[Insula] Eine halbeingestürzte Insula auf der Tiberinsel

  • Ganymed kam mit Nadia an die Tiberbrücke, die trotz der Dunkelheit lebhaft mit Menschen gefüllt waren. So fielen Nadia und Ganymed unter all den Menschen nicht auf. Frauen, die übertrieben geschminkt waren, und eindeutig als Lupae zu erkennen waren, boten sich mit lauten Rufen, anzüglichen Sprüchen und ihrem Reizen zum Verkauf dar. Dazwischen tummelten sich auch Männer, die es den Lupae gleich taten und manche von ihnen waren ebenfalls wie die Prostituerten heraus geputzt.


    Mit etwas Nachhilfe seiner Ellbogen bahnte sich Ganymed einen Weg durch die Menschen. Kinder waren dort auch noch zu sehen, die zwischen den reichen Kunden herumstrichen und sie um die ein odere andere Münze oder gar den Geldbeutel brachten.


    Schließlich war die Brücke auch geschafft. Ganymed blieb für einen Moment stehen und lächelte Nadia an. "Es ist nicht mehr weit! Du musst Dich nicht wundern. Hier auf der Tiberinsel sind so manche seltsame Gestalten zu finden. Hier sind auch einige Lupanare angesiedelt." Er ging weiter und langsam die Strassen entlang. Ganymed hatte auch etwas im Sinn, wo er Nadia hinbringen wollte. So führte er sie schließlich in eine fast schwarze Gasse hinein. Nur ein leises Quiecken von einer Ratte war zu hören und eine streunende Katze, die sie bei ihrer Jagd wohl aufscheuchten.


    Dann ging er zu einer Insula. Ihr Eckteil war heruntergebrochen und die oberen Stockwerke waren eher ein Skelett als ein Bauwerk. Mit der rechten Schulter stemmte sich Ganymed gegen die Holztür und schob sie mühsam auf. Fragend sah er zu Nadia. "Willst Du es immer noch?" vergewisserte er sich.

  • Sie müssen uns erst finden wie ein Ball hämmerte der Spruch immer wieder gegen ihre Wände ihres Kopfes. Davor hatte sie Angst, undendlich große Angst die nicht mehr weichen wollte. Viel sagen konnte sie nicht mehr, da wurde sie von ihm schon aus dem sicheren Hauseingang gezogen und hienaus auf die Gasse. Die hereinbrechende Dunkelheit war ein gewisser Schutz aber dennoch waren viele Leute unterwegs und als dann auch noch die Stadtwache kam und Ganymed sie in eine Gasse zog dachte sie das wäre es, aber sie liefen an ihnen vorbei und Nadias Herz konnte endlich wieder weiter schlagen, hatte sie doch eben das Gefühl gehabt es hätte aufgehört.


    Die Brücke und die Menschen dort waren etwas ganz Neues für sie und ein wenig ängstlich sogar drängte sie sich an Ganymed suchte einen gewissen Schutz bei ihm. Der Weg war lang aber die Brücke lag auch irgendwann hinter ihnen. Alleine würde sie den Weg nie wieder zurück finden, das war sicher. "Es ist wirklich unheimlich hier" meinte sie noch als sie dir Brücke passiert hatten und die ganzenh Gestalten endlich hinter sich ließen.


    In die Gasse in die sie dann schließlich einbogen raubte ihr die Luft wegen der Finsterniß die sich über sie breit machte und sie zögerte einen Moment und erschrak sich auch vor der Ratte die quiekend ihren Weg suchte. Ihre Finger schlossen sich fester um seine Hand und sie versuchte die Panik niederzukämpfen die nach oben brechen wollte.


    Vor der Insula angekommen ließ sie nur wiederwillig seine Hand los, als er die Holztüre öffnete und sah sich das Bauwerk an. Ihre Hände zitterten und es war dunkel und zwar sehr dunkel hier, aber sie ncikte.


    "Ja, es gibt kein Zurück mehr, nicht für mich." flüsterte sie.

  • Ganymed nickte leicht und nahm wieder ihre Hand, damit Nadia sich in der Dunkelheit nicht verirrte. Er führte sie in die Insula hinein, dann drückte er mit einer Hand die Tür langsam wieder zu. Jetzt war es fast stockfinster. Nur ein wenig des Sternenlichtes drang von außen in den Gang und zeigte vage die Silhouette einer Treppe. Langsam tastete sich Ganymed den Weg entlang und hielt Nadia dicht an sich, damit sie nicht stolperte.


    Er erklomm die Treppen nach oben und ging einen Gang entlang, der leise unter ihren Füßen knarzte, da er mit Holz belegt war. In dem Gang war es immer noch dunkel, wenn man auch besser die Umrisse erkennen konnte als noch weiter unten. Von draußen waren immer wieder Stimmen und auch Gelächter zu hören, wenn Passanten an der Insula über eine größeren Strasse, die nur einige Meter entfernt lag, vorbei kamen. Doch schien das Ganymed nicht zu beunruhigen. Er öffnete eine Tür und zog Nadia mit hinein. Dahinter lag ein Raum, dessen Fensterläden noch verschlossen waren. Durch das leicht verzogene Holz kam jedoch etwas Licht herein und fiel auf den Holzboden, der wohl schon seit einigen Wochen keinen sauberen Lappen mehr gesehen hatte.


    "Ich war hier schon ein mal!" meinte Ganymed. "Ich wollte nicht, dass die Stadtwachen mich auf der Tiberinsel sehen. Mein Herr ist der Kommandant der Stadtwache und das macht sich dann nicht so gut! Warte mal kurz..." Er ließ ihre Hand los und verschwand einige Schritte in den Raum hinein. Die Dunkelheit der Ecken verschluckte ihn auch gleich und nur noch ein Rascheln und ein leises Quietschen war zu hören. "Ah...sehr gut!" war von dort zu hören. Dann trat Ganymed wieder ins Licht. Er hielt einige dicke Umhänge in der Hand, die an manchen Stellen etwas mottenzerfressen waren.


    Er lächelt und trat wieder auf Nadia zu. "Das wird gegen die Kälte helfen. Da hinten ist auch noch ein Nachtlager. Diejenigen, die hier gewohnt haben, haben die Insula wohl vor einigen Wochen fluchtartig verlassen. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass auch noch der Rest einstürzt." Er zuckte mit der Schulter und reichte Nadia den Umhang. Hinter ihr schloss er die Tür und deutete einladend auf einen Strochsack in der Ecke, den man nur schwer ausmachen konnte in der Dunkelheit.

  • Es fiel ihr sehr schwer Ganymed weiter in die Insula zu folgen auch wenn er sie an die Hand genommen hatte. Zu sehr erinnerte sie es an diese drei Tage in völliger Dunkelheit und Enge die sie zubringen musste. Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust und das Blut rauschte in ihren Ohren. Nur sehr langsam konnten sich ihre Augen an die fast stockfinstere Dunkelheit gewöhnen und sie hatte nicht vor seine Hand so schnell los zu lassen.


    Sand, Dreck und andere Dinge knirschten unter ihren Füßen als sie weiter gingen und nur kleine Schritte taten. Ganz langsam konnte sie schemenhaft die Umrisse erkennen aber die Dunkelheit machte ihr weiterhin zu schaffen und ihre Hoffnung war nicht ewig hier drinne bleiben zu müssen, vor allem weil durch die Dunkelheit auch eine gewisse Enge über sie reinbrach.


    Im Gegensatz zu Ganymed beunruhigten sie diese Stimmen von draussen sehr wohl, weil sie Angst hatte, dass jemand sie gesehen hatte und an die Stadtwachen verraten würde. Zitternd stand sie nun da und verlor Ganymed aus dem Blickfeld als er sie einfach los ließ. "Dein Herr ist bei den Stadtwachen? Das ist nicht gut, das ist wirklich nicht gut, dann kennt er sicher auch meinen, muss er ja und wenn er ihm erzählt, dass sein Sklave nicht nach Hause gekommen ist dann weiß meiner, dass du mit mir zusammen bist."


    Immer wieder versuchte sie ihn in dieser Dunkelheit zu finden und einmal hatte sie das Gefühl, dass etwas an ihren Füßen entlang gestrichen war. Mit großer Mühe unterdrückte sie einen Aufschrei und atmetet statt dessen lange ein und aus.


    Nadia war froh als er wieder neben ihr stand und ihr einen Umhang gab, den sie sich um die Schultern legte auch wenn er etwas modrig roch, so würde er doch gegen die Kälte helfen. "Hier haben wirklich noch vor kurzem Menschen gehaust? Freiwillig würde mich keiner mehr hier rein bekommen. Diese Dunkelheit erinnert mich..." sie stockte und schwieg dann, sah in die Ecke wo das Lager sein sollte und setzte ganz vorsichtig einen Fuß nach dem anderen nach vorne. Das Zittern wurde immer schlimmer, aber sie erreichte doch die besagte stelle und ließ sich vorsichtig nieder. "Vielleicht war es wirklich keine gute Idee" flüsterte sie dann schließlich. "Aber andererseits ob mir hier draussen etwas passier oder im Hause der Flavier....ich ziehe es dann wohl hier draussen eher vor." Das Stroh raschelte als sie sich setzte und sie zog den Umhang fester um ihre Schultern.

  • Ganymed ging zu einem der Fenster und öffnete den Fensterladen ein wenig. Sein Blick glitt nach draußen und nun fiel etwas mehr Licht in den Raum hinein. "Ja, bis kurz nach dem Einsturz!" antwortete er und ging zu dem Strohsack. Er setzte sich neben dem Nachtlager auf den Boden und schlang den Umhang um seinen Rücken. "In Rom stürzen immer wieder Insulae ein." meinte er noch gleichmütig zu dem Thema. Wieviele Menschen hier wohl gestorben waren, kam ihm dabei nicht in den Sinn.


    Das Stroh raschelte leicht als sich Ganymed dagegen lehnte. "Die Vigiles sind eine große Einheit und mein Herr ist bei der Cohortes Urbanae. Die müssen sich nicht unbedingt kennen. Aber mach Dir mal keine Sorge. Mein Herr weiß gar nicht, wo ich mich immer herumtreibe." Er lächelte leicht, um sie weiter zu beruhigen.


    Ganymed machte sich auch keine Sorgen, dass die Vigiles oder sein eigener Herr Ganymed und Nadia hier finden würde. Rom war wirklich ein Sumpf aus Häusern und eine riesige Stadt, so dass es schwierig sein würde, sie zu finden. Seine Gedanken schweiften ab. Sie bräuchten Geld, Proviant und eine gute Möglichkeit die Stadt zu verlassen. Aber was dann? Nadia müsste am Besten weit aus der Reichweite der Römer fliehen. Germanien? Griechenland? Oder vielleicht noch weiter? Irgendwie waren da auch überall die Römer. Er sah zu Nadia und lächelte. "Hast Du noch irgendwo Familie?" fragte er sie leise.

  • Nadia konnte nicht anders, als sich ständig Sorgen zu machen, vor allem jetzt wo sie nicht mehr alleine war sondern ihn sozusagen mit reingezogen hatte. Es schnürte ihr die Kehle zu wenn sie daran dachte, dass im Zweifel beide bestraft würden. Um sich machte sie sich da weniger Sorgen, auch wenn sie wusste, dass Furianus mit ihr dieses Mal nicht so zimperlich sein würde. Nun hatte sie ihn endgültig gegen sich aufgebracht.


    Dadurch, dass Ganymed den Laden etwas öffnete kam auch ein wenig mehr frische Luft rein, darunter auch ein kalter Hauch, der einen einzuhüllen versuchte. "Ich hoffe es, aber für solche Sorgen ist es nun wohl auch zu spät. Machen wir das Beste draus. Hälst du es für möglich, dass man sich hier auch länger als ein zwei Tage aufhalten kann? Ich meine könnte ich mich nicht hier verstecken bis man nicht mehr nach mir sucht und die denken, dass ich aus der Stadt schon weg bin? Ich weiß nicht wie lange mein Herr suchen würde aber ich glaub ich bin ihm eh egal und vielleicht sind mir die Götter in dieser Hinsicht hold und helfen mir."


    Sie verstummte bei seiner letzten Frage und schüttelte verneinend den Kopf. "Meine Familie war die meines Herrn in Britania. Von klein auf lebte ich bei seinen Adoptiveltern, die zu mir auch wie Eltern waren und er wie ein Bruder oder Freund. Dann bei einem Überfall kamen sie ums Leben, deswegen bin ich hier her nach Rom gekommen um zu ihm zu gehen, weil ich hoffte er würde froh sein mich hier zu haben und es würde alles so sein wie es früher war, aber da habe ich mich getäuscht, denn es ist einfach nichts wie früher."

  • Ganymed zog den Umhang fester als es im Zimmer etwas kühler wurde und lehnte sich weiter gegen den Strohsack. Er rutschte dabei auf dem Boden etwas hin und hin, um es bequemer zu haben. Dabei hörte er Nadia zu und sah sie ernst an. "Brittania!" flüsterte er leise. Für ihn war dieses Land sehr, sehr weit weg und doch war es Nadias Heimat. "Es tut mir so leid für Dich, Nadia!" Sein Blick war voller Mitgefühl und er legt eine Hand auf ihren Unterarm. "Vielleicht kannst Du ja in Deine Heimat zurück kehren. Oder möchtest Du lieber woanders hin?"


    Wieder waren kurz Stimmen zu hören, doch langsam beruhigte sich der Geräuschpegel von draußen, wenn auch die ganze Nacht wohl auf der Tiberinsel der Lärm nicht auffhören würde. "Ich denke schon, dass wir das hier mehrere Tage als Versteck nutzen können." Er lächelte und deutete mit seinem Kinn auf das Nachtlager. "Aber ruh Dich etwas aus. Ich halte Wache!"

  • Nadia sah zu Ganymed, als sie seine Hand auf ihren Arm legte. "Im Moment ist mir alles recht nur hauptsache weg von hier, weg von dieser Familie und vielleicht dann auch weg aus Rom. Ich weiß nicht was ich in Britania soll. Wenn ich wenigstens jemanden dort hätte, würde ich sofort sagen, dass ich wieder dort hin möchte aber es gibt niemanden und was soll ich ganz alleine da machen? Der Weg ist so weit, ich weiß es weil ich ihn erst vor kurzem hinter mich gebracht habe."


    Die Stimmen draussen ließen sie immer wieder aufhorchen und sehen, es machte sie sehr nervös. Konnte sie sich hier denn wirklich sicher sein? Würden die Vigiles nicht zuerst baufällige Gebäude aufsuchen gehen? "Es ist schlimm Ganymed. Auf der einen Seite bin ich froh diesen Schritt gewagt zu haben und auf der anderen Seite habe ich furchtbare Angst davor es nicht zu schaffen. Was ist wenn sie mich in die Arena stecken?" Nadia legte sich auf das Lager hin, so dass sie ihn noch ansehen konnte, oder zumindest die Umrisse und etwas von seinem Gesicht. An schlafen war im Moment gar nicht zu denken für sie.

  • Insgeheim hielt Ganymed die Sache ziemlich schwierig durchführbar. Sie müssten sich etwas einfallen lassen, wenn Nadia nicht die nächsten Tage hier auffallen sollte. Und ihm kam es nun doch so vor als ob Nadias Entschluss zu fliehen eher eine Kurzschlussreaktion, als ein durchdachter Gedanke und Vorhaben war. Er grübelte über ihre Möglichkeiten nach und hob wieder seinen Blick.


    "Nach mir suchen sie ja nicht. Das heißt, ich kann morgen die Insula verlassen und uns immer die nötigen Sachen besorgen. Ich denke, es fällt in der Casa meines Herren sowieso nicht auf, wenn ich mal fehle." Er fuhr sich durch seine blonden Haare und seufzte kaum hörbar. Vielleicht gäbe es doch noch eine andere Möglichkeit für Nadia...?


    Er dachte wieder nach. Dabei zog er seine Augenbrauen zusammen, so dass eine Falte dazwischen entstand. Doch, vielleicht...dachte er sich. Er blinzelte und sah Nadia an. "Du musst Dir wirklich ganz, ganz sicher sein, dass Du das tun willst." sagte er ernst und musterte sie aufmerksam. "Es gäbe ja noch einen Weg für Dich zurück. Wir könnten so tun, als ob Du überfallen wurdest. Dann werden sie auch verstehen, dass Du erst jetzt zurück kommst!" Er nickte dabei langsam, weil es doch eine vernünftige Lösung wäre. "Wenn Du Dich jedoch jetzt entschließt zu fliehen, ist es für immer. Und dann solltest Du Dir überlegen, wo Du hinwillst. Ich helfe Dir natürlich, egal, wie Du Dich entscheidest."


    Ganymeds Blick wanderte kurz in die Ferne als ihm wieder etwas einfiel. Vielleicht gab es noch eine Möglichkeit. Immerhin hatte es ihm seine Herrin versprochen, dachte er sich insgeheim. Er könnte sie bitten, ihn freizulassen. Dann könnte er Nadia aus der Stadt helfen und wo immer sie hinwollte. Aber ehe er den letzten Gedanken aussprach, wollte er doch wissen, was Nadia selber wollte. Und ob sie es sich wirklich gut überlegt hatte. So sah er sie fragend an.

  • Nadia lag mit ihrem Kopf auf ihrem Arm und sah immer wieder von Ganymed zum Fenster und wieder zurück. Ihr Kopf schmerzte wegen der vielen Gedanken und Sorgen die sie sich machte und das vielleicht auch nicht grade ohne Grund. Ihre freie Hand legte sich auf ihre Stirn und fuhr dann langsam über ihr Gesicht und rieb sich dann ihre Augen.


    "Das nenne ich aber Glück wenn dein Fehlen nicht so einfach auffällt. Ich glaube bei mir würden sie gleich einen Aufstand machen und eine Strafe die sich gewaschen hätte." Langsam drehte sie sich auf ihren Rücken wobei das Stroh raschelte und noch andere Geräusche von sich gab. Es war so schwer sich sicher zu sein über etwas was man nicht geplant hatte. Es war einfach ein Entschluß gewesen den sie gefaßt hatte und den sie nun durchziehen wollte sonst würde sie sich selber verraten.


    Sie drehte ihren Kopf wieder zu ihm und sah ihm erste eine Weile in die Augen bevor sie ihm antwortete. "Wenn ich ihnen sagen würde, dass man mich überfallen hatte, dann würden sie mich dafür bestrafen, weil sie mir ersten nicht glauben würden oder zweitens mich für dumm halten würden weil ich mich hab überfallen lassen. In diesem Haushalöt darfst du nicht einmal etwas fallen lassen ohne, dass du dafür nicht eine geschossen bekommat. Du kennst diese Familie nicht sie bestrafen dich für Dinge an denen du keinerlei Schuld hast und das würden sie auch hier machen. Du siehst es ist egal was ich machen werde falle ich in ihre Hände ist alles aus." Sie hatte mit ungeheurem Ernst gesprochen. "Ich möchte es mit einer Flucht versuchen auch wenn ich unheimliche Angst habe."

  • Ganymed erwiderte den Blick ernst. Diese Flavier wurden in seinen Augen immer schlimmer. Aber so waren die Patrizier. Sie heirateten fast nur untereinander und es war kein Wunder, dass irgendwann nur noch ein Haufen Irrer übrig blieb. Er hatte das ja schon bei seinem früheren Herren erlebt. Dann blieb nur eins übrig. Nadia musste die nächsten Tage hier versteckt bleiben. Aber das war auch sehr riskant.


    "Also gut. Dann bleibst Du erst mal hier." Er betrachtete sie und ein Plan reifte in ihn heran. "Du könntest Dir deine Haare färben und ich besorge Dir morgen andere Kleidung, von meiner Herrin. Dann kannst Du Dich auch zur Not als jemand anders erstmal ausgeben." Er besah sie weiter und da er kein offentsichtliches Sklavenmal an ihr erkannte, nickte er zufrieden. "Ich werde dann mal sehen, wie wir am Besten aus der Stadt heraus kommen. Ob über die Hebräer oder auf eigene Faust werden wir dann entscheiden."


    Ihm kam der Gedanke, dass er, mit dem Vorwand auf die Lichtung zu gehen, sich durchaus mit Nadia an der Stadtwache vorbeischmuggeln könnte. "Vielleicht ist es aber auch besser, wenn wir das Ganze schon im Morgengrauen versuchen und beim ersten Licht die Stadt verlasse? Vielleicht brauchen die Flavier auch erst etwas Zeit um zu realisieren, dass Du geflohen bist?" Er sah sie hoffnungsvoll dabei an.

  • Nadia setzte sich wieder auf. Ihr wurde schlecht als sie das alles hörte und ihr Magen begann schon fast zu rebellieren. Schnell stand sie auf und rutschte von dem Strohlager runter und ging zu dem Fenster, das leicht offen war. Mit der Stirn lehnte sie sich an den Rahmen und holte tief Luft, bekämpfte die immer stärker werdende Übelkeit und hoffte darüber zu siegen. In ihren Augen glitzerten Tränen, die das fade Sternenlicht spiegelten. So gerne wäre sie woanders und nicht hier, nicht unter diesen quälenden Umständen.


    Sie konnte nicht gleich auf seinen ganzen Argumente antworten sondern stützte sich weiter an dem Fensterrahmen ab und sah hinaus in die Dunkelheit. "ICh soll mich komplett verändern? Mich aufgeben um zu fliehen?" Als dieses sah sie es an, aber sie wusste auch, dass sie auffallen würde als blonde Frau hier in Roma. "Ja ich würde es tun, ich würde fast alles tun um hier weg zu kommen, aber ich kann dir nicht sagen wann genau sie es bemerken werden, da mein Herr auf seine Sachen wartet die ich kaufen sollte haben sie es wohl schon."


    Tränen liefen ihr nun über das Gesicht, aber so, dass er es nicht sehen konnte da sie immer noch nach draussen blickte. "Schon gleich im Morgengrauen? Meinst du nicht da werden sie erst recht suchen wenn sie es wissen?" Hatten sie denn überhaupt eine kleine Chance es zu schaffen?

  • Ganymed sah Nadia hinter her als sie aufstand und zum Fenster ging. Für einen Moment blieb er sitzen, doch dann schüttelte er den Umhang zur Seite, der sehr muffig roch und trat auf Nadia zu. Er blieb an ihrer Seite stehen und blickte auf die Strasse herunter. Doch dann wandte er seinen Kopf leicht zu ihr und als sie anfing zu weinen, legte er ihr einen Arm um die Schulter und zog sie tröstend an sich.


    "Du musst Dich nicht aufgeben, Nadia! Was die Anderen sehen, ist doch gleichgültig. Genausowenig wie ein Sklavenhalter jemals unseren Geist beherrschen kann, sowenig würdest Du Dich aufgeben, weil Du Deinen Haaren eine andere Farbe geben würdest!" Er lächelte leicht und wischte sanft mit seinem Daumen eine der Tränenspuren von ihrer Wange. "Außerdem wachsen sie doch wieder nach und Du wirst wieder Deine wunderschönen goldene Locken haben!"


    Ganymed merkte, dass er mit seinen Fragen und seinen immer wechselnden Vorschlägen, Nadia nur weiter verunsicherte. Sie sollten bei ihrer ersten Entscheidung bleiben. Das sprach er dann auch aus. "Wir werden schon eine Möglichkeit finden, aus der Stadt zu entkommen. Und weit jenseits von Rom ist es auch für entflohene Sklaven möglich, ein neues Leben zu beginnen und glücklich zu werden!"


    Er sprach leise und mit sanften Tonfall. Auch sprach er mit Überzeugung. Er wußte, dass man nicht viel im Leben brauchte, um doch glücklich zu werden. Aber die Freiheit gehörte dazu. Seine Eltern hatten es ihm durchaus vorgelebt. Ein einfaches Leben und bescheiden, aber trotzdem waren sie glücklich...glücklich bis die Römer kamen, fiel ihm ein. "Mach Dir jetzt keine Sorgen. Hier sind wir erst mal sicher!" sprach er zuversichtlich.

  • Wenn sie sich nicht versehen hatte dann fiel am Himmel eine Sternschnuppe hinunter als Ganymed neben sie trat. Vielleicht war dies ein Zeichen der Götter, dass sie doch die Hoffnung nicht aufgeben sollte. Es tat so gut einen Freund an der Seite zu haben, vielleicht den einzigsten den sie überhaupt hatte. Ihre Stirn lehnte sie nun an seine Schulter und schloss ihre Augen und versuchte sich zu beruhigen.


    Hatte sie eben noch geschluchzt kam nun ein zaghaftes Lächeln zum Vorschein ob seiner Worte über ihre Locken. "Es ist traurig, dass man schon zu solchen Mitteln greifen muss um ein wenig Glück zu haben, es zu bekommen weil ander Menschen meinen andere unterdrücken zu müssen. Woher bekommen wir Farbe?" Ihr Entschluss stand fest sie würde es machen, würde es machen müssen es ging nicht anders.


    Sie mussten eine Möglichleit finden, das war sicher denn wenn sie nicht aus der Stadt kamen wären sie nie sicher. "Bist du dir sicher, dass du wirklich mitkommen willst? " siesah ihn eindringlich an und wollte nicht, dass er Ärger bakem und im gleichen Moment wusste sie, dass sie sich immer wiederholte.


    Nadia ließ ihren Kopf wieder an seine Brust sinken suchte einfach ein wenig Trost über das was geschehen war. Nie in ihrem Leben hätte sie geglaubt, dass es je soweit kommen würde.

  • Ganymed hielt Nadia sanft fest und strich ihr Gedanken verloren eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei lächelte er leicht. Seine Gedanken waren noch für einen Moment bei den Möglichkeiten, wohin eine Flucht am ungefährlichsten war. Aber die Gedanken schob er zur Seite, da sie das sehr wahrscheinlich vorher nicht planen konnten.


    "Oh, die Cousine meines Herren hat einen Sklaven. Der hat alle möglichen Sachen, um sich zu schminken oder auch die Haare zu färben. Ich denke, ich kann ihm etwas Henna stibizen. Er wird es eh nicht merken..." Ganymed meinte tatsächlich in den Sachen, die er beim auspacken in der Hand hatte, so etwas gesehen zu haben. "Oder wir kaufen die Farbe auf dem Markt. Das ist ja nichts aussergewöhnliches hier in Rom. Viele Frauen färben sich hier die Haare!"


    Er lächelte sie an und nickte auf ihre letzte Frage. Schließlich hatte Ganymed sein Wort gegeben, dass er Nadia helfen wollte und er wollte dazu auch stehen. "Ja, weißt Du, für mich ist es gar nicht so gefährlich." Er zuckte etwas verlegen mit der Schulter. "Ich kann meiner Herrin bitten, dass sie mich frei lässt. Sie hat es mir schon vor einigen Wochen angeboten. Ich war mir da jedoch noch unsicher."


    Ganymed betrachtete sie und zog den Umhang etwas mehr um Nadia herum, damit sie nicht fror. "Bist Du nicht müde?" fragte er dabei.

  • „Ein Sklave mit solchen Sachen?“ fragte sie überrascht und schaute ihn an. Sie hatte schon von solchen Sklaven gehört und eben als sie noch draussen unterwegs gewesen waren auch welche gesehen aber sie kannte keine dieser Sklaven. Es war eine Möglichkeit und sie erinnerte sich wieder an die Münzen die sie noch hatte, also könnte man sich auch alles auf dem Markt besorgen, soweit sie sich dort hinaus trauen konnten wenn das Tageslicht wieder angebrochen war und der Markt öffnete.


    Sie bewunderte es, dass er ihr half und somit vielleicht seine Freiheit aufs Spiel setzte. Würde man ihn auch noch frei lassen wenn er einer flüchtigen Sklavin half? Sie hatte ihre Zweifel und sofort wieder ein schlechtes Gewissen was sie plagte. „Meinst du sie würde dir auch noch die Freiheit schenken wenn sie wüsste, dass du jemanden hilfst der auf der Flucht ist? Ich habe dennoch Angst, dass du Ärger bekommen wirst.“


    Hastig wischte sie sich ein paar Tränen aus dem Gesicht, als er ihr den Umhang fester um die Schultern zog und wischte ihre Hände dann schließlich an dem Stoff ab. „Nicht wirklich müde. Ich glaube kaum, dass ich meine Augen schließen kann. Ich habe Angst Ganymed.“

  • Für einen Moment dachte Ganymed an den schrillen Ambrosius. In Milet kannte Ganymed einiger solcher Gestalten, weswegen ihn Ambrosius nicht sonderlich überrascht hatte. Aber bei den Römern war das noch ein bisschen anders. Und wie es im Norden aussah, wußte er nicht. Er hatte nur einmal gehört, dass dort jemand wie Ambrosius gleich aufgeknüpft wurde. Aber vielleicht wollte ihm der Erzähler damals nur Angst einjagen.


    Ganymed betrachtete Nadia nachdenklich. Sie roch sehr gut, fiel ihm dabei auf. Und sie war wirklich sehr schön. Wie alt sie wohl sein mochte? Ganymed versuchte sie einzuschätzen, hatte jedoch seine argen Schwierigkeiten. Und für alt sie Ganymed wohl halten würde? Doch er schüttelte den Gedanken ab. Und ihre Worte machten ihn selbst etwas zweifelnd. Was würde Aemilia tun? Und erst Livianus? Wenn Livianus der Ansicht war, dass Ganymed die Freiheit nicht mehr verdiente, dann wäre selbst Aemilia machtlos. Aber auch jenen Gedanken schüttelte er von sich ab und auch mit einem physischen Zeichen. "Nein, meine Herrin ist eine sehr großmütige Frau. Sie würde verstehen, warum Du geflohen bist und wäre es in ihrer Macht, würde sie Dir bestimmt auch helfen!" Dabei klang er recht zuversichtlich.


    Ganymed versuchte in den darauffolgenden Momenten immer wieder Nadia Zuversicht zu vermitteln bis die Nacht schon recht weit fortgeschritten war. Er hielt an ihrer Seite in jener Nacht Wache und betrachtete sie sich immer wieder nachdenklich. Immer wieder fragte er sich, warum die Einen frei waren und die Andern nicht. Was unterschied Nadia von Aemilia, dass Nadia eine Sklavin sein musste und Aemilia eine freie Frau? Bei den Gedanken und seinem heftig pochenden Herzen fing er an Nadia etwas anders zu betrachten. Sie war wirklich schön. Er schloss die Augen. Ganymed atmete tief ein und aus. Venus meinte es ja sowieso nicht sonderlich gut mit ihm, also sollte er solche Gedanken gleich wieder vergessen. So sagte er es sich immer wieder in der Nacht.


    Als der Morgen dämmerte, war Ganymed doch eingeschlafen. Sein Kopf war auf seine Brust heruntergesunken und seine blonden Haare fielen ihm über die Stirn. Nach kurzer Zeit wachte er jedoch erschrocken auf. Er sah sich verschlafen zu Nadia um, ob sie schon wach war.

  • Nadia wünschte sich, dass sie Ganymed schon früher getroffen hätte, vielleicht wäre dann alles ganz anders gelaufen und nicht so wie es jetzt nun einmal war. Sie konnte nur hoffen, dass es wirklich stimmte und seine Herrin eine gutmütige Frau war, die ihm dennoch die Freiheit schenken würde wenn das alles hier vorbei war. Aber was war wenn er gar nicht mehr hier her zurück konnte wenn sie einmal aus der Stadt waren, was würde dann mit ihm passieren und mit ihr, mit Nadia? Die Gedanken versuchte sie so weit es ging ganz nach hinten in ihrem Kopf zu verstauen und nicht mehr drüber nachzudenken. Als sie sich dann doch bereit erklärt hatte sich hinzulegen und wenigstens zu versuchen zu schlafen hatte sie den Umhang ganz dich an sich gezogen und sich auf das raschelnde Stroh gelegt. Es war nicht wirklich bequem aber immer noch besser als auf dem Boden zu schlafen. Die Versuche von Ganymed sie immer wieder zu beruhigen gingen nicht wirklich auf den ihr Herz machte was es wollte und ihre Gedanken spielten einfach verrückt und ließen sich nicht mehr steuern.


    Sie hoffte sehr, dass sie sich eines Tages bei ihm erkenntlich zeigen könnte und es ihm irgendwie danken konnte, dass er so viel für sie tat. Sie mochte ihn sehr und auch wenn sie ihre Augen geschlossen hatte musste sie lange darüber nachdenken wie sie sich das erste mal getroffen hatten und zum Tiber gegangen waren, zusammen mit den anderen. Schließlich schlief Nadia ein aber es war ein unruhiger Schlaf so wie die letzten Nächte auch schon unruhig waren. Immer wieder zuckten ihre Lider und es war als würde sie im Schlaf sprechen wollen aber es kam kein Laut über ihre Lippen.


    Als Ganymed wach wurde hatte Nadia immer noch ihre Augen geschlossen und ein Arm lag über ihrem Kopf auf ihren Haaren.

  • Ganymed drehte den Kopf etwas weiter und versuchte dabei so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Nur der Boden knarzte leicht bei seiner Bewegung. Ganymed streckte sich ein wenig. Der kurze Schlaf auf dem Boden steckte ihm schon im Kreuz und die Müdigkeit hing bleiern über ihn. Es war zwar früh am Morgen, aber die Morgensonne strahlte schon durch die Fensterläden. Er zog den Umhang von sich und erstarrte kurz als er diesen noch mal genauer ansah. War da nicht ein eingetrockneter, blutiger Fleck auf dem Rückenteil und ein großes Loch. Schnell warf er den Umhang in eine Ecke und rieb sich schaudernd über die Arme.


    Als sein Blick jedoch wieder auf die schlafende Nadia fiel, erhellte sich sein Gesicht wieder. Er sah sie lächelnd an und verharrte. Sie betrachtend ließ er Nadia weiterschlafen. Nach einer Weile, in der die Sonne schon ein Stück weiter gewandert war, beugte er sich etwas weiter vor. Eine Haarsträhne von Nadia streichelte sanft bei jeder Bewegung über ihre Nase. Vorsichtig hob er die Strähne an und legte sie zu den anderen Locken zurück. Dann zog er seine Hand zurück. Er wollte sie nicht im Schlaf stören. Immerhin schien sie inzwischen etwas ruhiger zu schlafen als noch vorher. 'Was sie wohl träumte?' fragte sich Ganymed in dem Moment. 'Vielleicht von ihrer grünen Insel?'

  • Irgendetwas schien an ihrer Nase zu kitzeln, aber es war nur eine so kurze Berührung, dass sie davon noch nicht wach wurde, sich aber dann doch etwas bewegte. Sie träumte von der schönen Zeit auf Britannia und das was sie alles damals als Kind erlebt hatte. Auch als Sklavin konnte man ein erfülltes Leben haben wenn man bei den richtigen Leuten war.
    Da die Sonne immer höher stieg und mehr Licht rein kam öffnete sie irgendwann ihre Augen und sah nur die Umrisse einer Person. Im ersten Moment wusste sie nicht wer das war, alles war noch zu verschwommen und sie drehte ihren Kopf auf die Seite. `Fremd`schoß es ihr in den Kopf und sie setzte sich plötzlich mit einem Ruck auf. Sie hatte völlig vergessen wo sie war, denn ihre Gedanken waren noch immer in Britannia aber nicht hier in Rom, nicht auf der Flucht. Schnell rieb sie sich über ihre Augen und ihr Herz schlug wild in ihrer Brust.
    „Wo?“ begann sie ihren Satz und erkannte dann Ganymed, was ihrem Herz etwas von dem schnellen Schlagen abnahm. „Was machen wir hier?“ verwirrt schaute sich Nadia in dem Raum um wo sie waren und das Stroh begann wieder unter ihr zu rascheln. Nur langsam sickerten die Erinnerungen wieder zu ihr durch und dies mit schmerzhafter und ansteigender Schnelligkeit.

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