupt alle Gespanne in die Rennen zu setzen, weil die Factiones die Zeit zum Jonglieren nutzten und uns teilweise erst sehr spät ihre Fahrer meldeten. Um ein perfektes Rennen zu starten, fehlt es daher bei beiden Fronten. Mag sein, das die aufgestellten Fahrer teils älter waren, als das in Juniorenrennen üblich ist. Für das nächste Großereignis wird mir diese Kritik eine Lehre sein. Doch auch die Factiones sollten mal darüber nachdenken, was ihr eigentlicher Lebensinhalt darstellt..."


    Avarus trank den Becher leer und stellte ihn auf dem Tischchen ab. Ein daher kommender Diener mit der Kanne Falerner konnte gleich wieder gehen. Der Senator war noch nicht bereit weiteren Wein zu sich zu nehmen. Stattdessen stieg er auf Quellwasser um.


    "... die meisten Rennställe sind zu bürokratischen Eigenverwaltungsstaaten verkommen. Ihnen entspringt nicht mehr der Geist der alten Rennfahrerlegenden und schon garnicht der Sportergeiz. Aber was rege ich mich auf."


    Er versuchte zu lächeln. Wußte nicht so recht, ob Macer noch wegen einem anderen Thema gekommen war oder ob er die Stalltriaden vertiefen wollte.

  • Erst als Macer bemerkte, dass das Gespräch zumindest ungefähr die gewünschte Richtung nahm, griff auch er zum Becher und nahm einen Schluck. Ein anerkennendes, schweigendes langsames Nicken folgte, war der Wein doch tatsächlich so gut wie angekündigt.


    "Sicher, da sind wir beide die falsche Adresse, was die säumigen Factiones angeht. Es sollte schon peinlich genug sein, dass eine Factio nicht in beiden Rennen einen Fahrer stellen kann, aber einige haben ja erst gar nicht teilgenommen. Trotzdem sehe ich das nicht als Grund, eine derartige Verzerrung des Wettbewerbes zu rechtfertigen. Letztlich hat doch niemand etwas von einem bunt zusammengewürfelten Fahrerfeld, wenn vorher eine klare Trennung zwischen Junioren und Senioren angekündigt wurde."


    Macer hatte Senator Avarus bisher immer als recht selbstbewussten Mann kennengelernt, der seinen eigenen Weg verfolgte, auch wenn er ihn alleine ging. Diesmal wurde er aber das Gefühl nicht los, dass er sich den Wünschen der Factiones gebeugt hatte, um die Rennen organisiert zu bekommen. "Hattest du es den Factiones denn tatsächlich freigestellt, welchen Fahrer sie für welchen Lauf melden? So kam das bei uns zumindest an. Oder hattest du eigentlich schon deine festen Kriterien?" Nur für den Fall, dass Macer noch einmal so etwas ausrichten würde, konnte er hier sicher noch nützliche Informationen bekommen. Die Verärgerung seiner Factio hatte er ja schon gleich zu Beginn des Gesprächs offiziell überbracht.

  • So recht wollte sich Avarus auch nicht in seine Karten blicken lassen. Zumindest nicht derart tiefgründig. Er trank vom Wein und ließ die Worte des Macers wirken. Irgendwann, es mußte schon eine kleine Pause entstanden sein, antwortete er dann doch auf die Frage... jedoch ausweichend.


    "Natürlich hatte ich Kriterien aufgestellt. Das große Problem dabei hast du aber selbst erkannt. Im Hauptrennen wäre es mit imensen Andrang geradeso machbar gewesen alle Boxen des Circus Maximus mit Gespannen zu füllen und im Nebenrennen, dem der Junioren gähnen die Zuschauer, weil nur drei Wagen über den Sand holpern. Glaube mir, die die dieses Rennereignis organisiert haben, hatten garkeine andere Wahl, als mit einem Kompromis zu leben."


    Natürlich, er hätte auch den Nebenlauf wie die Staffel ausfallen lassen können. Nur fragt man sich dann noch, wozu Factiones eigentlich Vereinsgelder einnehmen, wenn sie ihrem Lebensinhalt nicht nachkommen und zu den Wagenrennen in der Hauptstadt fern bleiben.

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