• An einem wunderschönen und durch zahlreiche Sonnenstunden beschenktem Tage, ward eine Sänfte gesehen mit claudischem Wappen.
    Die keuchenden Männer, sie schwitzten unter der Sonne, die Vorhänge aus Leinen wippten hin und her in wellenartigen Bewegungen, wie die Sänfte selbst in der Luft zu schaukeln schien.
    Ein Zeichen ward gegeben und dies Schauspiel hatte ein Ende. Sie standen vor einem prächtigen Domizil und in dieser Pracht und Erhabenheit, war es auch die Geste des sich in der Sänfte Befindenden, seine zarte und für einen Römer untypisch helle Hand aus der Sänfte zu strecken.


    Dies Zeichen nicht missdeutend, rannte eiligst ein Sklave aus dieser Kolonne gen Tür und klopfte kräftig an. Besuch stand an.

  • | Stesichoros


    Wie üblich um diese Jahreszeit litt Stesichoros, der Ianitor der Villa Tiberia, an einer Frühjahrserkältung, die auf seine Laune drückte und seine Gesundheit, um die es ohnehin nicht sonderlich gut bestellt war, weiter verschlechterte.


    Dennoch schlurfte er zur Tür, öffnete und blickte den Sklaven mit trüben Augen an.


    "Was willst du?"


    fragte er dann.





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • "Salve. Bescheidener Diener bin ich, der an deine Tür klopft. Ich begehre stellvertretend für meinen Herrn Einlass."


    Da dies wohl der Ungenauigkeit gereichen würde, anstatt etwas anderem, knüpfte er sogleich wieder an.


    "Mein Herr nennt sich Lucius Claudius Brutus und ist von edlem Geblüt. Auf ein Wort will er sich mit Senator Tiberius Durus treffen. Ich hoffe dies bereitet keine Umstände."

  • | Stesichoros


    Während der Praetur seines Herrn hatte Stesichoros eine neue Order bekommen, um Durus zumindest ein wenig freien Raum zu ermöglichen. Daher fragte er nun


    "Hat er sich denn auch angemeldet? Oder was ist der Anlass seines Kommens?"





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • "Für gewöhnlich melden sich Gäste nicht an, so dass man dies durchaus verneinen könnte.
    Wenn ich wüsste, was mein Herr begehrt, wüsste ich zu viel."


    Sagte er aufrichtig und wich nicht von seiner Stelle. Er hatte für den Einlass zu sorgen, des Herrn Zunge würde den Rest vollbringen.

  • | Stesichoros


    Stesichoros fand den Sklaven ganz schön großmäulig. Der wollte ihm erklären, wie Gäste sich verhielten? Natürlich gab es viele unangemeldete Gäste, aber dabei handelte es sich zumeist um Freunde und Verwandte der Herrschaften. Und Fremde sollte er nicht vorlassen, wenn sie nicht mindestens den Latus Clavus auf der Toga hatten. Bei diesem Herrn konnte er das jedoch nicht wissen.


    "Ich kann nicht irgendjemand vorlassen, der irgendwas will. Finde heraus, was dein Herr will."


    meinte der Ianitor hochnäsig und verschränkte die Arme. Wenn man den Besucher als Sohn des Claudius Menecrates vorgestellt hätte, wären die Türen vermutlich eher aufgegangen, aber Claudius war ein Name, der so verbreitet war wie Caius oder Marcus...zumindest beinahe.





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • Der Sklave schien unruhig zu werden und trat an den Ianitor näher heran.


    "Nun unter uns, Ianitor. Lassen wir die Floskeln. Ich habe nun überhaupt keine Lust Zuhause die Peitsche zu spüren, weil ich meine Arbeit falsch gemacht habe. Und du willst sie sicherlich auch nicht spüren, wenn dein Herr erfährt, dass du den Sohn von Senator Claudius hast wegschicken lassen. Das kommt uns beiden nicht gut, verstehst du? Was weiß ich, was der Patrizier da will, ich bin kein Hellseher aus Delphi. Und nun los, lass ihn schon rein, der ist harmlos und wichtig."


    Danach stellte sich jener wieder aufrecht in gebührendem Abstande auf und verkündete lauter.


    "So lasset doch den Sohn des Claudius Menecrates auf ein Wort herein!"


    Wenn der Sklave nur wüsste, dass es Brutus nicht gelegen war seinen Namen auch nur Ansatzweise mit dem des Tiberiers erwähnt zu wissen. Schließlich sollte das alles geheim sein.

  • | Stesichoros


    Stesichoros schniefte noch gelangweilt, als der Name "Senator Claudius" fiel. Das änderte allerdings einiges! Er riss die Augen auf und nickte beflissentlich.


    "Hättest du gleich gesagt, wer der Vater ist, wäre das doch alles kein Problem gewesen!"


    Er öffnete die Tür. Er musste einen Augenblick überlegen, wo er den jungen Claudius hinschicken sollte, dann fiel es ihm jedoch ein.


    "Der Herr ist im Bade."





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • "Ah, gut, dann werde ich meinem Herrn ausrichten, dass er im Atrium warten kann."


    Alles Andere war äußerst abwegig. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass Brutus freiweillig in das Badegemach eines Senators eindringen würde, um ein paar Worte zu wechseln.

  • Bevor er Rom für einige Zeit aus dienstlichen - aber nicht derart zwingenden, als dass sich die Reise nicht verschieben ließ, denn da genoß er weitgehende Selbstständigkeit und Eigenverantwortung - Gründen verließ, hatte Evander noch Erkundigungen in einer bestimmten Sache anstellen wollen. Und so hatten seine Nachforschungen ergeben, dass er sich dafür an einen Patrizier aus dem Hause der Tiberier wenden musste. So erreichte er die Türe des Anwesens. Wie immer bei Anwesen ranghoher und vermögender Personen und Familien in Rom, wimmelte es auch hier von Bittstellern und Klienten vor der Haustür, die sich allmorgendlich hier versammelten, in der Hoffnung, zum Patron vorgelassen zu werden und ihr bescheidenes Anliegen unter erniedrigenden Umständen vortragen zu können. Ein erbärmliches Dasein und Evander beneidete diese Männer nicht. Evander drängelte sich zwischen ihnen bis zum Eingang des Hauses durch und wandte sich an den Ianitor.
    "Salve..."
    sagte er. Er hoffte nur, dass der Ianitor ihn nicht für einen der namenlosen Togaträger hielt.
    "Redivivus Evander ist mein Name, ich bin architectus Italiae. Ich bitte um ein Gespräch mit Tiberius Iuvenalis"
    Mit den Tiberiern war Evander sogar - so könnte man sagen - über 'ein paar' Ecken verwandt, so er sich recht erinnerte. Seine Base, Minervina, war die Tochter eines einflussreichen und mächtigen, aber leider verstorbenen Tiberiers. Ob der Ianitor das wusste - was natürlich zu bezweifeln war - und wenn ja, ob es Evander etwas nützte bei seinem Wunsch, zum Tiberius Iuvenalis vorgelassen zu werden - so er denn daheim war - blieb abzuwarten.

  • | Stesichoros


    Am Morgen bei der Salutatio hatte Stesichoros immer alle Hände voll zu tun. Während die Klienten einer nach dem andern durch die Tür kamen, musste er gemeinsam mit dem Nomenclator jeden einzelnen Namen festhalten, damit der Herr überprüfen konnte, welcher seiner Schützlinge noch treu ergeben war und wer nie kam.


    Diesmal jedoch hielt einer der Eintretenden (er war dem Nomenclator unbekannt, also wohl ein neuer Klient) an und stellte sich vor. Architectus Italiae - komischer Posten. Dass er aber scheinbar privat mit dem Herrn Iuvenalis sprechen wollte, war nicht ungewöhnlich. Viele Klienten erhofften sich mehr Chancen durch ein persönliches Gespräch.


    "Geh' mit 'rein! Wenn der Dominus dich emfängt, wird man dir Bescheid geben."


    Damit wies er ins Atrium, wo sich die Klienten nach und nach versammelten.





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • Gerne hätte Evander, der sich des Eindrucks nicht erehren konnte, für eben einen Klienten gehalten zu werden, erklärt, dass er nicht ein Klient ist, der herkam, um Almosen zu empfangen. Aber das Gedränge am Eingang war groß und der Ianitor alleine. Bevor der Mann überfordert wäre - wieviel konnte man von einem angeketteten Unfreien schon erwarten - oder ihm gar den Zugang zu dem Hause verwehrte, trat er ein und begab sich ins Atrium. Vielleicht wäre es besser geesen, er wäre zu einer anderen Tageszeit hegekommen, aber jetzt, wo er schon mal hier war, wollte er nicht unverrichteter Dinge wieder gehen. Zumindest, soweit es von ihm abhing...

  • Man sollte es kaum glauben, aber auch ein eingefleischter Praetorianer wie Balbus besass soetwas wie ein privates Auftreten. In teure ritterliche Kleidung gehüllt kam er an diesem Tag zum Haus der Tiberier. Er war lange nicht hier gewesen, und vorallem war er das letzte Mal mit einem Trupp Milites hier gewesen. Doch heute war er allein, in zivil und als Privatmann hier.
    Und so klopfte er an die Tür.

  • | Stesichoros


    Die Abwesenheit des bekanntesten Dominus war für Stesichoros sehr wohltuend gewesen. Zwar waren noch immer viele Menschen an der Porta gewesen, doch die meisten hatte er wenigstens nicht einlassen müssen.


    Auch in diesem Sommer plagte ihn die alte Sommergrippe, weshalb er wie üblich ein Taschentuch mit sich führte, als er die Tür öffnete. Vor ihm stand ein Mann, der ihm irgendwie bekannt vorkam, den er jedoch nicht einordnen konnte.


    "Wie kann ich dem edlen Herrn helfen?"


    fragte er daher - die Kleidung verriet ihn als wohlhabend und möglicherweise bedeutend.





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • | Stesichoros


    Oh, Prudentius! Das war doch der Name jenes Consul, der seinerzeit so unrühmlich das Zeitliche gesegnet hatte. Ob er mit diesem jungen Mann verwandt war?


    Stesichoros schneuzte sich und fragte


    "Um welche Angelegenheit geht es?"


    Zwar war dieser Mann so gut angezogen, dass es sich in jedem Fall lohnte, den Herrn zu fragen, ob er ihn empfing, aber ein wenig Information würde dem Herrn die Entscheidung sicher erleichtern.





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • | Stesichoros


    Diesmal stutzte Stesichoros. Dieser Mann wollte mit Tiberius Durus über eine Heirat sprechen? Wollte er etwa jemanden aus dem Hause Tiberia ehelichen? Vielleicht Tiberia Albina? Oder doch Calvina? Und warum kannte er den Mann dann nicht?


    "Äh, er ist sicher zu sprechen. Tritt ein!"


    Damit führte der Ianitor den Prudentier in das Haus.





    IANITOR – GENS TIBERIA

  • "Oh wie schön, die Villa Tiberia, endlich!" Arvinia freute sich sichtlich über die Ankunft, allerdings sprach sie mehr zu sich selbst als zu Crista und Cato. Die beiden Sklaven folgten ihr ein paar Schritte weiter weg. Sie hatte den beiden erlaubt miteinander zu reden, frei weg natürlich. Sie war zwar eine Patrizierin, allerdings nicht patrizisch im Umgang mit Sklaven, sie nahm es mit ihnen nicht so eng, daher ließ sie sie reden, zumal sie bemerkte, dass sie sich gegenseitig zu sehr zu mögen schienen. Außerdem wollte die junge Tiberia lieber in Gedanken schwellgend durch die so wundervolle Metropole Rom walndeln. Ihr Vater hatte ihr so viel von hier erzählt, jetzt sah sie alles echt und in Farbe. Sie musste ihren Eltern unbedingt in den nächsten Tagen schreiben.
    An der Porta angekommen, befahl sie Crista zu klopfen.
    Nach einem kleinen Seufzer, strich sie sich durch ihr braunes lockiges Haar, wobei eine Strähne durch ihre Finger glitt und ihr Gesicht streifte, endlich war sie da, sie war sehr aufgeregt, ihre anderen Verwandten hatte sie schon seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen und konnte sich auch kaum an diese erinnern.

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