Tablinum | Die Ankunft von Durus

  • Livia liest sich gerade durch einige Abschriften von den Senatssitzungen. Parallel macht sie sich Notizen auf einer Wachstafel. In einer Ecke des Raumes sitzt ein junger Sklave und zupft leise an den Seiten einer Lyra. Ein weiterer, vom Ianitor vorgeschickter, Sklave tritt ein und informiert sie von der Ankunft des Tiberiers. Überrascht räumt sie die Schreibsachen beiseite und nickt dem Sklaven zu.


    "Nur zu. Er soll eintreten."


    Dann erhebt sie sich von ihrem Stuhl, um ihren Verwandten angemessen zu begrüßen.

  • Durus trat ein. Eine sehr gemütliche Atmosphäre - viel besser als im staubigen Ägypten.
    Dann sah er Livia. Er erinnerte sich kaum an sie - hatte er sie doch das letzte Mal als Kind gesehen! Aber er fand, dass sie einen recht netten Eindruck machte...
    "Salve, Livia. Ich bin Manius Tiberius Durus. Ich hatte dir geschrieben, dass ich kommen würde und hier bin ich!"

  • Im ersten Moment ist Livia sprachlos. Sie fängt sich jedoch wieder und geht mit einem überraschten Lächeln auf Durus zu.


    "Durus! Welch eine Überraschung. Salve. Verzeih, das Schreiben muss verloren gegangen sein. Doch das macht nichts - du bist selbstverständlich herzlich willkommen. Was führt dich hierher? Wirst du auf längere Zeit bleiben?"


    Sie deutet auf einen freien Korbsessel.


    "Setz dich doch..."


    Dem Sklaven winkt sie beiläufig, dass er ihnen verdünnten Wein und einen kleinen Imbiss bringe.

  • Sie schien den Brief tatsächlich nicht bekommen zu haben. Dabei hatte der Matrose versichert, dass er ihn abgegeben hätte...
    Durus setzte sich auf den Korbsessel. Er ist wunderbar bequem.


    "Oh, es tut mir leid, dass ich so hereinplatze bei Euch. Ich hätte es euch ja geschrieben:
    Ich würde gerne nach Rom ziehen. Aegyptus ist zwar eine schöne Provinz, aber irgendwie ist sie...nunja...nach einiger Zeit nicht mehr sehr reizvoll. Und jetzt, wo mein Vater und meine Mutter verschieden sind, hält mich nichtsmehr dort!"


    Dass ihm außerdem das Geld ausgegangen war, verschwieg er sorgsam. Er wollte nicht wie ein unwürdiger Bettler wirken.

  • "Mein herzliches Beileid sei dir gewiss."


    Livia nimmt ebenfalls Platz und lächelt ihm aufmunternd zu.


    "Ich freue mich sehr, dass so noch ein wenig mehr Leben in diese Villa kommt. Zwar führe ich hier in Rom sicher kein langweiliges Leben, doch die eigene Familie um sich zu haben hat stets seinen ganz eigenen Wert. Sicher wirst du dich bald eingelebt haben. Außer mir lebt vor allem mein Bruder Flaccus hier. Deine Cousine Tiberia Claudia hält sich meist auf unserem Landsitz auf. Sie ist mittlerweile übrigens ganz bis zur Flaminca Minervae aufgestiegen."


    Ein stolzes Lächeln tritt auf Livias Züge.


    "Vitamalacus und Germanus sind in Germania und dienen bei der Legio IX als Centuriones. Was sind denn deine Pläne für Rom?"

  • Durus kratzte sich am Kopf. Seine Familie hatte zweifelsohne viel erreicht. Nun musste er sehen, dass er aufholte. Er wollte auf keinen Fall zum Schandfleck werden.


    "Sehr beeindruckend. Ich habe kaum etwas von euch gehört in Aegyptus. Aber wenn ich mir das so anhöre, bin ich wieder stolz, der Gens Tiberia anzugehören!"


    Dann machte er ein nachdenkliches Gesicht


    "Was ich tun will? Ich bin mir noch nicht so sicher. Eigentlich wollte ich erstmal als Anwalt tätig werden, bis ich Fuß gefasst habe. Danach wollte ich auch etwas in der Politik mitmischen!"


    Er grinst etwas.


    "Dafür sind die Patrizier doch da! Allerdings weiß ich nicht...vielleicht könnte ich auch sehen, dass ich einen Posten in der Verwaltung kriege - um mir das alles erstmal anzusehen..."

  • Die letzten Worte des Durus noch hörend trat Flaccus ein. Soeben war der Unterricht am Tempel zu Ende gegangen und Flaccus hatte sich auf den Heimweg gemacht, als ihn hier nun ein fremdes Gesicht erwartete. So wanderte sein Blick nur flüchtig über den "Neuen" blieb dann an Livia haften.
    Salvete! Schwester, du hast Besuch?
    Er stellte ein Lächeln ein und ließ seinen Blick auf den Besucher zurückwandern.
    Tituts Tiberius Flaccus. Willkommen in der Villa Tiberia, ich bin der Bruder Livias

  • Durus blickte zur Tür. Da stand wieder ein neues, unbekanntes Gesicht, dass sich sofort als weiterer Verwandter vorstellte.
    "Salve! Ich bin Manius Tiberius Durus. Ich bin dein..."
    er hielt kurz inne, um seine Verwandtschaft zu ermitteln
    "..Cousin?"
    Flaccus machte einen recht anständigen Eindruck auf Durus.

  • Flaccus Miene verzog sich leicht. Zum einen war die Verwndtschaft soeben angewachsen, was Livia ihm gar nicht mitgeteilt hatte, zum anderen musste er selbst darüber nachdenken, in welchem familiären Verhältnis dieser Durus nun stünde.
    Vetter Durus? Verzeih, ich habe die letzten...Jahre nicht hier verbracht. Es freut mich, dich zu sehen.
    So eine große und verästelte Familie wie die der Tiberier war auf ihre Weise schon anstrengend.
    Ich hörte, dass du dir Gedanken um deine Zukunft in Rom machst?

  • Durus lächelte seinen Cousin an.
    "Ich auch nicht! Ich komme aus Aegyptus. Mein Vater diente dort dem Imperator."
    Wenigstens war er nicht der einzige, der neu hier war.
    "Ich wollte gerne zu euch nach Rom ziehen - soweit ihr nichts dagegen habt!"
    Ob es doch etwas dreist war, hier hereinzuplatzen und einfach hier wohnen zu wollen? Andererseits war die Villa wirklich groß genug...eines Patriziers würdig eben!

  • Flaccus lächelte zurück.
    Aegyptus, eine schöne Provinz. Ich war vor einigen Monaten dort, bevor ich meine Rückreise nach Rom antrat. Allerdings führte mein Weg über Cyprus und Achaia, wo ich noch eine Zeit verblieb.
    Flaccus drehte seinen Kopf etwas hin und her.
    Ich denke, dass sich ein Zimmer in diesem besscheidenen Haus finden lassen wird.
    Ja, Livia hatte eine der prunkvollsten Villen aufgetrieben, jedes Wort, welches diese als bescheiden titulierte, konnte nur ein Anflug von Ironie sein.
    Was zieht dich nach Rom, hast du bereits eine Beschäftigung?

  • Jetzt richtete sich das Gespräch wieder auf sein unangenehmes Problem. Zwar waren die Verwandten überaus freundlich, aber dennoch musste er einen angemessenen Beruf finden, um seine späteren Wahlkämpfe zu finanzieren - wie er zumindest hoffte...
    "Die Politik. Eigentlich wollte ich dort einsteigen - später. Zuerst einmal werde ich wohl wieder als Anwalt oder aber in der Verwaltung arbeiten müssen - aber wir werden sehen. Die Tiberier sind ja nicht wegen ihrer Faulheit Patrizier geworden!"
    Er lächelte wieder.

  • Flaccus begab sich nun gemächlich zu einem der Korbsessel, raffte seine Toga und nahm Platz. Leider war der Dienst an den Göttern nicht in seiner Auflistung enthalten.
    Du hast die Kurse der schola Atheniensis schon durchlaufen? In der Politik Fuß zu fassen ist nicht einfach, doch hat die gens Tiberia auch hier schon außerordentliche Familienmitglieder hervorgebracht.
    Er lächelte zu seiner Schwester.
    Die Verwaltung wird sicher Posten für dich bieten, auch wenn dies in Rom ebenfalls nicht leicht ist.
    Er erinnerte sich an die Aushänge, die ihn damals selbst zum cultus deorum brachten.
    Am Forum Traiani findest du immer wieder Angebote aller Art. Vielleicht ist dort etwas für dich dabei, dass dir zu einem Namen verhilft. Die gens, in die Iuno dich hineingeboren hat, wird dir sicherlich hilfreich sein, doch solltest du versuchen, dir zuerst einen Namen zu machen.

  • Livia hat aufmerksam zugehört und ein stiller Sklave ist zwischendurch hereingekommen und hat ihnen Wein und Wasser serviert. Sie trinkt einen Schluck Wasser und nickt dann lächelnd.


    "Ja, das wäre vermutlich ratsam. Mir wurde zugetragen, dass zum Beispiel die Stadtverwaltung von Misenum noch auf der Suche nach kompetenter Verstärkung ist. Vielleicht wäre das ja eine gute Möglichkeit, falls sich hier in Rom nichts ergibt. Leider ist es ein ganzes Stück von Rom entfernt, doch ich glaube mich an Freunde unserer Familie zu erinnern, bei denen du unterkommen könntest..."

  • Zuerst lauschte er Flaccus' Worten. Offensichtlich war es durchaus nicht einfach, in Rom Arbeit zu finden. Aber er würde sicher etwas bekommen. Rom konnte schließlich nicht von ein paar Magistraten regiert werden!
    "Ja, ich wollte ohnehin mal einen kleinen Stadtrundgang machen. Schließlich will ich meine neue Heimat kennen lernen!"
    Dann sprach Livia. Misenum...er war noch nie dort gewesen, aber prinzipiell wäre es ja auch eine Option...
    "Ich werde mal sehen, ob ich in Rom eine Anstellung finde. Wenn nicht, gehe ich eben nach Misenum! Aber danke für deinen Hinweis!"
    Er sah sie freundlich an. Seine neue Familie kümmerte sich wirklich bereits jetzt sehr gut um ihn, wo er noch nicht mal eine Stunde hier war!

  • Flaccus schaute zwischen beiden hin und her.
    In Rom wirst du sicher eine Anstellung finden, die Schreibstuben bieten hier viele Möglichkeiten. Doch solltest du bedenken, Durus, dass sich hier keine Aufstiegsmöglichkeiten ergeben. Livia hat dahingehend durchaus Recht, die municipia des Reiches bieten rasche Ausfstiegschancen zu Munizipialmagistraturen, in denen du sicher wichtige Kontakte für dein späteres politisches Leben knüpfen könntest. Das solltest du bei deiner Suche bedenken.
    In der Sklavenwahl hatte Livia ebenfalls ein geübtes Auge; schnell wurden Köstlichkeiten aufgetischt, an denen sich Flaccus nun zu schaffen machte. So nahm er ein paar süße Trauben.

  • "Wenn ihr mir beide zum Land ratet, werde ich das vielleicht besser tun...aber wie gesagt - ich werde mich erst einmal umsehen...


    Wie steht es eigentlich mit euch? Wie gehen eure Berufe voran?"
    Durus hatte nun ihre Ratschläge gehört und beschloss, später darüber nachzudenken. Jetzt wollte er einmal etwas über seine zukünftigen Mitbewohner erfahren.

  • "Überlege es dir ruhig in aller Ruhe..." lächelt Livia und trinkt noch etwas von ihrem Wasser.


    "Gut geht es voran. Ich trete momentan allerdings etwas kürzer. Seit meiner Amtszeit als Aedilis Curulis beschäftige ich mich vor allem mit dem Senat und mit meinem Amt als Auctrix bei der Acta Diurna. Des Weiteren werden mich in Bälde die Vorbereitungen meiner Hochzeit in Anspruch nehmen."


    Sie wirft Flaccus einen kurzen, undefinierten Blick zu und wendet sich dann wieder an Durus.


    "Ich weiß nicht, ob du schon davon erfahren hast. Ich bin mit dem Praefectus Praetorio Marcus Vinicius Hungaricus verlobt. Die Hochzeit wird wohl im Aprilius oder in der zweiten Hälfte des Iunius stattfinden. Anschließend werde ich mich möglicherweise wieder nach einem geregelten Einkommen umsehen, falls mich der Haushalt nicht schon gänzlich ausfüllt."

  • Livia lächelt schwach.


    "Danke. Ja, das ist wohl wahr. Sein einziger Makel ist wohl, dass er einer plebeischen Familie entstammt. Die Hochzeit wird daher sine manus geschehen, so dass ich unserer Familie in gewisser Weise wohl erhalten bleibe und meinen Stand behalte."

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