Milo lachte laut auf.
"Aber gerne! Folgt mir!"
Er führte sie in das Atrium, wo der Werdegang des Hausherrn in einer protzigen Art und Weise wiedergegeben wurde.
"Seht euch ruhig um!"
Domvs Milonis
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Genau sahen die vigiles sich um, alles war sehr pompös, aber das spielte hier keine Rolle. Alles war sicher und es bestand keine Brandgefahr.
"Hier sieht alles sehr gut aus, lasst uns fortfahren Herr."
Sagt der Anfüher der vigiles.
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Milo zog eine Schnute.
"Wollt ihr nicht auf einen Wein hierbleiben? Ich habe einen wunderbaren Falerner im Hause!" -
"Nein Danke, unser optio hat es uns verboten im Dienst zu trinken, er meint das verneble unsere Sinne."
Antwortete der vigiles schnell.
"Wir werden dir bald die Lizenz für dein wunderschönes Heim bringen."
-
Milo zuckte mit den Schultern.
"Dann trink' ich ihn eben alleine! Amatus! Hol mir Wein!"
Die erste Hälfte hatte er zu den Vigiles gesprochen, die zweite in das Haus hinein gebrüllt.
Sofort eilte in Sklave herbei: Auf einem Tablett eine kleine Glasamphore mit Wein.
Er prostete den Vigiles zu
"Auf Euch! Kommt ruhig wieder vorbei!" -
Ein wenig hassten die vigiles Milo nun dafür, aber um Streit zu vermeiden beließen sie es dabei.
"Vale bene."
Bald würden sie wiederkommen um die Lizenz zu bringen.
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Durus kam nach Hause und ignorierte die Einladung des Sklaven zu einem weiteren Gastmahl Milos. Milo feierte ständig irgendetwas und Durus hatte noch viel zu erledigen. Eigentlich hatte er nur eine Sache zu erledigen: Ein Brief an Fabia.
So ging er eilig auf sein Zimmer, setzte sich an den Schreibtisch und holte Feder und Briefbogen hervor. Geschwind setzte er den Briefkopf auf. Dann saß er da. Er hatte kein Gedicht gefunden, das passte. Er holte Fabias Brief aus dem Sinus seiner Toga und legte ihn auf den Tisch.
Ad
Manius Tiberius Durus
Curia Miseni, MISENUMFabia Durum s.p.d.
Die Götter meinten es gut mit dir, als sie dich sicher nach Misenum geleiteten - das freut mich sehr. Noch mehr allerdings freut mich dein Schreiben, das mich heute erreichte. Auch ich vermisse solche Sonnenuntergänge, obgleich es mich doch wundert, dass dies das einzige zu sein scheint, das dem Magistratus Miseni im Gedächtnis geblieben ist, diesen Abend betreffend. Ich hoffe natürlich, mich zu irren, nicht zuletzt deines Briefes wegen.
Ovid war in der Tat ein kluger Mann, doch auch Gaius Sallustius Crispus war bewandert, was die Literatur angeht. War nicht einer seiner Äußerungen die folgende?
Tantummodo incepto opus est, cetera res expediet.
(Es bedarf nur eines Anfangs, dann erledigt sich das Übrige.)
Wie Recht er doch damit hatte!In Hoffnung, bald wieder Sonnenaufgänge mit dir erleben zu dürfen,
FabiaHm, ein Bezug? Irgendwie fühlte Durus sich an seine Zeit auf der Rhetorikschule in Alexandria erinnert. Dort hatten sie auch "Antwortreden" schreiben müssen. Allerdings hatte er dazu weniger Catull, sondern vielmehr Cato oder Cicero in der Bücherei verschlungen...
Er musste auf jeden Fall direkter werden als das letzte Mal. Scheinbar waren ihre Briefe sicher - sonst würde sie nicht so eine Offenheit fordern. Er stellte die Öllampe etwas näher zum Papier. Plötzlich begann er, einfach von der Seele zu schreiben. Er verwendete bewusst "Manius", um die Enge ihres Verhältnisses zu betonen, auch wenn es Fabia wahrscheinlich gar nicht auffiel...Ad
Helvetia Fabia
Casa Helvetia
Mons Esquilinus, ROMAManius Fabiam s.p.d.,
Sonnenuntergänge sind eigentlich bedeutungslos für mich. Es gibt nur einen Grund, warum man sie ansehen muss: Dich! Lieber würde ich noch einmal mit dir an der Seite durch die finsteren Gassen Roms spazieren und dabei überfallen werden, als mir allein das verschwinden des Sonnenrads anzusehen.
Ich werde wohl bald wieder nach Rom kommen und dann werde ich bei dir vorbeikommen. Ovid hat Recht - Man sollte anfangen, der Rest ergibt sich von selbst. Also fange ich einfach an:Plötzlich stockte er. So etwas konnte er doch nicht einfach schreiben! Das war doch...ungehörig! Sein Vater hätte ihn bestimmt zum Verwalter seiner Villa in Germanien gemacht, wenn er so etwas mitbekommen hätte. Man konnte doch nicht so unverschämt eine junge Dame anschreiben!
Unzufrieden sprang er auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lief im Kreis umher... -
IN NOMINE CURIA MISENI
BESTÄTIGE ICH DAS
DOMVS MILONISMIT WIRKUNG VOM
PRIDIE ID MAI DCCCLVI A.U.C. (14.5.2006/103 n.Chr.)
ALS
BRAND UND BAUSICHERPublius Vinicius Seneca
http:///images/sigs/itcmis-optiovigilum.png -
Durus hatte sich wieder hingesetzt und für eine entschärfte Version des ersten Briefes entschieden. So zerknüllte er das alte Schreiben und holte einen neuen Briefbogen hervor.
Ad
Helvetia Fabia
Casa Helvetia
Mons Esquilinus, ROMAManius Fabiam s.p.d.,
ich habe bei meinem letzten Brief tatsächlich einen wichtigen Punkt unterschlagen! Ohne dich wäre dieser Sonnenuntergang wohl vollkommen bedeutungslos für mich gewesen! Ich sehne mich bereits nach unserer nächsten Zusammenkunft, die vielleicht schon sehr bald sein wird! Nämlich sobald wieder eine Abstimmung in der Curia Italica stattfindet, komme ich nach Rom und besuche dich. Wann das ist, wirst du als Magistra Scriniorum wahrscheinlich eher wissen als ich!
Machen wir, dass Sallust Recht behält!In Erwartung des nächsten Treffens - ob Sonnenuntergang oder nicht
http://home.arcor.de/fleisch14/IR/siegel-MTD.gifBevor er sich weiter über die Formulierungen Gedanken machen konnte und am Ende alles wieder umwarf, gab Durus den Brief einem Sklaven zur Beförderung...
-
Durus betrat - wie er hoffte - zum letzten Male das Haus des Milo. Er ging zum Triclinium, wo er den fetten Freigelassenen auch prompt fand.
"Salve, Milo! Ich wollte mich von dir verabschieden. Ich bin zum Advocatus Imperialis in Rom ernannt worden!"
Milo ließ die Hühnchenkeule, die er gerade verspeisen wollte, sinken und sah ihn erstaunt an.
"Advocatus Imperialis? Das ist eine Überraschung! Darauf sollten wir trinken!"
Durus wollte alles lieber tun, als noch länger hier bleiben, deshalb antwortete er
"Tut mir leid, aber mein Schiff sticht jeden Moment in See. Ich wollte mich nur verabschieden und noch ein paar Sachen holen!"
"Na wenn du's so eilig hast, trink' ich eben alleine!" antwortete Milo und nahm einen tiefen Schluck aus seinem goldenen, überdimensionalen Pokal.
"Du kannst gehen. Ich schick' dir 'nen Packsklaven mit!"
Mit einer Handbewegung, mit der man Sklaven wegschickte, wandte sich der Hausherr an seinen Leibsklaven, der das Nötige in die Wege leitete, um die Wünsche seines Herrn zu erfüllen.
Durus sagte "Vale!", machte kehrt und ging hinaus in Richtung Hafen...
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