• Arria stürmte in den Garten, der schön wie eh und je war. Die Blumen sprießten und blühten, ein süßer Duft lag in der Luft, der jedoch bereits von der Kühle der Jahreszeit überschattet wurden. Neben einem Brunnen ließ sich Arria auf den Boden fallen, lehnte sich an den kühlen Stein und zog die Beine an sich. Sie schlang die Arme darum und versank mit ihrem Kopf zwischen ihren Armen. Wie ein kleines Häufchen sah sie aus, das nicht älter als 10 sein konnte. Und doch hatte sich dort eine 21-jährige, junge Frau niedergelassen.


    Die Tränen flossen nun in rauen Mengen und schienen nie wieder versiegen zu wollen, während sich ihr zarter Körper unter ihrem Schluchzen schüttelte. Ihr ganzes Leben schien irgendwie den Bach hinab zu gehen und das, was sie zuvor so geschätzt hatte, löste sich immer mehr in Luft auf.


    Eine ganze Weile saß sie schluchzend da, bis sich die Sonne senkte und es langsam dämmerte. Zitternd erhob sie sich, wankte in ihr Zimmer. Sie fühlte sich fiebrig und ihr war kalt.

  • Nachdem ihr Vater sie angebrüllt hatte, hatte sie sich irgendwann soweit wieder erholt, dass sie sich erheben konnte und in den Garten ging. An dem Brunnen blieb sie stehen, stützte sich auf den Rand und seufzte. Sie füllte sich so unglaublich schwach und ausgelaugt, dazu noch dieser dröhnende, hämmernde Kopfschmerz und der Ärger mit ihrem Vater. Vielleicht sollte sie sich doch noch den Vestalinnen verschreiben - was machten schon 50 Jahre? Oder waren es mehr? Sie hatte sich nicht genau mit diesem Kult auseinander gesetzt, für sie war so oder so nur Ceres in Frage gekommen.


    Irgendwann demnächst musste sie mit jemandem darüber reden. War sie so schlimm? Nur, weil sie keine Position hatte, die einfach nur der einer Frau entsprach? War es so schlimm, dass sie selbst dachte? Dass sie selbstständig war? Oder zumindest selbstständig handelte? Sollte sie wirklich nur das Heimchen sein, das zu allem ja und amen sagte, das die Männer sagten? Warum hatte ihr Vater sie dann völlig anders erzogen?


    Die Fragen stürmten auf sie ein und gleichzeitig wurden ihre Schmerzen wieder schlimmer und sie fühlte alles vor sich schwanken, so dass sie nicht anders konnte, als in die Knie zu gehen und ihren Kopf an den kühlen Stein des Brunnens anzulehnen.

  • "Herrin!" rief Ria erschrocken als sie Arria im Garten erblickte. Und so völlig schwächlich! Es dunkelte schon und Turia hatte soeben den Wein aufgewischt im triclinium, nun wollte sie den Lappen im Garten ausringen und dabei hatte sie Arria gesehen. Mit einer schnellen Bewegung ließ sie Lappen Lappen sein und war neben der Herrin. Sie griff unter ihre Arme und zog sie nach oben. "Herrin!" sagte sie noch einmal erschrocken.

  • Arria hörte die Stimme nicht einmal, erst, als Turia bei ihr war, nahm sie die Sklavin war. Müde lächelte sie sie an und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Brunnen, als diese ihr aufhalf. Langsam drehte sie sich um und nahm etwas des Wassers in ihre zusammengelegten Hände, kühlte ihr Gesicht damit. Ihr war heiß, so unglaublich heiß. Fast hätte sie den Garten aufwärmen können, doch sie holte mehrere Male tief Luft, trocknete sich die Hände an der Tunika und stand wieder groß und aufrecht da.


    "Es ist nichts, Turia, wirklich. Mach dir keine Sorgen um mich", antwortete sie schließlich und lächelte die Sklavin so gut es ging nach. "Mach lieber, was dir aufgetragen wurde, bevor es dir wie Miriam ergeht", fügte sie noch hinzu und deutlich konnte man die Wut und Trauer in ihrem Gesicht sehen. Sie war enttäuscht von ihrem Onkel. Er war immer so nett und lieb zu ihr gewesen und seit er wieder hier war, entpuppte er sich als das größte Ekel schlechthin.

  • Turia schüttelte den Kopf und fühlte Arrias Stirn. Dann schüttelte sie noch einmal den Kop, diesmal entschiedener. "Herrin, das ist nicht in Ordnung! Du glühst ja!" sagte sie besorgt. "Was wäre ich für eine Sklavin, wenn ich dich jetzt allein ließe! Sag, ist dir übel? Dreht sich die Welt um dich? Lastet ein Druck auf deinem Kopf?"

  • Iason kam in den Garten. Es war gutes Wetter, was ihn freute, denn heute wollte er etwas umgraben.
    Er blieb stehen, als er Turia mit Arria reden sah. Offensichtlich hatte Arria ein Problem. Sie hatte schon in ihrem Cubiculum so ausgelaugt gewirkt. Aber Turia würde ihr sicher helfen. Sie war Balsam für jede Seele. Bewundernswert.
    Trotzdem ging er vorbei und machte sich an dem Beet zu schaffen.

  • Arria lächelte leicht und schüttelte den Kopf.


    "Ich fühle mich nur schwach und deprimiert... Und ein wenig Kopfschmerzen, ja, aber das liegt wohl an dem vielen Lesen bei schwachem Licht", antwortete sie und seufzte leicht. Dass eine Sklavin sich so um ihre Herrin kümmert, erstaunte sie allerdings doch. Vor allem nach dem, was mit Miriam passiert war.

  • Ria hatte immer schon gewusst dass man mit Gehorsam am besten und schnellsten freikommen konnte. Außerdem war diese Familie nicht so brutal wie andere, wenn es um die SKlaven ging. Sie schüttelte den Kopf. "Nein Herrin, du siehst ganz und gar nicht gut aus. Wenn ich fragen darf: Was depriemiert dich so sehr?"

  • Arria lächelte leicht und schüttelte den Kopf. "Ich will dich damit sicherlich nicht belasten. Es ist schon in Ordnung, Turia. Ich werde noch ein wenig frische Luft schnappen und mich dann schlafen legen. Kannst du das Bett vielleicht neu beziehen? Das wäre wirklich sehr lieb von dir", antwortete Arria. Sie wusste ja selbst nicht genau, was sie so sehr deprimierte und da spielten viele Dinge mit hinein: Die Trennung von Imperiosus, der Streit mit Cinna und Marcia, Miriam, ihr Vater, einfach alles. Und dann auch noch die Verantwortung, die Helena ihr übertragen wollte... Und jetzt wurde sie krank!

  • Ria runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts weiter. Es stand ihr nicht zu. Sie überlegte allerdings ob sie nicht besser Arrias Vater sagte was geschehen war. Sicher ist sicher! "Natürlich, Herrin. Möchtest du vielleicht auch etwas heißen Wein? Er würde gegen den Kopfschmerz und die Kälte helfen und auch beim Einschlafen."

  • Arria lächelte Turia dankbar an. Die Sklavin war wirklich eine treue Seele.


    "Turia? Gefällt es dir eigentlich bei uns? Also.. abgesehen davon, dass du eine Sklavin bist natürlich", fragte die junge Frau und blickte Turia an.

  • Turia war sich bewusst dass Arria ihr Frage nicht beantwortet hatte. Aber sie bohrte nicht weiter und antwortete stattdessen. "Ja, Herrin. Es ist eine gute Familie." Was anderes sollte sie auch sagen?

  • Arria grinste schief. "Das sagt wohl jeder Sklave von seiner Familie, wenn er von einem Herrn gefragt wird, oder? Sag einmal ehrlich, Turia, ich werde dich nicht dafür bestrafen, egal, ob du mir jetzt den Tod an den Hals wünschst oder einem anderen Familienmitglied. Du bist ein Mensch wie ich auch, warum solltest du nicht deine Meinung haben?", antwortete sie. Irgendwie hatte sich ihr Zustand kurzzeitig gebessert. Die Kopfschmerzen waren erträglich und ihr Schwächeanfall schien auch vorbei.

  • Ria sah Arria kurz prüfend an, dann legte sie den Kopf schief und schüttelte leicht bedauernd mit dem Kopf. "Da magst du recht haben Herrin. Aber ich halte die Petronier wirklich für eine gute Familie. Am Anfang hatte ich Zweifel. Ganz besonders als die Herrin Livia nach Griechenland ging und mich zurück ließ. Aber ich muss wirklich sagen, dass es mich wohl nicht besser treffen konnte." Sie biss sich auf die Lippe und sah Arria an. Sie dachte nämlich an Cinna und an das was er mit Miriam angestellt hatte. Aber sie wirkte trotzdem unbekümmert, denn sie wusste, wie sie mit Cinna umgehen musste, damit ihr das gleiche nicht auch passierte. Hoffentlich.

  • Arria nickte nachdenklich. "Wie hat es dir in Rom gefallen? Besser als hier?", fragte sie weiter. Turias Frage hatte sie nicht vergessen, aber sie fand das Gespräch gerade sehr aufklärend und interessant.

  • "Nein. Rom stinkt und ist laut. Ich mag Rom nicht und hab es nie gemocht. Außer der Casa ist hier die Landschaft viel schöner. Auch wenn ich nicht viel davon seh" sagte sie leicht betrübt.

  • "Ja, du hast Recht. Hier ist es um einiges schöner als in Rom. Dennoch muss ich bald wieder nach Rom ziehen", seufzte Arria leicht. Sie wollte ja zu Imperiosus, keine Frage, aber auf Rom war sie nicht unbedingt scharf. "Soll ich dich mal mit vor Tarraco nehmen? Alleine wird es schwer für dich, aus der Stadt zu kommen, aber wenn du willst nehmen wir einfach einen Picknickkorb mit, den du trägst und schon hast du eine Ausrede", bot Arria zwinkernd an.

  • Turia sah Arria auß großen Augen an. "Ich weiß nicht, ob meine Meinung zählt Herrin, und ich kenne deinen Zukünftigen nicht einmal wirklich. Aber ich finde, wenn er dich liebt, kann er auch hier seinem Gott dienen. Er ist doch Iulier, oder? Dann lebt seine Familie auch hier. Allein wird es dir sicherlich bald langweilig." Sie biss sich wieder leicht auf die Lippe und wartete einen Moment. "Und und was ich zu dem Angeboten sagen soll... Ich weiß es nicht. Aber sicher würde sich die Herrin Livia auch über ein Picknick freuen!"

  • "Ich kenne Livia kaum, aber ich kann sie ja fragen, ob sie Lust hat, mit uns zu kommen", bot Arria an und lächelte die Sklavin an. "Ich weiß nichts über die genauen Gründe, Turia, aber er meinte, er müsse unbedingt in Rom bleiben. Vielleicht hat er irgendwelche großen Pläne, von denen ich noch nichts weiß", antwortete die junge Frau sanft. Die Kopfschmerzen wurden wieder schlimmer und so setzte sie sich langsam in Bewegung. "Zu deiner Frage von vorhin, Turia, ein wenig heißer Wein täte sicherlich gut." Eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust, schon zurück in die Casa zu gehen. Die Gefahr, jemanden zu treffen, war zu groß.

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