Ich bin hierin wohl zu unkundig. Möglicherweise sind Geschwüre oder andere Abweichungen vom normalen Aussehen der exta ausschlaggebend!?
Fragend sah Flaccus den sacerdos an.
Unterrichtsraum
-
-
Imperiosus nahm sich vor in Zukunft mehr zu erzählen und nicht auszufragen. So, wie es sein Lehrer immer tat, ja, das war das Richtige.
"Du bist zwar noch nicht so bewandelt in diesen Dingen, aber das wird schon noch kommen. Bei der Eingeweidenschau muss der Sacerdos gründlich vorgehen. Jede Abnormalität, jedes noch so auffallende Omen kann anders gedeutet werden. Jedoch fällt die Deutung der Eingeweide nicht in den Aufgabenbereich des Sacerdos, dazu gibt es einen Haruspex, und auch der wird nur bei großen öffentlichen Opfern zu Rate gezogen. Abnormalitäten können sich in jeglichen Formen ausprägen. Sei es die Farbe der verschiedenen Organe oder die Form und Größe. Dazu muss man die Standartformen, das Aussehen der Eingeweide, kennen. Sie repräsentieren den Willen des Gottes, denn damit zeigt er in dem Moment der Tötung seinen Willen. Mit Moment der Tötung meine ich den Übergang in die andere Welt, den das Tier dann vollzieht und der Gott über das Opfer richtet. Doch nicht alle Organe sind von großer Bedeutung, die Eingeweidenschau beschränkt sich nur auf die Vitalia, die Lebensnotwendigen Organe wie Herz, Lunge, Magen und so weiter."
Imperiosus bemerkte, wie die Sonne sich schon immens gesenkt hatte und wie ein Blitz schoss es ihm durch den Kopf.
"Nun, der Unterricht neigt sich dem Ende und normalerweise würde ich dir nun eine Aufgabe zum morgigen Tage geben etwas herauszufinden. Doch führt die Priesterschaft eine Tempelinspektion durch an der du auch teilnehmen solltest. Das heißt, dass man verschiedene Priester in die wichtigsten Tempel Roms schickt und diese dann den Zustand der Bauten überprüfen. Da ich vor Kurzem noch eine Schülerin hatte, die dem Kult des Neptun folgen wollte, habe ich die Zusage für die Überprüfung des Neptuntempels gegeben. Diese Überprüfung sollte die Schülerin dann vollziehen, die leider vor Kurzem verstorben ist. Nun will ich dir diese Aufgabe zuteilen. Begib dich also heute oder morgen zum Tempel des Neptun und schaue dir ihn an, erstatte mir dann in schriftlicher Form Bericht. Diesen Bericht übergebe ich dann dem Collegium."
Sim-Off: Du übergibst mir den Bericht in schriftlicher Form und ich übergebe ihn dann zusammen mit meinem Bericht weiter. Die Vorgehensweise findest du hier.Es ist der Post der Sacerdos Decima Aemilia.
-
Flaccus hörte sich alles genauestens an und nickte dann bestätigend.
Sim-Off: Sorry, aber ich werd vor Samstag nicht dazu kommen. Hoffe, das reicht.
-
"Gut, dann machen wir Schluss für heute und du kommst dann morgen mit deiner Liste der Überprüfung. Möge Mercurius mit dir sein, Tiberius. Vale."
Und mit diesen Worten begab sich Imperiosus in sein allzu gehasstes Officium, wo er wohl noch Stapel voller Schriften entdecken würde.
-
Flaccus nickte. Sicher würde diese Aufgabe interessant.
Vale, sacerdos Iulius! -
Flaccus hatte sich am folgenden Tag den Tempel des Nepunus equester genauestens angeschaut und einen Bericht dazu verfasst. Sicher war er kein Architekt und Baumeister, und sein Bericht erreichte wohl auch nicht die Klasse eines der Werke des Vitruv, aber die offensichtlichen Mängel konnte Flaccus dennoch skizzieren. So betrat er den Unterrichtsraum 2 Tage später und wandte sich dort an Iulius Imperiosus.
Salve, sacerdos Iulius. Ich habe mir den Tempel des Neptun angeschaut. Hier erhälst du meinen Bericht dazu.Templum Neptunis equestris
am Circus Flaminiusmurus externus
[*]An der östlichen Wand befindet sich ein eingeritztes Gekritzel: Lucius et Decima hic erant!
[*]Die Säulen scheinen intakt
ara
[*]Durch ein vor etlicher Zeit wohl herabgefallenes Stück des Gebälks ist der Marmor an der nordöstlichen Seite des Altars beschädigt.
cella interna
[*]Die inneren Altäre weisen starke Abnutzung durch Gebrauch auf; hier insbesondere die transportablen Kupferaltäre. -
Imperiosus nahm das Schreiben und überflog es.
"Gut, die Aufgabe scheint gut von dir erfüllt worden zu sein. Ich werde dies den Zuständigen vorlegen."
Dann setzte er sich auf seinen Stuhl und deutete dies auch dem Discipulus.
"Nun, wo waren wir das letzte Mal stehen geblieben?"
Dabei lächelte er ein wenig und lehnte sich ruhig zurück.
-
Flaccus folgte der Weisung des sacerdos und setzte sich ebenfalls.
Du erzähltest mir, sacerdos Iulius, von der Eingeweideschau, worauf zu achten sei. Wobei dies den haruspices obliegt.[SIZE=7]edit: unschöne Tippfehler[/SIZE]
-
Imperiosus nickte stumm.
"Richtig, Discipulus."
Irgendwie übermannte Imperiosus der Hunger, doch hatte er werder Obst noch Früchte mitgebracht. Eine Sache, die er wohl in nächster Zeit machen sollte.
"Sprechen wir nun über das Gebet. Je nachdem was du ausdrücken willst musst du es genau formulieren. Die Götter werden wohl kaum raten was du damit meinst, darum ist die Sprache sehr wichtig. Du solltest wissen, dass Mercurius auch die Redekunst obliegt und darum ist es umso wichtiger sich korrekt auszudrücken. Wir üben das nun. Stelle dir vor du bist Brutus, ein einfacher Bürger. Dein Bruder Sextus ist Legionär und es toben Kämpfe in Germania. Brutus geht nun in den Tempel des Mars und opfert -egal was-, wie würdest du an Brutus`Stelle das Gebet vollziehen, wenn du um den Schutz deines Bruders Sextus bitten würdest? Spreche als ob du Brutus wärest."
-
Zuerst streckte er die Hände gen Himmel mit den Handflächen nach außen, dann schmetterte er los.
Mars, custos urbis et legionum, qui militibus Romanis victoriam et saepe vitam donabas, ego, Brutus, hic sacrifico, ut semper ad honorem tuum feciebam, ut Sexto, fratri Bruti, vim fortitudinemque des, ut Sextum, fratrem Bruti, a vulneribus atque morte in pugnis contra Germanos serves. Mars, custos urbis et legionum, audi mihi preces! Ita immolare pergam.
Anschließend schaute er den sacerdos an, ob es richtig war!?
-
Imperiosus lächelte anerkennend.
"Sehr gut, Tiberius. Doch ist Mars nicht direkt der Beschützer der Städte und Legionen. Mars ist Gott des Krieges. Als Beschützer der Städte kann man ihn also nicht nennen, Beschützer der Legionen trifft indirekt zu."
Sim-Off: Ob Mars den Sieg bringt ist auch nicht ganz verständlich. Ares (Mars) war bei den Griechen der blutrünstige Kriegsgott, er stand für das Gemetzel und das Leid des Krieges. Athene (Minerva) stand jedoch für den Ruhm im Krieg, die Feste und das Theatralische am Krieg. Darum würde ich eher ihr den Sieg zuschreiben als Mars. Mars hilft in meinen Augen eher dem Soldaten einen Gegner zu erstechen und den Soldaten zu beschützen, damit lenkt er indirekt den Ausgang des Krieges.
Imperiosus hielt kurz inne.
"Es ist auch wichtig den Gott zu loben und auch Ehrfurcht zu zeigen, da die Götter ja nicht nach unserer Pfeiffe tanzen sondern wir nach ihrer. Aber was würdest du machen, wenn der Gott seinen Missmut zeigt und eine kleine Statue oder Schale irgendwo im Tempel hinunterfliegt?"
-
Sim-Off: Nee, ich meinte mit "urbis" Rom, muss das aber im Lat. so schreiben! Man versuchte doch Mars auf seine Seite zu bringen, um den Gegner zu besiegen. Somit schenkte Mars den Soldaten das Leben, indem er ihnen den Sieg schenkte.... Naja, vielleicht hab ich´s auch einfach blöd ausgedrückt und das dann auch noch in Latein
Eine umkippende Statue??? Die Götter mögen ihn davor bewahren!
Ich wüsste nicht, was zu tun wäre! Vielleicht zürnen die Götter, und ein späteres Opfer wäre angebrachter, vielleicht müsste ich aber auch ein Opfer sofort wiederholen und ein neues Gebet sprechen, um die Gottheit zu besänftigen? -
Sim-Off: Ja, das ist alles richtig. Doch unterschieden die Griechen. Und zwar hat man bei den anschließenden Feierlichkeiten -also nach dem Sieg- vorwiegend Athene geopfert um ihr für den Sieg zu danken. Mars hat man vorwiegend vor der Schlacht geopfert, vermutlich um die Gegner niederzumetzeln. Aber das ist alles immer widersprüchlich und auch nicht immer logisch aufgebaut oder überliefert...
"Ja, es gibt verschiedene Zeichen des Missmutes. Ich kann sie dir nicht aufzählen, da sie in allen erdenkbaren Zeichen weidergegeben werden können. Die Götter sind unergründlich. Aber du hast Recht, denn je nachdem in welcher Situation man sich befindet -was man von dem Opfer erreichen will- kann man es wiederholen oder sein lassen. Opferst du zum Beispiel Mercurius, damit er dich auf einer späteren Reise beschützt und er nimmt das Opfer nicht an, so würde ich dies als Zeichen deuten diese Reise nicht zu unternehmen oder zumindest zu verschieben. In diesem Falle wäre ein erneutes Opfer unnütz. Wenn du aber ein Feldherr bist, kurz vor einer Schlacht stehst die unausweichlich ist und darum um die Unterstützung des Mars bittest und das Opfer fehlschlägt, so würde ich raten es noch weiter Male zu vollziehen, bis Mars zufrieden ist und einwilligt. Es kommt natürlich auch auf das Opfer selbst an. Wenn du, als Priester, irgendwelche Fehler begehst und der Gott somit das Opfer nicht annehmen will, so rate ich dir dringlichst das Opfer zu wiederholen. Vielleicht wollte es ja der Gott annehmen, doch aufgrund deiner Fehler ist er dann erzürnt. Und genau darum würde ich nochmals opfern und ihn zufrieden stellen. Hast du Fragen?"
-
Während der Worte des sacerdos nickte Flaccus eifrig. Natürlich, in manchen Situationen lehnten die Götter natürlich das Opfer ab, um den Opfernden von einer Sache abzuhalten. Hier sollte der Wille erkannt werden...ein weiters Opfer würde sich nicht lohnen.
Nein, sacerdos Iulius, ich habe verstanden. Ich danke dir für deine Erklärungen.
Flaccus verneigte sich leicht mit dem Kopf. -
Imperiosus schüttelte lächelnd den Kopf.
"Nicht doch, du brauchst mir nicht zu danken. Ich sehe es nicht als Pflicht an dich zu unterrichten, doch dies liegt in meinem Interesse und du scheinst ein guter Schüler zu sein. Wenn du weiter so fleißig mitmachst, so kannst du dir sicher sein in Bälde deinen Dienst als Popa oder Commentarius verrichten zu dürfen."
Imperiosus stand auf.
"Du wirst zum morgigen Tage den Opferverlauf schilden, wie du vorgehen würdest. Deine Opfergaben sind Kekse, ein Opferkuchen, eine Kanne Vinum, Datteln und Trauben, auch ein Widder. Du opferst dem Mercurius. Das Gebet lassen wir heraus, erwähne nur an welcher Stelle du es einsetzen würdest. Ich will eine detailierte Opferung haben. Wir sehen uns dann morgen, Discipulus. Möge Mercurius mit dir sein und Apollo dir morgen helfen."
Kurz zwinkerte er ihm zu.
-
Aus einem Beutelchen zog Flaccus eine Wachstafel und klappte diese auf. Eifrig notierte er die genannten Dinge des sacerdos.
Ich werde ein Opferritual skizieren. Vale, sacerdos Iulius! -
Imperiosus nickte.
"Mache es so wie dir beliebt, hauptsache es ist detailiert. Vale, Discipulus."
Und Imperiosus blieb noch ein wenig im Unterrichtsraum und sah sich die Schriftrollen an.
Und nach ein paar Stunden hatte er auch genug und ging nach Hause. -
Am folgenden Tag tauchte Flaccus mit seinen Aufzeichnungen im Unterrichtsraum auf und übergab diese dem sacerdos mit einem fragenden Blick.
Da am Anfang eines Gebetes die Anrufung steht, um die Aufmerksamkeit des Gottes zu erreichen, sollte das Gebet an sich den Beginn der Zeremonie einnehmen. Hat man die Aufmerksamkeit des Gottes erreicht, so folgen die unblutigen Opfer.
Zunächst werden die Datteln in einer Opferschale verbrannt, um wohlige Gerüche zu erzeugen. Danach folgen in anderen Opferschalen wiederum Kekse und Opferkuchen. Zuletzt wird der Widder geopfert. Man führt ihn zum Altar, so die Götter denn das Opfer annehmen. Dann wird die Kanne Wein über seinen Kopf gegossen, und schließlich wird das Tier den Göttern übergeben.Sim-Off: Du stellst aber auch Aufgaben...puh
-
Sim-Off: Das war ja auch so gedacht. Du kannst ja nach deinem Bildungsstand im Unterricht noch nicht wissen wie ein Opfer abzulaufen hat.
Imperiosus nahm das Geschriebene und laß es sich durch, lächelte dabei.
"Nun, diese Aufgabe war doch schwierig, aber auch Absicht. Es war schon damit zu rechnen, dass du Fehler hast und das ist auch nicht gravierend. Aber ich hätte von dir doch eine ausführlichere Beschreibung erwartet."
Imperiosus gab ihm das Blatt zurück und lehnte sich nach vorne.
"Also. Das eigentliche Opfer beginnt schon bei der Auswahl des Opfers, sei es nun ein unblutiges oder blutiges. Der nächste Schritt sind die Voropfer, welche doch meißt unblutig sind. Mit diesen versucht man die Aufmerksamkeit der Götter auf sich zu ziehen. Sonst können sie ja dein Gebet nicht hören, wenn sie abgelenkt sind und das Opfer wäre somit umsonst, wenn sie nichts hören. Darum lockt man sie sozusagen mit kleineren Voropfern. Diese Voropfer können kleinere Früchte sein, Wein, oder auch Weihrauch, aber das ist nirgendwo festgelegt. Nur solltest du keinen Stier als Voropfer nehmen und dann nur ein wenig Obst opfern, denn das wäre nicht sehr vorteilhaft, wenn du verstehst. Nachdem das Voropfer nun vollzogen wurde und die Aufmerksamkeit des Gottes gewährleistet ist spricht man das Gebet, Danksagung oder Bitte. Je nach dem in welcher Situation du bist. Wie du das Gebet vollziehst steht schon in der Religionsfibel, diese ist die fundamentale Grundlage eines Opfers, lerne sie gründlich. Nun haben wir das Gebet gesprochen und vollziehen nun das eigentlich Opfer, das Größte. Dies können mehrere Unblutige sein oder auch Blutige, je nach Ermessen. Dies ist nun eine grobe Zusammenfassung von mir, wir besprechen es gleich ausführlicher. Hast du Fragen?"
-
Flaccus notierte auf seiner wachstafel, während der sacerdos sprach.
Nein, sacerdos Iulius, bis hierhin ist alles verständlich. Also wir hier nicht durch die Anrufung des gottes dessen Aufmerksamkeit erregt, sondern es bedarf kleinerer Opfer, um diese zuerst zu bekommen, um dann das Gebet an die Gottheit zu richten. Darauf folgt erst die "eigentliche Opferung".
Jetzt mitmachen!
Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!