• "Ich habe unheimlich viel erlebt und viele wertvolle Erfahrungen gemacht.
    Zuerst war ich am Hofe des Proconsuls von Judaea und habe ihm wie jeder Reisende aus Rom Informationen gebracht. Er ist da fürchterlich abgeschnitten von der Welt und er langweilt sich zu Tode. Eigentlich war ich ja dort, weil ich, wie du dich sicherlich erinnerst, eine Wette mit einem römischen Bücherhändler eingegangen bin. Ich sollte eine Art Bericht über den Osten des Römischen Reiches verfassen. Er hatte einen ansehnlichen Preis ausgesetzt und, er muss sehr reich gewesen sein, trug die Reisekosten. Als ich jedoch nach Rom zurückkehrte, war er verstorben. Dennoch bin ich froh, dass ich die Reise auf mich genommen habe. So bin ich nach Alexandria gekommen, eine wunderbare Stadt, bloß etwas zu ordentlich angelegt, und nach Antiochus in Syria. Doch die meiste Zeit habe ich in Hierosolyma verbracht und geschrieben.
    Die Schriften sind mir allerdings bei einem Piratenüberfall vor der Küste Italiens abhanden gekommen. Ich kann noch von Glück reden, dass ich noch lebe, nur das Schiff ist untergegangen. Ein Fischer hat uns aus der See gerettet.
    Den Verlust der Schrift habe ich mittlerweile einigermaßen überwunden aber die Lust am Schreiben ist mir geblieben. Nun habe ich dir ausführlich erzählt, was mir passiert ist. Nun bist du dran!"
    Erschöpft lehnte Marcus sich zurück und nahm einen Schluck Wein.
    "Köstlich! Solch guten Wein habe ich schon lange nicht mehr getrunken!"

  • Varus hörte seinem Halbbruder aufmerksam zu, nickte ab und an und runzelte hier und da die Stirn. Er hatte von dieser Wette von Anfang an nichts gehalten und dies auch zum Ausdruck gebracht, als Glabrio anfing, von seinem Vorhaben zu reden. Aber er hatte nicht auf Varus gehört.
    "Meine Güte, dass es so dramatisch ausging, hätte ich nun wirklich nicht gedacht. Du hast hoffentlich Neptun gleich nach deiner Rettung geopfert?" hakte Varus nach.
    "Ein Glück, dass du Wohlbehalten wieder zurückgekommen bist. Ah, das ist übrigens italischer Wein, aus der Apicia, die ich immer noch leite", sagte er.
    "Hmm...nun ja, viel ist hier nicht passiert in deiner Abwesenheit. Ich bin inzwischen Praefectus Vehiculorum der Provinz und die beiden Söhne von Acilianus sind in die IX. eingetreten. Arria wird bald heiraten, einen Sacerdos in Rom, und wie Livia hat sie sich dem Dienst an den Göttern verschrieben. Marcia ist Scriba Mogontiaci und Cinna Trainer des Auratagespanns. Viel mehr gibt es im Grunde nicht. Wie findest du übrigens diese Casa?"

  • "Die Casa ist sehr nett. Ist sie belegt oder ist noch ein Raum frei für mich?
    Übrigens gefällt der Wein mir auch überaus gut... Das ist etwas, wozu die Judaeer nicht zu gebrauchen sind! Was hast du in den nächsten Wochen so vor? Stehen irgendwelche öffentlichen Wahlen an?"

  • Varus schmunzelte.
    "Ich habe bereits ein Cubiculum für dich herrichten lassen, Glabrio. Ein Sklave kann dich hinführen, wenn du möchtest."
    Er leerte seinen Becher und betrachtete seinen Halbbruder.


    "Öffentliche Wahlen? In Tarraco?" Varus machte ein abfälliges Geräusch.
    "Wo denkst du hin....hier wählt die Curia unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Bürger Hispanias haben lediglich die Möglichkeit, die gewählten Mitglieder der Verwaltung anschließend zu feiern. Ziemlich arrogant, wenn du mich fragst. Aber leider wird das hier anders gehandhabt als in Rom", sagte Varus ironisch. Vielleicht würde man den Bürgern irgendwann die Möglichkeit einräumen, auch mal andere Mitglieder als die der Gens Matinia und Didia in die Verwaltung zu wählen; aber Varus glaubte nicht daran. Seitdem er hier lebte, hatte er einiges erfahren.


    "Was mich betrifft, so werde ich bei den nächsten Wahlen in Rom für das Amt eines Quaestors kandidieren."

  • "Ja, das ist möglich. Jedoch werde ich selbst zu den Wahlen nach Rom reisen, um eine Ansprache ans Volk zu halten. Ich erhoffe mir natürlich Unterstützung von meiner Familie, aber das wird sicher das kleinste Problem sein", sagte Varus.
    "Und, wie steht es mit einer Tätigkeit? Worauf hättest du Lust, Glabrio?" fragte Varus nun.

  • "Ich denke, dass ich schon einen Platz in der Schola sicher habe!
    Ich werde wohl Curator werden. Das freut mich doch sehr. Allerdings könnte ich noch etwas Geld gebrauchen. Ich will das natürlich verdienen! Vielleicht hast du noch einen Tipp für einen Nebenjob für mich?"

  • "Das freut mich ebenfalls, Glabrio. Schön, dass du nach deiner Ankunft hier so gut Anschluss gefunden hast", sagte Varus.
    "Hm...eine Nebentätigkeit. Nicht direkt, würde ich meinen. Du könntest natürlich in den Dienst der Götter treten und Priester werden. Das sind angesehene Leute und hier in Tarraco gibt es nicht sehr viele, soweit ich weiß. Livia ist eine Schülerin der Minerva und Arria ist Sacerdos Cerealis. Wäre das etwas für dich? Du könntest auch Scriba werden, die Verwaltung sucht derzeit immer Leute. In beiden Positionen könntest du dich hocharbeiten."

  • Varus nickte.
    "Eine weise Entscheidung. Die Gens wird hinter dir stehen, Glabrio", sagte Varus.
    "Ja, das ist schon in Ordnung. Geh nur, du musst müde sein von der Reise."
    Auch er erhob sich.
    "Wenn du etwas brauchst, rufe nach Iason oder Ria. Ich bin im Arbeitszimmer."

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