Cubiculum | Manius Tiberius Durus

  • "Klar.. ich bin gleich wieder da." erwiderte Crista und nutzte die Gelegenheit, ihm vorerst aus den Augen zu gehen und ihre feuchten Augen trocken zu wischen. Sie fand mehrere Tafeln und kehrte mit dieser zurück. Gehorsam klopfte sie an und setzte sich auf den dreibeinigen Schemel den sie zudem mitgebracht hatte für eine ordentliche Schrift.


    "Ich bin bereit, Herr." Jetzt war sie aber gespannt auf die Antwort, die er ihr diktieren wollte. Sie schrieb schonmal den Namen der Empfängerin auf. Einem Sklaven war sie begegnet und er fragte sie was sie beim Hausherrn machte anstatt bei Tiberia Arvinis zu sein. Crista zuckte mit den Schultern und meinte, dass ihn dies nichts anginge. Es sollte eine Überraschung sein, schummelte sie hinzu.

  • Unterdessen hatte Durus ein wenig überlegt. Wenn er an die zierliche Blondine zurückdachte, reizte es eigentlich schon, sie in luftiger Kleidung im Wasser baden zu sehen. Doch seine harte römische Erziehung brach sich natürlich die Bahn (außerdem die Angst vor einem Skandal). Folglich beschloss er, vorerst nur von seiner Gesundung zu sprechen. Es war wohl auch kaum förderlich, dieses Mädchen zu heiraten - gehörte sie doch zu einer Familie aus dem Ritterstand! Wäre die Ehe mit Fabia damals nicht geplatzt, hätte er wohl gar nicht geantwortet. Doch einem Junggesellen würde man wohl nachsehen, dass er mit einer jungen Dame Kontakt pflegte (solange dieser nicht zu eng wurde).


    Als Crista endlich zurück war, setzte der Tiberier sich auf. Im Liegen ging das Diktieren doch nicht ganz so gut!


    "Gut, dann beginnen wir. Die übliche Anschriebsfloskel: 'Tiberius Durus Caeciliae Calenae salutem dicit'. Kannst du abkürzen."


    Natürlich meinte Durus damit das berühmte: 'Tiberius Durus Caeciliae Calenae s. d.'. Das war als Anrede absolut üblich und da Durus kein besonders kreativer Briefeschreiber war, begann er alle seine Briefe so. Bei Freunden fügte er auch noch ein 'p.' zwischen 's' und 'd', das 'plurimum' - 'viele' bedeutete. Doch Calena kannte er wohl kaum genug dafür. Er fuhr fort.


    "'Ich danke dir für deinen Brief.' 'Und deine Sorge um mich' - also in einem Satz. Dann...'Ich bin wohlbehalten zu Hause angekommen, habe aber offensichtlich ein wenig zu lange mit dem Kühlen gewartet. Ich hatte in paar kleine blaue Flecken. Es hat sich aber nichts entzündet.'"


    Er überlegte einen Moment. Ob er gleich seine Krankenakte hineinkopieren sollte? Eigentlich war das wohl kaum nützlich und würde sie sicherlich nicht beruhigen - und das wollte er mit seinem Brief ja erreichen.


    "Vergiss den letzten Satz. Wir schreiben: 'Mir geht es allerdings bereits wieder gut. Ich habe kaum Schaden davongetragen...dank der Kühlung.' Nein, das geht so nicht. Setze das 'dank der Kühlung' lieber an den Anfang des Satzes! Lies noch einmal alles vor."


    Briefe zu diktieren hatte den Nachteil, dass man den Brief nicht immer vor Augen hatte. Und jetzt wusste Durus nicht so recht, wie er am besten an die Beantwortung des Briefes anschloss. Es sollte Interesse suggerieren, aber dennoch nicht aufdringlich wirken. Ob er sie einladen sollte? Aber war das nicht wieder nur ein Grund für Gerede?

  • Tiberius Durus Caeciliae Calenae s. d
    Ich danke dir für deinen Brief und deine Sorge um mich.Ich bin wohlbehalten zu Hause angekommen, habe aber offensichtlich ein wenig zu lange mit dem Kühlen gewartet. Ich hatte ein paar kleine blaue Flecken. Es hat sich aber nichts entzündet. Mir geht es allerdings bereits wieder gut. Dank der Kühlung habe ich kaum Schaden davongetragen.


    Crista las gehorsam alles vor, legte den Kopf schief. "Hmja.. die Dame hat Euch wohl sehr weitergeholfen. Vielleicht etwas Schönes dem Brief beilegen? Wenn sie Euren Ring gefunden hat, dann würde sie sich sicher über einen einfachen Ring freuen. Die Beigabe erinnert sie sicherlich an die Begegnung mit Euch. Vielleicht seht ihr sie ja wieder.. sie wünscht Euch sogar den Beistand der Götter." sprach die junge Sklavin.

  • Durus hörte sich das ganze an. Der Brief klang bis hierhin nicht schlecht, doch die Bemerkung der Sklavin stimmte ihn nachdenklich. Normalerweise gab er nicht viel auf die Ratschläge von Sklaven, doch in diesem Fall - dem Umgang mit jungen Frauen - war er völlig überfordert und freute sich über die kleine Hilfestellung. Einen Ring zu verschenken war zwar ziemlich passend, doch andererseits hatte er eine zu große Bedeutung: Eheleute schenkten sich Ringe, manchmal gab es ihn auch zu den Sponsalia. Caecilius Crassus' geübte Augen würden ihn auch sofort entdecken und Durus am Ende zur Rede stellen, warum er seiner Cousine Avancen machte. Ein anderes Schmuckstück vielleicht? Ein paar Ohrringe? Oder eine Halskette? Oder vielleicht doch lieber etwas kleineres?


    "Ich weiß nicht - ein Ring ist vielleicht etwas intim. Aber ein Geschenk ist eine gute Idee - was meinst du, würde einer jungen Frau noch gefallen?"

  • "Hmm... ein taubenblaufarbenens Kleid... ein perlmuttbesetzter Kamm." fiel Crista spontan ein."Oder ein wunderschönes Set zum Briefe schreiben... hmm.. eine bestimmte Blumensorte zum Strauß binden lassen. Hm.. was gibt es noch? Oder ihr schickt ihr einen Gutschein für Catos Laden und sie sucht sich auf eure Kosten etwas aus was ihr gefällt? Ich meine, in so einem Laden kann man sich eigentlich immer wieder mal begegnen." plapperte Crista. "Natürlich nicht als immerwährender Treffpunkt sondern einfach so bis sich ein neuer Treffpunkt ergibt. Also ein Ort wo der jeweils andere weiss, dass man Euch oder sie dort antreffen kann. Mhm.. die Bibliothek.. ein Tempel.." Sie blickte auf den Brief nieder. "..und dann später gemeinsam und ganz gemütlich zum See außerhalb Roms fahren." schlug sie außerdem vor. Musste sie immer soviel reden?! Crista sah verlegen zu Boden, strich das Schreibpapier glatt. Hoffentlich hatte er jetzt nicht wieder vergessen, wie sie hiess!

  • In Catos Laden? Durus erinnerte sich nur daran, dass dort Möbel angeboten wurden! Vielleicht wusste Crista das nicht, vielleicht gefiel Frauen so etwas aber auch. Andererseits eigentlich nicht - zumindest kam Durus ein solches Geschenk irgendwie...unpassend vor. Und als Treffpunkt war es wohl kaum geeignet, denn Durus war seit Jahren nicht mehr Einkaufen gewesen (sogar sein Schneider kam zu ihm nach Hause).


    Plötzlich kam ihm, dass es fast so wirkte, als wolle die Sklavin ihn mit der jungen Caecilierin verkuppeln! Das war doch ziemlich gewagt von ihr - er war keine Zwanzig mehr!


    "Ich denke, ich kann schon selbst entscheiden, wann und wo ich mich treffen will. Ich habe dich nur nach einem Geschenk gefragt!"


    herrschte er sie an. Dann lehnte er sich wieder etwas zurück und seufzte.


    "Ein Blumenstrauß wäre wahrscheinlich das beste. Kannst du so etwas besorgen?"

  • Sie zuckte zusammen, als Durus so aufbrauste und schlug die Augen nieder, blickte auf den Brief. "Einen Blumenstrauß für die Dame..." flüsterte Crista und nickte. "Ja.. ich kann die Blumen besorgen. Inzwischen gehe ich so oft auf den Markt, da bin ich bei den Händlern inzwischen gut bekannt." erzählte sie noch und blickte nochmal auf die Schreibtafel. "War es das für den Brief oder kommen noch ein paar Zeilen dazu?!" Crista selbst schrieb den Brief und fragte sich kurz, ob Durus nicht selbst schreiben konnte. Aber dann wäre er ja kein anerkannter und angesehener Senator! Oder er war es inzwischen gewöhnt zu diktieren...

  • "Gut. Natürlich geht er noch ein wenig weiter!"


    sagte Durus und rappelte sich erneut etwas auf. Einen Augenblick musste er überlegen, was er bereits geschrieben hatte. Soweit er sich erinnerte, hatte er mit dem relativ guten Ende der Verletzung geendet.


    "'Zum Dank für Deine Hilfe bitte ich Dich, diesen Strauß mit Blumen anzunehmen. Es ist gut, dass es noch Menschen wie Dich gibt, die einander helfen.'"


    Das klang ziemlich pathetisch. Nunja, Durus liebte ja auch pathetische Worte!


    "'Ich hoffe, Dir auch eines Tages etwas Gutes tun zu können!


    Vale!' und dann unterschreibe ich noch selbst."


    Der Brief war nun doch etwas kurz, doch Durus wusste nicht mehr, was er weiter schreiben (lassen) sollte. Daher musste er wohl oder übel aufhören.

  • Gehorsam nahm sie die nächsten diktierten Worte auf dem papyrus auf und schrieb den gesamten Brief noch einmal ordentlich und ohne durchgestrichene Sätze sowie Fehler ab.


    Tiberius Durus Caeciliae Calenae s. d


    Ich danke dir für deinen Brief und deine Sorge um mich.


    Ich bin wohlbehalten zu Hause angekommen, habe aber offensichtlich ein wenig zu lange mit dem Kühlen gewartet. Ich hatte ein paar kleine blaue Flecken. Mir geht es allerdings bereits wieder gut. Dank der Kühlung habe ich kaum Schaden davongetragen.


    Zum Dank für Deine Hilfe bitte ich Dich, diesen Strauß mit Blumen anzunehmen. Es ist gut, dass es noch Menschen wie Dich gibt, die einander helfen.Ich hoffe, Dir auch eines Tages etwas Gutes tun zu können!


    Vale!


    Schliesslich erhob sich die Sklavin, um Durus die Utensilien für das Unterschreiben zu reichen. "Achja.. welche Art von Blumen sollen es sein.. ein einfacher bunter Herbstblumenstrauß oder mehrere Sonnenblumen auf einmal?" fragte Crista noch schnell, um ein bisschen mehr zu wissen. "Und ich brauche Münzen..."

  • Durus nahm den Brief und las ihn noch einmal durch. Er war tatsächlich ein wenig kurz, doch andererseits war er eben kein großer Briefeschreiber. Daher kommentierte er ihn mit einem Nicken und unterschrieb.

    Tiberius Durus Caeciliae Calenae s. d


    Ich danke dir für deinen Brief und deine Sorge um mich.


    Ich bin wohlbehalten zu Hause angekommen, habe aber offensichtlich ein wenig zu lange mit dem Kühlen gewartet. Ich hatte ein paar kleine blaue Flecken. Mir geht es allerdings bereits wieder gut. Dank der Kühlung habe ich kaum Schaden davongetragen.


    Zum Dank für Deine Hilfe bitte ich Dich, diesen Strauß mit Blumen anzunehmen. Es ist gut, dass es noch Menschen wie Dich gibt, die einander helfen.Ich hoffe, Dir auch eines Tages etwas Gutes tun zu können!


    Vale!


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    Auf die Frage nach den Blumen hin musste Durus überlegen - Herbstblumen? Was waren denn Herbstblumen?


    "Sieh einfach, was du bekommst. Ich weiß nicht so, was einer jungen Frau besser gefällt."


    antwortete er schließlich und ließ sich auf sein Bett zurückfallen. Nun hatte er diese komplizierte Aufgabe auch geschafft.


    "Du darfst dich entfernen."

  • So, sie sollte sich wohl selbst um die Münzen kümmern, um die Blumen für die Dame bezahlen zu können. "Sehr wohl.." brummte Crista, näherte sich Durus und nahm die Schreibutensilien mit, um sie wieder dahin zurückzulegen, wo sie sie hergenommen hatte.


    Die Tinte brachte sie auf eine Idee und sie lächelte vergnügt in sich hinein. Ja... so würde es gehen!! Sie füllte ein bisschen Tinte in ein kleineres Gefäß um, verschloß es mit einem Korken und marschierte zum Aufseher der Sklaven, um diesen ihren Auftrag zu erklären und die nötigen Münzen zu bekommen. Der Mann kümmerte sich und recht bald erhielt sie des Geldsäckchen, in dieses tat sie das Tintenfaß hinein und verliess die Villa Tiberia. Auf dem Markt fand sie die Blumenart die sie suchte und verhandelte mit dem Händler, der aber beharrte auf den zuletzt erwähnten Preis, sodass sie diesen bezahlte. Zuletzt bat sie den Händler um etwas Wasser, das zu der Tinte gemischt werden sollte. Crista überredete ihn mit einem besonders freundlichen Lächeln. Klar... es waren auch ganz besodnere Blumen und sollten auch ein ganz besonderes Begleitgeschenk zum Brief werden. Die restlichen Münzen gab sie für einen kleinen Sack Pistazien aus, die sie unterwegs verzehrte und die Kerne fallen liess, während die Blumenstengel dem Tinte-Wasser-Gemisch ausgesetzt waren.


    Post für die Dame

  • Jetzt waren es noch wenige Tage bis zu dem Gastmahl in der Villa Tiberia, zudem ihr Cousin Durus einige Gäste eingeladen hatte.
    Da war eine Sache, die Arvinia ihm noch unbedingt davor sagen musste. Sie wusste das Aurelier kommen würden, Corvinus und vielleicht auch sogar Manius Orestes. Ja .. Manius, genau um diesen ging es jetzt auch.
    Sie schritt am späten Nachmittag so eilig auf Durus Cubiculum zu, dass man hätte meinen können, das Gastmahl sei schon an diesem Abend.
    Demnach klopfte sie auch relativ hastig an seiner Türe.
    Ich hoffe seine Reaktion ist nicht zu schlimm .. ich würde es nicht ertragen können .. den Gedanken mich in einen Mann verliebt zu haben, den ich nicht lieben dürfte.. So änderte sich die Mimik in ihrem sonst immer freundlichen Gesicht von einer freudigen in eine verzweifelte.

  • Tiberius Durus' Zimmer war wie üblich um diese Zeit nicht bewohnt. Nur zwei Sklavinnen waren damit beschäftigt, das Bett ihres Herrn ein wenig aufzuschütteln und die Decken wieder ordentlich zu drapieren.


    Als es klopfte, öffnete eine von ihnen und blickte Arvinia überrascht an.


    "Dominus Tiberius ist nicht hier. Er ist...ich glaube, er besucht gerade einen Freund. Du solltest es später mal im Tablinium versuchen - oder zum Abendessen."


    erklärte sie, da sie richtig annahm, Arvinia suche den Bewohner des Zimmers.

  • Am nächsten Tag nach dem Convivum war Crista spurlos verschwunden.
    Als Arvinia aufgewacht war, war das Bett ihrer Sklavin leer und blieb es auch für die nächsten zwei Stunden, in denen die junge Tiberia sie hatte suchen lassen.
    Voller Verzweiflung und Angst, dass etwas schlimmes passiert sein könnte, klopfte sie an die Tür zu dem Cubiculum ihres Cousins. Sie hoffte, dass er schon auf war.


    Sie murmelte vor sich hin "Ich hoffe Iuvenalis hat nicht seine Finger im Spiel.." und dachte an den vergangen Abend, an dem der Alte betrunken war und ihr in einem scharfen Tonfall gedroht hatte.

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