• Wie meist in solchen Situationen wurde Balbus von mehreren Milites begleitet, als er an diesem Tag an die Porta der Villa Tiberia klopfte. Zwei Milites postierten sich hinter ihm, zwei weitere etwas abseits. Und auf der Strasse waren ebenfalls noch mehrere auffällig unauffällige Milites in Zivil unterwegs.

  • Stesichoros
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    Stesichoros öffnete wie immer gelangweilt die Tür und - erstarrte. Prätorianer! Was hatte das zu bedeuten? Der Offizier, der vor im stand, war sicherlich nicht zu Besuch hier. Vorsichtig fragte er


    "Äh...ja?"


    Er überlegte. Prätorianer an der Haustür waren nicht gerade etwas, was gute Gerüchte über die Herrschaften mit sich brachte.


    "Kommt doch herein!"


    Mit einer einladenden Geste bat er die Soldaten in Uniform ins Vestibulum.

  • Stesichoros
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    "Sehr wohl!"


    antwortete der Ianitor unterwürfig und murmelte etwas von


    "Macht es Euch bequem."


    Damit war er auch schon weg. Einige Zeit später erschien er im Schlepptau des Hausherrn Manius Tiberius Durus, zur Zeit Privatier.


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    Durus war von Stesichoros von seiner Lektüre aufgeschreckt worden und sofort eiligen Schrittes in Richtung Porta aufgebrochen. Auf dem Weg hatte sich seine schlechte Laune auf die Besucher kanalisiert. Was wollten die Prätorianer von ihm? Eine Unverschämtheit, unbescholtene Bürger zu behelligen! Draußen wurden täglich Bürger tot aufgefunden und die Prätorianer hatten nichts besseres zu tun, als einen ehemaligen Aedil bei der Muse zu stören.
    Mit in die Hüften gestemmten Fäusten betrachtete er die Soldaten mit herausforderndem Blick.


    "Was hat das zu bedeuten?"


    Sein Blick blieb an Balbus kleben. Den kannte er doch - dieser kleine Idealist mit mangelhaftem politischen Geschick!

  • Durus war trotz der Freundlichkeit des Prätorianers nicht zu besänftigen. Prätorianer im Hause! Was das für ein Gerede geben würde? Konnten die nicht einfach schreiben und ihn ins Castellum bestellen? Oder in zivil erscheinen? Oder zumindest den Hintereingang benutzen?


    "Ja, salve. Worum geht es?"


    Oder ging es gar nicht um ihn? Nunja, wenn, dann hätten sie ihn sicher angeschrieben oder zumindest diskreter aufgesucht. Dieses Auftreten war doch eindeutig zur Einschüchterung gedacht! Aber nicht mit einem Tiberius...

  • Er liebte dieses Spiel. Wobei es sich mit Flaviern meist viel besser spielen liess. Doch trotzdem blieb Balbus weiterhin freundlich und sagte mit ruhiger Stimme: "Ich bin sicher, du erinnerst dich daran, dass du einen Tribun der Cohortes Praetoriae dazu angestiftet hast für dich das Personal und die Bewohner des Palastes auf ihre Glaubensfestigkeit zu überprüfen?"

  • Durus musste einige Augenblicke überlegen. Achso, deswegen war Balbus ja so unkooperativ gewesen! Was für eine Nichtigkeit! Aber wie er das sagte! Als ob er den Mord des Kaisers geplant hatte!


    "Ich habe ihn lediglich gebeten, sich umzuhören, ob die Christensekte Einfluss auf dem Palatin hat. Ist die Sorge um den Kaiser etwa verboten?"


    fragte er eher rhetorisch, denn Gesetze waren definitiv sein Fachgebiet und niemand würde ihm da etwas anhängen können, dessen war er sich sicher. Genauso sicher war er, nicht Hungaricus in diese Sache hineinzuziehen - immerhin war dies sein Patron und es war schlimm genug, dass er Besuch der Prätorianer erhielt!

  • "Sicherlich ist sie nicht verboten. Ich gehe mit ihr ins Bett und stehe morgens mit ihr auf." sagte er.


    "Allerdings ist die Handhabung deiner Sorgen etwas fragwürdig." Dieser Kommentar war eher beiläufig und Balbus fuhr bereits fort:


    "Wie kamst du darauf dass die Christen Einfluss auf den Palatin haben? Hast du diesbezüglich Hinweise oder Informationen?"

  • Einen Augenblick musste Durus überlegen, wie er da ohne die Nennung von Hungaricus herauskam - wobei...eigentlich war es auch nicht so schlimm - der kleine Princeps würde dem Konsular sicher nichts anhaben können...


    "Ich habe eben dies und das gehört...zumal es auch erneut im Senat angesprochen wurde. Und da es auf dem Palatin scharenweise Sklaven gibt, lag doch der Schluss nahe, dass eine Sklavenreligion dort Einfluss besitzt."


    erklärte er schließlich mit keineswegs milderem Tonfall. Er wollte die Männer in Schwarz so schnell wie möglich loswerden.

  • Durus kannte derartige Fragespiele. Er hatte sie schon selbst gespielt - als Advocatus nämlich! Genau so fragte man einen Zeugen, dessen Wissen man kannte und es nur als Bestätigung hören wollte. Maieutik - nur, dass die Mutter nicht gebären wollte!
    Aber darauf ließ er sich nicht ein...diesen Triumph gönnte er den Prätorianern nicht - nicht in einer solchen Situation. Er lächelte. Allerdings nicht freundlich - eher ein wenig hämisch.


    "Natürlich. Der Imperator verfügt über eine Vielzahl von Sklaven. So gibt es beispielsweise einige, die sein Bett machen, seinen Palatin sauber halten, Brot und Wein einkaufen, in den Kanzleien arbeiten und so weiter und so fort. Darüberhinaus gelangen gerade Freigelassene des Kaisers - also ehemalige Sklaven - bevorzugt in die Verwaltungsaufgaben, in denen sie ja schon Erfahrung aus dem Sklavendasein gesammelt haben.
    Das Christentum versucht, Sklaven anzusprechen, indem sie ihnen vorgaukelt, alle Menschen seien gleich und ihre Herren widerrechtliche Ausbeuter - ein Gedanke, der einem hart arbeitenden Sklaven sicherlich gefällt. Das mag grundsätzlich nicht problematisch sein, aber wenn ebendiese Sklaven - angesteckt durch die Unzufriedenheit dieser Sekte - zu einflussreichen Posten am Hofe kommen, kann dies durchaus zu Gefahren führen."


    Er sah Balbus an, als hätte er ihm gerade erklärt, dass ein losgelassener Stein auf den Boden fällt.

  • Balbus lauschte den Ausführungen und war leicht amüsiert. Amüsiert über die offensichtliche Überheblichkeit des Tiberiers und amüsiert über den Gedanken diesen Patrizier im Carcer schmoren zu sehen. Doch noch hatte er nicht wirklich etwas um ihn dort hinzubringen.


    "Ich weiss genau wieviele Sklaven sich auf dem Palatin befinden, dessen kannst du dir sicher sein. Auch ihre Aufgaben kenne ich zu genüge. Aber glaubst du, dass kaiserliche Sklaven alleine den Palast verlassen und einkaufen gehen dürfen? Sie werden ständig kontrolliert, selbst auf den Märkten können sie mit niemandem Kontakt aufnehmen, mit dem sie es nicht dürfen. Glaubst du, die Garde würde zulassen, dass irgendwelche Christen in die Nähe des Kaisers gelangen? Ich bitte dich, ein wenig mehr Intelligenz hätte ich selbst von einem Patrizier erwartet. Vor allem von einem der selbst auf dem Palatin gearbeitet hat."


    "Also, wer hat dich auf die Idee gebracht im Palast nach Christen zu suchen?"

  • Durus nahm die Beleidigung mit einem bösen Blick an. 'Selbst ein Patrizier'? War es neuerdings in ganz Rom Mode, die Patrizier als dumm, egoistisch, ausbeuterisch und sonst irgendetwas darzustellen? Oder war es nur der Sozialneid des kleinen Prätorianers? Seine Wut kochte langsam hoch, aber sein innerer Appell an gravitas und dignitas verhinderte einen Ausbruch.
    Er machte eine kurze Pause, nachdem Balbus ihn so freiheraus fragte. Dieser Iulier war offensichtlich doch nicht so vertrauenswürdig, wie Quintus behauptet hatte...langsam und kalt antwortete er.


    "Mein gesunder Menschenverstand vielleicht. Sagtest du nicht einstmals selbst, dass die Christen für dich nicht gefährlicher sind als jeder andere?"


    Der würde gar nichts erfahren - nicht, wenn er den Stand des Tiberiers beleidigte!

  • Er hatte nun einige Zeit auf dem Krankenlager des Valetudianriums verbracht auch wenn er das für unnötig hielt, doch gegen einen Spaziergang hatte der Medicus anscheinend nichts einzuwenden. So nutzte Marcellus die Gelegenheit bei der Dame vorbeizuschauen, die ihn vor ein paar Tagen auf der Strasse gefunden hatte. Marcellus genoss die Abwechslung. Der Tagesablauf im Valetudinarium war eintönig und langweilig. Er verstand nicht, wieso sich Miles freiwillig für den Dienst dort meldeten. Er hielt diese alle für Feiglinge. Selbst der höhere Sold würde ihn nicht locken. Er musste unterwges sein, seine Augen brauchten Abwechslung. Vielleicht war es dies, was ihn damals nach Africa führte. Würde er jemals sesshaft werden? Er wusste es nicht. Aber er hatte sich für die Cohortes Urbanae gemeldet. Nun war er quasi sesshaft. Aber in Rom würde es garantiert für mehrere Jahre genügend Abwechslung geben. Dann würde er weiterschauen. Während er so über sein Leben nachdachte kam, er auch schon an der Villa an und klopfte.

  • Stesichoros
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    Zwar waren seine Gesichtszüge auch heute nicht heller als an anderen Tagen, doch der Gang des stets schlecht gelaunten Sklaven wirkte aufrechter. Er öffnete die Tür einen Spalt und betrachtete den Miles mit skeptischen Augen. Er entsann sich, dass er schon einmal mit der jungen Domina hier war, die immer in etwa die gleiche Laune hatte, wie er selbst.


    "Was wünscht du und wie heißt du." argwöhnte er.

  • Marcellus stand in seiner roten Soldatentunika vor dem Sklaven aufgebaut. In der Tat war sein Anblick dieses Mal etwas ganz anders. Er hatte sich von den Strapazen erholt und heimlich schon wieder ein wenig Muskeltraining gemacht. Allein seine Kinngegend war von Bardstopeln übersät, aber das war bei ihm normal. Er hielt nichts von Männern die ihrem Körper so viel Zeit widmen, wie so manche Frau.
    Er blickte den Sklaven mit einem finsteren Blick an. Genau so einen hatte er jetzt gebraucht. Wenn der Sklave ihm jetzt schräg kam...


    "Tiberius Helvetius Marcellus! Möchte zur Dame Minervina!"


    sagte er knapp und beobachtete jede Regung des Sklaven.

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