Petronia Livia

  • Iason kam mit Livias Gepäck bepackt in den Raum und stellte sie in der Mitte des Raumes ab. Wer wusste schon, wie Livia es eingerichtet haben wollte!
    Sie hatte tatsächlich eine ganze Menge Gepäck dabei. Sicher wieder eine dieser Petronier, die zu ihren Wurzeln zurückkehrten...

  • Langsam war Livia hinter Turia her geschritten hatte sie dabei jedoch genau im Auge behalten, lange hatte sie die so Vertraute nicht mehr gesehen und wenn sie recht an den Moment zurück dachte als sie in die Kutsche nach Griechenland eingestiegen war wurde ihr wieder ganz mulmig ums Herz,damals war es ihr unheimlich schwergefallen Turia zurückzulassen, zu gerne hätte sie diese mit genommen nicht nur als Sklavin mehr war sie für Livia eigentlich eine Freundin gewesen. Richtige Freundinnen an sich hatte Livia noch nie zuvor gehabt das Tantchen hatte dies nämlich immer säuberlichst zu hintertreiben gewusst, warum wusste Livia eigentlich selbst nicht so genau meist hatte die Alte irgendwelche seltsamen Gründe vorgeschoben um von der wahren Ursache abzulenken. Aber vom Kauf Turias hatte sie sich, trotz hartnäckiger Proteste der Tante nicht abbringen lassen, ja so hätte sie eigentlich doch auch eine Sklavin kaufen sollen und genau das hatte sie im Grunde nur getan, wenn auch nicht nach den Vorstellungen einer anderen Person.


    “Sag mir Turia, wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen? haben sie dich alle gut behandelt...?”,
    sagte Livia mit unüberhörbarer Sorge in ihrer eben noch so freudigen sanften Stimme und blickte Turia aus großen schuldbewussten Augen an, während sie dieser folgend das Gemach betrat in welchem Iason schon das Gepäck abgeladen hatte.

  • Turia war vor Livia hergeschritten, um ihr den Weg zu weisen, denn normalerweise gingen die Sklaven hinter ihren Herren, aber mit Livia war es immer schon etwas anders gewesen als mit den Herrschaften, die sie davor gehabt hatte. Noch allzu gut konnte sich die junge Frau von gerade einmal zweiundzwanzig Jahren an den tag erinnern, an dem sie mit nässenden Augen und zig Fleischwunden, Prellungen, Abschürfungen und Schnitten, mit stumpfem, verfilztem Haar und langen, dreckigen Nägeln von der Herrin Livia gekauft worden war. Sie hatte sich stets gefügt und war immer eine treue Sklavin gewesen nach diesem Kauf, denn Livia hatte sich Turias angenommen, ihr neue Kleidung gekauft und ihre Wunden verpflegen lassen. Und dafür war Ria ihrer Herrin dankbar.
    Bald erreichten sie Livias Cubiculum. Turia öffnete die Tür und trat noch vor der Herrin ein, denn sie wusste, dass sie ihr das nicht übel nehmen würde, ja, sie wagte sogar zu vermuten, dass Livia etwas wie eine Art Freundin geworden war. Nur schwer hatte sie es damals verkraftet, daheim bleiben zu müssen und nicht als Leibsklavin mit Livia mitzureisen, wie es sich gehört hätte. Aber diese alte Schachtel hatte ihr stets die gute Bindung geneidet und ihr verboten, mit nach Griechenland zu gehen.
    Das Gepäck war schon da und Turia öffnete eine der drei großen Kisten, um der Herrin beim Auspacke zu helfen.


    "Ja Herrin, es waren alle nett zu mir. Die Zeit war gefült mit Gedanken an dich, denn ich fragte mich, wie es dir wohl erging auf deinen Reisen. Dein Bruder Varus bekam bald die Stelle als Praefectus Vehiculorum hier in Tarraco, also sind wir umgezogen. Inzwischen verschrieb sich deine Nichte dem Götterkult der Ceres, und wie du schon gesehen hast, haben die Herrschaften Cinna und Marcia den Weg zurück in den Schoß der Familia gefunden - nicht einmal der erste tag verlief ohne Streit in der Casa. Manchmal glaube ich, dass der Herr Varus und der Herr Cinna einfach nicht für ein Leben Seite an Seite bestimmt sind. Es flog Essen und Wein; und auch die Peitsche hat er gegen Miriam erhoben, dein Bruder Cinna."

  • Livia musste sich unweigerlich an den Kopf greifen als Turia ihr von Cinnas unmöglichem Benehmen berichtete, ja nicht verändert hatte er sich dieser alte Schmeichler, sie so um den Finger zu wickeln war typisch für ihn und eigentlich lies sie sich dies auch gerne gefallen, ja wenn doch nur nicht immer diese immense Sturheit in ihm brodeln würde, dachte sich Livia.
    “Ich fass es nicht! kaum dreht man den beiden Starrsinnigen den Rücken zu benehmen sie sich wieder wie die Wilden, ganz besonders Cinna, aber er wird sich zu meinem Bedauern wohl auch nie ändern”sagte sie, zog dann ihre Augebrauen in leichter Empörung nach oben und schüttelte ein wenig die braune Haarpracht. Dann hielt sie einen Moment an um mit leisen Worten fortzufahren,
    “Es tut mir leid wegen damals Turia, ich hätte dich einfach mit nehmen sollen das Tantchen hätte wohl so oder so früher oder später der Herzschlag getroffen, und zugegeben war es doch nicht so spannend wie ich gehofft hatte, was wohl daran liegen mag das Mutterseelenallein alles nur halb soviel Spaß macht, aber im ganzen Ernst wenn du mir es denn überhaupt zu entschuldigen kannst,
    dann muss ich dir dennoch sagen: die Griechen sind interessant aber hast du einen Tempel der Griechen gesehen so kennst du sie meist freilich denn alle!”
    , sagte sie mit betrübter Stimme und beugte sich über den Koffer um Turia mit dem eigenen Stoffgewühl zur Hand zu gehen.

  • Turia hielt einen Moment lang inne, schüttelte dann aber heftig den Kopf. "Nein, Herrin, es gibt nicht zu verzeihen! Ich hatte schon großes Glück, dass mich deine Tante nicht gleich wieder auf dem Markt feilgeboten hat. Ich habe allen Grund, dankbar zu sein und die Herrin Arria zu Frau werden zu sehen. Außerdem musste jemand auf den Herrn Varus achtgeben, denn er vermisst seine verstorbene Frau ganz arg" erklärte sie leicht betrübt. Eine Tunika nach der anderen kam aus der Kiste und fand einen Platz in einem kleinen Schrank, der bereitstand. Und wieder schüttelte Ria den Kopf. "Lass nur, Herrin, setz dich ruhig hin, ich mache das schon" versicherte sie. "Wie sind die Griechen so? Ich kenne nur Iason und er erzählt nicht gern über daheim. Vielleicht hat er Angst dass ich ihn auslachen könnte oder aber er erinnert sich nicht mehr!"

  • Das nichts zu vergeben wäre glaubte Livia Turia freilich einfach nicht, schon die Vorstellung sie mit der bockigen Tante allein zurückgelassen zu haben bereitete ihr Unbehagen, nur die Götter vermochten zu wissen wie schlecht sie die junge Frau wirklich in ihrer Abwesenheit behandelt hatte.
    Dennoch hörte sie es gerne wenn Turia so erzählte, besonders jedoch wenn sie über die Familie sprach, denn wenn Livia ehrlich war so hatte sie durch die lange Abwesenheit völlig den Bezug zu ihren Brüdern verloren, sie fühlte sich fremd besonders nach dem sie nun so zusagen auch noch in die Fremde ziehen musste. In Turias Nähe verspürte sie jedoch egal wo immer ein gewisses Wohlsein, welches sie selbst gar nicht genau zu definieren wusste, seltsam war ihr im Grunde nur wenn sie daran dachte das Varus Turia eines Tages sicherlich in die wohl verdiente Freiheit entlassen würde, ja selbst wenn er dies nicht täte so würde Livia wenn nötig dafür sorgen, so dass Turia fortgehen würde wie sie selbst es getan hatte um ihr eigenes Leben zu führen und nie wieder ein Wort mit ihrer Herrin wechseln. “Oh soll ich dir wirklich nicht helfen?” eigentlich hatte sie nicht vor gehabt sich so schnell niederzulegen, doch nun sank sie erschöpft und sich einwenig unnütz fühlend auf die Bettkante hinab.
    “Hm....nun ja die Griechen, ein sehr nettes Volk, sehr wissbegierig was wohl Voraussetzung zu sein scheint für dieses Übermaß an Weisheit und Erfahrung das sie ausstrahlen, nimm nur Aristoteles, Euripides und wie sie nicht alle heißen, und Baukünstler an die selbst die Römischen Architektonen nicht heranreichen können, ......aber am besten war doch zugegeben das reichhaltige Essen von dem ich sicherlich trotz Abspeckkur noch einige Pfunde mit mir herumtrage ohne es zu wissen, die griechischen Mütter übertreffen die besten Köche, ich hab wohl noch nie so guten Fisch zu mir genommen wie am Peloponnes”
    äußerte Livia ein müde klingend auf Turias Frage und stütze sich ein wenig verloren auf den weichen Bezug ihres Bettes um nicht schlaftrunken hineinzusacken.

  • Ria hatte Livia kurz angesehen und gegrinst, als sie sich noch einmal vergewisserte dass ihre Hilfe nicht nötig war. Tunika um Tunika wanderte in den Schrank, während sie Livias Worten lauschte. Schließlich war auch die zweite Kiste leer und Turia machte sich daran, die dritte zu leeren. Dann jedoch musste sie innehalten und kichern. "Achwas, Herrin, du siehst besser aus als jemals zuvor! Bald werden sich die Männer darum schlagen, eine Petronierin zur Frau nehmen zu dürfen. Selbst Arria hat einen Mann gefunden" berichtete sie. Dann erst bemerkte sie, dass Livia schläfrig und müde wirkte. Turia klappte den Deckel der noch halbvollen Kiste zu und drehte sich zu Livia. "Schlaf ein wenig. Ich werde nachher wiederkommen, um das fertig auszuräumen. Du bist sicher müde." Sie machte Anstalten zu gehen, wartete aber vorsichtshalber auf die Erlaubnis dazu.

  • Zugenommen hatte Livia wirklich nicht, dass musste sie schon zugeben, dennoch konnte und wollte sie es nicht auslassen sich über ihre eigene nicht zu bremsende Genusssucht was das Thema Lebensmittel betraf ein wenig zu belustigen, auch kochen hatte sie ein wenig gelernt von dem griechischen Mütterchen was sie innerlich noch mehr in Zufriedenheit versetzte als der Gedanke an den schon gegessenen gebackenen Fisch, schlimm dabei war nur das sie sich anscheinend mal wieder mehr mit der Esskultur des Landes beschäftigt hatte und darüber völlig zu vergessen schien was der wahre Grund der Reise gewesen war. Als Turia jedoch von baldiger Heirat anfing winkte Livia nur müde ab, ja wenn sie an einem sicherlich nicht interessiert war dann wohl um eine Horde verrückt gewordener Mannsbilder die sich um sie prügelten, noch nie hatte sich ein Mann für sie interessiert, ja wirklich nie ja nicht einmal ein großer, ein kleiner, ein dicker, ein dünner, ein reicher, ein armer,ja im Grunde gesehen eigentlich gar keiner und obwohl sie sich halbwegs in die Rolle des gesitteten Frauenzimmers eingewöhnt hatte so keimte doch ab und zu der Gedanke in ihr auf, dass ihr alle Männer gestohlen bleiben konnten die nur ein Frauchen suchten das die gehorsamen Lippen nur dann öffnete wenn dabei ein “Ja mein Schatz” heraus kam.
    “Nun gut aber erst wenn ich hier eine Arbeit gefunden habe, damit ich meine armen sich prügelnden Legionäre mit Holzbein und Glasauge auch alle ernähren kann” sagte Livia ein wenig traurig spöttisch und schaute dabei auf Turia, während diese die Tunikas aus den Kisten heraus zog “Arria hat es gut....zu mindest hoffe ich das für sie, so ein liebenswerter Wildfang wie das Mädchen ist hätte sie einen netten Ehemann verdient, aber als selbstsichere Frau hat man es im allgemeinen nicht leicht man könnte gerade meinen die Kerle hätten Angst gefressen zu werden”.
    Livia sagte das in einem sehr betrübten Tonfall lies ihren letzten Worten jedoch ein doch eher belustigendes Knurren und Fauchen folgen um nicht ganz in ihrem Selbstmitleid auf zu gehen, innerlich hoffte sie jedoch wirklich von ganzem Herzen das Arrias Mann, keiner von denen war die erst mit den Frauen liebäugelten um sie dann wenn sie ihnen doch nicht passten wieder fallen zu lassen so kurz nach der Hochzeit. “Achhh hm müde? na ja ein wenig” lachte Livia und schaute Turia mit erschöpften Augen an “....aber gut ich lege mich hin und schlafe das neue Betttuch schon mal ein... du brauchst mich aber wirklich nicht um die Erlaubnis bitten ob du gehen darfst.... tu es einfach”, sagte sie abschließend ein wenig beherrschter winkte ab und wartete ruhig bis Turia gegangen war.

  • Ria hatte leicht gegrinst bei Livias Worten. Sie konnte sich wirklich gut vorstellen, dass die Petronierin nicht heiraten wollte. So lachte sie kurz und versicherte Livia "Ach ich denke schon dass du einen guten Ehemann findest, Herrin. Aber nun schlaf ersteinmal. Ich komme nachher wieder - vielleicht möchtest du ja ein Bad nehmen?" Sie nickte der scheinbar müden Livia noch einmal zu und verschwand dann.

  • `Vielleicht` hatte Livia in diesem Moment noch kurz gedacht und ein leises “bis Später” geäußert als Turia dabei war die Türe hinaus zu schreiten, zu mehr schien sie nun nicht mehr fähig und lies den Kopf erschöpft in den Nacken fallen. Als Turia den Raum verlassen hatte lies sich Livia mit einem knarzenden Geräusch auf das Bett hinab fallen, ja sie hatte nicht mal mehr Muße um sich zu entkleiden geschweige denn die Tunika fein säuberlich zusammenzulegen, wie sie es sonst gewohnt war. Müde sanken die Augenlieder nach unten und obwohl sich nicht sofort einschlafen gewollt hatte umfing sie nun ein unbändiges Gefühl von Ruhe dem sie sich nicht mehr entziehen konnte. Leicht drehte sie sich noch einmal zur Seite und fiel dann kaum hatte sie das Kissen berührt in einen tiefen erholsam Schlaf.

  • Während Livia in ihrem tiefen Schlaf versunken war hatte sich leise der Abend ins Land geschlichen um das Cubiculum sanft ganz allmählich durch die letztens Sonnenstrahlen in ein flackerndes warmes orangerotes Tuch einzuhüllen, ein wenig Licht viel nun auch durch die schmale Fensteröffnung von Garten her und streifte flackernd über Livias alabasterfarbenes Gesicht, warm und angenehm lagen die Farbtöne auf ihren Augenliedern und hinterließen ein auffälliges leichtes kribbeln unter ihrer Haut. Von diesem unglaublich idyllischen ruhigen Gefühl umfasst bemühte sie sich noch einige male durch drehen und wenden des schlanken Körpers auf den weißen Bettlacken, die ideale Stellung zum weiter schlafen wieder zu finden, während sie sich unruhig von Seite zu Seite zu werfen schien, verspürte sie jedoch nun immer deutlicher das dringende Bedürfnis die Augen endlich erleichternd aufschlagen zu können und sich für das bevorstehende Abendmahl zurecht zu machen. Endlich zu neuem Bewusstsein gekommen strich Livia noch ein wenig benommen mit den schmalen Fingern über ihre Stirn, um die von der Dunkelheit noch geschwächten Augen vor der grellen rote getünchten Farbe abzuschirmen, ihre müden Augenlieder vermochten sich jedoch dennoch nicht an die Intensität der Lichtes zu gewöhnen und so blinzelte sie etwas unbeholfen überall dorthin wo sich die letzten spärlichen Schatten leicht über die Raumecken des Cubiculums gelegt hatten.Nach einigen endlosen und fast still zustehenden Minuten erhob sich Livia aus der Rückenlage und saß nun wieder mit den wärmenden Sonnenstrahlen im Rücken auf der Bettkante, von welcher sie sich einige Stunden zuvor herab sinken gelassen hatte. Noch in leichter Verwirrung blickte die junge Frau um sich und erspähte die Silhouette des Kiste aus der sich ihre Tuniken befunden hatten, der Raum lag nun in absoluter Stille vor ihr und ein ungutes Gefühl das einfach nicht zu bändigen schien breitete sich wie ein kalter Schauer klammheimlich über den sanften Nackenhärchen aus, weder leise Worte, noch das Geknarre von Wagen oder das Rauschen der Blätter drang nun mehr an ihr Ohr, alles wirkte mehr als nur befremdlich ja fast schon unnatürlich. Um dem unguten Gefühl zu entrinnen begann Livia vorsichtig die Bettkante entlang zu kriechen und lies dann ihre Hand tief zwischen den restlichen Kleidern in der Kiste hinabtauchen, um wenig später einen kleinen rundes Metallspiegelchen zum Vorschein zu bringen. Ganz behutsam hielt sie das runde polierte Metallstück gegen die einfallende Sonne um sich besser darin betrachten zu können, so dass sich die letzten Sonnestrahlen im Spiegel verfingen und sich auf ihren Wangen abzeichneten. Schrecklich sah sie aus so zu mindest empfand es Livia selbst und schüttelte nur selbstbelehrend den Kopf, während sie die zerrupften Haare,
    das verrutschte Gewandt das sich in knitternde Falten geworfen hatte und den leichten Kissenabdruck in ihrem Gesicht unzufrieden begutachtete. Nach einiger Zeit der stetigen Musterung legte sie den Spiegel jedoch ein wenig unsanft bei Seite und erhob sich nun um sich endlich für das Abendessen herzurichten, schmerzlich berührt versuchte sie zuerst die verknotete Haarspange aus dem Lockengewühl heraus zu ziehen, um ihrer Haarpracht danach durch wiederholtes kämmen mehr Ordnung zu verleihen. Danach beugte sie sich ein wenig begutachtend über die noch stehende halbvolle Kiste mit Tuniken und zog eine nach der anderen heraus um sie auf dem Bett zusammen zu legen und sie dann in den Schrank hineinzusetzen, schließlich hatte Turia mehr als genug mit dem restlichen Haushalt zu tun so fand sie und müsse nun wirklich nicht noch ihren unnötigen Krimskrams mit erledigen. Turia in ihrer liebenswerten Art lag Livia sehr am Herzen, eigentlich empfand sie es als eigene Schande dass das Mädchen als Sklavin arbeiten musste und dann gerade noch bei ihr, am liebsten hätte sie ihr lieber heute als morgen endlich die Freiheit geschenkt, aber immer wenn Turia sie mit ihren großen freundlichen Augen anschaute, hatte sie sich selbst für einen solchen Gedanken gehasst, in Wahrheit wollte sie das Mädchen nicht hergeben auch wenn sie wusste das es eigensüchtig war, viel mehr hoffte sie immer noch innerlich das Turia irgendwann die Nase voll haben würde von ihrer `Herrin` und die Freiheit einfach einfordern würde. Immer wieder kreisten ihre Gedanken wie ein Geier um das selbe leidige Thema und brachte sie damit völlig aus dem Konzept, mehrmals hatte sie nun die gelbe Tunika versucht zusammen zulegen, doch es schien ihr einfach nicht glücken zu wollen und so entschloss sie entnervt, dass genau dieses sture Kleidungsstück ihr nun zur Genüge als Abendgarderobe hinreichen würde. Nach dem sie langsam aber sicher alles mühsam in den Fächer des Schrankes verstaut hatte, begann sie Strähne für Strähne des lockigen Haarschopfes zu einem eleganten kunstvollen Knoten zusammen zuflechten und mit einem kleinem Haarkamm zu versehen, danach schlüpfte sie in die safrangelbe Tunika deren leichter Faltenwurf immer ein wenig hin und her schwang und damit die doch sehr wenig weiblichen Rundungen ihres Körpers sanft umspielte.Zu guter letzt legte sie sich noch eine zarte goldene Kette um den schmalen Hals und versah ihre Ohrläppchen mit ein paar baumelnden fein verzierten Kreolen die sie aus Griechenland mit gebracht hatte und schlüpfte dann mit einer passenden Palla die sie um das Dekoltee gewickelt hatte leise aus der Türe in den Gang hinaus.

  • Varus hatte Livia ausschlafen lassen nach dem Festmahl am vergangenen Abend. Nun jedoch stand er vor der Tür zu ihrem Cubiculum und klopfte leise, für den Fall, dass sie noch immer schlief, denn er wollte sie nicht wecken. Sicher, die Mittagsstunde war beinahe angebrochen, doch bedachte er auch den Umstand, dass Livia eine anstrengende Reise hinter sich gebracht hatte, ehe sie hier eingetroffen war. Varus klopfte also und wartete darauf, dass Livia ihn hereinbat. Es gab verschiedene Dinge mit ihr zu besprechen.

  • Livia hatte sich noch eben im kleinen Metallspiegelchen die letzte herausgerutschte braune Strähne ungeduldig wieder in das Haargeflecht zurück gesteckt, da klopfte es auch schon an ihrer Zimmertür. Ein wenig erschrocken fuhr sie zusammen und presste die Spiegelscheibe gegen ihre Brust, so war sie doch erst vor einer halben Stunde den Federn entstiegen und noch von einem etwas mulmigen Gefühl umfangen.


    “Ja bitte, herein!?” sagte sie zaghaft immer noch ein wenig scheren Atems und legte das Spiegelchen auf die Kante des Holztischs zurück, von welchem sie es ein paar Minuten zuvor aufgegriffen hatte.

  • Varus schob die Tür auf, als er die leise Aufforderung seiner Schwester im Raum vernahm. Sorgsam schloss er das Holzding wieder hinter sich, lächelte Livia an und setzte sich dann in einen der wenigen Korbsessel, die in ihrem Raum standen. Er musterte Livia eingehend und wieder einmal fragte er sich, warum noch kein Mann ihrer Schönheit verfallen war.


    "Na Schwesterherz, wie geht es dir nach der ersten Nacht im trauten Heim? Hast du gut geschlafen?"

  • Ganz im Gegensatz zum gestrigen Mittagsschlaf der fest und tief gewesen war, hatte die eigentliche Nachtruhe nicht die erwünschte Erholung gebracht die sich Livia im Grunde ihres Herzens erhofft hatte, dennoch war sie lang ausgeharrt, sie hatte nun schließlich heute auch noch keine wichtigen Termine zu erfüllen und so war sie trotz mehrmaliger Versuche den schweren Körper auf zuraffen meist wieder in einen beruhigenden Dämmerzustand in die weichen Kissen zurückgefallen.
    “Ein neues Bett muss immer erst eingelegen werden Bruder, aber ansonsten .....für die mir ungewohnten Verhältnisse war die Nachtruhe doch recht angenehm“, so versuchte Livia ein wenig beschwichtigend den Zustand des ruhelosen Herumwälzens vorsichtig zu umschreiben, um den Bruder nicht gleich am zweiten Tag zu verärgern, dann wandt sie sich zu ihm und hielt sich ruhig lächelnd an der Lehne des ihm gegenüber platzierten Korbsessels fest.
    “Kommst du mich einfach so besuchen mein Bruder oder gibt es einen bestimmten Anlass dafür”,
    Livia lies die Lehne nun sachte los, um sich den Korbsessel streifend auf dessen Sitzfläche hinabsinken zu lassen.

  • Varus schmunzelte; seine Schwester hatte eine wunderbare Art, sich auszudrücken. Er grinste breit und meinte:
    "Na, da hoffe ich aber, dass du dein Bett bald eingelegen hast", sagte er lachend und gut gelaunt. Er betrachtete, wie Livia grazil um den Korbsessel herum ging und sich dann einer Gazelle gleich darauf niederließ. Seine Augen leuchteten erfreut. Endlich war sein Schwesterchen wieder zu Hause. Ob ihrer Frage musste er den Kopf schütteln.
    "Nein, kein bestimmter Anlass. Ich wollte dich lediglich sehen. Immerhin bist du meine Lieblingsschwester..."
    Den Vergleich brachte er häufig; schließlich war Livia seine einzige Schwester.
    "Wie fandest du den gestrigen Abend, Livia?"

  • “Deine einzige und völlig alleinige Lieblingsschwester also! na dass möchte ich auch stark hoffen” sagte Livia und lies ein sanftes dennoch ein wenig tadelndes Lächeln über ihre roten Lippen gleiten, während sie in aller Ruhe und immer mit beiden Augen auf den vor ihr Sitzenden gerichtet, ihr Gewandt sorgfältig ein wenig mit den Fingerspitzen glatt zog. “Glaube mir solche Abende habe ich mehr als nur sehnlichst vermisst, die Familie wieder zusammen zu wissen ist wirklich ein schönes Gefühl wenn man alle solange nicht mehr gesehen hat, deine Planung und Organisation des gestrigen Abends war wie immer perfekt mein Lieber, genau wie Turias Essen wohl kaum zu überbieten”, brachte Livia noch sichtlich ein wenig fasziniert von den Erinnerungen an den letzten Abend hervor und musste sich beim Gedanken an die imaginäre Speisetafel stark beherrschen nicht in die Küche zu springen und Turia anzubetteln ihr noch einmal das gleiche Menü zu bereiten. Aber diese hatte sicherlich auch ohne die kindischen Flausen ihrer Herrin genug mit dem restlichen Haushalt zu tun und so zog Livia kaum sichtbar nur eine ihrer schmalen braunen Augenbrauen ernüchternd hinauf, auch ein wenig unzufrieden mit sich selbst und ihre Faulheit das lange Schläfchen anbetreffend stütze sie noch dazu ein wenig nachdenklich die grazilen Finger in ihre Wange, schließlich hätte sie während ihres Schlafes auch genau so gut mit Turia und Arria die Stadt gründlich zu durchforsten gewusst.
    “...Aber mich mal wieder mit Arria zu unterhalten war wirklich schön, sie ist so groß geworden und eine richtig liebenswerte junge Frau, ich muss sagen du hast ganze Arbeit geleistet mit deiner Erziehung, sie ist wirklich ein Goldstück und macht dir sicherlich alle Ehre”, nun wieder abgelenkt von den leicht trübsinnigen Vorstellungen erfüllte ein kaum zu beschreibender freudiger Glanz Livias Augen und Inneres, man sah Livia förmlich an das sie große Stücke auf Arria hielt, ja man mochte im Grunde sagen was man wollte über Varus Tochter, aber Arria blieb dennoch immer Arria und dass lies Livia sich auch nicht nehmen.

  • Varus grinste und bemühte sich sichtlich darum, wieder ernst zu werden. Aufmerksam musterte er seine Schwester, wie sie da saß. Sittsam, anmutig, redegewandt. Sie verkörperte das, was Arria hätte sein sollen, das wurde ihm immer klarer. Livias Worte hingegen ließen ihn mit einer abwehrenden Bewegung den Kopf schütteln.


    "Oh nein, meine Liebe, ich habe rein gar nichts damit zu tun. Ich gab lediglich die Anweisung, ein Festmahl bereiten zu lassen und die Familie zusammenzuführen. Den Rest haben Iason, Turia und Miriam getan", sagte er.


    Dennoch war er froh, dass Livia den Abend nicht nur gut überstanden, sondern er ihr auch gut gefallen hatte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als auch er den gestrigen Abend vor seinem inneren Auge noch einmal Revue passieren ließ. Und dabei bleiben seine Gedanken bei Alessa hängen. Doch Livias Worte ließen ihn die Frage, die ihm auf der Zunge brannte, ersteinmal nach hinten verschieben.


    "Ja, sie ist erwachsen geworden, da hast du schon recht. Aber was meine Erziehung angeht, bin ich mir nicht ganz so sicher wie du, Schwester. Ich habe einiges versäumt und leider ist es demnach auch meine Bürde, Arrias Launen und ihre Vorwitzigkeit zu ertragen. Das habe ich mir wohl selbst zuzuschreiben; und ob dies als Ehre gilt, wage ich zu bezweifeln...."


    Varus seufzte tief und schüttelte bedauernd den Kopf. Er bedauerte nicht sich, sondern die Menschen, an denen Arria ihre Launen Tag für Tag ausließ. Das warf ein schlechtes Licht auf ihn selbst, denn da Arria keine Mutter gehabt hatte, die sich um die Erziehung gekümmert hatte, schrieb man ihm diese Aufgabe zu - zu Recht. Aber dann dachte er wieder an Alessa; und auf seinem zermürbten Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, als er an den gestrigen Abend und den Garten dachte. Sicher fiel es seiner Schwester auch auf.

  • Livia saß nur da und schaute den Erzählenden aus den großen braunen nun ein wenig traurig dreinblickenden Augen an, ein schwere Kloß hatte sich in ihrem schlanken Hals breit gemacht der trotz aller Bemühungen ihn herunter zu schlucken einfach nicht weichen wollte, die Probleme die Varus anscheinend mit Arria hatte kamen ihr doch nur all zu bekannt vor, schließlich hatte ihr Vater sich selbst eine ganze Weile vergeblich daran versucht Livia im guten Willen zu einem vorbildlichen Frauenzimmer zu erziehen wie es die verstorbene Mutter für sie so gewünscht hatte, aber ein Kind das immer wegen der Wildheit und Aufgeschlossenheit von allen gemocht worden war plötzlich zu einer sittsamen Dame umkrempeln zu wollen, war ihm natürlich nicht gelungen und so hatte er nachdem das Verhältnis zur Tochter immer schlechter geworden war verzweifelt den Nothebel gezogen und sie zu ihrer strengen Tante geschickt. Aber Livia war sich heute sicherer denn je, dass all das was vom Vater als so lebenswichtig angesehen worden war und ihr die Tante in mühevoller Kleinstarbeit zu vermitteln gewusst hatte im Grunde keine wirklichen Werte waren, sondern bloßes äußerliches Gehabe mit der man sich keine wahre Liebe oder Zuneigung von anderen erkaufen konnte.
    “Nun sei nicht so streng mit dir, du hast doch immer das getan was du für richtig empfandest und das was du tun konntest als ihr Vater, es scheint dir im Moment vielleicht unmöglich wie sich Arria benimmt, aber glaube mir genau so wie du überfordert bist mit ihrem Verhalten ist sie es auch mit deinem, erwachsen werden war immer schwer und wird es auch immer so bleiben mein Bruderherz, aber diese Phase vergeht, du wirst sehen, denn alles ändert sich im Laufe der Zeit auch unsere Ansichten, du magst jetzt noch denken dass sie schneller erwachsen werden soll und morgen... ist sie es vielleicht, dann zieht sie aus, vielleicht sogar zurück nach Rom, heiratet, bekommt Kinder ja und wird alt. Die Zeit unseres Lebens vergeht so schnell das sie uns am Ende wie eine handvoll Sand vorkommt die in wenigen Sekunden unseren Händen entgleitet, ich sage nur genieße Zeit die du noch hast mit deiner Tochter und .....lernt endlich euch ein wenig mehr einig zu sein”, Livia setzte sorgfältig Zeile für Zeile die gewählten Gedanken die sich in ihrem Kopf angestaut hatten hintereinander und hoffte inständig das Varus wenigsten im Anhieb verstand was sie mit den Worten zum Ausdruck bringen wollte.
    Doch was war nun? sah sie es richtig ? lächelte er etwa ?ein wenig verwirrt vermochte sie es nicht ganz zuzuordnen was dies nun wieder zu bedeuten hatte und so warf sie ihrer guten Erziehung zum Trotze ihre Stirne ein wenig überrascht in Falten.
    “Warum lächelst du mein Lieber, geht dir etwas bestimmtes durch den Kopf ......, sonst muss ich schwer annehmen du amüsierst dich vielleicht über meine eigenen ernst gemeinten Worte”, Livia beugte sich während sie ihrer Verwunderung Luft machte mit einem etwas verunsicherten Lächeln aus dem Korbsessel nach vorne zu ihrem Bruder.

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