Melanurus brachte den Gast hierher "Einen Moment, bitte!" und suchte dann nach Hungaricus.
Peristylium - Der Garten
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Ich betrat den Garten und sah mir interessiert einen immergrünen Busch an.
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Melanurus - der eigentlich gar nicht Hungis Sklave war, sondern der seines Bruders - hatte Hungi auch tatsächlich gefunden und über den Besuch unterrichtet. So kam Hungi in sein Peristylium.
Salve. Womit kann ich dienen?
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"Salve Senator, wir haben uns bisher nicht kennengelernt, mein Name ist Didia Fausta."
begrüsste ich meinen Gastgeber.
"Ich bin im Dienst der Venus unterwegs. Ihr habt im Senat sicher mitbekommen oder gar mitbestimmt, dass eine Expedition zur Insula Veneris entsendet werden soll, um die Reste der göttlichen Muschelschale zu finden. Ich habe mich mit Freuden bereit erklärt, die Expedition zu leiten, und bei Erfolg, an Ort und Stelle je nach Begebenheit einen Schrein oder Tempel erbauen zu lassen. Zu diesem Zweck bin ich ausser den staatlichen Zuschüssen auch sehr an privaten Förderern der Expedition interessiert." erklärte ich mein Anliegen. -
Hungi mußte auflachen.
Verzeih mir, aber wenn eine Priesterin der Venus mich besucht, wollen sie immer eine finanzielle Unterstützung.
Er schmunzelte noch ein wenig, zwang sich dann aber doch, sein Gesicht ernsthaft aussehen zu lassen.
Selbstverständlich weiß ich von dieser Expedition. Und es freut mich zu hören, daß es nun anscheinend ernst wird. Wann plant ihr den Beginn der Reise?
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Ich lächelte zurück
"Das ist nun mal auch ein Aspekt des Priesterdaseins. Das Sammeln von Spenden. Aber wenn Ihr ein Gensmitglied wüsstet, dass sich der Expedition anschliessen würde, wäre ich auch sehr dankbar. Ich denke, ich werde dem Senat die fertigen Pläne innerhalb eines Monats präsentieren können. Wenn meine Pläne abgesegnet werden, kann es praktisch den Tag danach losgehen." -
Das habe ich mir schon gedacht. In welcher Größenordnung soll denn die Spende vorzugsweise sein und an welches Konto soll sie gehen?
Ein Gensmitglied? Hmm, wir sind alle beim Militär bzw. mein Bruder wurde gerade zum Quästor gewählt. Wenn, dann müsstest du sie selber fragen.
Innerhalb eines Monats im Senat? Das klingt doch sehr ansprechend. Ich freue mich schon auf die Darstellung.
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"Nun, Senator Geminus hat 5000 sz gespendet, Senator Livianus 4000 sz und der Pater gentis der Claudier 100 sz. Ich habe in der Planung 12000 sz geschätzt. 2000 für die Schiffspassage inkl. Mannschaft, 8000 sz für einen Tempel am Fundort und 2000 sz für die Verpflegung und andere kleinere Posten. Es fehlt eine Summe von 2900 sz und ich kann mich stolz vor den Senat stellen, dass die Staatskasse nicht angegriffen wird." sagte ich stolz.
"Jede Spende darüber kommt der Societas veneris zugute, die das Geld für den Venuskult verwaltet und Rücklagen sammelt für zukünftige Projekte." -
Hungi mußte lächeln.
Naja, sooo genau wollte ich es auch nicht wissen, wieviel die anderen gespendet haben. Aber gut, mit einer vierstelligen Summe kannst du meinerseits rechnen. Ich hoffe, das ist in Ordnung? Auf welches Konto genau soll es gehen?
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"Aiuf das Konto der Societas veneris (1233) Senator.
Darf ich dich noch mit einem anderen, den Senat betreffenden Anliegen der Societas belästigen?" fragte ich Senator Hungaricus hoffnungsvoll. -
Gut, ich werde meinen Sklaven anweisen, noch heute einen kleinen Betrag auf dieses Konto zu überweisen.
Natürlich. Worum geht es denn?
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"Nun, ich weiss nicht, ob du die Aushänge gesehen hast, aber ich hatte neulich zu einer aussergewöhnlichen Sitzung geladen, um die Societas veneris neu zu ordnen und uns der Öffentlichkeit vorzustellen.
Zu dieser Sitzung kamen auch die senatoren Quarto und Agrippa, wie ich dachte aus Interesse am venuskult, aber ich sollte mich irren.
hatten die Dreistigkeit vor dem Venuskult, der Vertreterin des Cultus Deorum, die Flaminca Tiberia Claudia und einem Mitglied der Gens Iulia, dem Sacerdos Titus Iulius Imperiosus zu verkünden, dass lt. Senatsbeschluss der Tempel Venus genetrix abgerissen wird, um einem Ulpianarium zu weichen. Die Anwesenden der Versammlung brachten stichhaltige Argumente gegen diesen Abriss und die Senatoren Quarto und Agrippa gingen mit den Worten, dass Sie diese Argumente dem Senat vortragen würden. Ich wollte dich als Fürsprecher im Senat für diesen Tempel gewinnen, der schliesslich von Caesar gebaut wurde und das erste Gebäude des Caesarforums ist. Die Senatoren haben zwar angeboten, dass der Tempel eventuell auf der anderen Seite neu erbaut werden könnte, aber ich finde das völlig inakzeptabel.
Glaube mir ich bin kein zänkisches Weib und guten Argumenten immer aufgeschlossen. Auch werde ich mich, wenn Senat und Kaiser mir sagen, das wird so geschehen nicht dagegen stellen, wie könnte ich auch. Aber ich diene der Göttin Venus, und ich werde diesen Abriss niemals gutheissen können. Die Götter tolerieren, was Ihre Tempel angeht sicher keinen Tauschhandel." -
Hungi runzelte die Stirn.
Aber von einem kompletten Abriss ohne Neubau oder ähnlichem war doch nie die Rede, wenn mich mein Gedächtnis nicht ganz täuscht. Ich selber habe zwar die Diskussion um das Ulpianum nur am Rande mitverfolgt, aber ich bin mir sicher, daß man als Ausgleich mindestens einen adäquaten Tempel für die Göttin Venus Genetrix an einer sicher ebenso guten Stelle vorgesehen hat.
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"Ein Tempel ist nicht gerade eine Insula, die einer Wegesplanung im Wege steht. Es gibt keine Entschuldigung für einen Abriss. Ich hatte zuvor schon mit Senator Avarus gesprochen, der mich beschwichtigte, es sei kein Abriss, sondern eine Umsetzung des Tempels Stein für Stein innerhalb des Cäsarforums. Darüber könnte man reden. Aber ich habe Senator Quartos Plan verstanden, wie Du Ihn mir auch gerade dargelegt hast. Nämlich Abriss und Neubau. Und glaube nicht, dass ich mir die unterschwellige Drohung, dass wenn der Kult sich sträubt dass Mitspracherecht daran verliert missverstanden habe. Ich bin durchaus Herrin meines Verstandes. Bei diesem Tempel handelt es sich nicht nur um ein Heiligtum der Venus, sondern es ist auch ein historisches Gebäude, erbaut vom vergöttlichten Cäsar, zu Ehren seiner Ahnin und zum Dank über seinen Sieg über Pompeius. Ein Abriss und Neubau ist nicht nur eine Beleidigung der Gens Iulia, sondern des Kaisers selbst, der sich als Erbe Cäsars sieht. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit den Kaiser zu sprechen, aber ein Vertreter der Gens Iulia war bei der Versammlung dabei und ich könnte mir denken, da der Abrissplan des Senats bei diesem Vertreter der Iulier nicht gerade auf Verständnis gestossen ist, dass die Iulier eine eigene Abordnung in den Palast senden, um ein Veto einzulegen.
Senator Avarus wird dir sicher bestätigen können, dass ich keine religiöse Eiferin bin und durchaus logischen Argumenten zugänglich bin. Die einzigen Möglichkeiten, auf die sich der Kult auf den Handel einlassen wird sind folgende:
Nämlich Sanierung und Versetzung des Tempels Stein um Stein innerhalb des Cäsarforums; und ein Sühneopfer an die Göttin verbunden mit einer grosszügigen Spende an den Kult.
Könntest du diese Standpunkte vertreten Senator?" -
Geduldig, weil auch überwältigt ob der Menge an Worten;) hörte Hungi der Priesterin zu.
Wenn es die Göttin beschwichtigt, soll es mir Sterblichem nur recht sein.
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"Dann danke ich Dir Senator. Sowohl für deine Hilfe bei der Expedition, als auch für dein Wohlwollen im Senat. Ich hoffe ich habe dr nicht zuviel deiner kostbaren Zeit genommen." bedankte ich mich.
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Durchaus nicht. Ich freue mich schon auf den Bericht von deiner Expedition.
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"Danke Senator. Nun muss ich noch weiter. Ich habe noch eine Verabredung. Möge die Göttin mit dir sein."
verabschiedete ich mich glücklich und verliess die Casa. -
Vale Sacerdos. Mögen auch die Götter mit dir sein. sprach er und sah der Priesterin schmunzelnd nach, bis er sich wieder an seine Pflichten und der dazugehörigen Arbeit erinnerte.
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Gerade jagten noch der kleine Menyllus und seine um ein paar Jahre ältere Schwester Deidameia um eine Ecke, dann hallte noch ein lautes „Meia, ich krieg dich schon noch!“ durch den Säulengang und es war von den beiden nichts mehr zu sehen oder zu hören…
Phaeneas sah den beiden hinterher. So schnell konnte man gar nicht schauen, wie ein Heranwachsender in Menyllus‘ Alter an einem vorbeisauste. Und auch wenn seine Schwester der Kindheit inzwischen seit geraumer Zeit entwachsen war, genoss sie es nachwievor, ihre Tunica zu raffen und sich noch einmal um diese kindlichen Höchstgeschwindigkeiten zu bemühen.
Im Anblick dieses ausgelassenen Spiels musste der Bithynier unweigerlich an seine eigene Kindheit denken.
Als er klein gewesen war, hatte es da in dem Haushalt, in dem er damals gelebt hatte, diesen großen, alten Koch gegeben, der eine sehr kräftige Hand gehabt hatte. Er hatte sich oft um die Zurechtweisung von Sklavenkindern gekümmert. Unter seinen Augen zu lachen, geschweige denn so herumzutoben, war von vornherein unmöglich gewesen. Und keiner der jungen Sklaven wäre je auf die Idee dazu gekommen oder hätte sich auch nur vor Altersgenossen so sorglos gegeben. Zu tief war das Misstrauen untereinander der erwachsenen Unfreien gewesen und ebenso intensiv auf ihre Kinder übergegangen.
Im gleichen Augenblick fiel dem bithynischen Leibsklaven seine Mutter ein. Stets hatte sie ihm fürsorglich Ermahnungen mitgegeben, wenn er irgendetwas zu erledigen gehabt hatte, oder erst recht, wenn ihn etwas in die Nähe der Herrschaften geführt hatte. „ ... Sei höflich. Vergiss nicht, respektvoll zu sein. Und sei vorsichtig, was du sagst.“ Phaeneas hatte genickt. „Ich werde auf mich aufpassen, Mutter“, hatte er geantwortet, mit damals noch knabenhaft hoher Stimme. Sie hatte ihm noch einen letzten Blick zugeworfen, aus ihren warmen braunen Augen, als könne sie ihn dadurch unterstützen, bevor er sich umgedreht und sie alleine zurückgelassen hatte.
Gut erinnerte sich Phaeneas an eine Szene, die sich hier im Hause Vinicia öfter abspielte, wenn nämlich Mania herbeigeeilt kam und ihren Sohn Menyllus, und manchmal auch Deidameia, für ihr lautes Lachen und fröhliches Herumspringen zurechtwies.
Was der Bithynier auch gelernt hatte war, dass Erziehung nicht mit dem Kindesalter endete. Irgendeiner von Phaeneas‘ früheren Herrn ... Der Bithynier wusste gerade nicht mehr, welcher, aber es was ja auch egal, einer war fast so gut wie der andere ... Jedenfalls einer hatte ihn einmal wiederholt darauf hingewiesen, dass er darauf bestand, dass seine Sklaven sich vor ihm verneigten – es war seltsam, wofür man sonst alles einen Kopf und ein Gedächtnis hatte, jedenfalls hatte Phaeneas es stets seiner Gewohnheit gemäß unterlassen. Was dieser Herr dann gesagt hatte, war dem bithynischen Sklaven noch gut im Gedächtnis. Seine Stimme war dabei bedrohlich ruhig gewesen, fast gleichgültig: „Du hast wahrlich ein Rückgrat aus Metall, Phaeneas. Doch jedes Rückgrat - kann man brechen.“
Allein schon dass er sich seinen Namen hatte merken können, war gefährlich gewesen.
Es war nicht wörtlich gemeint gewesen, sicherlich, doch er hatte danach sehr anschaulich bewiesen, wie ernst es ihm um seine Forderung gewesen war.
Aber auch Phaeneas war auf seine Art hartnäckig und so hatte sich, nachdem er wieder einmal den Besitzer gewechselt hatte, seine alte Angewohnheit wieder eingependelt.
Manchmal also brachte Erziehung auch gar nichts. Und nachdenklich betrachtete der Leibsklave des Hausherrn die Säule vor sich, an der Meia und Menyllus gerade vorbeigerannt waren.
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