[Officium] Pontifex Hispania

  • Andraste lächelte erfreut. "Ich kann es euch beibringen, Herrin, aber ihr braucht Geduld dafür, es ist nicht ganz einfach." sagte sie eifrig und nickte leicht, wobei ihre Haare sich wiederum selbstständig machten.


    "Aber ich darf doch weiterhin auch für euch Harfe spielen, oder?" fragte sie vorsichtshalber nach und betrachtete Arria derweilen einmal ohne Scheu. Wieder stand sie dann auf und trat hinter ihre Herrin, betrachtete deren Haare.


    "Herrin, erlaubt ihr, das ich euer Haar einmal kämme? Es ist ein wenig wirr, wohl hat der Wind es durcheinander gebracht." erklärte Andraste und zog bereits einen Kamm hervor. Abwartend verharrte sie nun, halb hinter Arria und sah diese an. Die Augen Andrastes funkelten fröhlich.

  • "Natürlich darfst du auch weiterhin für mich spielen. Es dauert sicher Jahre, bis ich so gut sein könnte wie du", antwortete Arria und nickte schließlich. "Sie sind immer so wirr, egal, ob sie frisch gekämmt oder lange im Wind sind. Aber du kannst es gerne versuchen", erwiderte sie auf die andere Frage Andrastes und lächelte leicht über das Strahlen in deren Augen. "Aber sei nicht enttäuscht, wenn es nicht wirklich klappt."

  • "Ich werd es versuchen, Herrin. Einen Moment, ich brauche etwas Wasser." Und schon huschte Andraste wieselflink auf leisen Sohlen aus dem Raum und holte Wasser. Wenige Minuten darauf kehrte sie auch schon wieder zurück und goß etwas Wasser aus einem irdenen Krug in eine kleine Schale, welche sie dann auf dem Tisch plazierte.


    Sie tauchte den Kamm in das Wasser und begann dann, ganz vorsichtig durch Arrias Haare zu kämmen. Behutsam entfernte sie einige Knoten, welche den Kamm aufhielten und betrachtete die Haarspitzen ihrer Herrin.


    "Sagt, Herrin, mit was pflegt ihr euer Haar?" fragte sie nach, während sie dann weiter Arrias Haare mit aller gebotenen Vorsicht durchkämmte und entwirrte.

  • Arria schloss die Augen und ließ die erstaunlich sanfte Behandlung über sich ergehen, konnte sich sogar dabei entspannen, denn Andraste war wirklich unglaublich sanft und zart.


    "In erster Linie mit Wasser und Seife... Ab und an öle ich sie ein, aber meist ist mir das zu viel Arbeit", beantwortete sie die Frage der Sklavin ehrlich.

  • "Herrin, euer Haar müsste behandelt werden. Die Spitzen sind kaputt, vielleicht müsste man sogar ein wenig abschneiden. Und dann müsstet ihr jeden zweiten Tag euer Haar mit Eigelb pflegen, das verleiht ihm seidigen Schimmer. Dazu noch regelmässig einölen und euer Haar würde nicht mehr so wirr aussehen. Wenn ihr es möchtet, helfe ich euch dabei."


    Andraste war mit dem Entwirren fertig und kämmte nun noch einmal das gesamte Haar durch. Zwar wirkte das Haar nicht so glänzend, wie ihres, aber immerhin schon nicht mehr so verwirrt, wie zuvor noch. Wenn Andraste nun Öl bei sich gehabt hätte, dann hätte sie noch weitergemacht. Doch das musste nun warten, bis man wieder zuhause war.


    "Fertig." sagte sie dann.

  • Arria hörte ihr schweigend zu. Kurz fühlte sie sich an die Standpauken ihres Vaters erinnert, aber das hier war etwas anderes, Andraste bewies nur ihr großes Wissen.


    "Wenn du das machen könntest, wäre ich dir sehr dankbar. Ich bin wirklich schon am Verzweifeln mit den Haaren. Und Abschneiden... Nun, das sollte kein all zu großes Problem sein, momentan stören sie mich in erster Linie sowieso", antwortete sie und strich sich durch die Haare. Sie fühlten sich irgendwie besser an als zuvor.

  • "Es wären nur die Spitzen, gar zuviel verlieren würdet ihr nicht, Herrin. Aber die kaputten Spitzen, seht ihr, so wie hier.." Andraste nahm eine Strähne und hielt sie Arria vor, die Spitzen waren ganz weiß geworden.


    "...diese kaputten Spitzen kosten euer Haar Kraft, es wird immer versuchen, sie irgendwie zu reparieren, aber das geht nicht. Und deswegen wirkt euer Haar auch so stumpf. Ich kann die Spitzen abschneiden, das ist nicht schwer. Ich könnte es machen, sobald wir wieder im Haus eures Vaters sind. Und dann nehmen wir ein paar Eigelb. Es wird sich vermutlich dann komisch anfühlen, wenn ich die in euer Haar einmassiere, aber es wird in wenigen Tagen dann schon Wirkung zeigen. Und das Öl nur, damit sie noch mehr gepflegt werden, man darf auch nur ganz wenig davon nehmen." plauderte Andraste. Es war Wissen, welches sie von ihrer Mutter gelernt hatte und im Stillen dankte Andraste ihrer Mutter jetzt dafür, denn so konnte sie ihrer Herrin helfen.


    Nun steckte sie den Kamm wieder fort und setzte sich erneut. "Ich hoffe, ihr fühlt euch jetzt nicht gekränkt, weil ich das erklärt habe.." hakte sie vorsichtig nach und hoffte, das Arria nicht böse wurde.

  • Arria hörte ihr aufmerksam zu und nickte mehrmals.


    "Aber nein, Andraste, wo denkst du nur hin! Warum sollte ich dir böse sein, ich freue mich, dass du mir helfen möchtest, besser auszusehen. Immerhin möchte ich Imperiosus stolz entgegen treten können, wenn ich ihn endlich wiedersehe", beruhigte sie die Sklavin schnell wieder.

  • Andraste lächelte erfreut. "Herrin, ist Imperiosus der Mann eures Herzens?"


    Neugierig blickte Andraste Arria aus ihren großen, dunkelblauen Augen an.
    "Ich mach euch schön für ihn. Ich werd euer Haar schön machen und dann schmink ich euch auch mal, ja? Ihr seht hinreissend aus, jetzt schon. Wie wird das erst, wenn ich euch herrichten durfte?"


    Voller Vorfreude klatschte Andraste in die Hände. Ja, sie würde ihrer Herrin helfen, damit sie wunderschön aussehen würde. Die dunkelhaarige Sklavin lächelte regelrecht glücklich und schien für den Moment sogar vergessen zu haben, das sie Arrias Eigentum war.

  • Arria schmunzelte ob der ausgelassenen Freude über die weitere Aufgabe, die Andraste jetzt hatte. Sie selbst freute sich eigentlich nur über aufgaben, die mit den Göttern zu tun hatte, aber über welche im Haushalt würde sie sich kaum so ereifern können.


    "Ja, er ist der Mann meines Herzens. Sobald ich Sacerdos bin, werde ich nach Rom ziehen und ihn heiraten", lächelte Arria und nickte zu Andrastes Worten. "Ich freue mich schon darauf, von dir hergerichtet zu werden."

  • Jetzt machte Andraste aber große Augen.


    "Dann zieht ihr also nach Rom, Herrin.. es soll eine schöne Stadt sein. Viel hab ich nicht gesehen, aber sie hat viele verwinkelte Gassen." erzählte Andraste und ihr Blick wirkte einen Moment recht abwesend.


    "Muss ich dann hierbleiben?" fragte sie nun bang, denn sie gewann ihre Herrin gerade lieb und fürchtete sich etwas davor, möglicherweise jemand anderem zugewiesen zu werden. Vielleicht wollte ja der zukünftige Gatte der Herrin ihr eine andere Leibsklavin zuteilen?


    Andraste merkte, wie ihre Hände leicht zu zittern begannen bei dem Gedanken, doch sie verbarg diese schnell in den Falten ihrer Tunika. Seitdem sie spät abends mit Arrias Vater angekommen war und gebadet hatte, achtete sie darauf, immer ordentlich herumzulaufen. Eine Sklavin war sie zwar, aber kein Schmutzfink.

  • Arria lächelte sie an und schüttelte leicht den Kopf.


    "Aber nein, Andraste. Auch wenn ich es nicht gerne so sehe, aber du bist mein Eigentum und Eigentum werde ich nicht zurück lassen. Aber ich werde dich nie wie ein Ding behandeln, falls du das jetzt denken solltest. Und meine Leibsklavin wähle ich gerade noch selbst", zwinkerte sie, ehe sie ernst wurde.


    "Rom ist unglaublich hektisch und eng. Mir gefällt es hier in Tarraco eigentlich besser, man kann stundenlang über die Felder wandern, das Meer ist gleich in der Nähe. Von Rom muss man erst nach Ostia reisen, um das Meer zu sehen. Dort habe ich ihn übrigens auch kennen gelernt. Am Strand von Ostia. Aber in Rom sind sich alle Leute fremd und egal, sie gehen aneinander vorbei, ohne sich wahrzunehmen. Imperiosus will aber unbedingt in Rom bleiben, weil es das Herz des Reiches ist", erzählte Arria ihren Eindruck der Hauptstatt des Imperiums.

  • "Hm." machte Andraste leise und lauschte den Erzählungen ihrer Herrin.
    Dann blickte sie einen Moment aus einem der Fenster hinaus, ehe sie Arria wieder ansah.


    "Bei uns zuhause, da gibt es viele Wälder, Wiesen und Felder, alles ist grün und wir leben im Einklang mit der Natur. Unsere Hütten waren einfach, aus Lehm und mit Stroh gedeckt, aber sie hielten uns warm und geborgen. Wir hatten viele Tiere und meine Eltern waren sehr stolz darauf, Kelten zu sein." erzählte sie leise und wirkte mit einem Mal traurig.


    "Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie es zuhause aussah.. als die Römer unser Dorf überfielen und uns gefangen nahmen, war ich noch recht jung, gerade 6 Jahre alt. Ich war mit meiner Mutter bei einem Herrn. Er war älter, aber ich glaube, er hat in meiner Mutter mehr als die Sklavin gesehen. Sie hat mir nie gesagt, was er mit ihr tat, wenn er sie mit sich in seinen Schlafraum nahm. Irgendwann verstarb er. Ich war damals 12. Man verkaufte mich weiter, an einen Sklavenhändler, der mich dann selbst einige Zeit als Sklavin benutzte. Bis er mich an euren Vater verkaufte. Euer Vater war hartnäckig, er wollte unbedingt mich haben." erzählte sie leise und ein Lachen erklang, das aber eine Mischung aus Bitterkeit und Amüsiertheit enthielt.

  • Arria hörte ihr aufmerksam zu. Sicherlich war es ihr schwer gefallen, sich in das Schicksal als Sklavin zu ergeben.


    "Weißt du denn, wo deine Mutter hingekommen ist?", fragte sie nach. Sie selbst hatte ihre Mutter nie gekannt, doch sie vermisste sie immer wieder, wollte wissen, wie es wäre, eine Mutter zu haben.


    "Würdest du sie gerne wiedersehen? Kannst du dich an irgendwas erinnern? Ihren Namen, ihr Aussehen, wer ihr neuer Herr ist?"

  • "Meine Mutter.." Andraste dachte nach.


    "Ich weiss es nicht sicher, aber ich glaube die Tochter meines Herrn nahm meine Mutter an sich nach seinem Tod. Mich haben sie verkauft, hielten mich für zu jung. Meine Mutter sollte die Ernte mit einbringen, welche von den Feldern der Herrin stammte." erzählte sie dann.


    "Sie hieß.." Nachdenklich tippte Andraste sich mit dem Finger auf ihre sinnlichen Lippen. "Seralia Aliesa." sagte sie dann und nickte. "Das war der Name der Tochter. Meine Mutter müsste jetzt 44 Jahre alt sein, wenn ich das richtig weiss... wenn sie überlebt hat."


    Andraste schloss einen Moment ihre Augen. Das Bild ihrer Mutter erschien vor ihr, wie sie ausgesehen hatte, als Andraste sie zuletzt gesehen hatte. Sie war so traurig gewesen...


    "Meine Mutter hat geweint. Ihr Name war Athara." erzählte sie Arria und blickte dann wieder zu ihrer Herrin. Tränen glitzerten in Andrastes Augen. "Verzeiht." flüsterte sie und wandte den Kopf ab. Sie wollte nicht, das Arria sie weinen sah.

  • Arria blickte sie aufmerksam an und erhob sich dann. Es schien ihr sehr schwer zu fallen, über ihre Mutter zu reden, so dass sie die junge Frau einfach in den Arm nahm und sanft über deren Rücken streichelte.


    "Es muss dich sehr belasten, nicht zu wissen, wie es deiner Mutter geht", flüsterte sie leise. Sie selbst wusste immerhin, dass ihre Mutter verstorben war, daran gab es nichts mehr zu rütteln. Aber Andraste hatte vierzehn Jahre mit ihr zusammen gelebt, das war etwas völlig anderes.


    Arria kam auch nicht auf die Idee, dass es sich nicht gehören könnte, die Sklavin zu trösten. In den wenigen Tagen, die sie sich kannten, waren sie sich schon um einiges näher gekommen, als manch andere Sklavin und ihre Herrin nach vielen Jahren.

  • Ein leises Schluchzen schüttelte Andraste, als Arria sie in den Arm nahm und ihr über den Rücken strich. Irgendwo in ihrem Kopf schwirrte der Gedanke herum, das es ungehörig sei, der Herrin so zu nahe zu kommen, doch sie dachte nicht weiter darüber nach, als sie den Kopf an Arria lehnte.


    "Sie war ein wundervoller Mensch, immer fröhlich und gut aufgelegt. Sie hat mich alle Tugenden gelehrt, die sie kannte und mir ihr Wissen weitergegeben. Sie hat immer gesagt, das ich folgsam sein soll und schön machen, was die Herrschaften mir sagen.." erzählte Andraste unter Schluchzern, die sie immer wieder schüttelten.


    "Ich wünschte, ich wüsste wenigstens, wie es ihr geht, ob sie noch lebt und ob sie es gut hat. Sie war doch schon so müde, manchmal, wenn der Herr sie aus dem Schlafraum ließ. Und sie war so traurig, als die Tochter mich verkauft hat.. sie wollte bei mir bleiben, aber sie hatte kein Recht, das zu fordern. Und ich auch nicht." endete sie und hob den Kopf, wischte mit den Händen über ihr Gesicht, um die Tränenspuren fortzuwischen.


    "Verzeiht, Herrin... mein Benehmen ist nicht gerade das einer guten Sklavin." sagte sie mit einem schiefen Lächeln, das gründlich misslang. Arria war ihr näher gekommen, als je zuvor ein Mensch ausser ihrer Mutter früher.

  • Arria hörte ihr schweigend zu und nahm sich insgeheim vor, nach einer Möglichkeit zu suchen, Andrastes Mutter zu suchen. Spätestens wenn sie in Rom war, würde sie dies versuchen.


    "Es ist das Benehmen eines Menschen, Andraste, und der bist auch du", antwortete Arria auf ihre Bedenken und reichte ihr ein Tuch, mit dem sie sich die Augen trocknen kannte. "Du solltest nur aufpassen, dass du mich vor den Augen meines Vaters oder meiner diversen anderen Verwandten nicht wie deine Freundin behandelst, das könnte uns beiden eine Menge ärger einbringen. Aber ich möchte wirklich nicht die Herrin sein, die du füruchten musst", fuhr sie fort und lächelte sanft.

  • Andraste nickte leicht, als Arria sagte, das sie vor anderen nicht unbedingt so wie eben auftreten sollte.


    "Ich hätte euch auch nicht gefürchtet, wenn ihr nur die Herrin gewesen wärt. Euer Herz ist freundlich und großzügig." sagte sie leise zu Arria und schenkte ihr ein zurückhaltendes, scheues Lächeln.


    "Wisst ihr, was mein Name bedeutet? Andraste ist ein keltischer Name und bedeutet: Unbesiegbar."


    Sie schaute Arria an und strich wiederum ihr Haar zurück, trocknete sich mit dem Tuch die Augen und nickte dankend.


    "Meine Mutter gab mir diesen Namen. Bei meiner Geburt gab es Komplikationen und beinahe wäre ich gestorben. Ich war sehr schwach, als ich auf der Welt war und jeder Medicus hätte mich dem Tod preisgegeben. Aber meine Mutter glaubte an mich und ich schaffte es. Darum nannte sie mich Andraste. Weil sie sagte, das ich damals unbesiegbar war. Ich kämpfte, um zu leben."


    Sie lächelte schwach, bei dieser Erinnerung. Es war eine schöne Erinnerung, eine schöne Geschichte, welche ihre Mutter ihr erzählt hatte und Andraste war stolz auf ihren Namen.

  • Arria ließ sich wieder in ihrem Korbsessel nieder und deutete Andraste, sich ebenfalls zu setzen. Sie nahm sich noch eine der süßen Früchte und lächelte die Sklavin an.


    "Der Name passt wahrlich gut zu dir. Du bist zwar gefügig und gehorsam, aber eigentlich bist du durch dein Wesen nicht zu besiegen. Ich glaube, egal, was ein Herr mit dir anstellen würde, du würdest immer du selbst bleiben", erwiderte sie und lächelte sanft.


    "Was glaubst du, wie ich mich mit der Harfe anstelle?", fragte sie, um ein anderes Thema anzuschneiden und von dem traurigen der vermissten Mutter abzulenken.

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