[Culina] Die Küche

  • Die obligatorische Frage nach ihrer Vergangenheit... sie hatte die Sekunden gezählt wie lange es dauern würde. Anscheinend schien die Römer die Vergangenheit eher zu interessieren als das was in der Zukunft lag.


    "In Hellas aufgewachsen, von Eltern verkauft, mit Zirkus umhergezogen, Zirkus auseinandergenommen, wieder verkauft, hier gelandet.", resümierte sie knapp und mit tonloser Stimme ihre Geschichte, während die Geschwindigkeit, mit der sie das Essen in sich reinstopfte, mit jedem Bissen wuchs...


    "Daff fmeckt fantaftiff!!!"

  • Natürlich, die Frage nach der Vergangenheit eines jeden Sklaven musste kommen... dies war eine bewährte Methode, Neue aus der Reserve zu locken.
    "Deine Eltern..." haben dich verkauft?, wollte er fortfahren, aber die Sklavin war schon so dermaßen am Essen Schaufeln, dass es eine wahre Freude war. Valens ließ sie bereitwillig gewähren.
    Als Nike, den Mund voll mit Essen, ihre Begeisterung über das Essen kund gab, wollte es der Zufall, das Hedda wieder kam. "Willst du mehr?", fragte sie und hielt ihr eine Schüssel randvoll mit einer kräftigen germanischen Fleischbrühe hin.

  • "Follen ifft nifft die Frage.", mümmelte Nike die letzten Bissen herunter,"eher das dürfen!"


    Widerstand war anscheinend zwecklos, sie blickte Valens mit ihren leeren Augen ziemlich genau ins Gesicht.


    "Ja, verkauft. Ich meine: ich bin ein Krüppel. Meine Eltern waren nicht unbedingt das was man wohlhabend nennen würde.", was ihren Vater natürlich nicht davon abgehalten hatte Geld für Huren und Spiele auszugeben, und ihre Mutter sich einen Geliebten zu halten. Sie wusste warum sie weggegeben wurde: sie konnte Lügen riechen. Das Parfüm der Hure, den Schweiß des Liebhabers, den stinkenden Geruch vieler Männer am Würfeltisch.. keine Lüge blieb geheim, und welcher Mensch kommt schon ohne seine eigenen Lügen aus?

  • "Im Gegensatz zu anderen Casas verbieten wir unseren Untergebenen das Essen nicht. Tu dir keinen Zwang an!", meinte er. Schon wieder ein sichtbares Zeichen von Repression und Zwängen. Zu gerne wäre Valens einfach aufgesprungen und hätte Nike in die Freiheit geschickt. Aber das würde unweigerlich heißen, dass sein Bruder ihn umbringen würde. Wenigstens behandelte der die Sklaven gut. Und da Valens wohl jetzt der Mann im Haus war, hatte er sich vorgenommen, seinem Bruder ein Beispiel in Wohlwollen zu sein!
    Doch nun hörte er der Sklavin zu. Ihre Geschichte klang erschütternd. Valens dachte kurz nach. Was wäre, wenn seine Eltern das getan hätten?
    "Du bist kein Krüppel. Ein Krüppel ist jemand, der zu nichts zu gebrauchen ist und nichts allein tun kann. Du hast mir schon bewiesen, dass du sehr gut ohne Hilfe zurecht kommst und dass es dir auch im Hirn an nichts mangelt.
    Was hast du denn beim Zirkus gemacht?"

  • "Hmpf... die Leufe beluftigt.", mümmelte sie während sie die Reste ihres Mahls in sich hinein stopfte.


    "Und ausgehorcht wer was bei sich trug. Wenig Geld macht Lärm, viel Geld keinen. Schmuck sowieso... was man nicht alles tut um zu überleben."


    Sie zog die Lippen schmal... stolz war sie nicht auf diese Leistung in ihrem Leben, allerdings musste auch sie manchmal vor Schlägen und Annäherungen kuschen, um sich und ihr Selbst zu retten.

  • Belustigt. Valens hatte noch nie viel von den Launen und Belustigungen des Volkes von Rom gehalten... seine Abneigung gegen jenen Geschmack wurden nun bestätigt.
    "Keine Sorgen!", versuchte Valens die Griechin zu beruhigen. "Hier wird dir nichts passieren."
    Er nutzte einen Drang, sich am Kinn zu kratzen, für eine kurze Pause. Dann fuhr er fort. "Du scheinst kein gutes Leben gehabt zu haben... das tut mir Leid. Jetzt wird alles anders." Es folgte nochmals eine Pause. "Ich meine, wie gut kennst du Tarraco? Ich kann dir die Stadt zeigen... seine Gerüche, das Meer, die Atmosphäre. Aber nur, wenn du deine Künste, die du vorhin ganz subtil erwähnt hast, nicht an mir beweist.", lachte er.

  • Jetzt würde alles anders?


    "Das glaubst du doch wohl selbst nicht...", murmelte Nike, gleich erschrocken darüber laut gedacht zu haben.
    Die Stadt zeigen.. ihre Zeit mit Artas Xantus hatte ihr schon einen Teil der Stadt offenbahrt, und sie wusste nicht wirklich umzugehen mit der Tatsache dass die Stadt erstens verdammt groß war und dann doch so roch wie ein Fischerdorf, das Salz in der Luft vermischt mit dem Geruch eines städtischen Molochs wie es sie hundertfach im Reich gab...


    "Ich würde gerne mehr von der Stadt erfahren..", meinte sie schließlich, die Neugier siegte.

  • Valens musste schmunzeln, als er die Sklavin jene eigentlich heretischen Worte sagen hörte. "Du kennst mich noch nicht. Ich glaube es schon. Am besten lässt du dich überraschen."
    Sein Schmunzeln verschwand. Vorsichtig beugte er sich vor. Damit sie niemand verstand, meinte er zu ihr auf griechisch, mit einem sehr starken lateinischen Akzent: "Ich bin kein Freund der Sklaverei. Würdest du mir gehören, würde ich dich freilassen. Aber du gehörst meinem Bruder. Aber ich kann dir ein gutes, angenehmes Leben bereiten.", sagte er zu ihr, möglichst leise.
    Doch im Endeffekt schien sie ihm zu vertrauen. "Die Stadt!", fuhr er fort, auf latein, eine Sprache, auf die er sich besser verstand als griechisch. "Tarraco ist groß und vielfältig. Ich stamme aus Tarraco, ich wurde hier geboren, und trotzdem war es mir bisher unmöglich, alle Facetten der Stadt kennenzulernen. ich sage dir - jemand, der von Tarraco müde ist, ist auch des Lebens müde."

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