Zwei Geschwister auf eigenen Wegen

  • Minervina trug den kleinen Tertius auf dem Rücken und war wahnsinnig stolz, dass sie esaus dem elterlichen Haus geschafft hatte, unbemerkt zu entfliehen. Nun ging sie in kleinen Schritten und ein bisschen schwankend die Straße hinunter. Sie beschloss, der Mutter einmal zu sagen, ihn ein wenig auf Diät zu setzen denn für einen solchen kleinen Pimpf war er ziemlich schwer.


    "Macht es dir Spaß?"


    fragte sie heiter.

  • Bei seinem Gehopse wäre sie beinahe ihns Stolpern geraten und setzte einen entsetzten Blick auf, während sie mittlerweile mehr schlecht als Recht die Straße entlangschwankten.

    "Ist dir auch warm?"


    fragte Minervina um die Gesundheit des kleinen Bruders besorgt. Sie selbst trug nicht viel mehr als ihre gewöhnliche Toga Praetexta, doch das reichte, denn sie schwitzte schon so nicht schlecht.

  • "jaaaaaa," brabbelte er und es warm ihm ehrlich warm. Und weil brabbeln so viel Spaß machte, zog er ein wenig an Minervina, nicht bedenkend, dass das ihr Hals war und erzählte ihr dann in einem Kauderwelsch alles mögliche. Er brabbelte fröhlich die ganze Zeit vor sich hin und man verstand eigentlich nicht so wirklich viel.

  • Genervt verdrehte Minervina die Augen bis beinahe ins Blaue. Sie seufzte schwer und ergab sich ihrem selbst aufgebürdetem Schicksal, welches darin bestand, dieses brabbelnden Kloß herumzutragen. Doch ein liebevolles Lächeln schlich sich wieder auf ihre Lippen: Ihr kam eine Idee.


    "Hast du schonmal das Meer gesehen?"

  • Er hielt in seinem Brabbeln inne und die Zunge kam einen Moment nachdenklich hervor. Ein Batzen Sabber landete einmal mehr auf der Schulter seiner Schwester und er wiederholte das Wort langsam und nachdenklich: "Mähr?" NEin, er hatte es noch nicht bewusst gesehen, obwohl er ja schon drüber gefahren war, damals, von Rom aus, aber da konnte er sich beim besten Willen nicht mehr dran erinnern.

  • "Ja, das Meer ist wunderschön! Onkel Samo hat es mir einmal gezeigt und mir viel dazu erzählt! Ich zeige es dir!"


    Und nun wusste Minervina wenigstens welche Richtung sie wählen musste und hatte eine Hoffnung wo sie diesen sabbernden, brabbelnden und schweren Bruder endlich runterlassen konnte. Sie bog in eine Straße nach rechts ein. Ob sie den Weg überleben würde?

  • Er wandte immer wieder von links nach recht sden Kopf und sah fasziniert auf die vielen neuen Sachen, die sich ihm da boten. Häuser, Menschen, und so vieles mehr. Und alles erzählte er brabbelnd seiner Schwester. Irgendwann legte er seinen Kopf an ihren Hinterkopf und brabbelte zwar immer noch, aber leiser und wirkte ein wenig müde. Aber er war nur am nachdenken.

  • Sie dankte den Göttern als er leiser wurde, denn ein paar Sekunden der Ruhe wünschte sich selbst die hyperaktive Minervina einmal. So trabten sie gemeinsam durch das edlere Wohnviertel in Richtung des etwas weniger gut betuchten Hafens.

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