Atrium - Totenbahre des Marcellus

  • Die Porta öffnete sich. Centurio Corus gab Strabo einen Wink mit dem Kopf, damit der wußte, daß es losging. Gemeinsam wuchteten sie den Tribun hoch. So schonend wie es bei dem Gewicht möglich war, hielt Corus den Mann fest. Er war froh, als er ihn auf die Bahre legen konnte.

  • Hungi, der sich nicht nehmen ließ, dabei selber zuzusehen, beobachtete die Vigiles dabei. Als der Leichnam seines Bruders auf der Bahre lag, sprach er leise zu den beiden Offizieren:


    Ich danke für eure Mühen. Hier, nehmt das. Bitte lehnt nicht ab, sondern trinkt mit euren Männern auf meinen Bruder und ehrt sein Andenken.


    Er hielt beiden je einen kleinen Beutel hin.

  • Endlich war es geschafft. Der letzte Gang stand an und wir wuchteten den Leichnam hoch. Schließlich legten wir ihn behutsam auf die Bahre und standen vor Hungaricus. Ernst die beiden Beutel betrachtend salutierte ich vor ihm. Schweigend wartete ich ab und wagte nicht, den Beutel vor Corus zu nehmen.

  • Auf ihrem Weg zur Casa Vinicia hat Livia noch ein schwieriges Gespräch mit dem schüchternen Ursus geführt. Nach und nach hat sie aus ihm jedoch herausbekommen, dass soweit alles entsprechend der Traditionen verlaufen ist. Hungaricus als nächster Verwandter hat dem Verstorbenen Augen und Mund geschlossen. Auch die conclamation ist angemessen durchgeführt worden. Sobald die beiden die Porta der Casa Vinicia erreicht haben, ist Ursus schneller verschwunden, als sie ihm weitere Aufträge geben konnte. So begibt Livia sich allein in das Atrium, um die Aufbahrung zu überprüfen.


    Sie trifft auf ihren Verlobten und zwei ihr unbekannte Vigiles. Diese grüßt sie nur mit einem kurzen Nicken und begibt sich sogleich zur Bahre mit dem Leichnam. Dieser ist mittlerweile gewaschen und gesalbt worden und trägt eine neue Toga. Nachdenklich betrachtet Livia das bleiche Gesicht ihres vergangenen Schwagers. Es macht einen friedvollen Eindruck auf sie, als würde er nur schlafen. Ursus hat in Vertretung des libitinarius offensichtlich gute Arbeit geleistet. Vom Vorhandensein der obligatorischen Münze geht Livia aus, nimmt sich jedoch vor, ihn anschließend noch einmal genauer danach zu befragen. Der lectus funebris, das Paradebett auf dem der Verstorbene nun zur öffentlichen Schau für drei bis sieben Tage aufgebahrt sein würde, scheint ihr von akzeptabler Sorte. Allein die Abwesenheit der Klageweiber ruft kritisches Stirnrunzeln bei Livia hervor. Ihr Sklave ist zum Glück inzwischen mit entsprechenden Anweisungen unterwegs, so dass das Eintreffen derjenigen allein noch eine Frage der Zeit sein dürfte. Auch die noch fehlenden immergrünen Zweige wird er mitbringen und an der Tür des Hauses befestigen.


    Livia verbringt noch einige nachdenkliche Momente am Leichnam des Verstorbenen. Sie spürt großes Bedauern, dass er schon so jung die Welt der Lebenden verlassen musste. Anschließend wendet sie sich wieder ab und gesellt sich zu Hungaricus, der noch mit den beiden Vigiles spricht. Mit fragendem Gesichtsausdruck sieht sie ihn von der Seite an, wartet jedoch bis er sein Gespräch beendet hat.

  • Centurio Corus zögert zunächst. Strabo und er waren zum Transport des Tribuns abkommandiert worden. Die Ausführung war im Rahmen ihres Dienstes gewesen und bedurfte keiner Bezahlung. Gleichzeitig schwand durch diese Geste die Abwehrhaltung des Centurio Corus gegenüber dem Toten. Daher nahm er letztlich doch den Beutel. Er stellte einen erheblichen Inhalt fest.


    "Danke. Dem Tribun eine gute Überfahrt und der Familie eine ruhige Trauerzeit."


    Er nickte der anwesenden Frau zu und forderte Optio Strabe durch einen Blick auf, ihm zu folgen. Zusammen traten sie den Rückweg zur Kaserne an.

  • Nun trat auch ich zum Leichnam meines Bruders. Hungi und Livia nickte ich ur kurz zu und versank dann in Gedanken an Marcellus.


    Er war immer schon ein Eigenprödler, hatte immer seinen eigenen Kopf und man wusste nie wirklich, was er so dachte oder von bestimmten Dingen hielt.
    Aber dass er sich selbst umbrachte, passte so gar nicht in das Bild, welches ich von meinem Bruder hatte....

  • Hungi nickte und verabschiedete sich von den beiden Vigiles, bevor er sich seiner Verlobten zuwandte. Er senkte seine Stimme, um Lucianus nicht in seiner Trauer zu stören.


    Ich danke dir, daß du so schnell gekommen bist, Livia. Sowohl Lucianus und ich haben beide noch nie ein Begräbnis ausgerichtet. Er fuhr sich mit einer entschuldigenden Miene durch seine Haare. Ich hatte gehofft, du könntest uns dabei unter die Arme greifen.

  • "Selbstverständlich."


    Livia nickt leicht und legt ihrem Verlobten tröstend die Hand auf den Arm. Sie versucht ein beruhigendes Lächeln und antwortet mit ebenfalls gedämpfter Stimme.


    "Meine Sklaven kümmern sich bereits um die noch notwendigen Vorbereitungen. Ich habe alles im Griff. Wie geht es dir? Kann ich sonst noch etwas für dich oder deinen Bruder tun?"


    Ihr fällt auf, dass sie garnicht weiß, ob seine Eltern noch leben. Die Frage danach lässt Livia jedoch in diesem Moment lieber aus.

  • Ich nahm schweigend den Beutel entgegen und salutierte ein letztes Mal vor Hungaricus. Dann drehte ich mich zackig zu Marcellus um und gedachte seiner schweigend. Schließlich nickte ich Corus zu und wir verließen die Casa.

  • Zitat

    Original von Tiberia Livia
    "Meine Sklaven kümmern sich bereits um die noch notwendigen Vorbereitungen. Ich habe alles im Griff. Wie geht es dir? Kann ich sonst noch etwas für dich oder deinen Bruder tun?"


    Och es geht so. Naja, das war Understatement pur, aber das gab er sicher nicht zu. Wenn du uns beiden hilfst, tust du schon mehr, als ich wirklich von dir verlangen kann. Ich danke dir.

  • Livia nickt ernst. Dass es nicht einfach ist, einem nach außen hin so großen und starken Mann zu helfen, das hat sie schon früh bei der Beobachtung ihrer Eltern gelernt. Ein direktes Angebot nehmen sie nur selten an. So beschließt sie auch weiterhin die Initiative bei sich zu behalten.


    "Das beruhigt mich. Ich werde Ursus nun anweisen, dir ein Bad herrichten zu lassen. Sobald du hier fertig bist, kannst du dich dort ein wenig entspannen. Außerdem wird er dir anschließend eine warme Mahlzeit bereiten und eine Amphore Wein öffnen. Wenn du möchtest, dann werde ich dir dabei gerne Gesellschaft leisten. Falls du jedoch lieber allein bist, begebe ich mich in die Villa Tiberia zurück, sobald die notwendigen Vorkehrungen hier im Hause getroffen sind."


    Ruhig wartet sie seine Entscheidung ab.

  • Hungi war ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits wollte er nicht wirklich alleine sein, andererseits würde er heute keinen sehr guten Gesprächspartner abgeben.


    Nein, keinen Wein... murmelte er und hatte damit wohl schon seine Entscheidung getroffen.

  • Ich hatte nun genug über Marcellus nachgedacht und für mich war die Verabscheidung erledigt..... zuwenig Zeit hatten wir miteinander verbracht, doch das liess sich nun nicht mehr ändern....


    Ich stand auf, warf noch einen letzten Blick und einen letzten Gedanken auf meinen Bruder und verliess dann diesen Ort....

  • Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Hungi war ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits wollte er nicht wirklich alleine sein, andererseits würde er heute keinen sehr guten Gesprächspartner abgeben.


    Nein, keinen Wein... murmelte er und hatte damit wohl schon seine Entscheidung getroffen.


    "Dann werde ich dir bei deinem Becher Wasser Gesellschaft leisten." legt Livia mit ruhiger Stimme fest.


    Sie blickt sich kurz um und sieht, dass Lucianus mittlerweile verschwunden ist. Dann wendet sie sich noch einmal an Hungaricus.


    "Nun werde ich dich noch eine Weile allein lassen und mich um das Bad und die anderen Dinge kümmern. Ursus wird dir Bescheid geben, sobald alles fertig ist."


    Livia nimmt noch einmal kurz seine Hand und drückt diese tröstend. Dann lässt sie ihn los und geht leise aus dem Atrium heraus in Richtung der Küche.


    Sie befiehlt Ursus das Vorbereiten des Bads und der anschließenden Mahlzeit. Dann begibt sie sich in das Vestibulum, wo bereits einer ihrer Sklaven ungeduldig auf sie wartet. Außerhalb Hörweite des Atriums führen sie ein kurzes Gespräch. Zufrieden stellt Livia fest, dass der Libitinarius bestellt ist und auch die Klageweiber bereits auf dem Weg sind. Das Anbringen der immergrünen Zweige überwacht sie noch persönlich. Die weiteren Anweisungen bereiten eine mögliche Übernachtung Livias in der Casa Vinicia vor, oder aber eine Heimkehr in die Villa Tiberia zu später Stunde. Nachdem all dies erledigt ist, holt sie sich eine interessante Schriftrolle aus Hungaricus Bibliothek und begibt sich damit in das Triclinium, um dort auf ihn zu warten.

  • Hungi nickte nur und stellte sich dann zur Bahre. Er dachte nach... über ihre gemeinsame Kindheit, seine Ankunft in Roma, ihre gemeinsame Zeit bei den Prätorianern. Der Hundling hätte hoch aufsteigen können, aber nein, er war sprunghaft schlimmer als ein Sack Flöhe. Schon alleine dafür hätte Hungi ihn windelweich prügeln können. Und für dieses Herzversagen. Kurz sprach er ein Gebet zu den Göttern, dann wandte er sich ab. Ursus hatte ihm tatsächlich schon das Bad fertigbereitet, so badete er sich und versuchte sich zu entspannen, allein letzteres wollte ihm nicht so sehr gelingen. Eine frische Tunika an und so ging er ins Triclinium.

  • Am Tag der Bestattung versammeln sich die Freunde und Verwandten des Toten im Atrium der Casa Vinicia. Livia steht ein wenig abseits, beobachtet die Gäste und die Sklaven und kümmert sich darum, dass alles seinen ordnungsgemäßen Gang geht.


    Die Klageweiber haben die vergangenen Tage an der Bahre gewacht und den Toten beklagt und gepriesen. Flötenspiel und der Klang einer Lyra haben sie dabei begleitet. Heute wurde der Leichnam auf eine Trage gelegt und noch ein letztes Mal durch den Libitinarius sorgfältig hergerichtet. Die Leichenträger sind eingetroffen und warten auf den Beginn des Trauerzugs. Auch eine Gruppe von Musikern ist erschienen, um die pompa funebris feierlich zu begleiten. Sobald alle Gäste versammelt sind, wird man gemeinsam zur Begräbnisstätte außerhalb der Stadt ziehen.

  • Als alle Trauergäste eingetroffen sind, treten die bestellten Vispillones zur Lectus Funebris und heben den aufgebahrten Leichnam auf eine Bahre. Diese heben sie vorsichtig empor und setzen sich damit an die Spitze des Trauerzuges aus der Casa Vinicia hinaus. Gemessenen Schrittes folgen auch die Freunde und Verwandten des Toten und gehen so gemeinsam durch die Straßen der Stadt zum Bestattungsort außerhalb der Stadtmauern.


    Livia, die sich bislang eher abseits gehalten hat, gesellt sich nun zu ihrem Verlobten und begleitet ihn in angemessenem Abstand. Stets behält sie dabei das Personal des Libitinarius im Auge und überwacht den ordnungsgemäßen Ablauf der Bestattung.

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