• Die vergangenen Tage waren schreckliche Tage gewesen. Nicht nur das Unglück am Hafen machte ihn fertig, nicht nur die vielen bedauernswerten Geschöpfe die durch Charon über den Styx befördert wurden machten ihn fertig sondern das er beinahe selbst einer dieser Geschöpfe gewesen währe. Die Zeit nach dem Unglück, wie er so am Hafen gesessen war hat ihm Zeit gegeben über sein Leben nachzudenken. Was hatte er in seinem Leben bisher erreicht? Wie werden ihm seine Verwandten, sollte er den einst sterben in Erinnerung behalten? Alles Fragen die sich Menschen in seinem Alter nicht stellen. Vielmehr stellen sich solche Fragen Männer wenn sie alt sind und auf ein langes wechselvolles Leben zurückblicken können. Aber Manius ist bewusst geworden, dass sein Leben in den Händen der Götter lag, und dass es an ihm liegt, was er daraus zu machen im Stande war. Zur jeder Zeit können einem die Götter den Lebensnerv durchtrennen. Alles was dann bleibt ist die Erinnerung die in den Köpfen der Menschen zurückbleibt. Eine Erkenntnis die sich in sein Gedächtnis eingeprägt hatte und ihn sehr nachdenklich gemacht hatten.


    Heute, da es Früh am Morgen war, die Sonne die es noch nicht gewagt hat über dem Horizont draußen vor dem Hafen ihren Zug über das Firmament anzutreten und nur ein karmesinroter Schein in den vorbeiziehenden Wolken von ihrer Ankunft zeugen, versuchte Manius seine Gedanken in ein klareres Licht zu tauchen. Die Morgenstunden wie er zu sagen pflegte eignen sich besonders gut dafür. Sie sind noch unbelastet von den eindrücken des Tages, lassen noch Raum für Ideen. Und eine dieser Ideen war ihm bei einem Gespräch mit Valens gekommen. Heute so dachte er nun würde der Tag gekommen sein, die Ideen die er mit sich herumschleppte endlich auch in die Tat umzusetzen. Einige Gedanken hatte er am Vortag dazu bereits konkretisiert, einige Berechnungen angestellt und auch überlegt, wie er die Sache am besten angehen würde.


    Er holt sich nochmals die Papyri heraus, auf die er seine Berechnungen und Überlegungen festgehalten hat. Er holte seinen Abakus um seine Berechnungen nochmals zu kontrollieren. Eine abschließende Bewertung verweigerte sich ihm. Er rieb sich am Kinn, das noch immer leicht schmerzte. Er stand auf, goss sich etwas verdünnten Wein ein. Er hob den Becher, sah sich den Becher genau an, rieb mit dem Daumen daran und trank mit einem großen Schluck den gesamten Becher leer. Tief ausatmend starrte er in die Wand, welche sich vor ihm auftat. Mit einer heftigen Bewegung stellte er den Becher wieder zurück auf den Tisch. Er war zu einem Entschluss gekommen.


    Er ging auf sein Cubiculum, streifte im Eiltempo seine schönste Tunica über, richtete seinen sagum zurecht, warf ihn über, befestigte ihn mit einer goldenen Fibel, die er einst von seinem Vater als altes Familienerbstück bekommen hatte und stürmte zurück ins Atrium. Dort am Tisch starrte er nochmals die Schriftstücke an, sah den Abakus vor sich liegen. Aber er beachtete sie nicht mehr. Sein Entschluss stand fest.
    Mit großen, schnellen Schritten verließ er die Casa. Die Sonne hatte die gesamte Stadt in ein angenehmes Rot getaucht. Er werde seinen Patron aufsuchen. Er werde ihn um einen Rat bitten, und wenn er sich großzügig zeigte werde er ihn auch um mehr bitten.

  • Manius musste immer wieder leicht Husten. Der durch die Straßen schleichende leichte Wind, der kühl und stetig aus den Bergen an die Küste strömte wie es um diese Jahreszeit für gewöhnlich oft der Fall war gaben ihm den Ruck möglichst schnell die Casa zu erreichen. Am Markt, wo er sich für gewöhnlich gerne flanierend von Stand zu Stand schleppte und Angebote verglich, Neues aus den verschiedenen Provinzen des Reiches interessiert beäugte und manchmal auch schwach geworden vor Neugierde das eine oder andere kaufte, ging er heute achtlos mit tief gesenktem Haupt daran vorbei. Manius kannte den Weg, war den Weg schon oft gegangen, weshalb er es auch nicht für Wert befand seinen Kopf zu heben, als das Haus langsam in Sicht kam.


    Die Casa der Atia war eine kleine Casa. Sie befand sich auf einer Insula unweit des Forums was Manius stets schätzte. Nur abends, wenn der Lärm noch bis spät in die Nacht an seine Ohren drang wünschte er sich eine Casa vor der Stadt, oder in der Nähe des Forum Provincialis wo die Honoratioren der Stadt ihre Villen haben. Am Straßenpflaster und am Plätschern des Neptunbrunnens, der auf einem kleinen Platz direkt vor der Casa Atia das gesamte Viertel dominierte konnte er erkennen das es nicht mehr weit war bis er an der Pforte seines Heimes ankommen würde. Er schaute langsam auf.
    Valens, da währen wir nun. Ich darf doch annehmen dass du einem Schluck Honigwein nicht abgeneigt sein wirst? Oder hast du dringende Angelegenheiten zu erledigen die dich wieder zurück in das Getümmel der Stadt führen werden?
    Die Höflichkeit seinem Begleiter gegenüber gebot es ihm ihn in seine Casa einzuladen, obwohl Manius sich eigentlich Ruhe gönnen wollte. Doch auch einem angenehmen Gespräch hätte er nichts einzuwenden gehabt, solange er sich nur ausspannen konnte.

  • Nach einer kurzen Zeit hatten Valens und Severus die Casa der Atier erreicht. Valens konnte sich noch daran erinnern, wo sie war, hatten ihn doch seine Botengänge, als er noch Scriba war, ständig daran vorbeigeführt, wenn etwas auf dem Forum zu erledigen gewesen war. Alte Erinnerungen weckte das Haus und der Platz, der ihm vorgelagert war, in ihm... doch ein Hustenanfall von Severus, der sehr ungesund aussah, liess ihn aufschrecken.
    Er hörte, das Severus ihn einlud. Er überlegte kurz. Nichts sprach eigentlich dagegen, er wollte sich sowieso jetzt frei nehmen. Zwar war er besorgt, ob er damit nicht etwas tun würde, was Sevrus nicht wollte, aber er dachte sich, es wäre bei weitem unhöflicher, auf so eine freundliche Einladung abzulehnen.
    "Danke! Es würde mich sehr freuen!", meinte er also, während er an das letzte Mal, als er Honigwein getrunken hatte, zurückdachte. das war in Londinium, in einem Gasthaus an diesem einen Fluss, dessen Namen er vergessen hatte.

  • Die Treppe zur Casa schleppte er sich hoch, öffnete die Pforte, schritt oder vielmehr stolperte durch sie hindurch um sich im Atrium endlich seiner Decke entledigen zu können. Er achtete nicht mehr darauf, dass ihm Valens seiner Einladung folgend gefolgt war und ihm ins Haus begleitet hatte. Aber er war sich dessen wohl bewusst. Er sah sich mit inneren Widerwillen um, bedachte einen Dienstboten mit einem Blick, der jeden anderen sofort zusammenzucken hätte lassen. Doch dieser eilte sofort herbei, sammelte die Decke ein und nahm die Anweisungen von Manius entgegen, um sich hernach rasch in einen etwas abgelegenen Raum zu verziehen.
    Valens, das ist die Casa Atia. Ich darf dich ins Triclinium führen.


    Manius geleitete ihn durch das Atrium in ein kleines aber gemütliches Triklinium. Am Tisch standen kleine Schalen mit Früchten und ein Krug mit Wein, davor auf einem kleinen Tablett irdene Becher. Daneben, auf einem Hocker Schriftrollen, die Manius dort liegen ließ um sich wenn er in der rechten Stimmung war sich an den Gedichten ergötzen zu konnte. In einer Ecke glimmten in einem kunstvoll in Bronze gearbeiteten Becken rot glühende Kohlenstückchen und verbreiteten wohlige Wärme.
    Manius wies auf eine der Klinen. Mach es dir gemütlich. Ich werde mich beeilen. Außerdem habe ich Anweisung gegeben warmen gewürzten Wein zu servieren.

  • Valens sah die Anstrengung, die es Severus bereitete, die Treppe hinaufzusteigen. Er wollte ihn schon fragen, ob er ihm helfen sollte, doch er sah zu seiner Erleichterung, dass Severus das schon allein schaffen würde.
    Ein Diener nahm Severus seine Decke ab und ging weg, ohne auch nur ein Wort mit Valens zu wechseln. Er blickte dem Diener noch nach, bis er das Atrium verlassen hatte, und antwortete dann Severus: "Schön habt ihr's hier. Gemütlich. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es hier innen wohl ausschaut."
    Er folgte Severus in das Triclinium hinein. Mit Erstaunen sah er, dass die Atier selbst hier im warmen Klima von Hispania einen Ofen hatten, der eine nicht unbeträchtliche Hitze ausstrahlte. Vermutlich war so etwas genau das Richtige, falls man einmal zufälligerweise aus dem Hafenbecken 3 Leute vorm Ertrinken gerettet hatte...
    "Danke! Beeil dich nicht!", meinte er zu Severus. "Lass dir nur Zeit! Nun ja... bis gleich."
    Er setzte sich vorsichtig auf die Kline und schaute sich im Raum um. Die Gedichte, die neben der Kline aufgestapelt waren, erregten seine Aufmerksamkeit. Er fühlte sie an. Es war kein billiges Ochsenpergament, sondern ein wirklich gutes Leder.
    So sass er da und wartete auf Severus.

  • Er grinste innerlich als er die Überraschung in Valens Augen erblickte der nicht mit einem, und noch dazu einen angelassenen Ofen hier im Triclinium gerechnet hatte. Für gewöhnlich wurden die Öfen, wenn überhaupt welche vorhanden waren in irgendwelchen Abstellkammern der Verwesung preisgegeben, und nur hervor geholt, wenn es mal ordentlich kalt wurde. Doch was Valens nicht wissen konnte, und Manius ohnehin für sich behalten wollte war dass er den Ofen regelmäßig anmachen lässt wenn er gedachte sich längere Zeit auch in die Nacht hinein im Triclinium aufzuhalten um diverse Pergamente und Papyri zu studieren. Und dabei hatte er sich eine Angewohnheit angeeignet, die er heute jedoch nicht gedenkt einzuhalten. Nämlich sich im Nachtkleid hier herumzutreiben.
    Manius verließ den Raum und machte sich eiligst auf in die Schlafkammer um sich umzuziehen.


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    Nach einigen Augenblicken – Manius war bereits verschwunden und Valens hatte sich genüsslich auf einer Klinen breit gemacht – stolperte Pollas, der Diener von vorhin , herein, der eigentlich gar keiner war. Er war viel zu kräftig für einen Hausdiener und das konnte man sofort erkennen. Auch seine Hände, groß wie Opferschalen waren eher Atribute eines Stallknechts oder eines Landarbeiters. Aber er war ein gewissenhafter Kerl, verlässlich und verschwiegen was Manius sehr schätzte und er gehörte zum Haushalt schon seit einer halben Ewigkeit.
    In seiner rechten Hand hielt er einen Krug, aus dem dampfende Rauchwolken aufstiegen. Auf dem Tablett, das er auf seiner Linken balancierte waren Honig, einige Schalen mit kandisierten Mandeln und Pistazienkernen.
    Habt ihr noch Wünsche? Ohne eine Antwort abzuwarten machte er kehrt und ging in Richtung Tür. Dabei murmelte er schlecht gelaunt und grimmig irgendetwas vor sich her. Bevor er jedoch den Raum verließ machte er nochmals kehrt, griff sich eine Schale die am Eingang stand und drehte sich nochmals um. Er nahm einen verstohlenen Blickkontakt mit Valens auf und wartete auf eine Reaktion.


    @edit: Bild eingefügt

  • Ein Poltern veranlasste Valens, hastig seine hand von dem angenehmen Pergament wegschnellen zu lassen und sich kerzengerade aufzusetzen, mit einem nicht gerade geringen Mass an Schrecken in seinen Augen. Doch was er sah, beruhigte ihn. Es war nur der Diener von vorhin, der, der so missmutig dreingeschaut hatte. Was Valens auffiel, war, dass der Mann sicher kein Feinmotoriker oder Penibilitätsfetischist war - seine Schaufeln, wie man seine Hände getrost bezeichnen konnte, könnten ein Vogelnest beherbergen. Von sehr grossen Vögeln.
    Doch der Mann hielt kein Federvieh in seinen Greifapparaten, sondern Wein und etwas zu essen. Er stellte es neben Valens ab und wandte sich um.
    Während er abging, fragte er kurioserweise noch irgendeinen imaginären Punkt vor ihm, ob alles in Ordung sei. Schliesslich blickte er sich aber doch noch nach Valens um.
    Dieser schüttelte gelassen den Kopf. "Nein, nein! Danke, vielen, vielen Dank. Sehr freundlich von dir.", meinte er und bemühte sich dabei um einen freundlichen Gesichtsausdruck.

  • Gut dachte sich Pollas. Und fast währe ihm ein Lächeln entfleucht, doch rasch hatte er zu seiner griesgrämigen Art zurückgefunden und wandte sich nur müde zum Gehen. Mit der Schale, die an einem Schürhaken ähnlichem Gestänge baumelte verließ er den Raum um sich in einer der hinteren Räumlichkeiten zu verkriechen.


    Inzwischen hatte sich Manius flink wie ein Wiesel in sein Cubiculum verzogen und sich eine neue und vor allem trockene Tunica übergestreift. Er befand es für ratsam sich auch eine wärmende Untertunika anzulegen. Immer wieder fährt er sich dabei über die Stirn, erfühlte ob er fiebrig sei, doch er konnte nichts der gleichen spüren. Nur das ständige Hämmern und die ziehenden Schmerzen im Kopf die von seinem Schlag herrührten ließen ihm immer wieder angestrengt auf die Stirn fassen.


    Manius zog seine Tunika zurecht und kam mit raschen Schritten wieder in das Triclinium.
    Ich hoffe es ist alles zu deiner Zufriedenheit? Pollas hat dich mit allem versorgt wie ich gerade sehe. Und der Wein ist ebenfalls bereits aufgetragen.
    Er nahm an einer Kline platz und brachte sich mit geübten Schwung in eine angenehme Position. Dabei bemerkte er, dass Valens wohl eines der Pergamente die auf dem Tisch lagen fallengelassen hatte und sich nun zusammengerollt auf dem Boden rekelte.
    Er zeigte auf den Tisch.
    Wenn es dich interessiert, Satiriken und Epigramme von Martial und Juvenal. Habe ich mir eigens aus meiner Bibliothek geholt um darin etwas schmökern zu können. Er griff zum Krug und schenkte ein. Greif zu, solange der Wein noch warm und angenehm ist. … Weil wir schon bei den Poeten sind, welche Fortschritte macht der Dichterwettbewerb? erkundigte sich Manius neugierig.

  • Sim-Off:

    Tschuldigung fuer die Pause.


    Der Diener ging ab, und Valens sackte in die Kline, auf der er noch zuvor gesessen hatte, zurueck. Kurz spaeter kam Severus, der nch immer ein wenig in Mitleidenschaft gezogen ausschaute.
    "Alles in Ordnung!", meinte Valens. "Danke nochmals fuer die Einladung. Du hast dich schon umgezogen?", meinte er, als sich Severus auf einer Kline niederliess.
    Etwas peinlich war es ihm schon, dass Severus bemerkte, dass er seine Privatbibliothek beruehrt hatte... doch er meinte nur: "Schoene Buecher. Und bemerkenswerte Poeten."
    Er goss sich einen Wein ein, nachdem ihn Severus dazu aufgefordert hatte.
    "Ach... der Wettbewerb. Es gibt so unendlich viele Sachen zu tun... irgendwie komme ich nicht weiter. Es ist... nicht einfach.", meinte er etwas niedergeschlagen.

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