[Triclinium] Speisezimmer

  • Tatsächlich schien Quiri eingeschlafen zu sein. Er hatte den Kopf auf seine Brust geneigt und die Augen geschlossen. Ein leises, wohliges Schnarchen war zu hören.


    Leise lachte ich vor mich hin.


    "So gelangweilt haben wir den armen Quiri. Oder ob er die letzte Nacht in einem Lupinar verbracht hat?" flüsterte ich zu Lucius.


    Dabei spürte ich meine letzte Nacht ebenfalls deutlich.

  • Der Gute schien wirklich zu schlafen.


    "Mir ist es recht,..." flüsterte ich leise zurück, rückte etwas dichter zu Calpurnia, legte meine Hand auf ihre und gab ich ein sanften Kuss auf die Wange.

    "Das konnte ich schon viel zu lange nicht mehr..."

  • "Wenn wir leise sind, dann merkt er gar nicht, das wir weg sind. Ich werde Eumenes sagen, das er uns bei ihm entschuldigt."


    Leise schob ich den Sessel zurück und stand auf.

  • Ich folgte Lucius, bog aber noch einmal kurz in das Schlafzimmer Messalinas ab, um zu sehen, ob es ihr gut ging und es ihr an nichts fehlte.

  • Die Sklaven liefen sorgenvoll umher und richteten alles her, was nur herzurichten war. Die Klinen wurden mit feinen Bürsten bearbeitet, der kleine Tisch in der Mitte vorsorglich auf Hochglanz gebracht und die Vasen gegen neuere und wertvollere eingetauscht.
    Duftende Öllampen sorgten für ein angenehmes Ambiente für das kommende Mahl, welches den Status besonders hervorheben sollte.


    Furianus legte sich selbst, als alles fertig hergerichtet worden war, auf eine der Klinen und gönnte sich, um die Wartezeit nicht gänzlich verfluchen zu müssen, eine kleine Darbietung der Musikanten.

  • Von dem Sklaven wurde Gracchus ins Triclinium geführt. Schnell hatte er den Raum gemustert und war zu dem Schluss gekommen, dass er heute wahrscheinlich noch besser eingerichtet worden war. Er trat auf ein paar Schritte an den Gastgeber heran.


    "Salve, Flavius Furianus!"

  • Furianus gab den Musikanten sogleich einen Wink mit der Hand, so dass jene sofort aufhörten zu spielen.
    Lächelnd nickte er dem Eintretenden zu.


    "Salve, Tiberius Gracchus. Bitte, nimm Platz, die Vorspeisen werden sogleich gereicht."


    Diese Andeutung verstanden die sämtlichen Sklaven, die in dem Speisezimmer standen, sofort und eilten in die culina.
    Währenddessen gab Furianus den Musikanten wieder ein Zeichen, so dass jene anfingen zu spielen.
    Er selbst wandte sich an den Gast.


    "Das Gewicht der Gens Tiberia scheint sich nunmehr auf Rom verlagert zu haben, daher war ich am gestrigen Tage überrascht ein Mitglieder jener Gens zu erblicken. Sage mir, Tiberius Gracchus, was führt dich nach Hispania, fernab den übrigen Verwandten?"

  • Gracchus nahm ebenfalls auf einer Kline Platz. Sie waren bequem gepolstert, sowie er es gewohnt war. Er verstand den Sinn der kurzen Pause der Musikanten nicht, aber das war auch egal. Hoffentlich hatten die hier guten Wein.


    "Das selbe könnte ich dich fragen, Flavius."


    Gracchus zwinkerte. Die Flavier hatten sich schließlich auch immer mehr nach Roma zurückgezogen.


    "Nun, ich liebe das Klima in Hispania. Und was will ich es in Roma schön haben, wenn ich es in Hispania schöner haben kann?"


    Gracchus brachte ein Lächeln zu Stande. Er mochte den Frost nicht und hier in Tarraco würde es auch nicht soviel davon geben.

  • Gracchus konterte gut, so dass Furianus dies nur mit einem Lächeln kommentieren konnte, jedoch durchaus eine Antwort gab.


    "Die Weisung des Kaisers, Tiberius, wie so viele Männer führten sie mich hierher."


    Nun kamen endlich die ersten Sklaven mit Schüsseln voller Trauben, Datteln, Äpfeln, Obst und in Honig Eingelegtem. Nicht zaghaft, wie er es immer pflegte, griff Furianus sogleich nach den Trauben und verspeiste eine sogleich voller Vorfreude auf diesen erfrischenden Geschmack.
    Dem zweiten Satz des Gracchus konnte er nur beipflichten und nickte sogleich die Trauben kauend.


    "Da hast du durchaus Recht, Hispanias Reize überwiegen eindeutig. Aber aus dem Hang zum Schönen lässt sich auch eine direkte Abkehr von der Politik erschließen, der deine Verwandten durchaus in großem Maße nachzugehen pflegen."


    Furianus fiel sogleich auf, dass er nicht wusste in welchen verwandschaftlichen Verhältnissen er zu den ihm bekannten Vertretern dieser Gens stand. Gar zu seiner Verlobten, auf die er wohl später noch eingehen würde.

  • Gracchus griff zur Genüge zu. Vorzügliche Trauben. Und die Datteln waren auch nicht schlecht. In Hispania lief gerade die Weinernte an, daher waren die Trauben noch frischer und schmackhafter als die sonst. Auch das süße in Honig eingelegte Obst sprach Gracchus an.


    "Ich bin der Politik nicht abgewandt, allerdings denke ich, dass viele Tiberier zu früh in die Politik einsteigen."


    Sein Bruder und seine eine Schwester waren schließlich auch schon in der Politik tätig. Und beide waren jünger als er.

  • Furianus war selbst noch jung und doch hatte er, anders als einige Politiker seines Alters, einen plausbilen grund für seinen frühen Weg in die Politik - sein Vater war Senator und er hatte diesem in die Politik zu folgen, Verpflichtungen waren sein Antrieb.


    "Das mag stimmen, da vermutlich die nötige Erfahrung im Bezug auf das Leben und dessen überraschende Wege fehlt. Doch ich bin sicher, dass das Stürmische und Lebhafte, die Eigenschaften der Jugend, der Politik durchaus zum Wohle gereichen. Aber dies wiederum in maßvollem Rahmen."


    Sogleich nahm er sich zwei Datteln und begutachtete diese kurz, bevor er sich diese Köstlichkeiten munden ließ und anschließend wieder zu Gracchus blickte.


    "Ich nehme an, dass du dich in Hispania nicht der Untätigkeit widmen willst, wenn du der Politik nicht gänzlich abgewandt bist?"


    Heutzutage reichte ja nicht der Name und Stand, um sich erfolgreich auf dem politischen Parkett behaupten zu können, man verlangte einiges mehr.

  • Gracchus ließ sich ein Stück in Honig eingelegte Birne auf der Zunge zergehen und hörte derweil seinem Gegenüber zu. Vielleicht sollte er den Koch dem Flavier abkaufen. Wobei, der tiberianische Koch war auch ziemlich gut.


    "Das hast du richtig erkannt. Ich habe den Posten des Aquarius im Auge, später vielleicht in die städtische Verwaltung. Ich setze mir da nicht so genaue Ziele."


    Er schob sich eine Traube in den Mund.


    "Was hast du noch vor, in deinem Leben, was sich noch längst nicht dem Ende zuneigt?"


    Er hatte erfahren, dass der Mann, bei dem er heute speiste, schon Aedil gewesen war.


    "In der Politik warst du schließlich bereits erfolgreich. Hast du dem Heer angehört?"

  • Furianus war doch überrascht, dass sich der Tiberier ebenfalls nicht gerade patrizischen Ämtern hingab, doch in der heutigen Zeit musste man eben wie jeder Beliebige von ganz unten anfangen, um sich realistische Chancen zurechnen zu können. Eine Karriere im Militär als sofort eingesetzter Tribun konnte man vergessen, wie auch eine Mitgliedschaft in irgend einem Collegium des Cultus Deorum.


    "Die Wasserversorgung ist ein recht interessantes Schaffensgebiet. Ich versuche mich derzeit an einer Dissertation über jenes Thema und leite die Bauarbeiten an einer Wasserleitung nach Carthago Nova."


    Er bedeutete einem Sklaven sogleich einen der guten Weine einzuschenken, denn die Süße der Früchte sollte ja nicht für den rest des Abends im Gaumen haften bleiben. Während der Sklave einschenkte hatte Furianus Zeit die doch komplizierte Frage seines Gegenüber zu beantworten.


    "Nun, anstatt einer Amtszeit pausiere ich schon die zweite. Ich hoffe demnach alle Projekte bis zur nächsten Wahl vollenden zu können, sowie auch von unserem ehrenwerten Imperator caesar Augustus zum Senator ernannt zu werden, um so für das Amt des Praetors kandidieren zu dürfen. Ich pausiere schon länger als eigentlich geplant und wollte mich stets der Politik widmen."


    Und nach einem Schluck des guten Falerners beantwortete er die andere Frage sogleich.


    "Ja, ich habe in der Legio Prima Traiana Pia Fidelis gedient. Und du, Tiberius?"


    Furianus, sowie auch sein Vater, waren schon immer der Ansicht gewesen, dass das Militär einen Mann fürs Leben prägte und diese Erfahrung niemals außer Acht gelassen werden durfte. Die Legion bereitete einen Jüngling auf die Schlachten außerhalb des Feldes ebenso vor, wie auf den Ernstfall eines Krieges.

  • "Intressant, Intressant."


    Eine Dissertation also. Gracchus hatte eher zu sich selbst gesprochen, als zu dem Flavius. Nun widmete er sich einer kleinen Schale mit Oliven.


    "Dann hoffe ich für dich, dass du bald in den Ordo Senatorius erhoben wirst und die weitere politische Laufbahn bestreiten kannst. Sag, wer ist dein Vater, Flavius?"


    Er schluckte ausversehen den Kern einer Olive mit hinunter.


    "Soso, in der Prima. In meinen jüngsten Jahren war ich auch dort. Noch vor Picentia."

  • "Danke, Tiberius, ich hoffe auch, dass mir diese Ehre zuteil wird."


    Sagte er, als er gerade nach einer Dattel griff.
    Was hatte er nicht alles getan, um in diesen Ordo aufgenommen zu werden. Am Anfang, da bot er dem Imperator die Stirn und war wohl etwas zu stürmisch, als jener seine Entscheidung nicht revidieren wollte. Nun nahm er diesen Auftrag an und versuchte das beste daraus zu machen, war Architectus und Curator der Schola, Beisitzer der Curia und würde wohl noch ein Aquädukt erbauen können. Alles Streben nur auf ein Ziel hinaus, den Ordo Senatorius.


    "Mein Vater?"


    Sagte er, nachdem er sich aus seinen Gedanken reissen konnte.


    "Senator Secundus Flavius Felix. Ehemaliger Legatus Augusti pro Praetore in Italia."


    Die Worte waren voller Stolz von ihm gegeben worden, denn der Vater war stets ein Vorbild, das höchste Ziel für Furianus war es sowieso dem Vater in Ruhm und Ehre zu erreichen.
    Eine weitere Dattel wanderte in den Mund und er nickte dem Tiberier zu, jedoch ohne den letzten Satz zu kommentieren, da jener vielleicht an sein hohes Alter erinnert werden konnte, wenn Furianus nach Picentia fragen würde.


    "Mich würde es ungemein interessieren inwieweit du mit Tiberia Claudia verwandt bist, Tiberius Gracchus."


    Es gab noch so viele Dinge bezüglich seiner Verlobten zu wissen.

  • Oha. Sohn des berühmten Senators. Flavius Felix. Gracchus hatte viel von ihm gehört. Persönlich kannte er den Senator nicht, aber er würde hoffentlich noch seine Bekanntschaft machen.


    "Ich nehme an, dein Vater hat dich zu einer solchen Laufbahn gedrängt, Flavius?"


    Tiberia Claudia. Wer war das doch gleich. Gracchus Gedächnis wurde alt. Ahja.


    "Claudia... Claudia... Eine Cousine von mir. Warum fragst du?"

  • "Nein, diesen Weg zu beschreiten habe ich beschlossen, doch dies auch mit dem Wohlwollen meines Vaters."


    Zumindest hatte sein Vater keine Gründe gegen diesen Weg geäußert und ihn auch, als jener noch in Rom lebte, unterstützt. Es war auch sehr abwegig, würde ein Senator seinem Sohn verbieten den ehrenvollen Weg der Ahnen, den Cursus Honorum zu beschreiten.


    Sein Blick verweilte für kurze Zeit an einem der Sklaven, der sogleich verstand was der Dominus wollte. Nach dezenten Zeichen zu den anderen Sklaven begaben sie sich alle hinaus, in die culina.
    Furianus ergriff lächelnd einen Apfel und strich mit dem Daumen über dessen glatte Oberfläche.


    "Sie ist meine Verlobte, Tiberius. Wenn ich wieder in Rom bin werden wir wohl heiraten."

  • Hätte Gracchus einen Sohn gehabt, hätte er ihn aufjedenfall dazugedrängt der Prima beizutreten, sich einen Namen zu machen und danach in die Politik zu gehen. Dem Wink des Flavius nach zu schließen, gab es jetzt bestimmt die Hauptspeise. Obwohl Gracchus auf Diät war, würde er wohl trotzdem kräftig zulangen. Was kümmerte ihn schon sein Arzt.


    "Dann gibt es wohl noch einen weiteren Grund für deine Ernennung zum Senator."


    Mit Claudia verlobt. Soso. Gracchus hatte sie nie gut gekannt, schließlich unterschieden sich ihre Laufbahnen sehr voneinander. Außerdem war er ein Stück älter als Claudia.


    "Wie lange bist du schon mit ihr verlobt?"

  • Furianus brauchte nach dieser Frage erst einmal Bedenkzeit und so kam ihm das gerade aufgetischte Essen nur zu recht.
    Die Teller wurden beiseite geschafft und sogleich die Hauptspeise serviert. Ein Kalb wurde heute eigens für dieses mahl geschlachtet und so verwunderte auch die große Schüssel mit dem vielen Fleisch nicht. Dazu gab es geräucherten Fisch, Garum und noch weitere Gewürze.


    "Nun, ich zähle die Tage nicht, ich bin nur erfreut solch eine Frau getroffen zu haben und schwelge im Glück sie bald Mein nennen zu dürfen. Aber es ist wahrlich schon zu lange her, dass wir uns verlobten und eine Heirat schon gar überfällig. Doch du siehst ja, ich bin hier und sie in Rom, derzeit wäre es unpässlich konkrete Vorbereitungen zu treffen."


    Nach einer kurzen Pause und einem Schluck des süßlichen Getränks, nahm er sich ein Stück Kalbsfleisch.


    "Und du, Tiberius, stehst du in einer festen Verbindung?"

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