[Casa Helvetia] Am Fuße des Aventin - Circus Maximus


  • Im Süden von Rom, nicht weit entfernt vom Circus Maximus und dem Tiber, liegt die Casa des Caius Helvetius Tacitus. In unscheinbarer Nachbarschaft einer kleinen Seitengasse befindet sich die hölzerne Pforte, auf der in roten Lettern der Name des Hausherrn anprangert.



    Das Haus weist den typischen Grundriss einer römischen Casa auf. Das Atrium, zentraler Punkt des Gebäudes, dient als allgemeiner Aufenthaltsort und Empfangsort für Gäste und Besucher. In dem Säulen umrandeten hinteren Teil der Casa, dem Perystilium, findet der Hausherr Zeit zur Entspannung und Muse.
    Die Casa ist bedingt durch die lange Absentia des Hausherrn nicht mehr im besten Schuß. Die Farben an den Wänden sind verblasst und im Hortus wuchert das Unkraut.

  • Caius saß in seinem Tablinium, nur bekleidet mit einer leichten Tunika. Den Barbier hatte er bereits nach einer viertel Stunde weggeschickt. Er war nicht in der Stimmung und nachdem er die letzten Stoppel seines Bartes mit dem culter fein säuberlich abrasiert hatte, hatte er sich in eben jene Tunika geworfen und sich in seinem Arbeitszimmer verschlossen. Longina war auf den Märkten, schon früh aus dem Haus.
    Jetzt sinnierte er in einem comfortablen Korbsessel sitzend über einen Brief, den er an den Proconul der Provinz Hispania zu schreiben beabsichtigte. Er wollte alles vorbereiten für seine bevorstehende Reise in die Provinz, die ihn mal wieder Wochen von Rom fernhalten werde. Doch würde er noch so oft in die Ferne reisen und fremde Provinzen besichtigen, so zog es ihn doch immer wieder zurück nach Rom, in die urbs, die Lebensader des Reiches, wo das Herz schlug.


    Er fragte sich schon eine Weile, woher diese leichten Bauchschmerzen kamen, die ihn seit einiger Zeit wieder stärker plagten. War das Essen heute morgen ? Das Brot war frisch gewesen und der Käse roch vorzüglich. Oder war es mal wieder ein Anschlag auf die städtischen Wasserleitungen, irgendein Kadaver, der sich in den Rohren verfangen hatte. Nein, das konnte nicht sein. Er war schließlich nicht der einzige, der von dem Wasser trank und von den örtlichen Behörden ging keine Warnung aus.
    Als die Schmerzen nicht nachließen, rief Caius nach seinem treuen Leibsklaven. Jenen schmalsichtigen Armenier, der nur schwerlich Latein sprach, dafür aber umso besser verstand, hatte ihn der Comes von Cilicia geschenkt, als Dank für seine Vermittlungsbemühungen mit Teilen der einheimischen Bevölkerung. Er mußte sich bücken, als er durch die Tür in das Tablinium seines Herrn trat. Mit einer demutsvollen Geste senkte er seinen Kopf und harrte der Befehle, die ihn erwarten würden.
    "Ah, gut, daß du so rasch gekommen bist. Du mußt für mich in die Stadt gehen und einen Medicus aufsuchen. Bring ihn hier her, zu mir." Caius verzog das Gesicht, die Schmerzen plagten ihn mehr. "Geh.'" Mit einem Nicken verließ der Sklave wieder den Raum, den ihm geheißenen Auftrag zu erfüllen.

  • Caius war überrascht, hatte ihn sein Leibsklave die Ankunft des Medicus gar nicht angekündigt. ;) Er schreckte kurz hoch, sah den Arzt und war froh, daß jener so schnell kommen konnte.


    "Salve Medice, wie läuft das Geschäft ? Ich bin froh, daß Du so schnell herbeikommen konntest. Es ist wohl die Leber, sie macht mir zu schaffen."


    Caius fasst sich demonstrativ an die Höhe der Hüfte.


    "Es wäre mir lieb, Du würdest einmal einen Blick darauf werfen."

  • "Unwohl ist keine Frage. Ich stinke wie ein Schwein, wenn ich mich durch die überfüllten Straßen der Urbs bewege, den Atem meines Hintermanns in meinem Nacken spüre. Das einzige, was mich dann wieder auf Trab bringt, ist ein ausgedehnter Besuch in den Thermen.
    Und neuerdings verspüre ich beim Gehen des öfteren ein seitliches Stechen in der Hüfte."


    blickt in das Gesicht des Medicus.


    "Aber seht mich nicht so mahnend an. Ich weiß selber, daß ich in letzter Zeit den leiblichen Genüßen des öfteren zu sehr gefröhnt habe. Meine Frage ist eher, was könnt ihr mir dagegen verschreiben ?" ;)

  • Mattiacus schaute seinen Patienten an.


    "Ich glaube, ich kann deine Krankheiten und Wehwechen auf eine Ursache zurückführen."


    Mattiacus lachte.


    "Du kennst doch sicher den berühmten Satz, mens sana in corpore sano?"

  • "Nein, das wird nicht nötig sein, aber du solltest mal öfters mal gehen, spazieren, laufen, schwimmen, kurz deinen Körper ertüchtigen. In den Thermen sind doch Gymnasien angeschlossen, dort kannst du wie die alten Griechen deinen Körper stählen."


    Mattiacus sah sich seinen Patient noch mal an.


    "Wir sollten erstmal deinen Körper überhaupt in Form bringen. Fangen wir mit einer Diät an. Wie sind deine Essgewohnheiten?"

  • 'Gehen ?!' Dieser Medicus schien beileibe sehr streng. Hatte er nicht schon genug zu gehen, wenn er sich jeden Tag die Stufen über den Palatin zum Forum Romanum schleppte ?


    Er stöhnte merklich auf. In diesem Moment kam Longina von den Märkten heim. Sie hatte wohl noch so viel von den letzten Worten des Medicus aufschnappen könnte, daß ihr ein schnippisches Lächeln über die Lippen glitt. Die Häme war ihr ins Gesicht geschrieben, den alten Sack stöhnen zu sehen, ob der verheißungsvollen Ankündigung des Medicus.
    Wie oft hatte sie ihm zu einer Diät geraten ? Wie oft hatte er sich gegen ihre gut gemeinten Ratschläge zur Wehr gesetzt ? Jetzt würde es ihm an den Kragen gehen. :P


    Er nickte bestätigend. Als ob er sich mit jenen schlanken, jungen Männern in den städtischen Gymnasien vergleichen könne ? Ein Mann ab einem bestimmen Alter sollte das Recht auf ein Bäuchlein haben und selbiges ihn in der Öffentlichkeit vorzuführen. ;)


    "Meine Essgewohnheiten ? Die sind die eines guten Römers. Morgens Käse mit ein wenig Brot, mittags einen Imbiß auf Foren" - aber das sagte er so leise, daß Longina es nicht hören konnte - "und abends ein reichhaltiges Mahl, Hühnchen, oder was gerade auf dem Tisch steht. Und das freilich immer mit einem kräftigen Schluck Vinum nachgespült."


    Die gelegentlichen außerplanmäßigen Zwischenmahlzeiten verschwieg er ganz dezent. ;)

  • Mattiacus dachte nach.


    "Mhm, das muss sich ab jetzt ändern. Als aller erstes: Keinen oder nur wenig Wein, höchstens einen Becher am Abend. Und wenn, dann nur den Roten aus Gallien."


    Mattiacus holte einen Schreibtafel und Kriffel hervor.


    "Ich werde hier eine Liste machen:


    Das Frühstück kann so bleiben. Nur die Imbisse hören ab jetzt auf. Du brauchst einen geregelten Essplan.


    Er schrieb.


    "Frühstück: Käse, Brot Obst


    Mittag: Gemüse, Salat, danach Obst


    Abend: wenig Fleisch (Hühnchen oder Rind) oder Fisch, Gemüse, Obst. "


    Er übergab die Liste Tacitus.


    "Das müsste eine ausgewogene Ernährung garantieren, so dass du abnimmst, ohne dass du Kräfte verlierst. Und Naschen wirst du dir auch abgewöhnen müssen.
    Versteh mich nicht falsch, dass gehört alles zu deinem Besten und soll verhindern, dass du eines schönen Tages tot umfällst."


    Er schaute sich um.


    "Du brauchst viel frische Luft, am besten du spazierst jeden Tag mindestens eine Stunde in den Gärten der Stadt. Wenn wir dich dann ein wenig schlanker gemacht haben, beginnen wir mit dem richtigen Sport im Stile der alten Olympioniken."

  • Caius nimmt das Wachstäfelchen entgegen und legt es beiläufig auf den Schreibtisch ab. Was sprach der da jetzt von Olympioniken ? Er hatte ein Vermögen auf Quintus gesetzt, den römischen Läufer aus Arpinum. Gerade fanden mal wieder in Athenae die olympischen Spiele statt. Er hatte sie auch schon mal besucht, aber nie wollte und konnte er sich mit den Athleten auf der Rennbahn messen.


    Mit ironischen Unterton sprach Caius "Aber daß ich nicht zu viel Gewicht verliere. Ich will ja kein zweiter Herakles werden. ;)


    Achja, eh ich es vergesse. Ich beabsichtige in nächster Zeit nach Hispania zu reisen. Gibt es da irgendwelche Probleme bezogen auf meine Gesundheit, die ich berücksichtigen soll, oder geht das in Ordnung ?"

  • "Ich danke Dir, Medice."


    Er hoffte insgeheim, daß die Praxisstunde jetzt beendet sei. Das war ein ziemlicher Brocken, den ihm der Medicus da auftischte und er hoffte, er würde nicht mit weiteren Beschränkungen kommen. ;)
    So begnügte er sich mit einem leichten süffisanten Lächeln, während er lässig die Hände auf dem Bauch faltete.

  • Caius seufzte. Die Aussicht auch seinen zweiten Sohn an die Armee zu verlieren, stimmte ihn nicht gerade froh.


    "Ist das dein dringenster Wunsch, mein Sohn ? - Ich muß sagen, deine Wahl bereitet mir nicht große Freude. Dein Bruder Tranquillus dient ja bereits im fernen Germania.
    Doch ich möchte Dir deinen Traum nicht zerstören, so nenne mir deine Beweggründe, die dich verleiten, dein Glück in der Legion zu suchen, so daß ich mir ein besseres Bild machen kann.
    Geschieht es nur aus einer jugendlichen Laune heraus oder steckt mehr dahinter ?"

  • Mein Vater, wenn dir dies nicht beliebt, so werde ich
    es natürlich lassen.
    Es wäre jetzt einfach so mein erster Gedanke gewesen.
    Doch, so könnte ich es mir auch vorstellen, könnte ich auch
    eine politische Karriere anfangen.
    Hört sich dies für dich besser an, Vater?

  • "Mein Sohn..."


    Caius blieb stehen.


    "Ich möchte Dir nicht vorschreiben, was du tust. Wenn es Dich zur Legion zieht, so werde ich dich nicht daran hindern. Werde ein tapferer, römischer Offizier und erwerbe dir deine Meriten.
    Zieht es dich in die Politik, so werde ich auch dort alles mögliche versuchen, dich zu unterstützen, daß du Erfolg hast."


    Ich blickte meinen Sohn tief an.

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