| Peristylium | Säulengang

  • "Dagegen sage ich auch nichts", lächelte Arria und blickte ihren Onkel an. "War war das eigentlich bei Marcia und dir? Euer Altersunterschied ist doch recht enorm", fragte sie.

  • Cinna überlegte und lief im Halbbogen um Arria herum, um auf ihrer anderen Seite das Bein auf die kleine Mauer zu stellen. "Nein, das war anders. Ich hatte schon eine Weile lang einen Blick auf sie geworfen und ihr Vater war schnell bereit, sie mir zu geben. So kannten wir uns immerhin schon. Du kannst sie ja einmal bei Gelegenheit fragen, ob es ihr leicht gefallen ist", berichtete er und schmunzelte sie von der Seite her an.

  • "Ich meine, dass sie wohl kaum mit mir darüber reden wird", antwortete Arria ruhig, den Blick immer noch abgewandt auf eine plötzlich furchtbar interessante Stelle vor der Mauer, die nichts besonderes hatte.

  • Iason ging schnell aus dem Weg und begann an einer anderen Stelle weiterzufegen. Diese Herrschaften immer. Immer standen sie im Weg herum. Immer! Hatten die etwa nichts zu tun? Er schuftete Tag und Nacht und sie?
    Aber was sollte dieses Gejammer? Er war nunmal der Sklave. Er hatte keine Wahl. Nunja, vielleicht könnte er sich ja in Crispus' Cubiculum stehlen und nachsehen, ob er noch etwas Griechisches aus der Bibliothek ausgeliehen hatte - etwas geistige Nahrung für solch einen Schöngeist, wie er es war.

  • Er sah dem Sklaven zu, wie er den Säulengang fegte und dabei um ihn und Arria einen Bogen machte. Er sagte aber nichts, sondern wandte sich wieder Arria zu.
    "Wenn er es wünscht? Dann, mein Kind, wirst du ganz bestimmt nach Rom ziehen müssen", sagte Cinna und schüttelte schmunzelnd den Kopf. "Wenn er dort lebt, meine ich. Ich kann mir vorstellen, deinem Vater missfällt diese Vorstellung."

  • Arria nickte und seufzte dann.


    "Ja, da hast du allerdings recht. Aber nachdem das Gespräch mit Seneca sowieso so bald nicht zustande kommen wird und ich erst einmal meine Ausbildung abschließen muss, dauert es wohl noch eine ganze Weile, bis ich seine Frau werde."

  • Beinahe hätte er gesagt: Du hast so lange gewartet, also sollten diese paar Wochen doch kein Problem darstellen, aber er verhielt es sich und lächelte stattdessen. "Nun ja, dann nutze die Zeit, um dich auf deine Aufgaben als Ehefrau vorzubereiten. Frage einmal eins der jungen Dinger, die schon verheiratet sind, kaum dass sie das dreizehnte Lebensjahr erreicht haben, wie sie mit ihrer neuen Rolle fertig werden. Du wirst den allen etwas voraus haben, wenn du dich geschickt anstellst, und dein Mann wird es dir verdanken." Er zwinkerte und nahm den Fuß von der Mauer, um wieder ein Stückchen in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.

  • "Die meisten Frauen werden von ihren Müttern vorbereitet, Onkel, ich habe keine", antwortete sie ruhig und ein wenig traurig, ehe sie sich von der Säule abstützte und langsam weiter den Gang entlang ging. Ob er ihr folgte blieb ihm überlassen, sie hatte auf jede Fall nichts dagegen und beeilte sich auch keinesfalls, wegzukommen.

  • Da er ja ohnehin schon losgegangen war, bot es sich an, dass sie gemeinsam noch ein Stück gingen. "Aber du hast nicht erst seit gestern keine Mutter, meine liebe Nichte. Du bist jetzt - wie alt? 20? 21?! Sieh' dich um. Nur weil deine Mutter nicht mehr lebt, heißt das nicht, dass du nicht trotzdem alles lernen kannst, was du wissen musst." Er hörte sich an wie... wie ein Vater. Erschrocken schüttelte er den Kopf. "Aber auch das ist ein Thema, das du besser mit einer Frau besprechen solltest", schmunzelte er.

  • Arria blickte ihn von der Seite an.


    "Und genau das fehlt mir, Onkel - eine Frau, mit der ich über solche Dinge reden kann", antwortete sie. "Und ich bin 21, seit einer kleinen Weile."

  • Sie hörte nicht zu und er seufzte. "Turia! Sie ist eine Frau. Sie ist zwar eine Sklavin, aber warum versuchst du nicht mit ihr zu reden? Und was ist mit meiner Frau?" Er hob einen Finger. "Wir reisen ja nicht gleich wieder ab." Er wusste ja, dass sie einen schlechten Start gehabt hatten, aber das war sicher kein dauerhafter Zustand.

  • "Turia hat nie wie eine römische Frau gelebt, Onkel, wie soll sie mir Tipps zu meiner Ehe mit Imperiosus geben?", fragte Arria und seufzte dann. "Ich habe Marcia verärgert, sie wird sich kaum meinen Herzschmerz anhören."

  • Auch wieder wahr. Cinna begann ein Spiel mit der Zunge, während er kerzengerade neben Arria herschritt. Sein Blick war ernst, die Hände hinter dem Rücken gefaltet. "Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen, Kindchen", sagte er dann schlicht und seufzte. "Und außerdem werden Turia und Marcia ja wohl kaum die einzigen Frauen in Tarraco sein und auch nicht die einzigen, mit denen du zu tun hast. Die Männer hier müssten mir sonst leid tun und ich in Sorge um Marcia und dich." Er lächelte Arria an.

  • "Meine Lehrerin und meine Mitschülerin haben mir beide ihre Hilfe und ein offenes Ohr angeboten. Aber gerade meine Mitschülerin hat selbst so viele Probleme, dass ich sie nicht mit meinen Banalitäten belästigen will", antwortete sie ruhig. "Und die Pontifex bringe ich mit meinen Fragen schon zur Verzweiflung."

  • Cinna lachte, seine Nichte war erfrischend. "Ja, also dann bin ich mit meinem Latein auch am Ende. Ich bin nur ein böser Onkel und kein Berater für Frauensachen... Aber solltest du mal eine Frage bezüglich der Legionen haben oder Achaia, dann kann ich dir bestimmt eine bessere Hilfe sein" zwinkerte er ihr zu. "Ist es dir nicht zu frisch? Ich bin in Sorge um deine Gesundheit. Die Wintermonate in Hispania sind kälter, als ich in Erinnerung hatte."

  • Arria lächelte leicht und schüttelte den Kopf.


    "Es geht schon, aber danke. Ich genieße diese kühle, in Rom ist die Luft oft Drückend und schwer, kaum zu ertragen. Hier habe ich das Gefühl, frei atmen zu können. Ich wünschte, Imperiosus würde nach Hispania ziehen. Dann müsste ich mich nicht zu sehr von Vater trennen und könnte diese wunderbare Landschaft und das Leben hier genießen."

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