• An einem wolkenverhangenen Wintertag wurde der Leichnam des jungen Aurelius von Misenum nach Rom überführt. Die Bestattung und die Trauerfeierlichkeiten sollten in der Stadtvilla, dem Hauptwohnsitz der Aurelier, stattfinden.


    Maxentius wurde aufgebahrt, gewaschen, festlich eingekleidet und gesalbt. Ich legte ihm die Münze für den Fährmann in den Mund.
    An den darauffolgenden Tage konnten Verwandte, Freunde und Kollegen von ihm Abschied nehmen. Ich bestellte Musikanten und Klageweiber, die zu Flöten und Saitenspiel den Toten preisen und sein Hinscheiden beklagen sollten.


    Eine Sklavin erhielt den Auftrag, an die Tür der Villa immergrüne Zweige zu hängen. Sie kündeten von dem Todesfall und der damit verbundenen Unreinheit dieses Hauses.

  • Still nahm ich Abschied von meinem Sohn. Es war nicht der erste, der von uns ging. Er würde auch nicht der letzte sein. Das Leben hatte bereits viel von mir gefordert. Nun auch noch diesen Sohn, ein guter Junge. Ich war stolz auf ihn und wünschte eine gute Fahrt über Styx.

  • Antoninus hatte die Nachricht in der Curia erfahren und seinen ersten Schock bereits überwunden. Er stellte sich neben Severina und legte den Arm um ihre Schulter. In einem stillen Gebet bat er seine Vorfahren, diesen Sohn willkommen zu heißen.

  • Eugenius ging es nicht gut, er hatte sich eine ganze Weile in der Villa zurückgezogen. Es war das Alter, auch er würde vielleicht bald von dieser Welt gehen. Er vernahm den Tod von Maxentius mit Trauer und sprach ein Gebet zu den Göttern für den Verstorbenen.

  • Nach dem Verstreichen der Trauerzeit, formierte sich an einem kalten Wintertag der Trauerzug, der die sterbliche Hülle des Maxentius vor die Tore Roms zur Familiengrabstätte der Aurelier begleiten würde.


    Der mit Blumen geschmückte Scheiterhaufen war längst vorbereitet. Die Bahre wurde angehoben und darauf gelegt. Die Kleider und persönlichen Besitztümer des Verstorbenen legten die Familienmitglieder neben ihn. Die Trauergäste legte ihre Geschenke ebenfalls dazu.


    Mit einer Glasphiole trat ich nun an den Scheiterhaufen heran und sprengte wohlriechende Essenzen auf die Totenbahre. Anschließend legte ich ein Medaillon unserer Mutter zu Maxentius. Behutsam öffnete ich ihm nun wieder die Augen und trat zurück.


    Ein letztes Mal rief ich seinen Namen. Mit abgewendetem Gesicht setzte ich anschließend gemeinsam mit seinen Freunden und Verwandten den Holzstoß in Brand.

  • Das Trauergefolge klagte während der Scheiterhaufen brannte. Ein Opfer würde bald folgen. Gefasst sah ich der Bestattung zu. Durch seine Krankheit hatte ich bereits mit dem Schlimmsten gerechnet und mich auf den Abschied vorbereiten können.

  • In stiller Trauer, die man aber der störrischen, unbeirrt stolzen Haltung des alten Eugenius nicht anmerkte, verfolgte dieser den Übergang des verstorbenen Familienmitglieds Maxentius ins Ilysium. Ich hatte ja keine Ahnung wie es um seine Gesundheit stand. Maxentius hatte mir nichts von seiner Krankheit erzählt. War er zu stolz gewesen? Der Junge hatte Potenzial in sich gehabt. Ein großer Verlust für die Familie.

  • Zwei prachtvolle Opfertiere wurden herangeführt. Zunächst wurde ein Schwein für die Opferung gereinigt. Einem Priester setzte einen gekonnten Schnitt, ein Opferdiener fing das austretende Blut auf. Nach der Besichtigung der Innereien, die für „in Ordnung“ befunden wurden, legten Camilli das Schwein auf den brennenden Haufen. Während der Verbrennung wurden wieder Klagelieder angestimmt, die erst endeten, als der Haufen niedergebrannt war und bloße Asche den Platz füllte.

  • Antoninus folgte andächtig der Opferung. Er wünschte seinem Sohn eine gute Überfahrt und bedauerte, ihn wegen der räumlichen Trennung nicht häufig gesehen zu haben. Regungslos verfolgte er den Niedergang des Feuers. Bilder aus der Vergangenheit zogen an ihm vorbei.

  • Nachdem die Opferung gelungen und das Schwein ebenfalls verbrannt war, konnte kein Lebender mehr von seinem Fleisch nehmen. Der Scheiterhaufen brannte herunter. Die heiße Glut musste nun mit Wasser und Wein gelöscht werden. Ich griff nach einem gefüllten Gefäß und schaute zu meinen Verwandten.


    „Wollt ihr mir helfen? Es ist Sache der Familie zu löschen.“

  • Ich stand dem Sohn meines Bruders Antoninus nicht sehr nahe, kannte ihn fast nur aus der Zeit als er noch ein kleiner Junge war, doch hatte ich vor diesen Zustand durch meine Rückkehr nach Rom zu ändern. Etwas, dem ich nun durch Maxentius Tod beraubt war, und das machte mich traurig und auch etwas zornig. Warum waren diesem jungen Mann, von dem man nur Gutes sprach, die Götter nicht gewogen?


    "Die Wege der Götter sind unergründlich." Murmelte Eugenius und half Deandra mit versteinerter Gesichtsmimik das Feuer zu löschen.

  • Nach dem Löschen bemerkte ich den Comes und trat auf ihn zu.


    "Salve, Octavius Detritus. Es freut mich, Bürger aus dem Arbeitsumfeld meines Bruders begrüßen zu können."


    Sodann war die Zeit gekommen, Asche und Brandreste in die bereitstehende Urne aus edlem Marmor zu sammeln. Auch diese Tätigkeit kam allein den Familienangehörigen zu. Ich nickte meinem Onkel zu. Wir würden seinen Anteil mit aufsammeln, falls er sich nicht mehr gut würde bücken können.

  • Ich überlege nicht lange. Ich folge einfach dem Trauerzug.
    Sie haben gesagt ich gehöre dazu.
    Es wird gesungen. Ein Schwein wird geopfert.
    Der Scheiterhaufen brennt und ich kenne den Mann nicht einmal, der darauf liegt.
    Bevor ich etwas falsches mache frage ich lieber.


    "Darf ich beim Einsammeln helfen?"

  • Nicht mehr so überrascht wie sicher noch vor Tagen, aber ebenso erfreut entdeckte ich Licinia zwischen den Trauergästen. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht und das trotz der traurigen Stunde. Ich ging zu ihr, nahm ihre Hand und zog sie zu den Ascheresten des Scheiterhaufens.


    "Du bist eine Angehörige, natürlich darfst du helfen. Ich möchte das sogar. Maxentius war mein Bruder. Er würde sich freuen, könnte er erleben, wie die Familie langsam wächst."

  • Zitat

    Original von Lucius Octavius Detritus
    Detritus wollte sich von Maxentius verabschieden und war auch zu den Trauerfeierlichkeiten erschienen, etwas Abscheids beobachtete er die Opferung.


    Claudius stellte sich neben den Comes. Er weilte zwar der Bestattung bei, wollte aber im Hintergrund bleiben.

  • Furianus kam etwas verspätet zu der Trauerfeier.
    Etwas abseits wohnte er der Zeremonie bei. Sicherlich, er war nicht eingeladen, doch empfand er es als seine Pflicht einen Patrizier zu ehren. Besonders wenn es der Sohn der Aurelier war, der Sohn des Antonius, welchen er bei den Militärfestspielen kennen lernen durfte.


    Mit stolz erhobenem Haupt stand Furianus da und beobachtete, die letzte Ehre sollte der ihm unbekannte Mann bekommen.

  • Ich bemerkte die neuen Gesichter unter den Trauergästen und trat heran. Den Centurio kannte ich aus Mantua und auch der Flavier war mir von Namen und Angesicht bekannt.


    „Salvete, Claudius Vesuvianus und Flavius Furianus. Ich freue mich sehr über eure Anteilnahme. Eure Häuser werden von unserer Familie sehr geschätzt, vor allem auch - und das insbesondere von mir - dein Vater, Furianus. Ich hoffe, ich darf die vertrautere Anrede benutzen?“


    Fragend blickte ich den Flavier an.

  • Eine ihm unbekannte Frau schritt heran und Furianus lächelte nickend.


    "Salve. Wenn ihr mir euren Namen nennt, so dürft ihr diese Anrede sicherlich benutzen."


    Sein Vater schien wohl in aller Munde zu sein. Und das besorgte Furianus ein wenig, wollte er seinem Vater doch in vielerlei Dingen nacheifern und dieses Vorhaben schien immer in unerreichbare Nähen zu rücken.

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