Wenn ihr nur eine einzige Schramme hineinmacht lasse ich euch kreuzigen!, klingt Antonias Stimme durch die Gänge, untermalt von einigen Stöhnlauten zweier unglücklicher Sklaven, die eines von Antonias Verlobungsgeschenken - eine Statue des Gottes Merkur - seit geraumer Zeit durch die verschiedenen Räume der Villa tragen.
Ab und an stellen sie sie ab, jedoch nur um sie fünf Sekunden später wieder hochzuhieven, weil die Patrizierin der Ansicht ist, dass das Werk dort nicht richtig zur Geltung komme.
Gut, versuchen wir es neben dem Stein.
Seufzend deutet Antonia auf den Brocken, der seit geraumer Zeit das claudische Atrium ziert. Mit einem "Uffz" laden die beiden Sklaven den Merkur ab, was einen missbilligenden Blick ihrer Herrin nach sich zieht. Einige Minuten stiller Musterung später schüttelt sie erneut den Kopf.
Nein.. der Stein lenkt zu sehr ab. Da sieht er ja aus wie ein.. wie ein Elf. Außerdem betont der Stein sonderbarerweise das Huhn.. äh, den Hut auf dem Kopf.
Mit einem Wink bedeutet sie den Sklaven ihr in den nächsten Raum zu folgen.
Halt! Nicht neben die Topfpflanze! Wie sieht das denn aus? Nein, nein, stellt ihn vor den großen Gegenstand.
Doch auch hier gefiel ihr das gute Stück nicht und so geht es weiter, von Zimmer zu Zimmer, bis sie schließlich in ihrem eigenen angekommen sind.
Hm..
Sollte sie sich auf eine obskure Regel berufen, die besagt, dass man Statuen des Merkur immer im rechten Winkel zu einem Bogen mit bunten Bändern aufstellen soll? Andererseits solle das Hippogreifen anlocken, also vielleicht doch besser in die Ecke?
Dorthin., ordnet sie schließlich an und beginnt zu strahlen. Ja, gegenüber ihres Bettes. Perfekt. So würde sie ihn als letztes sehen, bevor sie einschlief und als erstes, wenn sie morgens aufwachte
Sehr schön. Ihr könnt gehen., verkündet sie huldvoll, woraufhin die Sklaven sich beeilen, außer Hörweite zu kommen. Schließlich könnte es sein, dass draußen noch eine Statue des Apoll darauf wartete irgendwo platziert zu werden.
My Big Fat Greek Statue
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Unüberhörbar gleitet die sonst so samtene und jetzt so kratzbürstige Stimme meiner Tochter durch unsere ehrbaren Gemäuer. Diese sonst so willkommene Stimme hatte meinen geruhsamen Nachmittagsschlaf gestört, so dass ich mich ruckartig aufsetze und nachsehe, was denn im Gange ist.
Ich wandle die Treppe herunter und sehe zunächst nur einen Rücken einer kalkweißen Statue. An den Füssen hat sie Anhängsel, die den Überresten übergroßer, halbabgefackelter Falter gleicht. Ich komme ihr näher, sehe noch immer nur ihren Rücken, komme immer näher bis ich sie erreiche und wen sehe ich? Zwei gestresste Sklaven, die schuften.
"Recht so!" murmle ich.
Ich gehe ein bisschen weiter und erblicke endlich meine Tochter, die mehr oder weniger entschlossen die 3 Gebilde herumdirigiert.
"Töchterchen. Welch Freude Dich zu erblicken. Hai, wer hat Dir denn diesen gefalterten Merkur beschert? Und warum lagerst du ihn hier zwischen?"
Ich betrachte sie und hoffe beim Blick über ihren Bauch, dass sie nach wie vor keusch geblieben war. Wehe, wenn nicht!
"Du hast Dich nicht verändert, das freut mich. Wie bist du mit der Sponsalia zufrieden?"
-
Mit einem leicht irren Lächeln sieht Antonia auf die Reste ihres Vaters hinab.
Das wird dich lehren, so über MEINEN Merkur zu sprechen!, ruft sie und nickt heftig.Der nächste Satz Arbiters reisst sie jedoch aus ihrem Tagtraum, woraufhin sie ihn kurz verwirrt anblinzelt. Da kommt ihr jedoch sein erster Satz wieder in den Sinn und ihre Augen verengen sich zu Schlitzen.
Gefalterter Merkur?, wiederholt sie nur und tritt näher an ebendiesen heran. Gefaltert. Pft. Der hatte doch keine Ahnung.
Sie verwirft ihr 'so-lange-den-Vater-anschrei-bis-er-sich-eines-besseren-besinnt-Vorhaben' und antwortet schließlich so ruhig, wie es ihr im Moment möglich ist:
Aber Vater, du warst doch dabei. Dieser wunderschöne Merkur ist von meinem Verlobten. Von Gracchus, du erinnerst dich?
Demonstrativ legt sie der Statue die Hand aufs Hu...auf den Hut.
Und ich lagere ihn nicht zwischen, ich stelle ihn auf.
Beziehungsweise stellten die Sklaven ihn auf und sie hatte festgelegt, wo das stattzufinden hatte
(Und nachdem sie geheiratet hatte, würden ihn die gleichen Sklaven in die Villa Flavia schaffen müssen. Doch darüber macht sich die Patrizierin vorerst keine Gedanken.)Verändert?
Sie blickt an sich hinab.
Wieso hätte ich.. ? Ähm, die Sponsalia? Sie war sehr.. interessant. Hast du dich amüsiert? -
Zitat
Original von Claudia Antonia
Gefalterter Merkur?"Verzeih: ich meinte natürlich geflügelter Merkur. Wie dumm von mir."
Die gedanklichen Assoziationen von halbagefackelten Faltern sind in meinen gesprochen Worten omnipräsenter als mir lieb ist.
ZitatOriginal von Claudia Antonia
Aber Vater, du warst doch dabei. Dieser wunderschöne Merkur ist von meinem Verlobten. Von Gracchus, du erinnerst dich?"Ah, jetzt wo du es sagst. Schmuck oder Bargeld wäre natürlich um ein Vielfaches besser gewesen; dafür wird diese abnorme Plastik aber wundersame Dienste leisten, wenn sie in deinem Zimmer allfällige Einbrecher zu Tode erschrecken und somit zur Flucht bewegen wird."
Ich kann ein Lachen nicht unterdrücken. Zu schade weiß sie, dass ich es nicht bös meinte.
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Etwas unverständliches vor sich hinmurmelnd, zieht Antonia die Hand vom Hut des Merkurs und sieht ihren Vater halb prüfend, halb fragend an. Wurde er etwa jetzt schon vergesslich?
Ja, aber.. Vater, genau genommen.. Schmuck habe ich doch auch bekommen.. und ein..
Sie seufzt und schüttelt lächelnd den Kopf.. lächelnd, bis sie, ob der Worte ihres Vaters, fest die Kiefer aufeinanderpresst. Ooooooh, wie konnte er nur?
Abnorme Plastik. Abnorme Plastik. [SIZE=7]Abnorme Plastik.[/SIZE], wiederholt sie seine Worte, immer leiser werdend. Dummerweise wurde Vatermord äußerst grausam bestraft, weshalb sie an dieser Stelle von einer Tat, die sie spätestens bei der Gerichtsverhandlung bereuen würde, absah
Stattdessen rümpft sie beleidigt die Nase.
Was, außer der Tatsache, dass du es äußerst erheiternd findest, meinen Merkur zu beleidigen, führt dich eigentlich zu mir? -
Fasziniert beobachte ich, wie sie mit ihren Händen mit dem Hut des Merkurs rumNESTelt. Störend empfinde ich auch diesen gackernden Untertun meiner Tochter. Diesen hatte sie vor der ganzen Merkurgeschichte jedenfalls noch nicht.
ZitatOriginal von Claudia Antonia
Ja, aber.. Vater, genau genommen.. Schmuck habe ich doch auch bekommen.. und ein.."Du magst es Schmuck nennen, ich nenne es Fröhliches-Balast-Loswerden. Wer weiß, vielleicht hatte er eine alte Tante, die gestorben ist, und die ihm ihre alten Schmuckdinge hinterließ. Aus Gründen der Pietät konnte er dann die abstrusen Materialien weder wegschmeißen noch verkaufen und so hat er mit dir ein williges und empfangendes Opfer gefunden."
ZitatOriginal von Claudia Antonia
Was, außer der Tatsache, dass du es äußerst erheiternd findest, meinen Merkur zu beleidigen, führt dich eigentlich zu mir?"Aber mein Kind!!!! Wer beleidigt denn hier deinen Merkur? Eher würde ich einen Hahn lebendig verschlingen, als solch Frevel zu betreiben. Allein lautere Liebe trägt mich an deiner statt….
....und der Wille wissen zu wollen, ob du wohl noch nicht geschwängert bist" , grummle ich hinzu.
-
Etwas verunsichert sieht Antonia zu der Kette, die Gracchus ihr geschenkt hatte und die seither in einem Kästchen lag.
Kurz darauf ist sie versucht, ihren Unterkiefer auf dem Boden zu suchen, so weit, denkt sie, ist ihre Kinnlade heruntergeklappt.
Glücklicherweise ist ihr Unterkiefer noch immer fest mit dem Rest des Kopfes verbunden und so starrt sie ihren Vater lediglich entgeistert an.
GESCHWÄNGERT???, ruft sie empört (und einen Tick zu laut).
Wie bei allen Göttern kommst du nur.. ? Was bei.. ? Wieso.. ?
Sie atmet einmal kurz durch.
Warum, bei Iuno, denkst du, ich wäre geschwängert worden? Ich bin doch keine Straßenhure! -
Einen Moment scheint meine Tochter sprachlos. Sprachlos vielleicht auch deshalb, weil ihr Unterkiefer manch komische Bewegungen vollführen. Ich beschließe in nächster Zeit subtil Medicus Mattiacus um Rat zu fragen.
"Tochter! Sieh nur zu, wie du sprichst. Wie eine dahergelaufene sonstwas. Und ich weiß sehr wohl, warum ich frage, so kannte ich deine Mutter nur allzu gut. Und ich kannte sie allzu gut aus der Zeit VOR der Hochzeit. Und zwar aus erster Hand."
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Das ist nun endgültig zu viel für Antonia. Ungläubig sieht sie ihren Vater an. Wie konnte er...wie konnte er nur so von ihr denken? Ihr eigener Vater?
Und vor allem: Was hatte er ihrer armen Mutter angetan? Nun verstand sie, warum sie Antonia immer ermahnt hatte, sich vor der Ehe nur ja auf keine Liebeleien einzulassen. Dass sie es bereuen würde, sollte sie doch..
Aus dem ersten Schock wird langsam Zorn, der sie die Hände zu Fäusten ballen lässt.Du hast mit ihr vor der Hochzeit.. ? Aber.. wie konntest du ihr das nur antun? Eine Patrizierin vor der Ehe zu so etwas zu.. zu überreden.
Zumindest hofft sie, dass es beim Reden geblieben war.
Den Kopf langsam schüttelnd, presst sie eine Hand vor ihren Mund, um nicht weiterzusprechen. Ihren Vater anzusehen erträgt sie nicht, daher wendet sie den traurigen Blick wieder auf ihre Statue. Langsam lässt sie die Hand sinken.
Lass mich bitte allein. -
"Ich habe gar nichts mit ihr vor der Hochzeit, was denkst du denn überhaupt? Aber ich kenne ihr Naturell und du bist nur allzu sehr nach ihr geraten. Nur schon diese Gelüste nach diesen abgefalterten Statuen!"
Claudia scheint nun etwas bedrückt. So sage ich möglichst zärtlich.
"Mein Liebchen. Ich wollte Dir nichts unterstellen, aber verstehe meine Sorge um Dich. Die Traditionen werden mehr und mehr verachtet. Dabei bist Du doch etwas vom Besten, das ich besitze."
Ich warte einen Moment.
"Aber wenn du willst, lasse ich dich nun alleine...mit dem Geflügelten ;)."
-
Offensichtlich zutiefst gekränkt - weniger wegen der Aussagen sie selbst betreffend, mehr wegen der erneuten Verbindung von Faltern mit Merkur - verschränkt Antonia die Arme.
Ich bin mir sicher, dass die Statue mich zumindest nicht schwängern wird.
Wie kam er nur auf den Gedanken? Sie nimmt sich vor, nacher einmal zu überprüfen, ob sie zugenommen hat.
Sei versichert, Vater, ich halte mich an die Traditionen. Schließlich bin ich eine Claudia.
Die erneute Verhohnepipelung der Statue würdigt sie indes keiner Antwort mehr. -
Sichtlich verdutzt blickt Antonia dem unangekündigten Besuch, der soeben ihre Statue bewundert hatte, hinterher.
Empört klappt sie den Mund auf, findet jedoch nicht die rechten Worte. Was war denn hier los? Schlimm genug, dass ihr Verwandter Führungen fürs niedere Volk veranstaltete, aber musste das denn auch durch ihr Zimmer führen? Nichtmal angeklopft hatten sie. Was, wenn sie nun gerade geschlafen hätte oder dergleichen?
Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst nimmt sie sich vor, beizeiten mit Vitulus, oder ihrem Vater über dieses sonderbare Verhalten zu sprechen.
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