Peristylium - Der Garten

  • Sim-Off:

    Vorgeschichte:
    Teil 1
    Teil 2
    (Teil 3 - nicht wichtig für die Handlung)


    Gerade noch hatten Evanoridas und Lichas den Mosaikboden im Peristylgang gefegt, während Charmis einen Kiesweg mitten durch die Büsche, Statuen und kleinen Brunnen mit einem Rechen bearbeitete. Jetzt ließen die beiden den Jungen und Phaeneas im Innenhof der Villa allein.


    Charmis blickte plötzlich auf. „Du hast mich angelogen!“
    Ein Schock durchfuhr den Bithynier. Betont langsam wandte er sich zu dem kleinen Sklaven, aus seiner geübten Miene sprach scheinbare Gelassenheit, während sich seine Aufmerksamkeit jetzt schon verdreifachte.
    Vorwurfsvoll funkelten die jungen Augen ihn an. „Du hast mich angelogen damals! Natürlich warst du in ihn verliebt, die ganze Zeit über warst du es schon, du wolltest es uns nur nicht sagen!“


    Ach so. Eine klassische Marotte von schlechterzogenen Sklavenkindern, dieses Bestehen auf die „Wahrheit“. Dieser unerschütterliche Glaube daran, dass jeder gerne und mit Freuden sein Leben offen mit anderen Menschen teilte. Und so weit kams noch, dass sich Phaeneas an diese schlechten Gewohnheiten der vinicischen Hausgemeinschaft anpasste.
    Natürlich hatte er Charmis die Wahrheit verschwiegen, weil sich seine Schwäche für Cimon damals noch als Risiko herausstellen hätte können. Und natürlich war es ihm jetzt vollkommen egal, wenn alle Welt wusste, dass er ihnen etwas vorgemacht hatte, so lief das nun mal. Sicherheit ging immer vor Wahrheit, der urrömische Grundsatz.
    Und jetzt, wo sich mit Cimon herausgestellt hatte, dass alles in Ordnung war, dass er seine Liebe wirklich und verantwortungsvoll erwiderte, jetzt konnte er sich mit ihm auch offen als Paar zeigen. Dass er damit die Überzeugungen eines kleinen Jungen verletzte, was kümmerte ihn das?
    Trotzdem schwieg er. Weil er ganz sicher nicht für Charmis‘ Erziehung zuständig war. Wenn das seine Eltern schon versäumt hatten (wie fast alle Eltern der vinicischen Sklavenschaft).


    „Warum nicht? Warum wolltest du mir das nicht sagen?“
    Phaeneas schwieg weiterhin. Er wusste nicht, was er sagen sollte, in dieser seltsamen Situation. Die Wahrheit hätte gelautet: ‚Weil du ein x-beliebiger Junge bist und ich dir keine Rechenschaft schuldig bin, so wie ich niemandem zur Wahrheit verpflichtet bin.‘ Aber das konnte er schlecht sagen. Denn dann hätte er sich von Charmis in die Karten schauen lassen und das durfte niemand, dem er nicht vorbehaltlos vertraute. Und das tat er derzeit nur bei Lucianus und Cimon.
    „Warum nicht? Da ist doch nichts großartig dabei“, bestand der Junge trotzig und sturköpfig auf einer Antwort.
    Phaeneas verzweifelte langsam, aber sicher. Mit bockigen Kindern hatte er keine Erfahrung. Und in dieser Sache hatte er keinen blassen Schimmer, wie er Charmis nur zum Schweigen bringen sollte. Und das möglichst schnell.
    „Warum konntest du mir nicht einfach die Wahrheit sagen?!“


    Da kam es fast von alleine von seinen Lippen: „Lern dich erst einmal zu benehmen! Und dazu gehört, anderen ihre Angelegenheiten selbst zu überlassen!“ Nicht harsch, aber fest und unumstößlich.
    Selten teilte er seine Weisheiten, umso mehr hätte Charmis diesen Moment zu schätzen wissen müssen. Dass er ihn, einen unwürdigen, weil x-beliebigen, kleinen Sklaven an Weisungen teilhaben ließ, die direkt von seiner, Phaeneas‘, Mutter kamen. Dinge, die zu überleben halfen.
    Aber natürlich starrte der Junge ihn nur perplex, verunsichert und unwillig an. Dann nickte er und trollte sich - er war mit dem Kiesweg fertig - wortlos. Aufgrund eines Gebots, das erfreulicherweise auch bei Charmis angekommen war: Wenn Erwachsene ein Machtwort sprachen, gehorchte man.
    Es kam einer Lüge gleich, dass er zu diesem Thema überhaupt mit dem jungen Sklaven gesprochen hatte. Er hatte ihm in jeder Hinsicht wieder etwas vorgemacht; auch die Autorität, nur um ihn still zu bekommen. Aber in kritischen Situationen war jedes Mittel recht.

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