cubiculum | Titus Aurelius Cicero

  • In diesen Raum ziehe ich mich zurück, wenn ich in Ruhe nachdenken will. Er ist karg in der Einrichtung, lediglich ein Tisch und zwei bequeme Stühle stehen in ihm. An der Wand habe ich mir Regale anbringen lassen, auf denen meine umfangreiche Bibliothek verwahrt ist. Dieser Raum ist mein heiligtum und Rückzugsort. Und wann immer ich mich in ihm befinde, so steht mein treuer Aristos mit grimmigen Augen vor der Tür, damit ich ja nicht gestört werde. Nur wenigen gestatte ich den Eintritt in diesen Raum.

  • Ich ordnete gerade mit Aristos einige meiner Dokumente, als es klopfte.


    "Ah, das wird mein Bruder sein. Aristos, lass uns bitte alleine. Den Rest werden wir dann später bearbeiten."


    Aristos öffnete die Tür, damit Eugenius eintreten konnte. Danach würde er sich dann wie üblich in den Flur stellen.

  • Und so geschah es dann auch. Eugenius grüßte mit dem altrömischen Gruß "Ave...", verzichtete aber auf die Förmlichkeit zur Untermauerung seines Heilwunsches, nämlich seinen Arm zu erheben. Er war hier bei seinem Bruder und dieser wusste ganz genau wie sehr der Heilwunsch von Herzen kam.


    "...Bruder." nach dem Ave-Gruß folgte eine kurze Umarmung die nun die Begrüßung abschloss. "Wir haben uns viel zu erzählen, leider kamen wir in den vergangenen Tagen seit Deiner Rückkehr noch nicht zu einem längeren Gespräch." Sagte Eugenius ihm von Aug zu Aug und erst mal auf Ciceros Erwiderung abwartend.

  • Ich grüßte meinen guten alten Bruder Eugenius auf das Herzlichste. Es war gut, ihn endlich wieder einmal zu sehen, und ich musterte ihn ganz genau. Er sah natürlich ein wenig älter aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Doch aus seinen Augen leuchtete noch immer die unbändige Energie. Auch schien er einwenig zugelegt zu haben, doch das betonte ich geflissentlich nicht.


    "Setze Dich mein lieber Eugenius und lass uns reden. Ich habe Zeit und die große Sehnsucht, endlich wieder mit Dir eines unserer Gespräche zu führen, ebenso wie früher."

  • Nach dem es sich Eugenius auf einem der bequemen Stühle gemütlich gemacht und seinen Gehstock beiseite gestellt hatte, meinte er erfreut, sichtlich durch ein leichtes, ehrliches Lächeln, zu seinem Bruder gewandt. "Cicero, sagt, wie ist es dir auf Reisen ergangen? Mit welchen Völkern hast du Bekanntschaft gemacht und welche Länder konntest du sehen?"


    Vielleicht konnte man sich miteinander abstimmen und relevante Informationen austauschen, dachte Eugenius. Aber vor allem interessierte ihn natürlich der Verbleib und die Gesundheit seines Bruders.


    Cicero war ebenfalls etwas gealtert. Eugenius meinte mehr graue Haare und auch Falten im Gesichte seines Bruders erkennen zu können, als er dieses kurz musterte.


    In den Tiefen der Augen des ältesten Sohnes ihres Vaters, konnte man das Funkeln der Vorfreude auf den Bericht Ciceros erkennen.

  • In Erinnerungen schwelgend, lehnte ich mich zurück.


    "Meine Reise führte mich um die ganze Welt. Von Griechenland bis ins ferne Land der Parther, dann folgte ich der Spur des Alexander bis zu den hohen verschneiten Bergen und kam über Judaea nach Ägypten, reiste nach Hispania, über die Alpen und erreichte nach über sechs langen Jahren wieder heimischen Boden.


    Ich habe besonders in Griechenland mit Freude verweilt und dort die Rhetorik studiert. Wohlwar, ich habe nie Deine Brillanz besessen und werde sie auch nicht erreichen in diesem Leben. Doch dachte ich oft an Dich, als ich den Vorträgen lauschte.


    Deine jüngsten Reden haben Dich in Rom als einen streitbaren und klugen Kopf bekannt gemacht. Doch warst auch Du lange fort, nicht?"


    Bevor wir uns in tiefgründige Details und Pläne vertieften, würden wir erst einmal die Pheripherie abklopfen.

  • "In der Tat." Erwiderte Eugenius, vor dessen Augen sich die Erinnerungen abspulten. Er entschied zuerst auf die letzte Frage seines Bruders einzugehen.


    "Es sind 15 Jahre vergangen, eine kleine Ewigkeit, in der ich das Reich von West nach Ost und von Ost nach Süd, schließlich gen Norden der Länge nach bereiste. Vieles habe ich gesehen, vieles gehört und meinen Erfahrungsschatz erweitert. Verlassen von unseren festen Straßen und Bauwerken habe ich die Reichsgrenzen passiert.


    Jahre lang hielt ich mich unter anderem in den Königreichen des Hohen Nordens auf. Weit fort von jeglichem Glanz und Lichte Roms. Dort wo auch schon Herkules und Odysseus gewesen sein sollen. Länder, weit über Magna Germania, über die See hinaus.

    Ein Zauber liegt auf den dichten, dunklen Wäldern des Hohen Nordens, fern von Rom, so erzählen es sich auch unsere, vom Hohen Norden aus gesehen südlich, in Germania Inferior, mehr noch in Superior stationierten Legionäre, als ich dortiges Territorium entlang des Limes durchquerte. Wälder, an denen Tausende Jahre vorbeigegangen sein müssen. Es waren dunkele und kalte Gegenden die keinen Ehrenplatz in meinen Erinnerungen haben. Wer weiß ob die Legionen bei solch abergläubischen Dünkel jemals Magna Germania erobern werden.


    Doch genug von diesen dunklen Barbarenländern und Märchen."


    Eugenius legte eine Pause ein und rief den Sklaven von Cicero. "Bringt Vinum" mit trockener Kehle wollte der alte Aurelier nicht fortfahren.

  • Nach einem Schluck aus dem mit Wein gefüllten Trinkbecher fuhr Eugenius fort.


    Griechenland, Hellas. Ja, Du schmeichelst mir, doch das Wichtigste über Rhetorik kann nicht an hohen Schulen erlernt werden, denn die Leidenschaft kommt immer vom Herzen selbst. Nun, Griechen, wie ich auf der Rostra kürzlich wieder einmal feststellte, verfallen sie all zu leicht in unsinnige Diskurse die ins Abstrakte abgleiten. Der Hellenische Geist ist erloschen. So gesehen habe ich aber noch nie Wert auf das Wort eines Peregrinus gelegt. Wo wir gerade beim Thema sind: Ist Deine Ansicht über fremde Einflüsse in Rom beim Alten geblieben?


    Sim-Off:

    Edit: Tippfehler ausgemerzt 8o

  • Voller Begeisterung vernahm ich den Reisebericht meines lieben Bruders. Sein Excurs stand dem meinen in nichts nach. Im Gegenteil, so weit wie Eugenius, wagte ich mich, zumal im Winter nicht nach Germania vor. Beeindruckt schaute ich ihn an.


    "So hast Du also auch den weißen Fluss hoch oben im Norden gesehen? Und auch den Tumulus, den unsere Vorväter bauten, um die Gebeine von Varus' Männern zu ehren? "


    Auf meiner Reise bin ich klüger geworden, und schlauer. Doch ob ich auch weiser wurde, das wird die Zeit mich lehren. Nach wie vor halte ich an meinen Grundsätzen fest. Ein jeder an seinem ihm gebührenden Platz.


    Kurz vor meiner Ankunft hieltest Du eine Rede, die Tumulte auslöste, so sagte man mir. Erzähle, was hat sich dort zugetragen? Worüber sprachst Du? Und vor wem?"


    Ich nahm einen Schluck und prostete ihm zu.

  • Eugenius schaute seinen Bruder eine Weile mit versteinerndem Blicke an, nahm die Worte auf und einen Schluck vom Wein später sagte er:


    "Ich habe unendlich vieles gesehen, zu vieles, was von Leid zeugt, aber auch von Liebe der Götter. An jedem Tag, zur jeden vollen Stunde, schenke ich Rom und seinen Größen meine Gedanken. Ich ehre immer zu unsere Größen, mein lieber Bruder. Die noch Lebenden schließe ich in meine täglichen, Abendgebtete ein. So auch Sophus und Antonitus. Und wo Du gerade Varus erwähnst, lass mich einige Zitate in Erinnerung rufen ..."


    Das Fotographische Gedächtnis von Eurelius war vielleicht seine größte Waffe. So zitierte er "Cassius Dio Cocceianus meinte zur Varusschlacht folgendes: "Denn das Gebirge war voller Schluchten und Unebenheiten, und die Bäume standen so dicht und waren so übergroß, dass die Römer auch schon ehe die Feinde über sie herfielen, sich, wo nötig, abmühten, die Bäume zu fällen, Wege zu bahnen und Dämme zu bauen."

    "Und wenn dazu noch Regen und Sturm kam, zerstreuten sie sich noch weiter. Der Boden aber, schlüpfrig geworden um die Wurzeln und Baumstümpfe, machte sie ganz unsicher beim Gehen, und die Kronen der Bäume, abgebrochen und herabgestürzt, brachte sie in Verwirrung."


    "... umstellten die Germanen sie plötzlich von überall her gleichzeitig durch das Dickicht hindurch, da sie ja die Pfade kannten, und zwar schossen sie zuerst von fern, dann aber als sich keiner wehrte, doch viele verwundet wurden, gingen sie auf sie los."


    " Es war unmöglich, 1. in irgendeiner Ordnung zu marschieren ..., 2. konnten sie sich auch nur schwer zusammenscharen, und waren Schar für Schar immer weniger als die Angreifer, ...


    "Daher schlossen sie die Römer mühelos ein und machten sie nieder, so dass Varus und die Angesehensten aus Furcht, gefangen genommen oder getötet zu werden - denn verwundet waren sie schon - sich zu einer furchtbaren, aber notwendigen Tat entschlossen. Sie töteten sich selbst."


    "Als dies bekannt wurde, wehrte sich auch keiner mehr, auch wenn er noch kräftig war, sondern die einen taten es ihrem Anführer nach, die anderen warfen die Waffen weg und überließen sich dem, der sie töten wollte. Denn fliehen konnte keiner, wenn er es auch noch so gerne wollte."


    Natürlich war Eugenius auch erfreut darüber das sein Bruder ein 'Hardliner' war.


    "Die Rostra, ja. Ich prangerte die Dekadenz an, welche Rom lähmt.


    Nun, der noch amtierende Consul hatte in diesem Diskurs abscheuliche, Rom und die Götter verleugnende Worte geäußert, vor aller Öffentlichkeit!


    In einer anderen Rede, die viel Aufmerksamkeit genoss, prangerte ich den widerwärtigen Christus Kult an. Man darf ihm keinen Nährboden überlassen."

  • Das war der Bruder, den ich kannte. Und ich nickte leicht. Die Schlacht des Varus hatte mich schon als Kind berührt, zeugte sie doch von Verrat und Intrige. Den Geschichten um Varus verdankte ich sicherlich meine geradlinige Einstellung gegen Lüge und Untreue.


    "In Judaea sah und sprach ich Christen, nun solange sie nicht uns ihren Glauben aufzwingen wollen, so sollen sie ihren Götzen huldigen. Doch erblickte ich kürzlich in Mantua schon eines ihrer Zeichen. Die Ermittlungen laufen, und ich werde mit ganzer Härte durchgreifen.


    Ich höre mit Freude, daß Du der Rhetorik wie eh und je nachgehst. Vielleicht werden wir in naher Zukunft die Gelegenheit haben, dieses noch des öfteren zu tun. Denn auch ich bin min so manchem nicht einverstanden. Anderes muss korrigiert und umgelenkt werden.


    Ich werde mich in Bälde nach Mantua begeben. Ich würde mich sehr freuen, wenn auch Du dort zugegen sein würdest. ich plane so manches gute Ding, und alleine ist man stets schwach."


    Mit fragendem Blick schaute ich meinen streitbaren, großen Bruder an.

  • "Innerhalb des Imperium Romanum gibt es keinen Platz für Götzenanbeter, mein lieber Bruder. Judaea, Arabia sowie Syria sind Territorium des Imperiums; Ich war selbst in diesen Provinzen anwesend und traf dieses Gesindel wie Du an. Dort habe ich widerwärtige Werke und Schriften von Christen wie auch Juden zusammentragen lassen und studierte sie aufs Ausführlichste. Das Christliche ähnelt stark dem Inhalt im Talmund und der Thora der Juden, mit ihrem Götzen Jawhe. Hebräisches Gesindel! Bah! Es müssen wohl noch 50 Jahre an diesen Provinzen vorbeiziehen bis die nächste Generation dort mit unseren Göttern alleine groß wird.


    Die Vertiefung und nähere Befassung in diese verdammte Literatur war eine Qual, Bruder.

    Mit Christen ist es wie mit einer Seuche: Sie muss eingedämmt und ausgemerzt werden, sonst sind wir Römer es, die später einmal von den Eroberern zu den Eroberten degradiert werden, weil wir in Gegenwart der Gefahr durch fremde Kulte im Reiche mit Gleichgültigkeit begegneten.


    Doch wir Aurelier werden dem nicht nachgeben, nicht wahr? Wer nicht unseren Götterglauben als den seinen annimmt, welcher mit das wichtigste Fundament Roms ist, wird entlang der Via Appia am Kreuze sein Ende finden."


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    Eugenius dachte mit einem Blick ins Leere an die 195 Kilometer lange, bis Capua reichende Straße... Seinen Blick wieder auf seinen jüngeren Bruder richtend schaute er diesen wieder gefasst an.


    "Nun ja, vieles bedarf nur einfach der Hand vom Schlage eines Magistratus Aurelius Cicero, nicht wahr?"


    Eugenius hörte schon vom Fleiß und Eifer seines Bruders der das Aufbauwerk Mantua in Angriff genommen hatte.


    "Wozu aber wäre ich in Mantua schon vom Nutzen? Ich werde dort hin gehen wo ich einen mir angemessenen, sinnvollen Posten für das Aufbauwerk und Höhere Wohl am Imperium Romanum erhalte. Gerne würde ich natürlich bei der Familie weilen, doch verlangt es mein Ehrgefühl und mein Stolz von mir Rom noch selbst über die Familie zu stellen. Ich halte die Ideale unserer römischen Vorfahren, der Ahnenreihe von Beginn an, in Ehren! Um so mehr, denn ich bin bereit das Opfer meines Lebens für die Götter und Rom darzubieten auf das die nächsten römischen Generationen Vorbilder von altrömischer Kraft und Stärke erhalten - Es muss mit Beispiel vorranggegangen werden damit das Reich erblüht. Damit unsere Nachkommenden das Wort Rom nur in den Mund nehmen in Verbindung mit Respekt, Ehre, Stolz."


    Eugenius hatte sich nicht nur dem Konservativen verschieben, dem Erhalt von Traditionen, Kultus und Ritus an die Götter, sowie die römische Lebensart, die Sitten, Anstand, sondern war zu dem auch Idealist. Er träumte von dem idealen Staate Rom. Inspiriert waren seine Träume unter anderem von Platos Werk 'Politeia'.

  • "Ich beabsichtige, in Mantua eine neue kulturelle Einrichtung zu schaffen.


    Das Theatri Luculli Mantuana. Dort wird gespeist und diskutiert werden. Ich gedenke, dort Lesungen und Seminare zu veranstalten. Auch sollen dort rhetorisch geschulte Männer sich zu Disputen einfinden, um sich im gezielten Schlagabtausch zu messen. So können Bürger sich in der Kunst der Schlagfertigkeit üben. Ich habe ja gehofft, auch Du würdest dort vielleicht einmal einen Vortrag über die Kunst des Redens führen wollen."


    Ich lächelte meinen älteren Bruder an.

  • "Gewiss. Sicherlich werde ich nach Einrichtung eines solchen Ortes die Zeit dafür finden; schließlich liegt Mantua nicht am Ende der Welt. Doch in Rom verbleibt mein Wohnsitz, denn ich plane nach wie vor im Zentrum des Reiches zu walten. Den CH zu bestreiten ist von Nöten auf dem Weg zu meiner Zielsetzung. Der Senat.


    Wirke Du in Mantua weiterhin zum Wohle des Imperiums, ich werde unsere Interessen in Rom wahren."


    Eugenius nickte zu seinem Bruder zu, auf dessen Lippen sich ein Lächeln manifestiere.


    "Sag, wann wird mit diesem Bauvorhaben begonnen?"

  • "Ich bin schon dabei. Die Gebäude werden weitesgehend erhalten bleiben. Jedenfalls die Mauern werden es überstehen."


    Mit einem Schmunzeln auf den Lippen merkte ich dann noch an.


    "Mein größtes 'Problem' ist derzeit unsere Nichte. Sie wünschte sich kürzlich ein Hündchen. Nun, Du kennst ihren Geschmack. DAS wird wirklich eine Herausforderung sein.


    ioch erzähle Du mir nun, was genau wirst Du in Rom tun wollen? Vielleicht kann ja auch ich Dich unterstützen."

  • Sim-Off:

    Sorry, war wegen Krankheit kaum online und hab das hier (fast) vergessen :(:)


    "Ein Hündchen also? Deandra braucht offensichtlich mehr Zuwendungen." Eugenius Mund umspielte ein amüsiertes Schmunzeln. "Aber das wundert mich im Grunde nicht mal. Sie hat keinen Mann an ihrer Seite und ist im Herzen noch immer irgendwo das kleine Kind geblieben, welches vor vielen Jahren meinen Erzählungen aus der Ferne lauschte." Einen Moment abgelenkt und in Gedanken versunken, wechselte Eugenius aber nun das Thema und kam auf Rom zu sprechen. "Nun, was Rom betrifft, so bin ich noch immer auf der Suche nach einer Standesgerechten Anstellung. Aber das soll euch nicht kümmern, mein Bruder." Der Ältere der Brüder urteilte das dies als Antwort ausreichend war. Eugenius kam sich etwas wehleidig vor und zog es vor zu schweigen. Der stolze Aurelier wollte keine weiteren Ausführungen dazu machen.

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