Petronia Arria

  • Varus klopfte. War Arria hier? Wenn ja, so sollte sie ihren Onkel und dessen Frau begrüßen. Doch Varus hatte sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, akso fragte er sich, ob sie wohl anwesend war. Er klopfte abermals.


    "Arria?"

  • Arria war nach dem Gespräch mit Seneca wieder nach Hause gegangen und hatte sich ungesehen in ihr Cubiculum zurückgezogen. Dort saß sie an ihrem Tisch und hatte damit begonnen, die Texte für Helena zu verfassen, die sie ihr verprochen hatte, als es klopfte.


    Sie reagierte nicht sofort. Sie hatte eigentlich keine Lust, ihren Vater oder Crispus zu treffen. War es ihr Vater, so würde er ihr nur eine Standpauke über ihr Verhalten halten, war es Crispus, dann waren neugierige Fragen und Sticheleien schon fast vorprogrammiert.


    Als es abermals klopfte - Arria hatte die ganze Zeit auf die Tür gestarrt - seufzte sie. Die Stimme war eindeutig die ihres Vaters, aber es half nichts. Ob jetzt oder später, war wohl egal, deshalb antwortete sie nun doch.


    "Ja bitte? Die Tür ist offen!"


    Sie blieb auf dem Stuhl sitzen und blickte zur Tür, die Pergamentrolle vor sich ausgebreitet und die Feder noch in der Hand, bereit, sofort wieder weiter zu schreiben.



    Sim-Off:

    Eigenschaften von Crispus sind mit ihm abgesprochen.

  • Varus trat ein und sah sich im Raum um. Unaufgefordert setzte er sich in einen Korbsessel und sagte erst einmal gar nichts. Stattdessen betrachtete er seine Tochter, die da saß und schrieb. Schließlich räusperte er sich.


    "Weißt du Arria, ich habe stets versucht, dir ein guter Vater zu sein. Es ist schwer, dich in manchen Dingen zu verstehen. Das geht dir sicherlich genauso. Du kannst mir allerdings nicht vorwerfen, dass mich deine Gefühle nicht interessieren würden. Wäre dem so, hätte ich dem erstbesten Mann aus guter Familie erlaubt, dich zur Frau zu nehmen. Ob gegen deinen Willen oder nicht, hätte dann keine Rolle gespielt."


    Er schwieg einen Moment und sann vor sich hin.


    "Ich weiß, dass weder ich noch eine andere Frau dir die Mutter ersetzen können, die du nie gehabt hast. Ich bitte dich lediglich um Verständnis, wenn ich die Angelegenheiten so regele, wie ich denke, dass sie am besten sowohl für dich als auch für die Familia sind. Du hast die aufbrausende, trotzige und störrische Art in manchen Situationen von deiner Mutter geerbt. Diese Dinge sind ein Teil von dir und ich versuche, sie zu respektieren, soweit mir das möglich ist. Doch respektiere du auch meine Entscheidungskraft."

  • Arria achtete nicht darauf, dass ihr Vater sich setzte, sondern schrieb an ihrem Text über Ceres weiter. Viel hatte sie noch nicht und momentan war es auch mehr ein Notizzettel, damit sie nichts vergaß. Als sie jetzt so darauf starrte und nicht wirklich bei der Sache war, sondern den Worten ihres Vaters entgegen zitterte, viel ihr auf, dass sie die Notizen vielleicht besser auf eine Wachstafel gemacht hätte. Aber nun war es sowieso zu spät.
    Als Varus dann die Stimme erhob, senkte sie die Federhand langsam und legte das Schreibutensil zur Seite. Bei seinem ersten "Wortschwall" hatte sie ihren Rücken noch zu ihm gedreht, erst in der Pause drehte sie sich zu ihm und blickte ihn lange an, wartete, bis er fertig gesprochen hatte.


    "Weißt du noch, was du mir in Rom gesagt hast, in der Casa? Als ich dir von Imperiosus erzählt habe? Du sagtest, ich solle mich ihm nicht hingeben und meine Unberührtheit bewahren, nur ja nicht schwanger werden."


    Einen Moment hielt sie inne und blickte ihn schon fast ausdruckslos an. Sie schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf.


    "Ich mag Sachen gesagt haben, die ich nicht so meinte. Ich weiß, dass du nur das Beste für mich willst, aber ich wollte lediglich über meine Ängste mit dir sprechen, die dich aber nicht interessiert haben."


    Nun war es an ihr, zu schweigen und ihren Vater anzusehen. Fast schon wollte sie dem Drang nachgehen, wieder an ihrem Text weiter zu schreiben, aber sie wagte es nicht. Dennoch wandte sie nach einer Weile, in der sie ihrem Vater in die Augen gesehen hatte, den Blick ab.

  • Varus verzog nicht eine Miene bei Arrias Worten. Er war sich durchaus bewusst, was er in Rom gesagt hatte. So ließ er einige Sekunden ins Land streichen, die sich schließlich zu einer Minute dehnten, ehe er weitersprach.


    "In vielerlei Hinsicht bist du noch immer meine kleine Tochter- auch, wenn du schon einundzwanzig bist, Arria", sagte er dann langsam.
    "Die Worte, die ich in der Casa sprach, waren nicht nur als Pater Familias gesprochen, sondern vielmehr als dein Vater, der ich nun einmal bin. Es mag sein, dass ich dir nicht zugehört habe, aber..."
    Er seufzte.
    "Dieser Tage sehne ich mir deine Mutter herbei. Oder zumindest jemanden, der mir hilft. Oder besser dir."

  • Arria seufzte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie und ihr Vater aneinander vorbeiredeten. Einen Moment blickte sie ihren Vater noch an, dann wandte sie sich ihrer Arbeit zu, schloss das Tintenfass, damit es nicht eintrocknete und wischte die Feder an einem Stück Stoff ab. Schließlich erhob sie sich und trat ans Fenster, blickte hinaus, als sie wieder sprach.


    "Ich glaube, du verstehst nicht, was ich eine, Vater. Ich habe deine Worte in der Casa in Rom als die meines Vaters aufgenommen und ich habe mich daran gehalten, falls du eine solche Befürchtung hattest. Nur ist Imperiosus ein Mann und du als Mann solltest am besten wissen, dass sich ein Mann nicht ewig hinhalten lässt. Du selbst hattest mehrere Frauen. Ich nehme es dir nicht übel, ganz und gar nicht. Ich wäre froh, wenn du wieder jemanden an deiner Seite hast, der dir Liebe und Zuneigung schenken kann. Aber ich habe Angst davor, dass Imperiosus mich abweist oder hintergeht, weil ich ihm seine Wünsche nicht erfülle", versuchte sie noch einmal, ihre Ängste in Worte zu fassen.

  • Varus starrte Arrias Rücken an, sog die Luft ein und senkte dann das Haupt, die Augen geschlossen und die Luft in einem Seufzer wieder zu Tage fördernd. Er sah auf seine Hände herab. Er dachte an seine verstorbene Frau, die ihn selbst nach über zwei Jahrzehnten noch manchmal im Traum besuchte. Erst dann sah er wieder zu Arria, die noch immer mit dem Rücken zu ihm stand.


    "Für einen Mann ist es einfach, Arria. Wenn seine Geliebte ungewollt schwanger wird, nimmt er das Kind nicht an und lässt sie sitzen. Das...das ist der Lauf der..Welt..."


    Beim letzten Satz fühlte er sich schmerzhaft an sich selbst erinnert.
    Rom....durchwühlte Laken, ein duftender Frauenkörper...Leidenschaft, Lust, Begierde...
    Er schüttelte den Kopf und sprach weiter.


    "Es gibt viele Möglichkeiten, wie man einem Mann das geben kann, was er verlangt. Hast du Imperiosus darüber gesprochen oder warum bist du dir so unsicher, was das angeht?"


    Da war es wieder: Das Thema, für das eine Mutter so viel besser geeignet schien als ein Vater.

  • Arria entspannte sich ein wenig und lehnte sich auf die Mauer und seufzte.


    "Ich hatte keine wirkliche Gelegenheit, mit ihm darüber zu reden."


    Die wenige Zeit hatten sie nicht unbedingt mit solch ernsten Themen verbracht. Sie seufzte leicht und ließ den Kopf hängen.


    "Ich weiß wohl, dass es auch andere Wege und Mittel gibt, aber sag selbst: Ist es das gleiche? Warum sind Männer dann so begierig darauf, sich mit einer Frau zu vereinen?"

  • Varus stand auf. Es hielt ihn nicht mehr im Sessel. Er hasste es. als Mann solche Gespräche mit einer Frau zu führen. Natürlich war es nicht das gleiche! Aber er konnte ihr ja schlecht sagen, dass Imperiosus doch ins Lupanar gehen könnte, wie jeder andere Mann auch, dem Handarbeit nicht genug war... So stolzierte er also mit auf dem Rücken verschränkten Armen im Cubiculum auf und ab und rang mit sich, denn eigentlich wollte er nun gehen und nicht mit Arria über solche Dinge reden. Da kam ihm ein Gedanke, der zwar nicht gut, aber Mittel zum Zweck war:


    "Weißt du, Arria...wenn Imperiosus dich liebt, dann wird er auf dich warten."


    Ha, zum Glück war Marcia nun da... Mit seiner Schwägerin verstand er sich um einiges besser als mit seinem Halbbruder. Er würde ganz einfach sie fragen, ob sie nicht vielleicht mal mit Arria reden konnte, die ja scheinbar ausreichend Redebedarf hatte.

  • Arria blieb stumm, selbst, als ihr Vater gesprochen hatte. Es war ihm unangenehm mit ihr zu reden, das spürte sie. Entweder, er war wütend, oder er wollte über etwas nicht reden, wenn er so nervös umher lief. Aber warum ging er nicht einfach? Wozu war er überhaupt gekommen, wenn er nicht mit ihr reden wollte?


    Langsam richtete sie sich auf und blickte ihn kurz an, setzte sich dann wieder an den Tisch.


    "Mag sein. Ich kann nicht in seinen Kopf sehen, aber ich vertraue ihm."


    Ihre Worte waren ruhig und bedacht und klangen sicherlich auch überzeugend, doch war sie selbst nicht halb so überzeugt von dem, was sie sagte. Innerlich war sie voller Zweifel, ob er ihr wirklich treu war, ob er sie nicht schon längst vergessen hatte oder eine bedeutendere, schönere, liebevollere, hingebungsvollere Frau kennen gelernt hatte.


    "Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gerne weiter arbeiten", meinte sie schließlich einen kleinen Moment später.

  • Varus nickte, sichtlich erleichtert darüber, dass Arria seine Worte so gut auffasste. Er ging zu ihr hinüber und schloss sie kurz in seine Arme. da fiel ihm etwas ein. Er schob sie kurz von sich und lächelte.


    "Ich liebe dich, Arria. Und ich habe im Balneum eine Fresco der Ceres anbrngen lassen. Ich bin stolz auf mein großes Mädchen!"


    Er strich ihr noch einmal väterlich übers Haar und wandte sich ein letztes Mal um, ehe er ihr Cubiculum verließ.


    "Achja, Cinna und Marcia sind angekommen. Ich hatte gehofft, dass Seneca dir den Inhalt des Briefes an die Iulier mitteilt..."


    Doch statt sich etwas auszuruhen oder weiter zu arbeiten, schlug er den Weg zum Cubiculum von Cinna und Marcia ein. Er wollte mit seiner Schwägerin reden.



    Sim-Off:

    Joah, der Brief ist leider falsch gelesen worden.... -.^

  • Arria lächelte ihn an und nickte erfreut. So würde sie Ceres auch im Haus näher sein können. Als er das Cubiculum verlassen hatte, nahm sie sich eine Schriftrolle, die sie sich aus der Casa Matinia ausgeliehen hatte und begann, sie zu lesen.


    Als sie die Schriftrolle fertig hatte und sich einige Notizen dazu gemacht hatte, rollte sie ihre Pergamente zusammen und erhob sich. Nun denn - auf in das Vergnügen, ihren Vater zu täuschen. Dies war zwar die einzige Sache, in der sie ihm etwas vormachte, aber es war nun mal so, dass sie ihren Onkel mochte, egal, wie ihr Vater zu ihm stand.

  • Nachdem sie ihre Verwandtschaft begrüßt hatte, kam sie zurück in ihr Cubiculum und richtete sich ihre Sachen wieder her. Während sie durch die Gänge geschlendert war, hatte sie beschlossen, dass sie immer eine kurze, stichpunktartige Zusammenfassung an den Anfang stellen wollte und schließlich etwas ausführlicher darüber schreiben wollte.


    Sie legte ihre Notizen bereit, öffnete das Tintenfaß und tauchte die Feder vorsichtig hinein, setzte an zu schreiben.


    Ceres


    Wichtiges auf einen Blick
    Zuständigkeiten: Erdkräfte, Wachstum, Reifen, Wachen über die Rechte der Ehefrauen
    Hauptzeichen: Ährenkranz
    . weitere Zeichen: Fackel, Korb mit Ähren
    . Tiere: Schwein, Schlange
    Verbindung zu anderen Göttern: Liber und Libera, Venus, Mercurius, Tellus, Terra mater
    . außerdem: 12 Trabantgötter
    Fest: Cerealia (19. April) mit den Ludi Cereris
    Griechische Entsprechung: Demeter


    Langsam wurde es dunkel - zu dunkel für ein weiteres Arbeiten auf jeden Fall, so dass Arria ihre Feder fein säuberlich in einem kleinen Schüsselchen Wasser wusch, die Tinte verschloss und schließlich alle Rollen fein säuberlich stapelte. Dann machte sie sich noch daran, ihre Haare in einem strengen Knoten auf dem Hinterkopf zusammen zu binden, was sie wieder eine ganze Weile kostete und letztendlich blieb doch eine Strähne so widerspenstig, dass sie nun einfach vor ihrem Ohr an ihrer Wange hinab hing. Abschließend zog sie sich noch die edle Tunika an, die sie vor kurzem von ihrem Vater bekommen hatte und machte sich auf den Weg ins Triclinum, wo das gemeinsame Essen stattfinden sollte.

  • Arria war nach dem Streit im Triclinum direkt in ihr Cubiculum gegangen. Dass ihr Vater noch im Speisezimmer gesessen hatte, hatte sie nicht einmal bemerkt. In ihrem Zimer hatte sie sich einfach auf ihr Bett geworfen und war lange so liegen geblieben, ehe sie in einen leichten Schlaf gefallen war.


    Irgendwann erwachte sie, hatte da nicht jemand geklopft? Ja, das war es wohl, was sie aus dem Schlaf geweckt hatte. Sie zuckte leicht mit den Schultern, als sie sich mit zerknitterter Tunika und zerstrubbelten, halb aufgelösten Haaren auf und rief ein lautes "Herein!" auf gut Glück.

  • Arria blickte auf und schüttelte den Kopf.


    "Solange du nicht nüchtern bist sicherlich nicht", antwortete sie ruhig und leise. Ihre Finger zitterten verräterisch, weswegen sie sie zu Fäusten ballte.

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