• Während des Gesprächs der Männer verhielt ich mich still. Erleichtert atmete ich durch, weil es in meiner unmittelbaren Familie keine abgedrifteten Mitglieder mehr gab - keine Querschläger, keine Querulanten, keine Glaubensabtrünnigen.

  • Furianus sah den guten Antonius und lächelte ihm nickend zu.


    "Ich danke dir für deine Worte. Sie schmeicheln mir. Zu schade, dass du nicht genug Stimmen hattest. Ich hoffe, dass du bei den nächsten Wahlen zu den Gewählten zählst."


    Und auch der alte Aurelier kam, den Furianus auf der Rostra schon angetroffen hatte. Auch ihn grüßte er mit einem Lächeln, war er doch nicht von seinen doch radikalen Worten auf der Rostra begeistert.


    "Auch ich danke für dein Lob, Aurelius Eugenius."


    Er hielt kurz inne und hörte sich die Worte des Alten an, welcher doch gar nicht so unrecht mit seinen Aussagen zu haben schien. Doch seine Frage schien er immer noch nicht beantwortet zu haben, oder zu wollen.



    "Weise Worte, Eugenius, doch hast du meine Frage noch immer nicht beantwortet. Ich fragte wie du das umsetzen wollen würdest, wärst du in der Politik, im Senat. Was wäre dein Vorgehen, was würdest du einführen wollen, doch wohl nicht Gesetze? Konservative Front hört sich gut an, doch bin ich auch für neue politische Wege offen und somit wohl nicht in deinem Sinne."


    Er hielt wieder inne und überlegte wie er es forulieren sollte.


    "Meine Zukunftspläne führen mich in die Politik, Eugenius. Ich beschreite, wie bereits erwähnt, den Weg unserer Vorfahren und somit kommt für mich nichts Anderes als eine politische Zukunft in Frage. Doch ich werde konkret sein, Eugenius. Nach meiner Amtszeit als Quaestor Principis will ich für das ehrenvolle Amt des Aedilis Curules für die nächste Amtsperiode kandidieren."

  • "Nun aber, ist es nicht für den Anfang überhaupt Impulsgebend eine gemeinsame Linie zu bilden? Zu sagen: Bis hier hin, und nicht weiter?


    'Umsetzen' ist vielleicht das falsche Wort. Es geht viel mehr darum einen Standpunkt auf den Rom gründet durchzusetzen. Das Schicksal von Rom und das der Götter ist untrennbar miteinander verflochten. Darum drängt die Zeit, darum verlangt sie radikale Lösungen, Lösungen die das Problem an der Wurzel anpacken um es zu vernichten.


    Gewiss sollte man mit Vorbild voran gehen und dem Volk seine Fehler durch eigene Taten und Worte aufzeigen. Aber genügt das tatsächlich? Reicht das aus um den Zorn der Götter zu besänftigen. Ihr habt die dunklen Wolken gesehen die sich am Himmel über der Rostra zusammenzogen, als der Consul seine verderbten Worte sprach.


    Doch nun will ich weiter fortsetzen und dir erklären, geehrter Flavius Furianus, was ich mit meinen Worten aussagen will. Wie ich schon sagte ist Rom und sind die Götter untrennbar ein Ganzes. Dieses Ganze zu sichern für die nach uns kommenden Generationen an Römern, sehe ich als meine Lebensaufgabe an - nun da ich wieder in Rom nach meinen Reisen eingekehrt bin. Mit der Zeit wird sich auf die eine oder andere Art eine Konservative Front - von welcher ich sprach - in Rom bilden.


    Konkrete Gesetze mit Reichsgültigkeit zu schaffen, den Willen der schweigenden Mehrheit der Konservativen und Traditionalisten in Gesetzesformen zu gießen, wird eine zeitintensive Aufgabe bei all den Gesetzen und Paragraphen sein. Ich werde also den Kontakt zu gleichgesinnten Juristen suchen die mir einen ersten Überblick geben können, um zu prüfen wie sich der alte Traum von Rom mit dem derzeit Gültigen verträgt, ob es von Notwendigkeit ist, zunächst Gesetze über den Senat als Staatsorgan aus dem Weg zu räumen oder gleich die eigenen Gesetzesvorschläge offen zulegen, wird das Schicksal offenbaren, wenn es soweit ist. Und wie ihr aus meinen Worte schließen könnt, ist meine Absicht selbst im Senat die Stimme meiner und anderer, ebenso konservativer und bewahrender römischer Familien zu sein.


    Was ich gegenwärtig habe, geehrter Flavianer, ist nur die Philosophie, ist Liebe zur Weisheit, als mein Werkzeug den Zeitzustand zu erfassen und Roms Gesellschaft durch dies Instrument zum Denken zu bewegen. Meine Ideen sind mehr Richtlinien als bis ins Detail ausgearbeitete und gefertigte Gesetzesvorlagen, denn hätte ich diese bereits auf Papyrus, wäre ich längst in der Offensive, statt mich darauf zu reduzieren auf der Rostra Plebejer wie den amtierenden Consul bloßzustellen."


    Dann kam Eugenius zum Ende und hakte in der Antwort von Furianus auf seine Frage nach dessen Zukunft noch einmal nach, denn es interessierte den alten Patrizier, was junge Politiker in den Fußstapfen der Vorfahren wandelnd überhaupt zu erreichen gedachten.


    "Und was wirst du, als politisch Liberalkonservativer, wenn ich dich nach deinen Worten richtig einschätze in der Laufbahn der Ämter tun? Was willst du bewahren und was willst du als Neuerung einführen? Bist du dir über die persönliche Note des Flavius Furianus in Amt und Würden bereits im Klaren?


    Und lasse dir gesagt sein: Auch ich bin Neuerungen nicht verschlossen, WENN sie mit dem Ganzen und der Vergangenheit im Einklang stehen.


    Vielleicht sollte ich, um eurer Bild über meine Vorstellung von Rom zu vervollständigen noch etwas ergänzen. Ich sagte euch ja bereits auf der Rostra, dass ich Rom nicht als Kollektiv von Gleichen sehe. Rom, das ist ein Ständestaat, das ist eine Tatsache. Ein autoritärer Ständestaat, welcher vom 1. Volksdiener, dem von den Göttern erwählten Augustus geführt wird. Der Senat ist eine Illusion für den Plebs. Will ich oder du tatsächlich Roms Größe ehren und tatsächlich auf den Spuren der Vorfahren wandeln, so ist der Weg dazu der Kaiserhof und die direkte Umgebung des Kaisers. Leider umgibt sich der Kaiser gegenwärtig viel zu viel mit Plebejern und natürlich ihrer persönlichen Note, welche sie ihrem innewohnenden Ämtern aufsetzen."


    Eugenius sprach in normaler Tonlage, nicht laut, wie auf der Rostra, denn schließlich hielt er a) hier keine Rede und b) wohnte er einer andächtigen Bestattungszeremonie bei.

  • Furianus lächelte.


    "Hört hört. Eugenius, ihr scheint wirklich betroffen zu sein und das kann ich euch nicht verübeln. Auch ich sehe es nicht gerne wie sich die Römer gegenüber den Göttern verhalten. Und ja, ihr hört richtig, ich sage die Römer und nicht nur Plebejer, denn von manchen Patriziern habe ich auch mehr Götterglaube erwartet. Aber darauf will ich nun nicht zu sprechen kommen. Auch habt ihr gesagt ihr wollt Juristen dazu ziehen und ich sage euch, ich als Jurist, sehe es als große und gar nicht so leichte Aufgabe Gesetze oder Vorschläge mit Reichsgültigkeit zu formulieren, besonders im Falle der Religion. Dies ist zwar nicht unüberwindbar, doch bedarf es langer Arbeit. Und gütlige Gesetze wegzuräumen sehe ich noch als größere Schwierigkeit an."


    Aber Furianus wollte doch noch auf die Fragen des alten Patriziers zurückkommen.


    "Ihr fragt nach meinem Handeln und Richtlinien, Eugenius? Nun, ich kann euch dazu noch nicht viel sagen. Ich bin Quaestor, Eugenius, und habe daher nicht viel Entscheidungs- und EInführungsfreiheit welche ein Ädil hat. Ich versuche meine Aufgabe nach bestem Wissen und Gewissen zu vollziehen. Auch hast du nach meiner persönlichen Note gefragt, die sich doch wie ich vermute später ausprägen wird, wenn ich mehr Freiheiten haben darf. Aber vorab kann ich sagen, dass mir das Recht über Allem steht, ich somit die Gerechtigkeit als meine höchste Aufgabe sehe und Verstöße wohl mit meiner ganzen Aufmerksamkeit verfolgen werde. Ich bin jung und voller Tatendrang, werde umsetzen was ich vorhabe. Doch ihr spracht vom Kaiserhof? Nach meinen Informationen sind einige Claudier am Hofe, dienen in doch nicht unwichtigen Posten. Und nach eurer Aussage, Eugenius, nehme ich an ihr wollt den Kaiserhof mit Patriziern infiltrieren? Aber ich muss selbst einräumen, dass ich in ferner Zukunft selbst Interesse daran hätte dem Kaiser direkt zu dienen nachdem ich meine politische Karriere abschließe."


    Ihm schwebte zur Zeit keine genaue Position am Kaiserhof vor, doch hoffte er vom Kaiser eingesetzt zu werden, würde dieser merken welch einen Staatsdiener er in Furianus haben kann. Doch zuerst wollte er seiner politischen Karriere nachgehen, Rom im Cursus Honorum dienen.

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