Eine Sklavin auf Abwegen ..

  • Ganymed schwieg für einen kurzen Moment, dann nickte er langsam. Er sah ihr an, dass sie es ernst meinte und es kein Spontanentschluss war. Voller Mitgefühl legte er ihr eine Hand auf die Schulter. Er konnte nachvollziehen, was sie durchmachte. Hatte er das bei seinem alten Herren nicht auch oft durchmachen müssen? Solche Demütigungen und Strafen, die aus den Verstand gelangweilter oder verrückter Römer kamen?


    "Diese Patrizier sind Bestien!" flüsterte er voller Inbrunst. Seine Gedanken überschlugen sich dann. Alleine würde sie es bestimmt nicht schaffen. Und wenn sie erwischt wurde...? Es war nicht auszudenken, was die Konsequenzen für Nadia wären. Insbesondere da dieser Flavier...Felix, fiel es Ganymed wieder ein, noch irgendwelche Spiele mitorganisieren wollte. Und da konnte sich Ganymed denken, was mit Nadia geschehen würde.


    "Wo willst Du hin, Nadia? Hast Du jemanden? Oder willst Du die Stadt verlassen?" sprudelte es aus ihm heraus. Er sah sie ernsthaft an und fügte ruhig hinzu. "Ich helfe Dir, Nadia."

  • Zu gerne wollte sie ihm wiedersprechen, wollte ihm sagen, dass Furianus doch ganz anders war, aber seit ein paar Tagen wusste sie ja das Gegenteil. Seine Worte schafften es ihr irgendwie noch mehr Angst zu machen und sie wollte nur noch viel schneller von hier weg, ganz weit weg. "Ich weiß nicht wohin ich will. Aus der Stadt wäre gut, aber wie? Ich kann nicht einfach so durch die Tore spazieren, nicht jetzt. Er weiß sicher schon, dass ich weg bin weil ich sollte nur einkaufen bin aber nicht wieder gekommen und jetzt wird es dunkel." Nadia seufzte tief und legte sich eine Hand auf die Stirn. "Ich kenne hier in der Stadt niemanden." Ihre Augen wurde immer größer und sie ließ ihre Hand sinken. "Das kann ich nicht von dir verlangen oder zulassen. Wenn sie mich erwischen ist das in ordnung, da muss ich dann durch, aber wenn sie dich bei mir erwischen werden sie dich wegen BEihilfe oder was auch immer dranbekommen und dur wirst Ärger bekommen, damit könnte ich wirklich nicht leben."

  • Ganymed seuftzte auf. Sie sprach da leider einen unangenehmen Punkt an. Hatte nicht Aemilia ihn noch vor kurzem ermahnt, dass seine Taten auf sie zurück fallen und sie dafür belangt würde? Und das wollte er auf keinen Fall. Das hatte Aemilia nicht verdient, aber er konnte auch Nadia nicht ohne Hilfe lassen.


    Er sah sich um, ob jemand sie belauschte. Doch die Gasse war leer. Auch die Häuser um sie herum lagen dunkel dar und die schwarzen Augen der Fenster schienen sie nicht zu beachten. Ganymed wandte sich wieder Nadia zu. "Die Stadttore werden jetzt zu sein. Das heißt, Du musst mindestens noch heute nach hier in der Stadt bleiben. Die ganze Stadt können sie nicht nach Dir absuchen. Also werden wir ein Versteck für Dich finden können."


    Er überlegte fieberhaft, wo Nadia sich verstecken konnte. Wo keine Fragen gestellt wurden und wo niemand sie verraten würde. Ihm fiel da fast sofort die Christen ein, die ja keinen Unterschied zwischen Sklaven und Freien machten. Aber in dem unscheinbaren Haus einen Christen anzutreffen war sehr schwierig. Er hatte schon gehört, dass das Haus recht oft verlassen war. "Du musst Dich einige Tage in Rom verstecken. Vielleicht irgendwo auf der Tiberinsel. Ich habe gehört, dass die Hebräaer manchmal gegen Geld Leute aus der Stadt schmuggeln." Er nickte nachdenklich. "Du brauchst auch Geld. Vielleicht kann ich bei meinem Herren etwas Geld besorgen."


    Wieder huschte sein Blick über die Gasse. "Oder wir versuchen, durch den Fluss aus der Stadt zu kommen. Aber das könnte sich als schwieriger erweisen." Wieder dachte er an Aemilia und dass sie sehr ärgerlich sein würde. Dabei fiel ihm noch etwas anderes ein. "Meine Herrin hat draußen eine Lichtung, die der Diana geweiht ist. Da ist sowohl ein kleiner Pavillion als auch Essen aufbewahrt. Ich helfe da jeden Tag aus. Wir können da etwas zu Essen holen und vielleicht kannst Du Dich da auch für einige Zeit verstecken..." Er sah sie etwas konfus an, weil er so viele Vorschläge gemacht hatte und selber nicht wußte, was das Beste war.

  • Je dunkler es wurde desto erdrückender wurde alles um sie herum, auch wenn Ganymed da war, aber sie veränderte sich grade wieder unr spürte wie die Wände der Häuser auf sie zukommen wollten, sie erdrücken wollten. Sie holte tief Luft und lehnte ihren Kopf an die Wand an. "Verstecken ist gut, ja wird wohl die einzige Möglichkeit sein." Ihre Stimme war total leise und brüchig und ihre Blick war auf einmal in die Ferne gerichtet, als Ganymed wieder auf die Gasse sah um sicher zu stellen, dass keiner kam oder da war.


    "Ich kenne mich hier nicht aus in Rom, und Geld habe ich nur ein wenig dabei, es war für den Einkauf gedacht aber es langt niemals um jemanden aus der Stadt zu schmuggeln und due kannst nicht zu deiner Herrin gehen. Ich kann dich nicht mit hier rein ziehen. Was ist wenn die Flavier, sollten sie mich fassen, auch eine Strafe für dich fordern werden? Ich könnte so nicht weiter leben. BItte."


    Der Fluß war unmöglich denn ohne ein Boot würden sie nicht drüber können denn Nadia konnte nicht schwimmen. Das alles überforderte sie immer mehr, aber sie wollte weg um jeden Preis. "Würden sie mich da finden? Ist das ein sicheres Versteck. Oh Ganymed ich weiß nicht ob ich das durchstehe" sagte sie und brach dann in Tränen aus.

  • Es schnürte Ganymed fast die Luft ab als er sah, wie sehr Nadia litt und es war, als ob er ihre Angst selber körperlich spüren konnte. Er legte einen Arm um ihre Schulter und hielt sie freundlich, ohne sich aufdrängen zu wollen, aber um sie zu trösten.


    "Die Lichtung ist einer Göttin geweiht und für Hilfsbedürftige. Und Du brauchst wirklich Hilfe." Er dachte noch mal nach. "Auf der Tiberinsel gibt es einige heruntergekommene Insulae. Wir könnten uns dort heute nacht verstecken. Morgen früh hole ich aus der Casa etwas Kleidung und wir versuchen die Stadt zu verlassen. Vielleicht kann ich auch etwas Geld auftreiben." Ganymed war innerlich immer noch unschlüssig. Eigentlich hielt er es für Besser, eine solche Flucht mit mehr Zeit zu organisieren, aber es schien ja so als ob Nadia nicht mehr zurück könnte.


    "Und mach Dir mal keine Sorge wegen mir! Meine Herrin würde mich nicht töten und auch nicht kreuzigen lassen!" So hoffte er zumindest, wenn er sich auch nicht so ganz sicher bei Livianus war. "Bist Du Dir sicher, dass sie Deine Flucht schon bemerkt haben?" fragte er vorsichtig nach.

  • Es war beruhigend seineen Arm zu spüren und zu seite und umarmte ihn richtig. Sie brauchte einfach jemanden an den sie sich anlehnen konnte und er war der Einzige der nun hier war. Nadia schluchzte tief auf und versuchte sich wieder ganz unter Kontrolle zu bekommen, denn es würde ihr nichts bringen wenn sie jetzt durchdrehte oder sonst etwas mit ihr geschah.


    "Aber morgen früh werden sicher schon die ganzen Vigiles auf uns warten. Ich meine auf mich. Furianus ist einer von ihnen und er wird es nicht zu lassen, dass ich fliehe. Vielleicht hätte ich es nicht tun sollen aber wenn ich da bleibe dann kann ich mir auch gleich einen Dolch ins Herz rammen." Die Worte waren nicht leichtfertig gesagt sondern ihr Ernst und sie sah ihn wieder an, während ihre Hände in den Stoff seines Umhangs griffen.


    Energisch nickte sie. "Es ist schon bald ganz dunkel und ich bin heute Mittag weg gegangen, er wird es wissen und sicher ist er schom unterwegs es zu melden, oder schlimmer er sagt es einem Vater." Nadia hatte jetzt schon viel gehört und wusste wie Felix seine Sklaven bestrafte. "Wie weit müssen wir gehen? Und wollen wir warten bis es ganz dunkel ist oder willst du jetzt zum Versteck los."


    Sie griff nach seiner Hand, wobei ihre eiskalt waren vor Furcht. "Ganymed.....Danke! Ich hoffe aber....ich habe Angst, dass sie dir etwas tun werden wenn sie uns finden sollten."

  • Ganymed hörte ihr ernst und aufmerksam zu und hielt sie dabei, damit sie sich an ihn lehnen konnte. Dann nahm er mit seiner einen Hand die ihre. "Mach Dir keine Sorgen! Sie müssen uns erst mal finden." Er lächelte leicht. "Ich wohne hier jetzt schon einige Monate und kenne mich ein wenig aus. Rom ist eine so große Stadt, dass man hier für Monate untertauchen kann."


    Vorsichtig spähte er auf die Gasse und als er sie wieder leer sah, nahm er Nadias Hand. "Komm! Folge mir einfach." Er zog Nadia aus der Nische hervor und gab seinem Sack nur einen beiläufigen Tritt, das er das abgesenkte Stück der Strasse rutschte. Schnellen Schrittes, aber nicht zu schnell, lief er die Gasse entlang. Seine rechte Hand ruhte dabei an seinem Dolch unter der Tunika. Er wußte zwar, dass Sklaven keine Waffen haben durften, aber in Rom war der Dolch wichtig um zu überleben.


    Zielstrebig ging Ganymed die Gassen entlang, zog Nadia ab und zu mal in eine düstere Gasse hinein, wenn er Stimmen oder Schritte vernahm, die sich ihnen näherten. Einmal kamen sogar einige Stadtwachen vorbei. Gerade im letzten Moment konnte Ganymed mit Nadia zwischen zwei Häusern abtauchen. Dann war auch schon das Rauschen des Flußes zu hören und die Tiberbrücke tauchte vor ihnen auf. Das Versteck, von dem Ganymed gesprochen hatte, konnte also nicht mehr weit liegen.

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