Die alte Casa Pompeia

  • Ich blickte in seine Augen, die den meinen viel zu nah waren. Ich glaubte, ein lüsternes Funkeln darin zu sehen, wie es meinen Körper musterte und nur darauf wartete, dass ich nicht mehr achtsam war und er nach mir greifen konnte. Aber ich wollte das nicht. Weder, wenn er es mir nicht befahl, noch, wenn er es mir befahl. Ich würde mich wehren, irgendwie würde ich es schaffen. Und dann würde er mich verkaufen... Und dann würde mich... würde mich... Ich dachte an den Mann, der für mich geboten hatte. Er war Lupanarbesitzer gewesen... Ich würde jeden Tag... jede Nacht... immer... und... Nein, das war noch schlimmer, dann würde ich noch eher meinem jetztigen Herrn zu Diensten sein. Nur ihm, sonst keinem.


    Tränen stiegen in meine Augen und füllten diese, liefen über die Wangen und benetzten meine Haut. Ich ließ meine Arme locker, die bis dahin meinen Oberkörper umklammert hatten und legte mich auf den Rücken, auf das Bett. Zitternd lag ich da und harrte der Dinge, die da kommen wollten.

  • Trimalchio entfernte sich entsetzt, hatte sie eine schwere Kindheit hinter sich, war sie als freier Mensch geboren und danach erst versklavt worden. Er betrachtete sie und war sich auf einmal bewusst, dass er eigentlich gar nichts von ihr wusste.

  • Ich wagte nicht, meine Augen zu öffnen. Was machte er jetzt? Ging er weg, um ein Seil zu holen, damit ich nicht weg konnte? Zog er sich aus? Was würde geschehen? Ich zitterte leicht, doch ich verkrampfte mich nicht, zwang mich dazu, meine Tränen zu trocknen und meinen Atem ruhig zu halten.

  • Trimalchio war müde und seine Geduld war am Ende, er klatschte einige Male und wartete, sofort kam ein weiterer Sklave.


    "Sklave bring mir kaltes Wasser, ich muss unbedingt wach bleiben."


    Trimalchio sah zur Sklavin und wurde nachdenklich.

  • Was war jetzt? Er hatte doch eben noch diese eindeutige Andeutung gemacht! Warum nahm er sich jetzt nicht, wonach ihm gelüstete? Ich war nur eine Sklavin - noch dazu eine unberührte Sklavin! War das nicht das Paradies eines jeden Herrn?

  • Ich öffnete schlagartig die Augen, starrte ihn an.


    "Meine Vergangenheit, Herr?", fragte ich verwirrt und schüttelte den Kopf. "Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich war schon immer Sklavin und habe das ein oder andere gelernt..."

  • "Ich weiß nicht genau, Herr, ich wurde anfangs viel verkauft. Wer will schon ein Kleinkind als Sklavin? Und dann kam ich zu meinem letzten Herrn... Er lehrte mich Latein und Griechisch, schreiben, lesen, rechnen, die Hausarbeit zu machen und mich um die Kinder zu kümmern", sprach ich frei heraus, dann jedoch biss ich mir auf die Lippe. Ich offenbarte zu viel von mir. Ich wollte doch gar nicht, dass er wusste, was ich alles konnte, aber jetzt war es zu spät!

  • Ich lief rot an. Welcher Herr machte seiner Sklavin solche Komplimente? Abgesehen davon - welcher Herr ließ seine Sklavin schon in seinem eigenen Bett schlafen und verzichtete auf den Schlaf, den er selbst benötigte? Trimalchio war definitiv kein normaler Herr, nur was er war, das musste ich erst noch herausfinen.


    "Herr? Was für Aufgaben erwarten mich in Germania?"

  • "Nein, Herr, ich komme aus dem Osten", antwortete ich schnell und strahlte ihn regelrecht an. So wenig nur sollte ich machen? Das war nichts im Gegensatz zu dem, was ich bisher erledigen hatte müssen. Aber rein gar nichts! Ich erhob mich und fiel ihm um den Hals, ganz spontan, ohne zu denken. In mir war ich eben doch nur ein kleines Mädchen.

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