| Pedarius Globulus
"Gut, gut", winkte der Aedituus sogleich ab, als der Sklave Anstalten machte, mit der Ziege den Tempel zu betreten, und scheuchte ihn zurück zur Treppe. "Links um die Ecke sind zwei Türen im Tempelpodest eingelassen. Klopfe an die erste, man wird dir helfen, die Ziege für das Opfer herzurichten. Danach warte am Opferstein auf deine Herrinnen!" Um seine Worte zu verdeutlichen - schlussendlich konnte man nie wissen, ob ein Sklave links und rechts verstand, wiewohl Links und Rechts von vorne oder hinten betrachtet sich vice versa darboten - zeigte er durch die Tür einmal nach links und sodann gerade die Treppe hinab zu dem Altarstein, an welchem die blutigen Opfer vollzogen wurden.
Hernach wandte Pedarius Globulus seine Aufmerksamkeit gänzlich zurück zu Flavia und Tiberia. "Wer von euch wird als Opferherrin fungieren? Oder wäre euch lieber, wenn ich die symbolische Weihung in eurem Namen durchführe?" Der Aedituus hatte des öfteren bereits erlebt, dass gerade die Damen aus bessergestellten Häusern bei blutigen Opfern oftmals ein wenig unsicher waren, denn obgleich die Pietas in ihren Kreisen überaus ernst genommen wurde, fielen solcherlei Aufgaben zumeist ihren Vätern, Brüdern oder Ehemännern zu, während Bürgerinnen aus einfacheren Kreisen öfter gezwungen waren, das Opfermesser selbst in die Hand zu nehmen.
[size=7]M.F.G.[/size]